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Tyche, die Göttin der Papyrologie, hat den Gräzisten in den letzten Jahrzehnten immer wieder bedeutende neue Texte geschenkt: die spektakulären Menander-Papyri, denen wir nicht nur die einzige komplette Neue Komödie, den Dyskolos, sondern auch große Teile weiterer Stücke Menanders verdanken, den Straßburger Empedokles oder den Derveni-Papyrus. Der letzte große Neufund in dieser Reihe, zu der noch zahlreiche kleinere, aber bedeutende Entdeckungen kommen, ist der Papyrus aus der nach dem Papyrologen Vogliano benannten Papyrussammlung der Universität Mailand mit 112 Epigrammen aus der ersten Hälfte des 3. Jh. v. Chr., deren Verfasser nach der Meinung fast aller, die ihre Ansicht publiziert haben, der hellenistische Dichter Poseidipp ist.1

Vor der Publikation des Papyrus (im Folgenden der Neue Poseidipp) im Jahre 20012 war der hellenistische Epigrammatiker Poseidipp relativ schlecht bezeugt und nur den Spezialisten bekannt.3 In einer wohl als Schlussgedicht für eine Werkausgabe gedachten Elegie wünscht sich der Dichter, von den Bürgern seiner Heimatstadt Pella, seit ca. 400 v. Chr. Residenz der makedonischen Könige, mit einer auf dem Marktplatz aufgestellten Statue geehrt zu werden,4 und eine Inschrift aus Thermon (T 3 ed. min.) aus dem Jahre 263/262 v. Chr., hält fest, dass der ätolische Bund dem Epigrammatopoiós Poseidippos aus Pella die Ehren (und Verpflichtungen) eines Proxenos, d.h. eines ‚Staatsgastfreunds‘ verleiht.5 Die Berufsbezeichnung Epigrammschreiber6 dürfte bedeuten, dass Poseidipp sein Geld nicht zuletzt mit der Anfertigung von realen, d.h. auf Monumente aller Art zu setzenden Versinschriften verdiente,7 und ein ähnliches zehn Jahre früheres Proxenie-Dekret (T 2 ed. min.) ist in Delphi gefunden worden und beweist, dass Poseidipp bereits um 275 ein erfolgreicher und bekannter Mann war.8 Er wird also im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts geboren und wahrscheinlich um 240 gestorben sein. Einen terminus post quem bietet das Epigramm 79 auf einen Sieg der Königin Berenike II. in Nemea im Jahre 247.9

|10|Vor der Publikation des Neuen Poseidipp war nur ein geringer Teil der wahrscheinlich sehr umfangreichen Produktion des Epigrammatikers erhalten: Pages Epigrammata Graeca (1975) bieten 23 Epigramme sowie sechs weitere, deren Zuweisung – an ihn oder an Asklepiades von Samos – schon in der Anthologia Palatina strittig war.10 Dass ihre Epigramme in vielen Fällen sprachlich, motivisch und thematisch zum Verwechseln ähnlich sind,11 lässt auf eine engere Verbindung mit dem zeitgenössischen, bedeutenden Epigrammatiker schließen.12 Dass Poseidipp, wie auch Asklepiades, einen guten Teil seines Lebens in Alexandria, in großer Nähe zum Hof, verbracht hat, konnte schon immer als wahrscheinlich gelten und ist durch den Charakter der neuen Epigramme endgültig gesichert.13

Thematisch finden sich unter den alten Epigrammen neben Spottepigrammen und ekphrastischen Epigrammen vor allem erotische und sympotische Epigramme. Die erste Sammlung des Alten Poseidipp ist die Dissertation von Friedrich Wilhelm Schott aus dem Jahre 1905; es folgte 1965 die monumentale kommentierte Ausgabe der Hellenistic Epigrams von Gow-Page; eine ganze Reihe von interessanten Ergänzungen finden sich im Supplementum Hellenisticum von Parsons und Lloyd-Jones aus dem Jahre 1983, und schließlich erschien 1987 auch ein umfangreicher Einzelkommentar zu den alten Epigrammen von Emilio Fernández-Galiano.14

Fünf Jahre später – 1992 – bot ein Antiquitätenhändler drei große Papyri an, und die Universität Mailand konnte – mit großzügiger Unterstützung der Sparkasse der Lombardei – zwei davon erwerben. Der Preis ist ebenso unbekannt wie die Provenienz und wann und wie die Papyri Ägypten verlassen haben. Die Erstherausgeber sagen nur, dass sich der Papyrus schon lange in Europa befunden habe.15

Die Mailänder Papyrologen Bastianini und Gallazzi machten den Kauf im Jahre 1993 bekannt, indem sie 25 der 112 Epigramme in einer kleinen Ausgabe, die sich an ein breites Publikum wandte, veröffentlichten. Natürlich begann damit sofort die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Epigrammen auch außerhalb Mailands. 2001 folgte die kritische |11|Ausgabe, bei der die Erstherausgeber Bastianini und Gallazzi tatkräftig von Colin Austin unterstützt wurden. In der ausführlichen Einleitung werden die Ausgangslage und die technisch und zeitlich aufwendige Rekonstruktion der Rolle detailliert beschrieben. Auf die Einleitung folgen der Text, immer diplomatisch und als Lesetext, und im Anschluss daran ein knapper, aber gehaltvoller Kommentar; hinzu kommen eine Reproduktion der Rolle in Originalgröße und zwei CDs mit digitalisierten, hoch aufgelösten Fotos der einzelnen Kolumnen, die bis zu zwanzigfach vergrößert werden können. Auf diese Weise kann jeder die Lesungen der Erstherausgeber kontrollieren und seine eigenen Vorschläge auf eigene Lesungen stützen.

Die Erhaltung des größten Teils der Papyrusrolle verdanken wir ihrer Verwendung als Mumienkartonage. In diesem Fall diente die Poseidipp-Ausgabe zur Herstellung eines Pektorals, d.h. des Brustschmucks eines mumifizierten Toten. Unter den Stücken, die zu der Herstellung des Pektorals verwendet worden sind, fanden sich auch große Teile von fünf sogenannten dokumentarischen Papyri mit juristischen Texten und Texten der ptolemäischen Militäradministration, die beweisen, dass die Mumienkartonage südlich von Kairo, in der Region zwischen dem Fayum und dem Niltal entstanden ist. Das heißt natürlich nicht, wie die Erstherausgeber zu Recht betonen, dass auch das Gedichtbuch dort entstanden und gelesen worden ist.16

Die Rolle ist offenbar vor ihrer neuen Verwendung in drei größere Stücke zerrissen worden; vorne und hinten ist sie nicht vollständig. Im jetzigen Zustand ist der Mailänder Papyrus gut anderthalb Meter lang (152,8 cm) und ca. 20 cm hoch. Der Anfang ist sehr wahrscheinlich erhalten; verloren gegangen ist wohl nur ein Teil des protókollon.17 Wie viel am Ende fehlt, ist unklar, wahrscheinlich nicht sehr viel. Wieder zusammengesetzt, ergaben sich 16 Kolumnen (jeweils 8,5 cm breit und 16 cm hoch) mit durchschnittlich 39 Versen. Am linken Rand steht alle zehn Verse ein Punkt18 und am Ende jeder Gruppe von Epigrammen, aus denen die Sammlung besteht, ist die Gesamtzahl der Verse der jeweiligen Sektion angegeben.19 Der Text ist sorgfältig in bookhand geschrieben; dazu sind zwei weitere ‚Hände‘ zu erkennen, die Korrekturen eingetragen haben,20 und ein Leser, der mit breitem Stift an wenigen Stellen den Text knapp annotiert hat.

Die fünf dokumentarischen Papyri stammen aus den Jahren 188 bzw. 178 v. Chr. und könnten, da Texte dieser Art nicht unbedingt archiviert wurden, bereits bald danach obsolet geworden sein. Da eine Epigrammausgabe sicher eine wesentlich längere Lebensdauer hatte, lässt sich aus dem von den dokumentarischen Papyri gelieferten terminus ante quem kein sicheres Datum für die Zusammenstellung der Epigrammsammlung erschließen. Terminus post quem für ihre Produktion ist das letzte historische Ereignis, auf das sich ein Epigramm bezieht, d.h. der schon erwähnte Nemeische Sieg der Königin Berenike II. im Jahre 247 |12|(oder 249).21 Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass Poseidipp selber die erhaltene Sammlung bzw. die Vorlage für sie zusammengestellt hat.

Die 112 Epigramme der Sammlung (mit mehr als 600 mehr oder minder gut erhaltenen Versen) sind thematisch in zehn, ganz unterschiedlich umfangreiche Sektionen geordnet.

1. Lithiká22 (Stein-Epigramme) 20 (19) 126 V.
2. Oionoskopiká (Vogelschau-Epigramme) 15 80 V.
3. Anathematiká (Weihepigramme) 6 38 V.
4. Epitymbia23 (Grabepigramme) 20 116 V.
5. Andriantopoiiká (Statuen-Epigramme) 9 50 V.
6. Hippiká (Pferde[rennen]-Epigramme) 18 98 V.
7. Nauagiká (Schiffbruch-Epigramme) 6 26 V.
8. Iamatiká (Heilungs-Epigramme) 7 32 V.
9. Tropoi (?) 8 32 V.
10. ?24

Von den Sektionstiteln sind nur zwei wohlbekannt: Epitymbia (Grabepigramme) und Anathematika (Weihepigramme); alle anderen Spezies der Gattung Epigramm sind hier zum ersten Mal oder sogar zum einzigen Mal bezeugt,25 und es kommt zu überraschenden Überschneidungen zwischen den Sektionen: So könnten die Epigramme über schiffbrüchige Tote (Nauagika) – ebenso wie die Epigramme in der Sektion mit dem besonders überraschenden Titel Tropoi – auch unter den Epitymbia erscheinen; und zu den nur sechs Weihepigrammen der mit dem Standardtitel Anathematika überschriebenen Sektion kommen zahlreiche weitere Weihepigramme in anderen Sektionen, vor allem in den Hippika, aber auch in den Lithika und in den Iamatika. Eine Überraschung war es auch, dass es in dem Erhaltenen keine Sektion mit erotischen oder symposiastischen Epigrammen gibt, die unter den bisher bekannten Epigrammen Poseidipps besonders zahlreich sind.26

Ob und wie sich Poseidipp, der im Florentiner Scholion zu Kallimachos’ Aitien als einer der Gegner des Kallimachos genannt wird, auch in seinen Epigrammen im Spannungsfeld zwischen pro- und antikallimacheischer Poetik positioniert hat, lässt sich auf der Basis des Erhaltenen nicht sagen. Einige der Epigramme – vor allem aus den Sektionen Lithika und Andriantopoiika – lassen zwar durchaus poetologische Reflexionen erkennen.27 Ein eindeutiges Bild oder gar ein poetologisches Programm ergibt sich daraus jedoch nicht: Neben der starken thematischen Nähe zu Lehrdichtung und wissenschaftlicher Prosa (vgl. vor allem die Sektionen der Lithika, Oionoskopika, Andriantopoiika, Hippika und Iamatika)28 kommt Alltägliches zu |13|Wort; neben gelehrten Anspielungen und gewitzten Querverweisen (Iamatika, Tropoi) finden sich Epigramme, deren schlichter Stil jeden literarischen Anspruch zu kompromittieren scheint; neben traditionellen, im epigraphischen wie im literarischen Bestand gut belegten Gattungen des Epigramms wie den Weih- und Grabepigrammen, präsentiert der Papyrus nicht nur verschiedene Subgenres, die in eigenständigen Sektionen vorgestellt werden (Iamatika, Nauagika, Tropoi), sondern mit den Gedichten über seltene und farbige Steine in der Lithika-Sektion auch ein Epigrammgenre, das vielleicht als eine eigene Schöpfung des Poseidipp gelten kann, die allerdings, soweit wir sehen können, folgenlos geblieben ist.29 Ob Poseidipp bewusst daran gearbeitet hat, Neues neben Traditionelles, Ausgefeiltes neben Schlichtes zu stellen, und den Leser damit gezielt an der Literarizität der Epigramme und ihrer Gegenstände zweifeln lassen will, oder ob die Auswahl und Anordnung der Epigramme auf das Werk eines Herausgebers zurückgeht, der Gedichte aus verschiedenen Publikationen Poseidipps zusammengestellt hat, muss allerdings offen bleiben.

Über seine literaturwissenschaftliche und -historische Bedeutung für die Kenntnis der frühhellenistischen Dichtung und des griechischen Epigramms hinaus besitzt der Neue Poseidipp eine beträchtliche Relevanz für die Nachbarwissenschaften der klassischen Philologie wie Alte Geschichte, Religionswissenschaft, Klassische Archäologie und Kunstgeschichte. Der Papyrus bereichert unser Wissen über die Kultur- und Religionspolitik der ersten Ptolemäerkönige und die dynastische Propaganda, ergänzt unsere Kenntnis der hellenistischen Ekphrasis von Kunstwerken und steuert erheblich zu einem differenzierteren Verständnis der zeitgenössischen ästhetischen Diskurse über die Wahrnehmung und Beurteilung von Statuen bei.

Vor der Publikation des Mailänder Papyrus galt Kallimachos als der bedeutendste Repräsentant der ptolemäischen Hofpoesie; mit den neuen Epigrammen tritt nun Poseidipp als ein zweiter wichtiger Vertreter neben ihn: Die Epigramme feiern die euergetischen Stiftungen, die Pflege der Kulte und Heiligtümer und die Fürsorge um Dichtung, Kunst und Architektur durch die Angehörigen des ptolemäischen Königshauses und der ihnen nahestehenden Höflinge und unterstreichen nachdrücklich die makedonische Abstammung der Ptolemäer und ihre politischen und militärischen Vormachtansprüche im östlichen Mittelmeerraum und im griechischen Mutterland. So preisen die ersten vier der sechs Anathematika Arsinoë II. als Patronin des Kriegs (36), der Poesie (37), der Freiheit (38) und der Seefahrt (39), und 37, 39 und 74 thematisieren mit Kallikrates, dem Admiral der ptolemäischen Flotte, einen der bedeutendsten Hofleute.30 Besonders signifikantes Beispiel sind die Epigramme der Hippika-Sektion, die ptolemäische Siege in Wagenrennen an den panhellenischen Festspielen Griechenlands feiern.31 Zwar war bekannt, dass die makedonischen Diadochenkönige in der Nachfolge Alexanders des Großen ihre politischen Ambitionen u.a. durch Siege bei hippischen Wettbewerben zu untermauern versuchten. Eine ganze Reihe von Hippika dokumentieren nun aber weit eindrücklicher, wie umfassend diese Strategie angelegt war, die alle ‚gekrönten‘ Mitglieder der Familie, aber auch bedeutende Höflinge involvierte und zu einer langen Reihe von Siegen in hippischen Wettbewerben an allen wichtigen griechischen Festspielen führte. Sieben der achtzehn Hippika gelten Siegen von Angehörigen des Ptolemäerhauses, nicht weniger als |14|sechs davon den Siegen von ptolemäischen Königinnen. Diese Siege erhöhten nicht nur das Prestige der Ptolemäer und die Akzeptanz ihrer politischen Ziele, sondern erlaubte es ihnen auch, ihren Ruhm mit den Statuenstiftungen, die ihre Erfolge verherrlichten, dauerhaft zu visualisieren und präsent zu halten. Ähnlich, wenn auch auf eine andere Weise, kann die Sektion der Lithika als Beitrag zur ptolemäischen Propaganda verstanden werden. Die 20 Epigramme entwerfen eine Topographie seltener Steine, deren Provenienz die von Alexander dem Großen neu erschlossene und von seinen Nachfolgern, so auch den Ptolemäern, beanspruchte Welt ausmisst32 und die zugleich mit dem ptolemäischen Herrschaftsraum auch die Verfügbarkeit erlesener Luxusgüter evozieren.

Auch archäologisch und kunsthistorisch sind die neuen Epigramme Poseidipps von großer Bedeutung: Die Lithika bereichern unsere Kenntnis der hellenistischen Glyptik erheblich und belegen möglicherweise bereits für das 3. Jh. v. Chr. die Existenz von Kameen, die im archäologischen Bestand für diese Zeit gar nicht oder jedenfalls nur schwer nachzuweisen sind, und mit den Andriantopoiika, der Gruppe, die in der Klassischen Archäologie denn auch die größte Aufmerksamkeit gefunden hat, liegt eine ganze Sektion mit Epigrammen auf berühmte Statuen und ihre Schöpfer vor. Deutlicher als in den anderen Sektionen des Papyrus sind hier die Epigramme planvoll so angeordnet, dass sie eine kunsthistorische These entwickeln, die in den einzelnen Ekphraseis in ihren unterschiedlichen Aspekten entfaltet wird: Die Sektion feiert die Statuen Lysipps und seiner Nachfolger als Höhe- und Endpunkt der Plastik und bewertet die Vorgänger u.a. danach, ob bzw. inwieweit sie Züge des Lysippschen Realismus vorweggenommen haben. Die archäologische Bedeutung der Andriantopoiika liegt darin, dass hier der früheste Beleg einer kunsthistorischen Entwicklungsvorstellung fassbar wird, die ‚altertümliche‘ von ‚modernen‘ Werken zu unterscheiden erlaubt und anhand eines – wenngleich rudimentären – Instrumentariums stilistischer Kriterien den Statuen auch abgelesen werden kann. Gleichzeitig handelt es sich um die älteste erhaltene Stellungnahme für den Vorrang eines Bildhauers (Lysipp), die ästhetisch und kunstgeschichtlich begründet wird. Es liegt auf der Hand, dass Poseidipp hier, ähnlich wie etwa bei den Vogelflugorakeln (Oionoskopika) oder den Epigrammen über Edelsteine (Lithika) nicht eine eigene Kunsttheorie entwickelt, sondern sich von zeitgenössischer Fachliteratur hat anregen lassen. Überdies kreieren die Lithika und Andriantopoiika als sorgfältig komponierte Gedichtgruppen einen ‚Galerie‘- oder ‚Sammlungseffekt‘: Das Narrativ der in den ekphrastischen Gedichten aufgerufenen Statuen und Gemmen lässt sich gleichsam als ein museales Arrangement lesen, das der Leser wie ein imaginärer Betrachter abschreitet bzw. betrachtet, und ist denn auch von verschiedenen Autoren mit den möglicherweise gleichzeitig an den hellenistischen Königshöfen aufkommenden Sammlungen von Kunstwerken und Preziosen in Verbindung gebracht worden. Die kunsthistorischen und die kulturpolitischen Aspekte sind hier eng miteinander verknüpft.

Und schließlich wirft der Neue Poseidipp auch die Frage auf, ob es sich bei den Epigrammen der Mailänder Sammlung um ‚echte‘, inschriftliche Weih- und Statuengedichte handelt oder um rein ‚artifizielle‘ poetische Schöpfungen.33 Für beide Möglichkeiten finden sich unter den in die Sammlung aufgenommenen Gedichten Anhaltspunkte:34 Die unter dem Titel Anathematika versammelten Weihepigramme ließen sich ohne weiteres auch als ‚reale‘ Dedikationsinschriften verstehen. Besonders deutlich ist das im Falle von 40: Das Epigramm auf einen Opferstock in Gestalt eines Wolfskopfs folgt so präzise dem Textformular erhaltener |15|Opferstöcke in griechischen Heiligtümern, dass es wohl tatsächlich als Aufschrift eines solchen Opferstocks verfasst worden sein dürfte. Andererseits weichen die Epigramme der Iamatika-Sektion – mit Ausnahme von 95 – von den in Asklepios-Heiligtümern, insbesondere in Epidauros tatsächlich gefundenen Weihinschriften für gelungene Heilungen deutlich ab. Hier spielt Poseidipp offenbar poetisch mit den Konventionen eines etablierten epigraphischen Genres und begründet damit ein neues, rein literarisches Genre.35

Ein Autor oder Autoren sind im erhaltenen Teil nicht genannt. Es gibt aber gute Gründe für die Annahme, dass es sich um die Epigramme eines Autors handelt36 und dass dieser eine Autor Poseidipp ist: Dass wir es, wie die Erstherausgeber vorschlagen haben,37 mit Gedichten eines Autors zu tun haben, wird dadurch wahrscheinlich, dass die einzelnen Epigramme lediglich durch eine Paragraphos, einen kurzen waagerechten Strich am linken Rand bei jedem Ende eines Epigramms, voneinander getrennt sind,38 und dass es sich um Gedichte des Poseidipp handelt, ist deswegen plausibel, weil die einzigen beiden Gedichte, die bereits aus Tzetzes (Chiliades 7.653–660) bzw. aus der Planudea (16.119) bekannt waren (15 = HE 20; 65 = HE 18), von Poseidipp stammen. Auch ein sprachlicher, stilistischer und metrischer39 Vergleich mit den vor der Publikation des Mailänder Papyrus bekannten Epigrammen Poseidipps spricht nicht gegen diese Annahme.

Die Ansicht, dass wir ein Gedichtbuch des Poseidipp vor uns haben, hat sich weitgehend durchgesetzt, obwohl mit Hugh Lloyd-Jones ein namhafter Gräzist sich dagegen ausgesprochen hat40 und Stephan Schröder Lloyds-Jones’ nur knapp begründeten Verdacht mit detaillierten Analysen einzelner Gedichte zu untermauern versucht hat.41 Hauptargument ist die sehr unterschiedliche Qualität der Epigramme.42 Diese Beobachtung kann man teilen, ohne damit der Schlussfolgerung zustimmen zu müssen.43 Es bleibt aber festzuhalten, dass eine letzte Sicherheit in dieser Frage noch nicht erreicht ist und vielleicht nie zu erreichen sein wird.44

Geht man davon aus, dass wir eine Sammlung mit Epigrammen Poseidipps vor uns haben, so stellt sich die Frage: Was für eine Sammlung ist das? Auch wenn am Ende mehr verloren sein sollte, als die Erstherausgeber für wahrscheinlich halten, kann es als sicher gelten, dass |16|es sich nicht etwa um eine Gesamtausgabe der Epigramme des Autors gehandelt hat, der wahrscheinlich viele Hunderte von Epigrammen geschrieben hat, sondern um eine Auswahl.45 Titel von Sammlungen, die in Frage kommen, sind bezeugt, z.B. symmeikta epigrammata46 („Gemischte Epigramme“) oder auch die beiden Sammlungen, die in einem Ilias-Scholion genannt sind, in dem der Scholiast konstatiert, dass Aristarch ein umstrittenes homerisches Wort nicht in den Epigrammata Poseidipps, sondern im sogenannten Soros (‚Haufen‘) gefunden habe.47 Eine sichere Identifikation des Mailänder Papyrus mit einer der bezeugten Sammlungen ist jedoch nicht möglich. Und leider kann auch die Frage nicht beantwortet werden, ob der Autor selber die Sammlung zusammengestellt hat oder ein Philologe, ein Buchhändler, ein Poseidipp-Verehrer. Dass in dieser Zeit Autoren ihre Texte selber zusammengestellt und ediert haben (eine Entwicklung, zu der sicher die Klassikerausgaben der alexandrinischen Philologen den Anstoß gegeben haben),48 beweisen z.B. die Aitia des Kallimachos, und das schon genannte Ilias-Scholion legt die Annahme nahe, dass Poseidipp ein Gedicht – nach Kritik? – nicht in eine spätere Sammlung aufgenommen hat.49 Wer auch immer aber die Sammlung zusammengestellt hat:50 Sicher ist, dass der Papyrus Milanese Vogliano VIII 309 das älteste erhaltene Epigrammbuch der Antike ist, das uns viele interessante Einblicke in die Frühzeit der Gestaltung von Gedichtbüchern gibt; das gilt z.B. für die vieldiskutierte Frage nach der Anordnung der Epigramme in den einzelnen Sektionen oder für die Verbindung der Sektionen untereinander.51

Der Papyrus hat eine Flut von textkritischen Studien ausgelöst. Der hier vorgelegte Kommentar versucht die lebhafte Diskussion zusammenzufassen und für einen möglichst breiten Leserkreis zugänglich zu machen. Wir hoffen, dass er sich auch für Studierende und Interessenten aus den Nachbardisziplinen als hilfreich erweisen wird. Nicht zuletzt deswegen ist allen Ergänzungsvorschlägen und Paralleltexten eine Übersetzung beigefügt.

Entstanden ist die Idee zu dem Kommentar im Kontext des Sonderforschungsbereichs 626 Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste der Freien Universität Berlin. Die ästhetische Revolution der „griechischen Moderne“ (Droysen) bot eine ideale Basis, Fragen, die den gesamten SFB in der zweiten Phase der Laufzeit vorrangig beschäftigten (Autonomie der Kunst; Kunst und Politik, Verhältnis von Kunst und Nicht-Kunst, Konzepte eines neuen Realismus) aus antiker Perspektive zu betrachten und Parallelen und Kontraste herauszuarbeiten. Zu den vier Mitgliedern der SFB-Arbeitsgruppe (Anna-Maria Gasser, Eva María Mateo Decabo, Bernd Seidensticker, Antje Wessels) “wurden Kolleginnen und Kollegen eingeladen, die sich bereits seit längerer Zeit mit Poseidipp beschäftigt hatten. In einer Reihe von workshops, an denen auch weitere interessierte Kolleginnen und Kollegen teilnahmen, wurden die Epigramme gemeinsam gelesen und diskutiert und die Form des Kommentars |17|festgelegt. Natürlich unterscheidet sich die Kommentierung der einzelnen Sektionen nicht unerheblich; die zu Grunde liegende Struktur ist aber immer identisch:

Auf eine knappe Einleitung folgen der erhaltene Text und eine wörtliche Übersetzung; das Herzstück bildet der Kommentar, der neben Sacherklärungen vor allem die wichtigsten der zahlreichen Ergänzungen und Konjekturen diskutiert, die bisher vorgelegt worden sind;52 im Anschluss daran finden sich ein Lesetext, der auf den im Kommentar begründeten textkritischen Entscheidungen beruht,53 sowie eine kurze Interpretation des rekonstruierten Textes.54

Abgerundet wird der Band durch Abdruck und Übersetzung der schon vor der Publikation des Papyrus bekannten Gedichte Poseidipps55 und einen kurzen Essay zur Frage der geopoetischen Qualität des Gedichtbuchs.

Die Herausgeber

1 Zur Autorschaft s.u. S. 15.

2 Bastianini, Gallazzi u. Austin 2001.

3 Die wenigen Testimonia zu Leben und Werk sind in der Ausgabe des ‚alten‘ Poseidipp von Fernández-Galiano (1987) sowie in Kurzfassung am Anfang der editio minor von Austin und Bastianini zusammengestellt.

4 Zu der sogenannten Sphragis (118) vgl. Lloyd-Jones, SH 705 und Austin 2002c, 16–19. Der mystische Pfad zu Rhadamanthys, von dem Poseidipp 118.25 spricht, ist durch ein in Pella (in einem Grab vom Ende des 4. Jh.s.) gefundenes Goldplättchen in Blattform mit der Aufschrift ΠΕΡΟΗΦΟΝΗΙ ΠΟΟΕΙΔΙΠΠΟΟ MYCTHC EYCEFBHC („für Persephone: der fromme Myste Poseidipp“) bestätigt worden, das offenbar einem Verwandten (dem Großvater ?) des Dichters mitgegeben worden ist (Dickie 1995). Dazu passt auch, dass die ersten drei Epitymbia Epigramme auf initiatae sind.

5 Zur Proxenie vgl. F. Gschnitzer, RE Suppl. XIII 620–730; Marek, Ch. 1984: Die Proxenie, Frankfurt a. M.

6 In einem Scholion zu Apoll. Rhod. 1.1289/SH 703 wird Poseidipp als epigrammatográphos bezeichnet; Sider 2004, 29, Anm. 4, erinnert an ein drittes Wort für Epigrammschreiber, das nur als lateinisches Lehnwort epigrammatista (= ἐτπγραμματιϲτής) erhalten ist.

7 Zu der Frage, ob unter den Epigrammen des Mailänder Papyrus Versinschriften sind, s.u. S. 14f.

8 Ob Poseidipp den Reichtum, von dem er in der Sphragis spricht (118.28), mit seinen Epigrammen verdient hat, wie Bing meint (2009, 184), muss offen bleiben; denkbar ist es, wie die bei Athenaios (5.209b) überlieferte Geschichte bezeugt, nach der Hiero II. den Dichter Archimelos für ein Epigramm reich belohnte.

9 Als Jahr für diesen Sieg kommt auch das Jahr 249 in Frage (ed. pr. 17), und wenn Thompson 2005, 274–278, recht hat, dass die von Poseidipp gefeierte Berenike nicht die Frau von Ptolemaios III. ist, sondern die noch unverheiratete Tochter von Ptolemaios II., liegt der terminus post quem noch etwas früher (vor 252, d.h. dem Jahr, in dem diese Antiochos II. von Syrien heiratet).

10 21 der 29 Epigramme stammen aus der AP: zu den 15, die unter dem Namen des Poseidipp überliefert sind, kommen 6, die alternativ Poseidipp oder Asklepiades zugeschrieben werden; vier sind bei Athenaios, eines bei Tzetzes, drei auf Papyrus erhalten; dazu kommen eine Reihe von dubia, s. Fernández-Galiano 1987, XXX–XXXVI (Stein-Epigramme).

11 Vgl. Acosta-Hughes 2004, 47; Sens 2001/2002.

12 Im delphischen Proxenie-Dekret erscheinen die Namen der beiden Epigrammatiker ebenso unmittelbar hintereinander wie in dem Gedicht, mit dem Meleager seine Epigrammsammlung eröffnete und in den Florentiner Scholien zum Aitienprolog, PSI 1219, fr. 1.1–10 = fr. 1 Pfeiffer; der Scholiast identifiziert die in V. 7 erwähnten Telchinen, mit denen Kallimachos eine Gruppe von Widersachern bezeichnet, ohne diese namentlich zu benennen, mit Poseidipp und Asklepiades.

13 Wie lange Poseidipp in Alexandria gelebt und gearbeitet hat, ist nicht sicher zu bestimmen. Auf jeden Fall hat er offenbar zeitlebens die Verbindungen zu Griechenland aufrecht erhalten. Das beweisen schon die beiden Proxenie-Dekrete (s.o.) aus Delphi und Thermon und der in der Sphragis geäußerte Wunsch, Apollon möge dafür sorgen, dass ihn die Makedonen (sc. die Griechen) auf den Inseln und an der (klein)asiatischen Küste ehren (118.13–16); es zeigt sich aber, wie Fantuzzi (Fantuzzi-Hunter 2004) feststellt, vor allem auch „in the emphasis upon mainland Greece and Macedonia in poems honouring the Ptolemaic house“ (390). Bei dem in einer Inschrift aus Delos (IG XI 2, 226 B 5 = T 4 ed. min.) bezeugten άρχιθέωρος (‚Leiter einer Festgesandtschaft‘) mit Namen Poseidippos könnte es sich um den Epigrammatiker handeln.

14 Dazu kommt noch Albrecht 1996.

15 Der zweite Papyrus (jetzt auch in der Mailänder Papyrussammlung) enthält den Text eines ptolemäischen Historikers, und der dritte war der berühmte Artemidor-Papyrus, der (wenn es sich nicht um eine Fälschung handelt) Ausschnitte aus den Geographoumena des berühmten Geographen Artemidor (ca. 100 v. Chr.) mit einer großen Landkarte der iberischen Halbinsel und vielen Tierzeichnungen bietet.

16 Vgl. dazu auch Obbink 2004, 12.

17 Obbink 2004, 13: „The opening of the roll as it stands seems to have been damaged or cut in some way and its original cover sheet replaced with another, which is rather narrower …“; Obbink äußert sich in dem Zusammenhang auch zu der These von Johnson (in: Gutzwiller 2005), dass vorne wahrscheinlich mehr verloren gegangen ist als die Erstherausgeber annehmen.

18 Außerdem steht, ebenfalls am linken Rand, bei neun Gedichten (am ersten oder zweiten Vers oder zwischen den beiden ersten Versen) ein rätselhaftes του, für das es keine Parallele gibt und das verschieden erklärt worden ist. Am wahrscheinlichsten ist die Hypothese der Erstherausgeber, dass es sich um die Abkürzung von τοΰτο handelt und dass damit jemand (der Schreiber ist nicht identisch mit dem ersten Schreiber und den Korrektoren) Gedichte für eine spätere Lektüre oder eine weitere Auswahl markiert hat; vgl auch Krevans 2005, 86.

19 Zu den stichometrischen Zeichen Obbink 2004, 14f.

20 Eine systematische Korrektur hat, wie die vielen nicht korrigierten Fehler beweisen, nicht stattgefunden.

21 Obbink 2004, 11: „in the later part of the third century (230–200),“ S. auch oben, Anm. 9.

22 Der Titel ist ergänzt; nur die letzten beiden Buchstaben sind schwach lesbar.

23 Der Titel ist nicht erhalten, kann aber mit relativ großer Sicherheit erschlossen werden.

24 Der Titel der zehnten Sektion ist in einer Lücke verloren gegangen; erhalten sind lediglich Reste dreier Epigramme, die so kärglich sind, dass man, anders als im Falle der Epitymbia, keinen Titel erschließen kann; s. dazu S. 393f.

25 Das bedeutet nicht etwa, dass in den Fällen, in denen wir den Terminus noch nicht kannten, gar keine entsprechenden Epigramme bekannt waren (vgl. dazu die Einleitungen zu den einzelnen Sektionen).

26 Einige der Lithika spielen mit erotischen und/oder symposiastischen Motiven; der Fokus liegt jedoch immer auf den Steinen. Vielleicht sind die vermissten Gattungen aber auch am Ende verloren gegangen (s. Anm. 24).

27 Vgl. Gutzwiller in: Acosta-Hughes u.a. 2004, 84–93, Männlein-Robert 2007, 53–81 (zu den Andriantopoiika) sowie die Einleitungen zu den einzelnen Sektionen.

28 Zu den Verbindungen im Einzelnen s. die Einleitungen und Kommentare der genannten Sektionen.

29 Die Bezeichnung Lithika ist sonst nicht bezeugt; die wenigen bekannten Epigramme auf Steine (AP 9.544, 748, 752) sind alle nicht datiert.

30 Zur (hof)politischen Bedeutung zahlreicher Epigramme der Sammlung vgl. besonders Bingen 2002; M. Fantuzzi in: Fantuzzi-Hunter 2004, 377–403 („Posidippus and the ideology of kingship“), die Beiträge von Stephens, Fantuzzi und Thompson in: Gutzwiller 2005, 229–283 (= „Part III: Posidippus in a Ptolemaic Context“) und Baumbach 2013. Auch unter den Epigrammen des Alten Poseidipp sind eine ganze Reihe ‚höfischer‘ Epigramme: 115; 116 (vgl. Bing 2009, 234–252), 119 und 143.

31 Vgl. Criscuolo 2003.

32 Zu den geopoetischen Aspekten vgl. Baumbach-Müller, u. S. 411–419.

33 Falls es sich um rein ‚artifizielle‘ poetische Schöpfungen handelt, stellt sich darüber hinaus die Frage, ob sich diese auf reale Kunstwerke beziehen oder den Gegenstand ihrer Beschreibung erfinden.

34 Vgl. Weinreich bei Bing 2009, 182, der auf den folgenden Seiten die Frage detailliert bespricht.

35 Wie viele seiner Epigramme Inschriften waren und wie viele literarische Epigramme, lässt sich natürlich nicht sagen.

36 Dafür daß wir es mit einem Autor zu tun haben, sprechen die vielen sprachlichen und motivischen Wiederholungen und Querverweise innerhalb der Sektionen und zwischen den Sektionen.

37 Vgl. ed. pr. 22–24 und Bastianini 2001.

38 Eine Parallele bietet P. Köln V 204 (2. Jh. v. Chr.) mit 6 Epigrammen des Mnasalkes, die ohne Zwischenüberschriften wie αλλο oder αυτου aufeinander folgen.

39 Fantuzzi 2002, der allerdings zum Abschluss seiner Untersuchung der tecnica versificatoria zu Recht betont, dass damit die Urheberschaft natürlich noch nicht sicher bewiesen ist.

40 Lloyd-Jones 2003a; 2003b. Lloyd-Jones hält es für wahrscheinlich, daß der Mailänder Papyrus einen Teil des sogenannten Soros überliefert (zum Soros S. u. Anm. 47).

41 Schröder 2004; vgl. auch Puelma, 1996, 129f.; Parsons 2002, 117–18; Ferrari 2007.

42 Sowohl Lloyd-Jones als auch Schröder sind der Auffassung, dass viele der neuen Epigramme so schlecht sind, „daß die Autorschaft eines erstrangigen hellenistischen Epigrammatikers und Routiniers seines Fachs eine problematische Annahme ist“ (Schröder 2004, 31). Die Subjektivität eines solchen Urteils liegt auf der Hand; vgl. Livrea 2007, 69–95 und Anm. 43.

43 Zu den möglichen Gründen für die unterschiedliche Qualität der Gedichte vgl. Sens 2003; Sider 2004, 40f.; Gutzwiller, 2005, 2f., die die Argumente wie folgt zusammenfasst: „Since Meleager likely chose for his anthology only the best epigrams, whether the most famous or the ones he liked personally, it is to be expected that a complete poetry book of the third century would show more variance in quality, subject matter, and style. Although Posidippus was clearly a poet of importance in the third century, he likely wrote thousands of epigrams, and his aesthetic standards may have differed considerably from those of Callimachus, which came to dominate the Hellenistic tradition in which Meleager worked“.

44 Zur Autorschaft Poseidipps vgl. die Literaturberichte von Angiò.

45 Das zeigt sich schon daran, dass fast alle überlieferten Gedichte nicht in der Sammlung erscheinen.

46 P. Petrie II 49a = SH 961 (vgl. dazu Bastianini 2002).

47 Schol Hom. Il. 11.101: μή έμφέρεςθαι δέ φηςιν ό Άρίςταρχος νυν έν τοις Ποςειδίππου έπιγράμμαςι τον Βήριςον, άλλ’ έν τώι λεγομένωι Οωρώι εύρείν. Zum Soros vgl. Fernández-Galiano 1987, 33–36; Gutzwiller 2005, 7f.

48 Gutzwiller 2005, 3.

49 Bing 2009, 190f.

50 Möglich ist, dass a) ein fremder Herausgeber oder b) Poseidipp selbst bereits existierende Gedichte zu einer Sammlung zusammengestellt hat; sollte Poseidipp die Sammlung konzipiert haben, könnte er natürlich einzelne Epigramme oder auch ganze Sektionen eigens dafür geschrieben haben.

51 Gutzwiller 2005, 1f.: „The new text offers invaluable information about the development of poetry books, which arose in the crucible of the third-century royal courts and later migrated to Rome.“; vgl. auch 2005, 287–319.

52 Text und Apparat basieren auf der letzten Fassung (12.1) der von Benjamin Acosta Hughes, Elizabeth Kosmetatou, Martine Cuypers und Francesca Angiò auf der Homepage des Center for Hellenic Studies bereitgestellten und regelmäßig auf den neuesten Stand gebrachten Edition, die im Apparat die gesamte textkritische Auseinandersetzung mit dem Mailänder Papyrus so gut wie vollständig präsentiert. Der Apparat ist vereinheitlicht und dort, wo es nötig oder sinnvoll erschien, leicht modifiziert. Alle in den überlieferten Text aufgenommenen Konjekturen stammen aus der editio princeps.

53 Auf die Textrekonstruktion wird verzichtet, wenn der Text vollständig (oder doch nahezu vollständig) erhalten ist (z.B. 8), wenn für die nicht erhaltenen Teile des Textes keine Vorschläge vorliegen (z.B. 9) oder wenn der Text so schlecht erhalten ist, dass er nicht einmal in wesentlichen Teilen rekonstruiert werden kann (z.B. 1).

54 Die Auseinandersetzung mit anderen Interpretationen ist in der Regel in den Kommentar integriert.

55 Der Text ist der Ausgabe von C. Austin und G. Bastianini entnommen: Posidippi Pellaei quae supersunt omnia, Mailand 2002.

Der Neue Poseidipp

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