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Außenseiter? Innenseiter!

Was ich bei uns mal so mithörte in den Gesprächen, hat mich schon verwundert.

Seltsam, seltsam.

Herrli berichtete Frauli, dass mal über mich gesprochen wurde – nicht zu Hause.

Da hat ihn doch glatt jemand gefragt: „Was hat er denn gelernt bis jetzt? Nichts hat er gelernt!“

Ich war schon verblüfft über so viel Unverständnis, und Frauli war entsetzt. Nun gut, ich habe nicht gelernt Männchen zu machen, Pfötchen zu geben und zu allem keine Meinung zu sagen, wie das ja wohl viele Zweibeiner lernen.

Aber ich habe bei meinen beiden gelernt, dass ich Vertrauen haben kann.

Ich habe erfahren, dass ich geliebt werde – ohne wenn und aber!

Ich kann endlich vertrauen, darauf vertrauen, dass ich nie geschlagen oder getreten werde, wenn ich etwas sage.

Und wer schon mal 20 Schrotkugeln im Kopf hatte, der sagt lieber früher als zu spät etwas.

Ihr meint, wir könnten nichts sagen? Na klar reden auch wir Vierbeiner.

Ihr müsst nur zuhören, denn unsere Sprache ist anders und sehr unmissverständlich.

Nun gut, zugegeben … ich habe eine sehr kräftige Stimme. Dadurch mag sich schon mal jemand irritiert fühlen.

Doch rede ich ja nicht den ganzen Tag ununterbrochen.

Meistens mache ich es mir gemütlich, oder ich marschiere still durch unser Zuhause.

Genau betrachtet brauche ich ja hundsgemäß sowieso meine mindestens 16 Stunden Schlaf am Tag.

Und wenn ich dann wach bin, sondiere ich immer gerne die Lage mit Nase und Ohren. Ich bin immer ganz Ohr. Also kann ich auch nicht einmal ein schlimmer Störenfried sein. Zweibeiner reden wohl erheblich mehr als ich, und ich hoffe nur, dass ihr Reden auch Sinn macht.

Jedenfalls bin ich immer ganz eindeutig und aufrichtig in meinen Äußerungen.

Ich kann gar nicht lügen oder mich verstellen in höflichem Geplänkel.

So hängen die Aussagen wenigstens klar in der Luft.

Jaja, schon – ich belle ja schließlich nicht auf den Tisch, müsst ihr verstehen.

Was ich wohl noch gelernt habe?

Ach – sooo viel! Zu Hause finde ich mich blind zurecht.

Haha, ich bin ja blind! Ich will sagen: Ich weiß im Detail Bescheid, wo welche Dinge stehen und wie sie riechen.

Ein Spezialgebiet von mir ist übrigens mittlerweile die Küche, denn dort stehen unsere Näpfe, und vor allem sind dort auch alle die Köstlichkeiten für uns gelagert.

Die kommen ja immer im Pax-und-Kari-Paket und ich passe genau auf, wohin meine Große sie dann stellt oder legt.

Früher, damals in meinem anderen Leben, gab es halt ein Fressi gegen den Hunger, aber nun wird die Mahlzeit immer zu einem Fest für uns!

Gelernt habe ich auch, Treppen zu laufen wie ein Weltmeister (das habe ich ja schon an anderer Stelle erzählt).

Das ist nicht so selbstverständlich, denn im Tierheim gab es ja keine Stufen. Das können sich vielleicht gar nicht alle vorstellen, die in einem behüteten Zuhause aufgewachsen sind.

Und auch auf der Straße kann ich ruhig laufen, denn Herrli oder Frauli sagen mir ja immer Bescheid, wo wir gehen können oder wo ich aufpassen muss.

Wenn einer von beiden mal sagt „Nein, nein! Da gehen wir nicht lang!“, dann kann ich darauf vertrauen. Nur Begegnungen mit fremden Hunden oder Menschen machen mir fast immer Angst.

Ach ja, und ich habe auch gelernt, was andere schon als Kinder lernen dürfen, aber ich offensichtlich nie tun durfte: Spielen!!! Am Anfang war ich da sehr zurückhaltend und skeptisch, die Spielsachen zu berühren – ich wollte bloß nichts falsch machen. Aber nach mehrfachen Ermutigungen habe ich es dann doch gewagt. Huiii – das war ja lustig!

Es war wie ein Wunder, dass ich großer gscheiter Manndi, wie ich immer genannt werde, als Erwachsener noch lernen durfte, unbekümmert zu sein und einfach ohne Ängste und Sorgen zu spielen.


Also habe ich eigentlich alles Wesentliche schon gelernt: Vertrauen und Liebe –, und ich bin schon gespannt auf neue Erfahrungen.

Pax erzählt

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