Читать книгу Heldenpapa im Krümelchaos - Pietro Lombardi - Страница 5

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Immer wieder werde ich gefragt, ob Alessio eigentlich geplant war. Die meisten Leute glauben ja, dass es bei sehr jungen Eltern wie uns ein Unfall gewesen sein muss. Aber das stimmt absolut nicht. Alessio war ein richtig echtes Wunschkind. Trotzdem kam die Nachricht, dass ich Papa werde, dann doch überraschend. Klingt komisch, war aber so. Denn erst hat es bei Sarah und mir nicht so geklappt. Wir haben zwar versucht, alles genau zu planen, aber die Natur lässt sich nicht so einfach überrumpeln. Viele Monate lang ist erst mal gar nichts passiert. Sarah hat sich damals sogar eine App geholt, die ihre fruchtbaren Tage angezeigt hat. Aber irgendwie wurde sie trotzdem nicht schwanger. Wir haben schon angefangen, uns echt Sorgen zu machen, ob vielleicht mit einem von uns etwas nicht stimmt, aber Sarahs Frauenärztin meinte, das ist alles nicht so wild. Bei manchen Paaren kann es eben länger dauern, das ist ganz normal, hat sie gesagt.

Wenn es nach uns gegangen wäre, dann wären wir gerne noch früher Eltern geworden, und dann wäre Alessio jetzt auch schon einige Monate älter. Eine ziemlich strange Vorstellung. Woran es lag, ob an mir oder an der Mama, das wissen wir nicht so genau, und das ist auch eigentlich egal. Vielleicht war es einfach auch nur der ganze Stress, der uns blockiert hat. In der Zeit lief es mit unserer Arbeit irre gut, und wir hatten ständig Auftritte. Das hat zwar Spaß gemacht und Geld gebracht, aber vielleicht fanden unsere Körper das ständige Reisen und die anstrengenden Auftritte nicht so toll. Wer weiß? Entscheidend ist wohl, dass wir mit der Sache schon fast abgeschlossen hatten und gar nicht mehr richtig daran geglaubt haben, dass es doch noch klappt mit der Schwangerschaft. Wie oft hatten wir gemeinsam gehofft oder zusammen auf den Schwangerschaftstest gestarrt, der am Ende dann negativ war? Es wollte einfach nicht klappen. Aber wie es manchmal so ist – wenn man gar nicht damit rechnet, passiert plötzlich doch noch was.

Ich erinnere mich noch sehr genau an den Tag, an dem ich erfahren hab, dass ich Papa werde, obwohl der Tag an sich nichts Besonderes war. Es war nur wenige Tage nach Sarahs Geburtstag. Ich saß ganz gemütlich auf dem Sofa und schaute mir ein Fußballspiel an. Ich glaube, es war sogar ein Spiel meines KSC, aber da bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Sarah war oben und hat was für die Arbeit gemacht oder geputzt oder sich die Nägel angepinselt, keine Ahnung. Ein ganz normaler Tag eben. Jedenfalls brüllte sie irgendwann ganz laut meinen Namen, sodass ich richtig hochgeschreckt bin. Ich weiß noch, dass ich im ersten Augenblick ein bisschen genervt war – ich wollte ja nur in Ruhe weitergucken. Kommt euch vielleicht von euch und euern Partnern auch bekannt vor. Aber Sarahs Ruf klang richtig dringend und wichtig.

Also bin ich die Treppe hochgespurtet. »Was schreist du denn hier so rum?«

Sie grinste nur, und ich wusste erst nicht, was jetzt los ist. Vielleicht war ich an dem Tag auch so ganz typisch unaufmerksam, wie wir Männer gerne mal so sind. Dann sagte sie ohne viel Drumherumgerede: »Ich bin schwanger.« Und in dem Moment war das Spiel für mich auf einmal völlig unwichtig. Wir haben uns beide total gefreut und waren überglücklich. Genauso glücklich, wie wir beide heute sind, weil wir Alessio haben.

Ich weiß nicht genau, warum Sarah mir damals nicht vorher gesagt hat, dass sie jetzt den Test macht. Vielleicht wollte sie mir noch eine Enttäuschung ersparen oder hat selber nicht dran geglaubt, dass der Test diesmal anders ausfällt. Auf jeden Fall war es so für mich eine noch größere Überraschung. Bald würde ich Papa sein. Wie krass ist das denn!?

Ich habe ja gesagt, dass wir uns wahnsinnig über die Schwangerschaft gefreut haben. Das stimmt auch hundertprozentig so. Trotzdem kamen mir sehr bald ein paar Zweifel, jetzt wo es so konkret wurde. Da war jetzt nichts mehr dran zu rütteln. Ich war nicht mehr sicher, ob ich schon bereit war für ein Kind. Vielleicht war das Kind ja auch nicht bereit für mich. Ein Baby bedeutet viel Verantwortung. Man muss erwachsen und reif sein, um ein Kind gut versorgen zu können. Das ist keine Frage des Geldes. Ich fragte mich eher: Bin ich selbst denn schon erwachsen und reif? Ich meine, ihr kennt mich. Ich bin heute, mit 25, immer noch oft vergesslich und verplant, nehme manche Dinge nicht so ernst. Damals war das noch viel mehr der Fall. Ich war manchmal eher verantwortungslos – ich musste ja auch meistens nur an mich denken und, klar, auch an Sarah, aber die war ja immer auch sehr straight und selbstbestimmt. Ich dachte oft nur an mich und machte alles mehr oder weniger spontan und aus dem Bauch heraus. So ganz locker. Wie soll denn so jemand ein guter Papa sein? Aber ich kann euch sagen, es hat sich vieles in meinem Leben durch meinen Sohn geändert. Schon in der Schwangerschaft bin ich viel reifer und erwachsener geworden. Vor allem auch, weil ich es wollte und wichtig fand. Wenn jemand von außen versucht, dich zu ändern, dann klappt das nicht. Dann fühlt sich das wie Zwang an. Aber wenn du tief in dir drin merkst, dass du etwas ändern musst, weil du es willst, dann schaffst du das auch. Heute sage ich, dass ich durch Alessio ein echter Mann geworden bin. Ich bin sicher nicht perfekt. Ich bin immer noch sehr jung, mir fehlt vieles an Erfahrung und Wissen. Aber ich habe mein Leben heute sehr viel besser im Griff. Sarahs Schwangerschaft war der Anfang für diese Entwicklung. Und seit Alessio auf der Welt ist, übernehme ich auch die Verantwortung für ihn. Wenn ich vorher gewusst hätte, wie gut mir der Kleine tut, dann hätte ich ihn mir sicher noch viel stärker gewünscht.

Heldenpapa im Krümelchaos

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