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1. Landwirtschaft, Wissen, Handel: Revolutionen vor der Revolution

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Ein englischer Pastor und Professor für Geschichte und Politische Ökonomie veröffentlichte 1798 eine immens einflussreiche, aber auch heftig kritisierte Studie, welche den Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Ernährungsbasis thematisierte: Thomas Malthus (1766 – 1834) postulierte in An Essay on the Principle of Population or A View on its Past and Present Effects on Human Happiness, das Bevölkerungswachstum vollziehe sich zyklisch und erreiche stets einen Punkt, an dem die exponentiell ansteigende Bevölkerung durch Hungersnöte und Epidemien wieder dezimiert werde, da die Erde nur eine begrenzte Menge an Nahrung produzieren könne. Um dies zu vermeiden, forderte Malthus sexuelle Abstinenz und späte Heiraten. Herrscher und Regierungen griffen diese Theorie begierig auf, da jeder fürchtete, die Nahrungsvorräte seines Landes würden eines Tages nicht mehr ausreichen, um alle Einwohner zu ernähren. Als Malthus seine Thesen veröffentlichte, wuchs die Bevölkerung Englands und eines Teils Westeuropas bereits seit einiger Zeit deutlich an. Jedoch erkannte Malthus nicht, dass die Ursache für das Wachstum vor allem darin bestand, dass die Landwirtschaft durch grundlegende Modernisierungen mehr und mehr Nahrung zu produzieren in der Lage war: Westeuropa befand sich bereits mitten in der „landwirtschaftlichen Revolution“, die eine Grundvoraussetzung für die industrielle Entwicklung des Kontinents war.

Neben England – und mit einiger Verzögerung Wales und Schottland – war Flandern der Ausgangspunkt für bahnbrechende Neuerungen im agrarischen Bereich. In dieser traditionellen Handelsregion stand aufgrund einer hohen Bevölkerungsdichte und vergleichsweise schlechter Böden nur wenig Acker- und Weideland zur Verfügung. Landgewinnung aus dem Meer konnte ein wenig Abhilfe schaffen, aber im Wesentlichen

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wurden große Anstrengungen unternommen, das Land möglichst effizient zu bewirtschaften. Veränderungen in der Landwirtschaft sind schwierig zu periodisieren.

Bis in die 1960er Jahre galt unter Historikern das halbe Jahrhundert zwischen 1760 und 1815 als klassische Zeit der „Agrarrevolution“. Dann jedoch zeigten Forschungen, dass zahlreiche substantielle Veränderungen bereits deutlich früher, teilweise schon im 17. Jahrhundert zumindest eingeleitet worden waren. Insofern handelte es sich um einen langsamen, evolutionären Prozess, der in Westeuropa begann, sich in Mitteleuropa teils deutlich später und in großen Teilen Süd- und Osteuropas erst im 20. Jahrhundert durchsetzte. Auch im frühen 21. Jahrhundert lässt sich in Bezug auf Entwicklungsländer noch von einem Fortdauern der landwirtschaftlichen Revolution sprechen. Es waren im Wesentlichen drei miteinander in Verbindung stehende Bereiche, in denen es zu grundlegenden Neuerungen kam: Ackerbau, landwirtschaftliche Gerätschaften und Viehzucht. Diese wurden unterstützt durch eine innovative Bewässerung des Bodens.

Die Industrielle Revolution

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