Читать книгу Studienführer Politik - Pierrot Raschdorff - Страница 15
2.3.1 Politische Theorie
ОглавлениеIn dieser Disziplin zeigen sich in den Seminaren sehr schnell offensichtliche Parallelen zu den Geisteswissenschaften. Denn um den Ursprüngen von Politikwissenschaft auf die Spur zu kommen, werden anfangs erst einmal verschiedene Denker und ihre Theorien vorgestellt, die Du vielleicht eher als Philosophen abgestempelt hättest. Angefangen bei Aristoteles über Thomas Hobbes bis zu Jürgen Habermas wird Dir wahrscheinlich zunächst einmal eine Fülle an Texten und Namen um die Ohren gehauen, mit denen Du die Geschichte und Entwicklung der politischen Theorie von der Antike bis zur Gegenwart bereist. Es klingt vielleicht nach abschreckend viel Arbeit oder Auswendiglernen, doch im Unterschied zur Geschichtsklausur in der Schulzeit sollst Du hier in die Denkstrukturen und die Sichtweisen auf die Welt der Autoren eintauchen. Viele der vorgegebenen Lektüren sind in der Tat spannend und ihre Herangehensweisen werden Dir helfen, das vorhin beschriebene Handeln und Miteinander der Menschen, den Kern der Sozialwissenschaft, anders wahrzunehmen. Umfangreiche Klassiker von Karl Marx, Friedrich Engels oder Max Weber sind kein Grund, in eine Angststarre zu verfallen oder voller Zweifel an die eigenen Fähigkeiten nach Audiozusammenfassungen für Laien zu googlen, um der Schmach zu entgehen, sich klein zu fühlen. Sicher soll es Studenten gegeben haben, die sich erfolgreich vor diesen Theorien drücken konnten. Einen Gefallen tut man sich damit jedoch nicht unbedingt, denn es geht bei diesen Aufgaben nicht nur darum, einen Test zu bestehen oder jedes dicke Buch bis ins letzte Detail zitieren zu können (auch wenn das zugegebenermaßen ganz schön Eindruck schinden könnte). Jedoch wirst Du bei der mutigen Lektüre dieser Werke feststellen, dass die fallenden Groschen des Verständnisses Dich mit jedem Klingeln etwas mehr in die politikwissenschaftliche Perspektive beziehungsweise in die Basis der ihr zugrunde liegenden Denkstrukturen mitnehmen. Und genau deshalb wirst Du sie lesen.
Wie positiv das Erlebnis dieser Einführungen für Dich sein wird, solltest Du vor allem von Dir selbst abhängig machen. Denn, machen wir uns nichts vor, ein solches Fach kann bei einem einschläfernden und unmotivierten Professor auch sehr langweilig werden. In einem solchen Fall halte Dich einfach an die vorgegebene Lektüre. Mit dem Vertrauen, dass die großen Denker nicht ganz ohne Grund so einflussreich wurden und Dir sicherlich gute Lehrer sein werden, und einem bisschen Motivation im Rucksack kannst Du auch mit einer Schlaftablette als Dozenten viel aus diesem Studienbereich gewinnen.
Ein guter Prof hingegen kann hier ein Hauptgewinn sein. Richtig spannend wird es erst recht, wenn in den Seminaren der Politischen Theorie neben der Historie auch immer wieder ein Bogen zu aktuellen Fragestellungen und gegenwärtigen politischen Phänomenen geschlagen wird, um diese unter einem theoretischen Gesichtspunkt zu betrachten. Das Wissen aus Theorie und Ideengeschichte, welches Du Dir in diesen Kursen aneignest, gibt Dir ein Reflexionsgerüst, auf dem Deine Ideen, Argumente und schließlich wissenschaftlichen Erkenntnisse zu historischen und aktuellen Geschehnissen aufbauen und Form finden können.
In Studienfächern wie Politische Theorie gibt es zumeist sowohl Vorlesungen als auch Seminare. In Letzteren wirst Du als Prüfungsleistung Referate und Hausarbeiten, also wissenschaftliche Essays, Stellungnahmen und Analysen, verfassen müssen.