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2.3 Kapital und Absatzmarkt

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Technische Innovationen und der Bau von Fabriken benötigten Kapital. Zwei Gründe waren ausschlaggebend dafür, dass in Großbritannien genug davon vorhanden war, um eine frühe Industrialisierung zu gewährleisten. Zum einen hatten die Briten früh eine führende Rolle

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im internationalen Handel eingenommen, was Kapital voraussetzte, aber auch generierte. Wer im Handel ein Vermögen gemacht hatte, konnte sein Geld auch anderweitig anlegen, zum Beispiel in produktiv bewirtschaftetem Farmland, in Grund, der reich an Bodenschätzen war, oder in der Finanzierung von Industriebetrieben. Zum anderen hatte sich in Großbritannien – speziell in der City of London – seit dem späteren 18. Jahrhundert ein gut funktionierendes Bankwesen herausgebildet, das Kapital leihen und verschieben konnte. Britische merchant banker – Händler, die große Vermögen erwirtschaftet hatten – handelten zwar immer noch mit Gütern, betätigten sich aber zunehmend im Kredit-, Wechsel- und Anleihegeschäft. Einige spezialisierten sich bereits früh auf die Industriefinanzierung. Während in vielen kontinentaleuropäischen Ländern strikte Bankgesetze die Gründung von Aktienbanken erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglichten, konnten solche das Risiko auf viele Schultern verteilende Institution in England bereits seit 1826 entstehen, was später wichtig für immer kapitalintensivere industrielle Großprojekte wurde. In der frühen Industrialisierung war jedoch weniger das Vorhandensein von Kapital unabdingbar als vielmehr die Möglichkeit, Rohstoffe, Maschinen und produzierte Güter zuverlässig bezahlen und verkaufen zu können, was das gut ausgebaute britische Bankenwesen ermöglichte. Der Charakter der Industrialisierung in dieser Phase, in der eher kleine Fabriken entstanden, die sich nur selten rapide vergrößerten, sorgte zunächst für einen recht überschaubaren Kapitalbedarf. Viele der industriellen Pioniere in Großbritannien liehen sich ihr Startkapital im Verwandtenkreis und vergrößerten ihre Fabriken stückweise durch die Reinvestition von Gewinnen.

Großbritannien hatte sich im 18. und 19. Jahrhundert ein gewaltiges überseeisches Imperium aufgebaut, welches ebenfalls als, teilweise exklusiver, Markt für den Absatz britischer Güter und Waren diente. Auch mit verschiedenen europäischen Ländern stieg der britische Außenhandel seit den 1760er Jahren stark an. Es wäre jedoch falsch anzunehmen, dass dies die entscheidenden Gründe dafür waren, dass Produkte aus britischer industrieller Fertigung viele Käufer fanden. Vielmehr war es der britische Binnenmarkt, der seit dem 18. Jahrhundert kontinuierlich größer und kaufkräftiger wurde, weil die wachsende und durch Handel

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und Industrialisierung wohlhabender werdende Bevölkerung immer mehr Waren nachfragte. Der heimische Markt nahm während der Hochindustrialisierung über zwei Drittel aller im Land produzierten Güter und Waren auf. Schon im späten 18. Jahrhundert waren die Grundbedürfnisse nicht nur einer kleinen Oberschicht weitgehend gedeckt, was dazu führte, dass mehr und mehr Menschen über das Lebensnotwendige hinaus konsumierten. Wenige Jahrzehnte zuvor noch adligen Landbesitzern und einigen sehr vermögenden Händlern vorbehaltene Luxusgüter wandelten sich zu Dingen des alltäglichen Bedarfs, zunächst für die immer breiter werdende, durch Unternehmer und Fabrikanten bestimmte obere Mittelklasse, im 19. Jahrhundert auch für Facharbeiter, Handwerker, Einzelhändler und später die wachsende Zahl von Angestellten. Die Nachfrage nach gewerblichen Produkten durch einen stetig wachsenden Binnenmarkt trieb die Industrialisierung des Landes maßgeblich voran.

Die Industrielle Revolution

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