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Drama erster Akt

Tanja lag in der Badewanne und hörte leise Töne und Stimmen. Wie immer lief im Wohnzimmer der Fernseher, so fühlte sie sich weniger allein in ihrer Wohnung.

Eine Dokumentation über die Nationalparks in Kanada flimmerte ohne Zuschauer über den großen Flachbildschirm. Niemand war da, um die Aufnahmen der Jahrhunderte alten, gigantischen Bäume zu bewundern, der atemberaubenden Gebirgszüge und der wunderschönen Seen. Der Monitor gab alles, um die ganze Farbenpracht abzubilden, jedoch ohne eine echte Chance, sich der wirklichen Schönheit der Natur auch nur annähern zu können.

Die kleinen Lautsprecher versuchten nach Kräften, die Geräusche der kanadischen Wildtiere und der tosenden Flüsse zu übertragen.

Der Sprecher war wohltuend zurückhaltend in seinen Beschreibungen und überließ viele Szenen und Einzelheiten unkommentiert dem abwesenden Betrachter.

„Der Norden Kanadas ist immer noch eines der schönsten Paradiese unserer Erde“, sagte die tiefe, angenehme Stimme, während die Kameraführung Wildvögel zeigte, die von einem See aus in die Luft starteten.

Tanjas Gefühle schwankten zwischen Wut, Angst, Trauer und Resignation. Schon oft hatte sie es sich fest vorgenommen, Holger darauf anzusprechen, dass er mehrfach mit anderen Frauen gesehen worden war, und nun hatte sie es getan. Doch sie spürte nicht einen einzigen Funken von Befriedigung oder Stolz.

„So ein Mist, ich bin wieder total eingeknickt“, beschimpfte sie sich innerlich selbst.

Sie machte ein Gesicht, als würde sie sich ekeln.

„Ich bin eine totale Versagerin! Warum kann ich keine Beziehung mit einem Mann haben, der nur mich will? Und immer diese Scheiß-Lügen! Er belügt mich nach Strich und Faden, und ich belüge ihn, indem ich sage, dass alles in Ordnung wäre.“

Ihrem Gesicht war anzusehen, dass die letzten Stunden für sie nicht leicht waren. Tanja hatte einen kurvig-weiblichen Körper. Ihre dunkelbraunen Haare und braunen Augen gaben ihrem Gesicht ein südländisches Flair. Doch nun fehlte ihren Augen jedes Strahlen, waren die roten Lippen zu schmalen Strichen zusammengefallen, und sie sah um Jahre älter aus.

Nach einigen Minuten änderten sich ihr Gesichtsausdruck und ihre Körperhaltung schlagartig. Es wirkte, als wenn ein anderer „Geist“ in ihren Körper Einzug halten würde.

„Das kann so nicht weitergehen“, stieg eine Wut in ihr auf, die sie dazu aufforderte, sofort etwas zu unternehmen.

Tanja spürte eine neue Energie in sich, und wie von selbst spannten sich ihre Muskeln an. Sie stand auf und stieg aus der Badewanne.

Irgendetwas musste sie jetzt sofort tun, denn Sie fühlte sich einfach nur mies und benutzt.

Ihr Handy lag auf dem Küchentisch, und sie begann eine Nachricht an Holger zu schreiben.

„Als ich dir sagte, es wäre okay, war das nicht die Wahrheit. Mir geht es total beschissen, und Du scheinst Dich dafür überhaupt nicht zu interessieren. Ja, richtig, wir haben keine Beziehung, aber ich habe Gefühle. Es ist schon nicht einfach für mich, dass Du verheiratet bist, das habe ich akzeptiert. Aber ich will nicht eine von vielen sein, sorry. Ich will Dich nicht verlieren und wünsche mir einfach mehr Verständnis und Rücksichtnahme.“

Kurz überflog sie ihre Zeilen und hatte es dann sehr eilig, die Nachricht zu verschicken.

„Nachricht wurde gesendet“.

Sie ging zurück ins Badezimmer, und schon im Flur veränderte sich ihre Gefühlslage von Grund auf. Eine große Angst in ihr wurde von Sekunde zu Sekunde größer, und eine Traurigkeit schien bereits zu wissen, dass sie Holger nie mehr wiedersehen würde.

Sie lief zurück zu ihrem Handy und las die Nachricht noch einmal. Und dann noch einmal.

„So ein Mist, was habe ich mir bloß dabei gedacht?“

Panik bahnte sich den Weg durch ihren Hals zu ihrem Gesicht, und viele Tränen ließen sie aussehen wie ein kleines Mädchen, dass Angst davor hatte, von Mama oder Papa allein gelassen zu werden.

„Kann man so eine Nachricht irgendwie zurückholen?“, fragte sie sich verzweifelt.

Das Theater in mir

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