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Drei Monate Vollzeitpapa
ОглавлениеIhr fragt euch vielleicht, warum ich euch so vieles aus den ersten Lebensmonaten meines Sohnes berichten kann, obwohl es hier in dem Buch doch vor allem um die Zeit nach meiner Trennung von Sarah gehen soll. Die Antwort ist ganz einfach: Ich war auch vorher schon viel und oft mit Alessio allein, und diese Momente waren genauso wichtig oder eben auch witzig wie alles, was nach der Trennung passiert ist. Was ihr nämlich nicht wisst, ist, dass euer Pietro im Grunde volle drei Monate Vollzeitpapa war. Das war nämlich zu der Zeit, als Sarah bei Let’s Dance mitgemacht hat. Es war schon immer ein Traum von ihr gewesen, und ich wollte ihr gerne helfen und ihr das ermöglichen. Also habe ich alle meine Projekte zurückgefahren und gesagt: Jo, ich bleib zu Hause und bin nur noch Papa. Das war Anfang des Jahres 2016, und Alessio war da gerade mal ein halbes Jahr alt. In dieser Zeit habe ich sehr viel dazugelernt und hatte eine Menge intensiver Momente mit meinem Sohn, die ich vielleicht nicht so gehabt hätte, wenn ich nicht zu Hause die Stellung gehalten hätte. Insofern war Sarahs erfolgreiches Weiterkommen bei Let’s Dance auch immer gut für mich und die Beziehung zu meinem Sohn. Verrückt, oder?
Im Grunde lief das damals so ab, dass Sarah meist morgens aus dem Haus ging und zu Trainingsstunden oder Aufnahmen fuhr und ich mit Alessio daheimblieb. Als selbstständiger Künstler hat man ja das Glück und den Vorteil, dass man so flexibel sein kann. Allerdings gehört natürlich auch der Wille dazu, die eigene Karriere mal liegen zu lassen, um ganz für sein Baby da zu sein. Für mich war das keine schwierige Entscheidung. Ich hatte Alessio damals auf der Intensivstation versprochen, immer für ihn da zu sein, und dieses Versprechen konnte und wollte ich nun halten.
Am Anfang war das noch ein komisches Gefühl, so ganz auf sich allein gestellt zu sein. Zwar wusste ich mittlerweile, was zu tun war, und konnte mich sehr gut um den Kleinen kümmern – auch ohne die Mama. Trotzdem blieb es immer auch eine Herausforderung. Ihr dürft nicht vergessen: Euer Pie war da immer noch sehr jung und in vielen Dingen unerfahren. Zwar half mir meine Lockerheit dabei, alles nicht so verkrampft zu sehen, aber wenn der Kleine schrie und ich nicht wusste, warum, dann blieb auch ich nicht so cool wie sonst. Auch solche Sachen wie Essen kochen oder andere Dinge im Haushalt, die sonst eher Sarahs Ding gewesen waren, mussten nun teilweise von mir geregelt werden. Das ist anstrengender, als man denkt, und alle Männer, die immer so tun, als wäre Zu-Hause-Bleiben mit Kind voll easy, denen sei mal gesagt: Macht das mal drei Monate, dann sprechen wir uns wieder.
Um fair zu bleiben: Sarahs Familie, vor allem ihre Mutter, hat mir sehr geholfen in der Zeit. Sie waren immer für Sarah da und nun auch immer für mich, wenn ich Fragen hatte oder Hilfe brauchte. Es war nun aber nicht so, dass die Oma alles gemacht hat und ich nur rumsaß. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich in diesen drei Monaten wirklich allein mit Alessio war. Was haben wir gespielt und gelacht und Quatsch gemacht. Abends so gegen achtzehn oder neunzehn Uhr kam die Mama dann zwar wieder nach Hause, aber wenn der Kleine dann nachts geschrien hat, bin meistens ich aufgestanden und hab ihn beruhigt, damit Sarah weiterschlafen konnte. Sie musste ja fit sein für die Tänze. Versteht mich nicht falsch, ich möchte jetzt keine große Anerkennung dafür. Für mich war das eine Selbstverständlichkeit und eine Freude, mich so intensiv um meinen Sohn kümmern zu dürfen. Viele Väter möchten das bestimmt auch und können es nicht, weil es beruflich nicht anders geht. Bei mir ging es aber, und ich bin sehr glücklich über all diese Momente und Erfahrungen.
Den schönsten Moment aus dieser Zeit möchte ich euch aber auch nicht vorenthalten. Ich kann mich leider nicht mehr genau an das Datum erinnern, aber es war auf jeden Fall in diesem Zeitraum, in dem Sarah bei Let’s Dance war. Alessio war in seinem Laufgitter und spielte da wie üblich herum. Ich war für einen Augenblick rausgegangen, vielleicht auf die Toilette oder so. Dem Kleinen konnte ja im Gitter nichts passieren. Jedenfalls kam ich zurück ins Zimmer, und plötzlich stand der Kleine. Er hatte sich am Gitter hochgezogen und stand. Er stand! Das hatte er vorher noch nie geschafft. Und jetzt war ich es, der das als Erster sehen durfte. Klar sackte er bald wieder zusammen, und es dauerte noch eine ganze Weile, bis er dann wirklich richtig alleine stehen konnte, aber dieser erste wackelige Versuch, das war ganz allein mein Erlebnis mit ihm. Noch heute denke ich gern an diesen Moment zurück und bin froh, dass ich bei diesem und vielen anderen tollen Momenten dabei sein durfte.