Читать книгу Pax erzählt - Petra Ohl - Страница 15

Оглавление

Blutiger Samstag

Der Tag war erst noch ganz normal, friedlich und gemütlich, wie immer. Die üblichen Spaziergänge, bei denen mich nur hier und da lärmende Menschen oder lästige Vierbeiner störten. Aber daran bin ich ja schon irgendwie gewöhnt. Zu Hause fühle ich mich natürlich erheblich wohler, weil hier keine Störung oder Gefahr droht. Als Blinder empfinde ich draußen halt alles erst mal als Gefahr, wenn ich es nicht zuordnen kann als bekannten Geruch oder vertrautes Geräusch.

Am Abend döste ich – wie oft – ganz friedlich so vor mich hin. Ich hörte wohl, dass meine Große im Flur noch etwas säuberte, aber das kenne ich ja.

Aber dann, ganz plötzlich, hörte ich ein lautes „Bumm“, Frauli schrie ganz kurz auf und lag am Boden. Herrli war ganz verwirrt und wurde dann hektisch und aufgeregt.

Kari war total besorgt und durcheinander. Sie hätte so gerne geholfen.

Mich klärte niemand auf, wie alles so hektisch war mit einem Mal.

Aber ich hatte verstanden. Den Geruch kannte ich irgendwoher.

Ein unheilvoller Geruch – er war überall am Boden … Irgendeine Erinnerung holte mich ein, aber ich konnte sie nicht näher erklären. Ich blieb ganz still, weil ich nicht stören wollte – und weil ich eine fremde und auch bekannte Angst hatte.

Diese Angst machte mir Angst. Herrli lief hin und her und holte Tücher, Frauli lief hin und her – und es roch nach Blut, so viel Blut, massenhaft Blut.

Schließlich telefonierte Herrli, und auf einmal war Frauli weg. Sie hatte sich gar nicht verabschiedet, das tut sie doch sonst immer. Sonderbar!

Ich blieb, wir blieben total verunsichert zurück, und ich konnte mir das ungute Ereignis gar nicht so recht erklären. Bestimmt war ich auch traurig, aber auch das weiß ich gar nicht so genau. Wir gingen dann schließlich schlafen. Ich hatte an dem Abend nicht einmal zum Trost meine „Nur-für-dich-Pax“ bekommen, also war alles, aber auch alles total unnormal an diesem Abend.

Na ja – so blieb ich halt liegen und versuchte einfach, zur Ruhe zu kommen.

Später, sehr viel später hörte ich den bekannten Schritt auf der Treppe, und dann den Schlüssel an der Wohnungstüre. Hui – meine Große war wieder da! Sie kam zu Herrli und Kari, um sie zu informieren. Aber dann hat sie sich richtig Zeit für mich genommen, um mich zu beruhigen und mir einen guten Schlaf zu wünschen.

Meine weit, weit aufgerissenen Augen haben meiner Großen wohl alle Not des Abends erzählt, ganze Romane: „Da bist du ja wieder“, „du lebst und redest lieb mit mir“, „kein Blut mehr“. Ich hatte mir ja solche Sorgen gemacht – auch wenn ich das niemals offen zugeben würde. Ich bin da nicht so mitteilsam wie die Kleine.

Schließlich bin ich ja schon ein großer Manndi.

Meine Große hatte alles mutig ausgehalten an diesem Abend und im Krankenhaus – um wieder bei uns zu sein!

Und obwohl ich in der Regel und normalerweise nicht sooo interessiert bin an Liebesbezeugungen und gar Knutschereien, habe ich es an diesem besonderen Abend sehr genossen. Meine Große hat mir wie immer gesagt, dass sie mich sehr, sehr lieb hat. Und auch den Kuss habe ich mit riesiger Erleichterung und mit Freude angenommen.

Nun war meine/unsere Welt wieder in Ordnung. Ich konnte nun ganz ruhig einschlafen, und schon beim Aufwachen war der unheimliche Geruch verschwunden wie weggewischt. Es roch wieder normal und vertraut – das habe ich sehr genossen.

Frauli war zwar sehr schwach, aber zu uns ganz lieb wie immer.

Wir mussten keine Angst mehr haben!

Pax erzählt

Подняться наверх