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Versöhnung ist harte Arbeit – Erfahrungen eines Sechzehnjährigen

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Ein Vater mit gebrochenem Herzen. So redet die jüdische Bibel von Gott. „Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der Herr.“ (Jeremia 31,20) Gott kämpft um seine geliebten Menschen, um sie vom Bösen zum Guten zu leiten. Der Gott Israels ist die Liebe. Der Name Ephraim steht hier für das ganze Volk Israel.

Ich denke an einen anderen Ephraim. Er ist 17, Israeli; er besucht in Haifa ein jüdisches Gymnasium. Araber, sagt er, waren für ihn nur dumme und gefährliche Leute gewesen. Er hatte allerdings auch noch nie mit einem gesprochen, obwohl sie in Haifa bei ihm gleich um die Ecke wohnen. Als an seiner Schule zu einem besonderen Projekt eingeladen wurde, hat Ephraim lange gezögert. Ein Musical zum Thema „Versöhnung und Freundschaft“ sollte erarbeitet werden – zusammen mit Gleichaltrigen eines palästinensischen Gymnasiums.

„Meine Entscheidung, am Ende doch mitzumachen“, sagt er, „habe ich nie bereut. Ich habe im letzten Jahr mehr Wichtiges gelernt, als in den 16 Jahren zuvor. Manchmal schäme ich mich dafür, wie ich noch vor einem Jahr über die Palästinenser gedacht habe, die jetzt meine Freunde geworden sind.“ In England und Deutschland wurden sie mit ihrem Musical ganz groß gefeiert. Wichtiger noch als dieser Erfolg war die Erfahrung, dass ein Jahr gemeinsamer Arbeit sie aus Feinden zu Freunden gemacht hatte.

Und das war kein Kinderspiel, sondern ein mühsamer Prozess. Ephraim erzählt: „Am israelischen Unabhängigkeitstag waren wir gerade zur Aufführung in London. Wir hatten in unserer Unterkunft viele blauweiße Fahnen mit dem Davidstern aufgehängt, wie wir das seit Kindertagen gewöhnt waren. Plötzlich hing an der Wand ein Plakat mit der Aufschrift ‚Ich bin stolz auf Palästina‘. Kurze Zeit später hing daneben ein noch größeres Plakat ‚Ich bin stolz auf Israel‘. So ging der Streit los. Wir warfen uns Schimpfwörter an den Kopf. Wir schrien uns an, je länger desto lauter. Einige weinten. Da ging uns auf: Wir tun gerade das Gegenteil von dem, was wir auf der Bühne darstellen! Am Ende haben wir beide Poster zerrissen. Und unsere Fahnen haben wir eingepackt. Nicht weil wir uns Israels schämten, sondern weil wir gelernt haben, wie unsere Fahnen die Gefühle unserer Freunde verletzen.“

Bis das in Israel Schule macht, wird noch viel Zeit vergehen. Aber ich glaube an den Gott Israels, den Gott mit gebrochenem Herzen, der nicht zur Ruhe kommt, bis er seine geliebten Menschen zur Vernunft gebracht, bis er sie vom Bösen zum Guten geleitet hat.

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