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6 Crystal Meth

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Auf der Fahrt vom Krankenhaus zum Bard´schen Institut ging Peter die Bedeutung von Günthers letzter Äußerung nicht aus dem Kopf. Günther hatte tatsächlich einen Fremden gebeten, seiner Schwägerin die Nachricht vom Tod ihres Mannes zu übermitteln! War die Abneigung gegen den eigenen Bruder selbst über dessen Tod hinaus so tief?

Hatte sich bei Günther so viel Hass aufgestaut, obwohl der Bruderkrieg jetzt auf so dramatische Weise ein Ende gefunden hatte? Eine familiäre Tragödie, die Peter als Roberts bester Freund hautnah miterlebt hatte. Günther, der ältere der beiden Brüder, litt seit der Geburt unter einer Muskelschwäche des linken Beines, die ihn in seinem Bewegungsablauf erheblich behinderte und ihm mit zunehmendem Alter immer mehr zu schaffen machte.

Demgegenüber lebte der jüngere Robert seine körperliche Unversehrtheit geradezu provokant aus. Dazu gehörten nicht nur sportliche Aktivitäten, sondern nach der Pubertät auch immer häufiger hübsche Mädchen, mit denen er dem behinderten Bruder vor Augen führte, wie schön ein Leben in Unversehrtheit sein konnte. Günther rächte sich im Gegenzug mit Sticheleien und ließ keine Gelegenheit aus, seinen Bruder wegen dessen ausschweifenden Lebenswandels und der damit verbundenen vermeintlichen Unzuverlässigkeit bei den Eltern anzuschwärzen.

Um dieser spannungsgeladenen familiären Situation zu entkommen, hatte Robert gleich nach dem Abitur sein Elternhaus verlassen und sich in Schwabing eine Studentenbude genommen. Da sich die Brüder jetzt nur noch selten sahen, herrschte eine Art Burgfrieden. Aber die trügerische Ruhe konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Vater die Pläne für sein Lebenswerk begraben musste. Denn ursprünglich sollten seine beiden Söhne die Leitung des Bard´schen Instituts gleichberechtigt übernehmen. Und zwar passend zu ihren beruflichen Neigungen sollte der Laborarzt Günther den medizinischen Teil und der Betriebswirt Robert die Finanzen übernehmen.

Doch die Kluft zwischen den beiden Brüdern war zu tief, um an ein gemeinsames Arbeiten unter einem Dach überhaupt denken zu können. Da nach Ansicht seiner Eltern das Schicksal den behinderten Günther schon genug gestraft hatte, wurde ihm die alleinige Leitung des Instituts übertragen. Im Gegenzug für seinen Verzicht wurde Robert dafür laut Erbvertrag mit einer monatlichen Ausgleichszahlung an den Erträgen des Instituts beteiligt.

Obwohl sich die verfeindeten Brüder kaum noch sahen, vertiefte diese finanzielle Regelung die Kluft zwischen ihnen. Denn während Günther bisher vor allem wegen seiner Behinderung und der Ungerechtigkeit des Schicksals wütend auf seinen Bruder gewesen war, waren mit seiner Übernahme des Instituts noch handfeste, finanzielle Gründe dazu gekommen. Denn das Institut lief gut und obwohl Robert keinen Finger dafür rührte, musste Günther ihm Monat für Monat einen erheblichen Teil der Gewinne überweisen.

Allerdings war Günther nicht nur ein guter Laborarzt sondern auch ein weitsichtiger Geschäftsmann. Denn er hatte es geschafft, dass in den Erbvertrag ein Passus aufgenommen wurde, der alle Zahlungen auf Roberts Person beschränkte. Günther hatte seine Eltern von der Zweckmäßigkeit einer solchen Klausel mit dem Argument überzeugt, dass nur so einer möglichen Zersplitterung des Instituts durch Familienstreitigkeiten vorgebeugt werden konnte. Robert ließ den Passus durchgehen, da er zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses weder an seinen Tod noch an die Gründung einer Familie dachte.

Doch jetzt bewies Roberts Tod Günthers Weitsicht. Obwohl der jüngere Bruder eine Frau und ein Kind hinterließ, die zur Familie gehörten, konnte Günther ab sofort alle Zahlungen einstellen. Roberts Frau Laura und sein Sohn Paul würden keinen Cent mehr von ihm sehen.

War das der Grund, weshalb Günther seiner Schwägerin die Nachricht vom Tod ihres Mannes nicht selbst überbringen wollte? Hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er sie jetzt finanziell im Regen stehen ließ?

Konnte jemand mehr von Roberts Tod profitieren als sein eigener Bruder Günther?

Doch dann verscheuchte Peter den Gedanken wieder. Günther war behindert und besaß sicher nicht die kriminelle Energie für einen Brudermord.

Wenn er die Hintergründe von Roberts Tod aufklären wollte, musste er anderen Fragen nachgehen. Zum Beispiel, warum der Freund nicht angeschnallt gewesen war und warum er ein so wahnsinniges Tempo drauf hatte. Hatte die Antwort etwas mit Roberts engen Pupillen zu tun? Sollten wirklich Drogen dahinter stecken?

Gleich würden sie mehr wissen!

Peter war Verena dankbar, dass sie die Initiative zur Untersuchung von Roberts Blut ergriffen hatte. Während Günther nur um den Ruf seines Instituts besorgt war und die Fragen um den Tod des Bruders am liebsten sofort unter den Teppich gekehrt hätte, schien Verena tatsächlich an einer Aufklärung interessiert zu sein.

Überhaupt war Peter von Verena angenehm überrascht. Er hatte sie bisher nur durch eher beiläufige Bemerkungen von Robert gekannt. Danach war Verena vor einem knappen Jahr als pharmazeutisch-technische Assistentin von Günther eingestellt worden. Offensichtlich hatte sie es schnell geschafft, ihren neuen Chef nicht nur von ihren fachlichen, sondern auch von ihren weiblichen Qualitäten zu überzeugen. Denn zur allgemeinen Überraschung gab der bis dahin als eigenbrötlerisch und verschroben geltende Günther sein Singledasein auf und ließ Verena bei sich einziehen.

Peters Gedanken wurden unterbrochen, denn sie waren am Institut angekommen. Das fünfge­schossi­ge Ge­bäude lag bis auf den Hauptein­gang im Dun­keln. Die unteren vier Etagen beherbergten das Institut, darüber befand sich eine Penthouse-Wohnung, in der Günther und Verena lebten. Durch die räumliche Nähe zwischen Wohnung und Ar­beitsplatz kam seine Behinderung im normalen Tagesablauf kaum zum Tragen.

Als sie im Lift nach oben fuhren, deutete Ulli auf den Kunststoffbeutel mit der rosa Flüssigkeit, den Verena in ihrer Hand hielt.

„Was ist das?"

„Urin."

Ulli runzelte die Stirn. „Rosa Urin?”

„Die Verfärbung kommt von den inneren Blu­tun­gen", brachte Günther seine Kompetenz als Arzt zum Ausdruck. Seine Stimme klang so sachlich als ginge es um irgendeinen anonymen Patienten.

„Wozu braucht man den Urin, wenn man Blut hat?", fragte Ulli.

„Ganz einfach“, sagte Günther, „viele Substan­zen werden nach ihrer Aufnahme im Körper schnell wieder abgebaut. Dann sind sie aus dem Blut verschwunden und nur noch an Hand ihrer Abbauprodukte im Urin nach­wei­sbar."

Sie waren oben angekommen. Die Fahrstuhltür öffnete sich und Günther stieg aus. Verena blieb im Lift und hielt demonstrativ die Proben in die Höhe. „Ich kümmere mich direkt um die Analyse“, sagte sie. Dann sah sie Peter und Ulli an. „Möchte einer von euch dabei sein?“

„Ich“, sagte Ulli schnell.


Kurz darauf saßen Günther und Peter an einem großen Panoramafenster und blickten über München. Peter mit einem Kaffee, Günther mit einem Cognac. Irgendwo unter ihnen waren Verena und Ulli mit Roberts Proben beschäftigt.

„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen”, begann Günther die Konversation. Es klang etwas hölzern.

„Wir haben uns ohnehin selten gesehen“, stellte Peter fest, „als Roberts bester Freund wurde ich von dir ja in Sippenhaft genommen.“

„Ich weiß“, sagte Günther und schlug einen versöhnlichen Tonfall an. „Lass uns die Zeit vergessen. Du konntest schließlich nichts für die Spannungen zwischen Robert und mir.“

Günther wirkte plötzlich ganz entspannt. Lag das daran, dass er sich in seinem eigenen Wohnzimmer befand, oder realisierte er langsam, von welcher finanziellen Last er befreit worden war?

Peter erwischte sich wieder bei der Überlegung, dass niemand ein größeres Interesse an Roberts Ableben haben konnte als sein eigener Bruder. Um den Gedanken zu verscheuchen, musste er das Gespräch auf ein unverfängliches Thema lenken.

„Wie funktioniert eigentlich so eine Analyse?", fragte er.

Günther schien die Frage zu gefallen. Er stellte sein Cognacglas ab, richtete sich im Sessel auf und berichtete stolz, dass er seit Kurzem über einen der weltweit leistungsfähigsten Analyse­computer verfügte. Damit konnten in wenigen Minuten Untersuchungen durchgeführt werden, die früher Stunden gedauert hatten. Selbst die Polizei kam mit dringenden Untersuchungen zu ihm ins Institut.

Bei dem Thema war Günther ganz in seinem Element und erklärte Peter fast begeistert den technischen und chemischen Hintergrund solcher Analysen. Einiges davon hatte Peter schon einmal im Zusammenhang mit Do­pingproben gehört. Aber er wunderte sich immer wieder, welche Rück­schlüsse Experten aus etwas Blut oder Urin ziehen konnten.

Günther hatte seine Ausführungen gerade beendet, als Verena und Ulli aus dem Labor kamen. Ihre bedeutungsvollen Mienen sprachen Bände.

„Und?“, Peter sah die Beiden neugierig an. „Was habt ihr gefunden?“

An Stelle einer Antwort reichte Verena Günther drei ausgedruckte Blätter. „Die Interpretation der Befunde ist Chefsache“, erklärte sie.

Günther sah Verena zufrieden an. Er schätzte nicht nur ihre Tüchtigkeit, sondern auch ihre Loyalität. Dann überflog er die drei Blätter. Als er sie sortiert hatte, deutete er auf den obersten Bogen. „Hier stehen Roberts Leberwerte und seine harnpflichtigen Substanzen“, erklärte er, „jede Analyse beginnt mit der Überprü­fung der Leber- und Nierenfunktion, damit wir wissen, ob mögliche Gifte normal abgebaut und ausgeschieden werden. Diese Werte sind bei Robert völlig normal."

Er schob das Blatt nach unten und sah auf den zweiten Bogen. „Hier stehen die toxischen Substanzen, die sich in Ro­berts Blut fanden."

„Und?" fragte Peter.

„Zunächst mal Alkohol.” Günther deutete auf eine der Ziffern. „Null Komma vier Promille. Dieser Wert wird auch im Protokoll der Polizei stehen. Da niemand außer Robert geschädigt wurde, dürfen wir davon ausgehen, dass die Geschichte damit für die Polizei erledigt ist.“ Günther machte eine Pause und sah Peter mit ernster Miene an. „Aber Robert hatte noch etwas im Blut, was da nicht hingehört, und zwar in einer sehr hohen Konzentration."

„Nämlich?“

„Methamphetamin!“

„Methamphetamin“, wiederholte Peter kopfschüttelnd, „ist das nicht Crystal Meth?“

„Richtig“, bestätigte Günther.

„Crystal Meth“, wiederholte Peter und sein hilfesuchender Blick ging von Günther zu Ulli. „Robert hat nie irgendwelche Drogen genommen.“ Sein Blick forderte Ulli zu einer Äußerung auf. „Du hast ihn doch zu allen Festen begleitet. Ist dir jemals etwas aufgefallen?“

„Nein!“, Ulli bekräftigte seine Aussage mit einem energischen Kopfschütteln.

Günthers Miene wirkte gleichmütig. „Irgendwann ist immer das erste Mal.“

„Crystal Meth ist im Moment sehr populär“, ergriff Verena das Wort, „eine Art Modedroge. Und viel billiger als Kokain.“

Peter hatte davon gehört. Er sah Günther an. „Wie wirkt Crystal Meth?“

„Pharmakologisch handelt es sich bei Crystal Meth wie gesagt um Methamphetamin“, erklärte Günther, „eine Substanz, die enthemmt und Gefahren gegenüber gleichgültig macht. Methamphetamin wurde im zweiten Weltkrieg unter dem Namen Pervitin millionenfach eingesetzt, um Panzerfahrern und Piloten die Angst zu nehmen.“

„Also enthemmt es?“

„Ja.“

„Und nach was schmeckt Crystal Meth?“, fragte Peter.

„Es ist fast geschmacklos“, erklärte Günther, „vielleicht mit einem winzigen Schuss ins Saure.“

„Ins Saure!“, wiederholte Peter. Dann sah er Ulli an. „Was hat Robert heute Abend getrunken?“

„Campari“, sagte Ulli, „wie immer.“

Peter überlegte kurz. „Nehmen wir einmal an, jemand hätte das Zeug in Roberts Glas getan.“ Er sah Günther an, „dann wäre es ihm doch kaum aufgefallen.“

„Wohl kaum“, bestätigte Günther.

Peter überlegte kurz, dann deutete er auf das dritte Blatt in Günthers Hand. „Was hast du da noch?"

„Den Urinbefund“, erklärte Günther, „hier finden sich nur Spuren von Amphetamin und Norephedrin.“

„Und was bedeutet das?"

„Diese beiden Substanzen sind Abbauprodukte des Methamphetamins. Ist die Konzentration einer Substanz im Blut hoch, die ihrer Abbauprodukte im Urin jedoch niedrig, bedeutet das, dass sich die Substanz zum Zeit­punkt der Entnahme vorwiegend im Blut befand und damit maximal wirksam war. Roberts Befunde sprechen dafür, dass zum Zeitpunkt seines Unfalls die Droge maximal wirksam war.“

Peter starrte Günther an. „Und was bedeutet maximal wirksam?“

Günther setzte eine bedeutungsvolle Miene auf. „Um es laienhaft auszudrücken: Bei einer solchen Konzentration von Methamphetamin muss man davon ausgehen, dass Robert nicht mehr Herr seiner Sinne war.“

Peter schüttelte ungläubig den Kopf. „Was für eine Geschichte!“ Er sah auf die Uhr. Zwanzig nach Drei. Er brauchte dringend Schlaf. Er blickte sich um. Alle sahen müde aus. „Wir sollten ins Bett gehen”, schlug er vor und erhob sich. Ulli folgte seinem Beispiel.

Die beiden Freunde bedankten sich bei Verena für die Analyse und ließen sich von Günther zur Tür bringen.

Peter hatte noch eine Frage an Günther. „Hast du schon eine Vorstellung, wann die Beerdigung sein wird? Ich meine wegen deiner Eltern.”

Er wusste von Robert, dass sich die Eltern Bard auf einer Kreuzfahrt in Südostasien befanden.

„Ich kümmere mich morgen darum“, sagte Günther, „wenn der Termin der Beerdigung feststeht, sage ich dir Bescheid.“ Er wollte sich gerade verabschieden, als ihm noch etwas einfiel. Er sah Peter und Ulli eindringlich an. „Ich möchte, dass das Ergebnis dieser Analyse unter uns bleibt. Mit einem Skandal ist keinem gedient – vor allem nicht Roberts Andenken!”

Als er den beiden zum Abschied die Hand reichte, war es, als besiegelten sie ein Schweigegelübde.


Eine Minute später standen die beiden Freunde an ihren Autos. Ulli wollte schon einsteigen, als er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. „Mein Gott“, stieß er hervor, „ich habe ja noch etwas für dich. Das habe ich völlig vergessen!“ Er kramte in seiner Fototasche. „Nach dem, was inzwischen passiert ist, könnte es sogar wichtig sein.“

Peter sah den Freund verständnislos an. „Von was sprichst du?“

„Von Frank“, sagte Ulli, „er hat mir auf Beaulieus Fest ein Päckchen für dich gegeben.“ Ulli hatte gefunden, was er suchte und reichte es Peter.

Peter nahm es verwundert entgegen. „Ist Frank nicht im Urlaub?“

„Ja“, bestätigte Ulli, „er sitzt gerade im Flieger zu den Bahamas. Nächsten Sonntag ist er zurück.“

Peter hielt das Päckchen unschlüssig in der Hand. „Weißt du, was das ist?“

„Keine Ahnung“, sagte Ulli, „mach es auf!“

Peter öffnete es. Zum Vorschein kam eine Streichholzschachtel.

„Was soll das denn?“, fragte Ulli.

„So haben wir früher geheime Botschaften übermittelt“, erklärte Peter. Er zog die Schachtel auf. Darin lagen ein kleiner, mehrfach gefalteter Zettel und drei Streichhölzer.

Peter holte den Zettel hervor, entfaltete ihn und las vor.

Ich werde dir alles erklären, wenn ich zurück bin.“

„Was soll das denn bedeuten?“, fragte Ulli, „meinst du, das hat etwas mit Roberts Tod zu tun?“

Peters Miene verriet, dass er genauso ratlos war. „Ist dir im Zusammenhang mit Frank und Robert heute Abend irgendetwas aufgefallen?“

„Nichts Besonderes“, bestätigte Ulli. „Allerdings haben sie sich lange und intensiv unterhalten und Robert war irgendwie schlecht drauf.“

„Wie meinst du das? Schlecht drauf?“

Ulli zuckte die Schultern. „Introvertiert. Gestresst. Ich weiß nicht. Frank meinte, es läge daran, dass Robert seine Sommergrippe nicht los wird.“

Peter sah Ulli nachdenklich an, dann nahm er eines der Streichhölzer und entzündete die Botschaft.

„Was machst du da?“, fragte Ulli.

„Das gehört zum Ritual“, erklärte Peter, „wenn man die Nachricht gelesen hat, wird sie vernichtet.“ Er ließ das Papier auf die Straße gleiten, wo es verbrannte. Dann fiel ihm noch etwas ein. „Verdammt“, rief er, „wir müssen Husoll anrufen!”

Sie hatten völlig vergessen, den Chefredakteur zu informieren. Roberts Tod würde für die NZ einen erheblichen Einschnitt bedeuten. Seine populäre Rubrik stellte nicht nur für viele Leser einen Anreiz zum Kauf der NZ dar, sondern schaffte es auch immer wieder, durch geschickte „Hofberichterstattung” neue Werbekunden für das Blatt zu gewinnen.

Peter hatte Husolls Privatnummer auf seinem Handy gespeichert. Nach viermaligem Klingeln nahm der Chef ab. Peter entschuldigte sich für die nächtliche Störung und fragte Husoll, ob er schon von Robert gehört habe. Immerhin konnte es sein, dass der Chef bereits über andere Quellen informiert worden war.

„Nein. Was ist mit ihm?"

Peter holte tief Luft. „Robert hatte auf dem Rückweg von Beaulieus Fest einen Unfall. Er ist tot.“

Für einen Moment herrschte am anderen Ende Schweigen. Als sich Husolls Stimme wieder meldete, klang sie mühsam gefasst. „Was ist passiert?"

Peter berichtete in kurzen Worten von dem Unfall, den frustranen Rettungsversuchen in der Ambulanz, von Roberts engen Pupillen und von dem Ergebnis der Analyse. Wegen fehlender Bremsspuren sollte Roberts Porsche gleich am nächsten Morgen kriminaltechnisch untersucht werden.

„Eine böse Sache." Hu­solls Stimme klang erschüttert. „Ist Ulli noch bei Ihnen?”

„Ja.”

„Wie viel Uhr ist es jetzt?”

Peter sah auf seine Uhr. „Halb vier.”

Husoll dachte kurz nach. „Dann legen Sie sich noch ein paar Stunden aufs Ohr”, entschied er, „wir treffen uns um elf in der Redaktion. Gute Nacht.”

„Gute Nacht.”



Peter Prock: Bavaria

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