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10 Den Drogen auf der Spur

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Auf der Rückfahrt nach München musste Peter immer wieder die Stanniolverpackung mit den sechs Tabletten betrachten, die neben ihm auf dem Beifahrersitz lag. Das war es also, was er neben dem Mantel von seinem Besuch bei Beaulieu mitbrachte. Sechs lausige Tabletten. Der professionellen Verpackung nach handelte es sich wahrscheinlich um ein irgendein stinknormales Medikament und Beaulieus Lustknabe lachte sich ins Fäustchen, dass er den Eindringling mit einem so billigen Trick losgeworden war.

Wenn er nicht wie ein Idiot vor Husoll treten wollte, musste er herausfinden, was diese Tabletten tatsächlich enthielten.

Er fuhr rechts ran und wähl­te Günthers Nummer. Verena meldete sich und teilte ihm mit, dass Günther noch im Bett lag. Als Peter ihr von den Tabletten erzählte, erklärte sie sich sofort bereit, eine entsprechende Analyse für ihn durchzuführen.

Peter wollte gerade weiterfahren, als sich Ulli meldete. Das Wrack von Roberts Porsche war inzwischen kriminaltechnisch untersucht worden und man hatte keinen Hinweis auf irgendwelche Manipulationen gefunden. Damit hatte die Polizei Roberts Unfall endgültig zu den Akten gelegt.

Peter erzählte Ulli rasch von seinem Besuch bei Beaulieu und dass er jetzt zur Analyse der Tabletten in Günthers Institut fuhr.


Als Peter dort ankam, war Günther inzwischen aufgestanden und saß am Frühstückstisch. Er berichtete, dass er seine Eltern erreicht und mit ihnen telefoniert hatte. Sie hatten eine Weile gebraucht, die Nachricht von Roberts Tod zu verdauen. Aber dann hatten sie mit der Reiseleitung Rücksprache genommen und da es praktisch unmöglich war, einen vorzeitigen Rückflug zu organisieren, wollten sie planmäßig am Samstag zurückkommen. Günther sollte die Beerdigung seines Bruders für den folgenden Montag planen.

Peter berichtete, dass die kriminaltechnische Untersuchung von Roberts Wagen keinen Anhalt für Manipulationen ergeben und die Polizei damit Roberts Akte offiziell geschlossen hatte. Günther schien darüber sichtlich erleichtert.

Dann zeigte Peter die Tabletten, die er bei Beaulieu bekommen hatte. Günther nahm sie interessiert in die Hand. „Die Größe passt zu einer handelsüblichen Brausetablette“, meinte er und reichte die Packung Verena.

Die fackelte nicht lange und nahm eine der Ta­blet­ten aus der Verpackung. „Gleich wissen wir mehr“, sagte sie und verschwand Richtung La­bor.

Günther schenkte Peter einen Kaffee ein und ließ ihn von dem Besuch bei Beaulieu erzählen. Peter hatte seinen Bericht gerade beendet, als Verena zu­rückkam. Mit vielsagender Miene reichte sie Günther ein zweispaltig bedrucktes Blatt.

Der überflog das Gedruckte und legte dann das Papier vor Peter auf den Tisch. Er deutete auf die linke Spalte. „Hier stehen die Substan­zen, die wir in Roberts Blut gefun­den haben.“ Dann wanderte sein Finger nach rechts. „Und das sind die Inhalts­stoffe der Tablet­te, die du mitgebracht hast."

„Und?“

„Die Substanzen sind absolut identisch. Beaulieus Lustknabe hat dir genau das Crystal Meth gegeben, das wir auch in Roberts Blut gefunden haben.“

Peter fühlte sich mächtig erleichtert. Er sah Günther und Verena dankbar an. Also war sein Besuch bei Beaulieu doch nicht umsonst gewesen.

„Es gibt allerdings einen kleinen Unter­schied“, erklärte Günther und deutete auf die rechte Spalte.

„Nämlich?", fragte Peter überrascht.

„Die Substanz Natriumhydrogenkarbonat kommt nur in der Tablette vor."

„Und was bedeutet das?", fragte Peter irritiert.

„Natriumhydrogenkarbonat ist ein Bestand­teil von Brausetabletten", ergriff Verena das Wort, „sozusagen der Treibsatz, der die Tablette beim Kontakt mit einer Flüssigkeit auflöst und zum Perlen bringt.“

Peter dachte kurz nach. „Dann hat der Knabe auch in dieser Hinsicht die Wahrheit gesagt. Es ist tatsächlich eine Brausetablette.“

„Ja“, Günther nickte versonnen. „Eine Brausetablette.“ Er dachte einen Moment nach. „Ich werde Weigand zu Rate ziehen."

„Wer ist Weigand?" fragte Peter.

„Ein Apotheker, mit dem ich gelegentlich zusammenarbeite", erklärte Günther, „vielleicht kann er uns sagen, woher diese Tabletten stammen.“ Er hob die Verpackung mit den fünf verbliebenen Tabletten demonstrativ in die Höhe. „Denn was hier in dieser Verpackung steckt, hat nichts mit dem Stoff zu tun, den man üblicherweise auf der Straße bekommt.“ Günther legte die Packung fast behutsam zurück auf den Tisch. „Diese Tabletten hier sind absolut sauber. Keinerlei Verunreinigungen. Und die Verpackung ist so professionell, dass sie nur von einer regulären Pharmafirma stammen kann.“

„Bist du sicher?“, staunte Peter.

„Ganz sicher“, bestätigte Günther, „und deshalb glaube ich, dass wir mit Hilfe des Apothekers herausfinden können, wo diese Tabletten herkommen.“

„Aber wie?“ Peter konnte sich nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte.

„Über die professionelle Verpackung und die Größe“, erklärte Günther.

Peters Miene verriet, dass er immer noch nicht verstand.

„Ganz einfach“, sagte Günther, „ein Medikament so professionell zu verpacken, ist nur in einer offiziellen Pharmafirma möglich. Außerdem ist das Umstellen einer Produktionsmaschine auf eine andere Tablettengröße mit einem gewaltigen Aufwand verbunden.“

Jetzt hatte Peter verstanden. „Das bedeutet, dass in der fraglichen Firma ein reguläres Medikament hergestellt wird, das mit der Größe dieser Drogen übereinstimmt.“

„Genau“, bestätigte Günther, „wir werden Weigand bitten, die auf dem Markt befindlichen Brausetabletten mit den Drogen zu vergleichen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.“




Peter Prock: Bavaria

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