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Aufwachen und das Schweigen brechen – Ein mutiger Soldat

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„Ich habe drei Jahre gebraucht, um meinen Militärdienst kritisch zu sehen“, sagt Alon. Er ist ein Sohn russischer Einwanderer nach Israel, religiös und politisch konservativer Eltern. Alon ist in einer Siedlung auf der Westbank aufgewachsen. Natürlich will er dann als Achtzehnjähriger nicht nur zur Armee, sondern zur kämpfenden Truppe. Schon bald wird er Commander, übernimmt als Zwanzigjähriger Verantwortung für jüngere Soldaten und bildet sie aus.

„Wie übt man die Erstürmung eines palästinensischen Hauses? Man erkundigt sich“, sagt er, „beim Inlandsgeheimdienst Shin Bet nach einer unbescholtenen ungefährlichen Familie, um seine unerfahrenen Jungs nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Und dann umstellt man nachts um zwei deren Haus, tritt die Türe ein, wenn sie nicht gleich nach dem Klopfen geöffnet wird, isoliert Frauen und Kinder in einem, Männern in einem anderen Raum, durchsucht das Haus Zimmer für Zimmer, Stockwerk für Stockwerk, hinterlässt unermessliche Verwüstungen, verhaftet den Vater und die älteren Söhne, die dann nach einiger Zeit freigelassen werden, weil nichts gegen sie vorliegt.“

Mit diesen wenigen Sätzen macht der junge Israeli deutlich, wie Besatzung funktioniert, was sie für das palästinensische Volk bedeutet und warum die Kritik in Israel so leise ist. Natürlich werden die Soldaten nie erfahren, dass es sich nur um eine Übung gehandelt hat. In der Logik des Systems kommen auch dem Commander keine Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Tuns. Jede Nacht passieren solche Übergriffe – begründet und unbegründet, auf Verdacht oder zur Übung. Den Zynismus können diejenigen nicht spüren, die sich vom Terror bedroht fühlen. Und sie können nicht sehen, wie solche Aktionen langfristig Terror mehr produzieren als verhindern. Die Fragwürdigkeit dieses Systems der Abschreckung und Terror-Abwehr wird erst von außen sichtbar und durchschaubar.

Alon braucht drei Jahre, um seine Erfahrungen in der Armee zu verarbeiten. Dann bricht er sein Schweigen. Er trifft auf eine Gruppe Gleichgesinnter, für die er seither ehrenamtlich arbeitet. Sie nennen sich: „Schweigen brechen!“

„Wach auf, meine Seele!“, lesen wir oft in der Bibel. Einmal heißt es: „Wach auf, meine Ehre!“ (Psalm 108,2). Rappel dich auf! Steh auf! Mach die Augen auf! Werde wach und wecke andere! Solche Selbstgespräche haben wir Menschen nötig.

„Ich musste aufwachen“, sagt Alon. Er ist darüber nicht zum Kriegsdienstverweigerer oder zu einem Gegner Israels geworden. Im Gegenteil. Er fühlt sich als israelischer Patriot, der seinen Landsleuten die Augen öffnet, der wagt, das System aufzubrechen, das Sicherheit suggeriert, aber in Wahrheit Menschen in Hass und Gewalt gefangen hält. „Wach auf, meine Ehre! Meine Seele, wach auf!“

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