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Dieses vielschichtige Leben

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IM SOMMER 2000 ENTLEDIGTE ICH MICH fast all meines Besitzes und folgte AMMA, einer weltberühmten indischen geistlichen Führerin, in den USA von Stadt zu Stadt. Ich reiste mit Greyhound-Bussen und Mietwagen, um gemeinsam mit Scharen von anderen spirituell Suchenden, die sich in Kongresszentren versammelten, ihre Segenssprüche und Lehren zu erfahren. Damals glaubte ich, mich treibe das Gefühl tiefster Hingabe an, Hingabe zu diesem Wesen, das mir wie die Verkörperung von Liebe erschien. Das stimmte in gewisser Hinsicht: Es war ein ganz wundervoller Sommer. Aber etwas tiefer hingeschaut, war ich auf einer raffinierten Mission, um mir selbst zu entkommen. Es war eine ausgefallene Alternative dazu, mich mit meinem von endlosen, schmerzlichen Geschichten geplagten Geist auseinanderzusetzen. Es war mein »Eat, Pray, Love«-Moment, lange bevor dieses Buch herauskam, und mit einem Ende, das sich keinesfalls für die Leinwand eignete. Denn als AMMA den letzten Segen auf dieser Tour sprach und ich mich von ihr lösen musste, fand ich mich am anderen Ende des Landes wieder und wusste nicht, wohin mit mir. Ich hatte kein Zuhause in diesem Sinne und keinen Plan für die Zeit danach. Ich traf einen alten Bekannten, der der Tour ebenfalls gefolgt war, und er bot mir ein Zimmer in Colorado an. Wenige Tage später befand ich mich in den Rocky Mountains, mit Pferden auf dem Hof und kilometerweit entfernt von den nächsten Nachbarn. Das Land war so ab vom Schuss, dass ich endlich das Gefühl hatte, die kaputte Version meiner selbst durch eine neue, spirituelle Version ersetzen zu können. Offensichtlich war hier die richtige Umgebung, in der mein neues, frommes Leben Wurzeln schlagen konnte.

Ich hatte nur das dabei, was in meinen secondhand erstandenen Samsonite-Koffer passte. Da war kein Platz für Musik oder ein Radio. Das war eine große Sache. Ich bin als Punkrocker aufgewachsen und spielte schon vor dem zarten Alter von zwölf Jahren in Hardcore- und Metal-Bands. Rebellische Musik hatte mir schon immer als Zuflucht gedient, aber dieser Zufluchtsort war nun wegen Umbaus geschlossen. Stellt euch meine Irritation vor, als mir Like a virgin von MADONNA nicht aus dem Kopf gehen wollte. Jeden Morgen stand ich bei Sonnenaufgang auf, machte Hatha Yoga, sang die vielen Mantren und Gebete aus meinem Repertoire und setzte mich dann ruhig hin, mit der Absicht, mich in eine tiefe Stille sinken zu lassen, als plötzlich … »Touched for the very first time! Like a vi-ir-ir-ir-gin … when your heart beats … next to mine …« in mir erklang.

Zwei Monate lang ging das so, jeden Tag, und ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte. Mir kam gar nicht in den Sinn, dass diese Erfahrung mit der menschlichen Evolution und der Dynamik meiner persönlichen Entwicklung verknüpft sein könnte, zwei der Kernthemen, um die es in diesem Buch gehen wird. Damals war ich mir sicher, dass es bei meinem Ohrwurm um genau das ging, was ich gleich im ersten Moment gedacht hatte: Mein Hirn wollte mich foltern, spießte mich auf ein Bett voll heißer Nägel alias Top-40-Musik-meiner-Kindheit. Mein bockiger Geist war mir Beweis dafür, wie ungerecht das Leben ist.

Bestimmt ist dir schon einmal etwas Ähnliches passiert. Aktuell schätzt man, dass der Mensch im Durchschnitt 12.000 bis 70.000 Gedanken pro Tag hat (Gedanken sind natürlich etwas sehr Flüchtiges, Subjektives, und es wird teilweise stark angezweifelt, inwieweit man hier wirklich aussagekräftig messen kann).1 Noch chaotischer sieht das Ganze aus, wenn wir uns jetzt noch vorstellen, wie viele Gedankenfragmente unter der Oberfläche unseres bewussten Geistes rumoren, die so zusammenhanglos sind, dass sie nicht als ganze Gedanken an die Oberfläche kommen – sie nannte der tibetische Meditationsmeister CHÖGYAM TRUNGPA RINPOCHE »unterbewusstes Gerede«. Von anderen tibetischen Lehrern des Buddhismus habe ich gehört, dass wir pro Fingerschnipsen 60 solcher Gedankenfragmente haben.2 Jedes unbewusste Rumoren entspricht einer der 100 Milliarden angeheizten Neuronen, von denen viele mit einem Tempo von etwa 320 km/h feuern. Diese starke Gehirnaktivität ist sogar für etwa 20 Prozent unseres täglichen Kalorienverbrauchs verantwortlich, auch wenn unser Hirn selbst nur etwa 1,4 Kilogramm wiegt, weniger als zwei Prozent unseres durchschnittlichen Körpergewichts. Dabei sind wir schrecklich festgefahren: 70 bis 90 Prozent unserer Gedanken wiederholen sich, besonders diejenigen, die unangenehm sind.3

Stell dir einen Kernreaktor vor, der eine Armee von Hamstern auf Laufrädern mit Energie versorgen muss – und hin und wieder dreht sich einer dieser Hamster zu deiner Überraschung um und sagt etwas Bedeutsames. Manchmal kann es einem so vorkommen, als ob genau das in unserem Oberstübchen vor sich geht. Oder vielleicht ist dies eine bessere Analogie: Der Kernreaktor betreibt den besten Plattenspieler des Universums – einen, der die außergewöhnlichste, überweltlichste und feierlichste Musik spielt, die jemals gehört wurde – und trotzdem hängt die Nadel an einem Kratzer fest. Wir hören immer nur die ersten zweieinhalb Sekunden, aber nie das ganze Lied.

Ich nenne diese universelle Erfahrung von repetitiven Gedanken »Sprung-in-der-Platte-Bewusstsein«. BUDDHA nannte es den »Affengeist«, denn unsere Gedanken verhalten sich gerne mal wie kleine, boshafte Affen: Sie hopsen von hier nach da, sind schwer zu fangen, und ihnen ist das Chaos egal, das sie hinterlassen. Es ist der ruhelose, wahllose, manchmal überschnelle, manchmal neblige, starrsinnige und wilde Teil unseres Geistes. Es ist die Strömung unseres Geistes, die sich anfühlt wie ein rasender Fluss oder gar wie sechs Flüsse, die uns in verschiedene Richtungen tragen wollen. Sich wie ein Affe zu benehmen bedeutet laut Lexikon »Dinge zu tun, die nicht ernsthaft oder nützlich sind; seine Zeit zu verschwenden«.4 Das Wort »nachäffen« steht umgangssprachlich für Imitation. Das suggeriert, dass wir bei oberflächlicher Wahrnehmung und Erkenntnis nur auf ein bloßes Faksimile des Lebens treffen – oder auf eine absurde Kopie von Realitäten, die sich auf einem tieferen Level unseres Bewusstseins befinden. Oder beides.

Meine Freundin AMBYR erzählt gerne die Geschichte von einem Restaurant in Indien, das regelmäßig von Affen überfallen wurde. Das war so ein ernstes Problem, dass das Restaurant einen Angestellten anheuerte, dessen alleinige Aufgabe es war, an der Tür zu stehen und jedes Mal kräftig mit dem Stock auf den Boden zu schlagen, wenn ein Affe eindringen wollte. AMBYR aß in diesem Restaurant zu Mittag, hörte die ständigen Stockschläge auf den Boden, als einer der Affen die Verteidigung schließlich doch durchbrach. Alle Mitarbeiter des Restaurants, Köche, Kellner, einfach alle, versammelten sich, versuchten den Affen einzukreisen und zu verjagen. Sie folgten ihm durch die Tür, die jetzt von niemandem mehr bewacht wurde, sodass ein weiterer Affe hereinspazierte. Er ließ sich gegenüber von AMBYR nieder und bettelte sie um Stückchen ihres Fladenbrot an.

Ob sie sich durch die Vordertür hereinschleicht oder durch eine Seitentür – eine hinterlistige und unermüdliche Kraft, manchmal ein Rabauke, manchmal ein Klassenclown, hat sich in den komplexen Geweben und neuralen Pfaden unseres Gehirns niedergelassen. Ist es da verwunderlich, dass der Monkey Mind weltweit der Feind der Meditierenden ist? Diejenigen, die meditieren, um Ruhe zu finden, empfinden Gedanken oft als ein irritierendes Ärgernis, einen primitiven Unruhestifter, der durch eine Seitentür hereinschleicht. Interessanterweise treibt der Monkey Mind die Menschen in Richtung Meditation und gleichzeitig aber auch davon weg. Während meiner Zeit als Lehrer habe ich immer wieder zwei gegensätzliche Bemerkungen über die abschweifenden Gedanken gehört:

1. »Mein Kopf ist so voll, ich muss meditieren.«

2. »Mein Kopf ist so voll, ich kann auf keinen Fall meditieren.«

FÜR MANCHE VON UNS führt dieses Sprung-in-der-Platte-Bewusstsein allerdings zu größeren Problemen. Die Unfähigkeit, repetitive Gedanken und Grübeleien zu regulieren, wird mit klinischen Diagnosen wie Angststörung, Depression, Zwangsstörung, akute Belastungsreaktion und posttraumatischer Belastungsstörung assoziiert. All diese hier genannten Diagnosen gelten als Risikofaktoren für Selbstmord.6 Ich habe eine Klientin, die, bevor sie zu mir kam, die schlimmsten Ausprägungen ihrer Zwangsstörung überwunden hatte. In jeder Situation generierte ihr Gehirn ein Bild des schlimmstmöglichen Resultates und spulte diese Gedanken in Endlosschleife ab. Diese lähmende Neigung folgte ihr wie ein Schatten.

Denk an KEN BALDWIN, dessen depressive Gedanken ihn glauben ließen, dass sein ganzes Leben sei »irreparabel geschädigt«. Diese Gedanken führten dazu, dass er über die Golden Gate Bridge lief, über das Geländer kletterte und ins Wasser sprang. Später erzählte er, dass er in dem Moment, als seine Hand das Geländer losließ, erkannte, dass all seine Probleme »durchaus reparierbar« waren – bis auf die Tatsache, dass er gerade gesprungen war. Irgendwie gelang es ihm im freien Fall, sich einmal um 180 Grad zu drehen (er war mit dem Kopf voran gesprungen), die Füße zu strecken und seinen Körper so stromlinienförmig wie möglich zu halten, um den Aufprall zu lindern. KEN BALDWIN brach sich fast jeden Knochen in seinem Körper, aber er überlebte, um von dieser Geschichte zu erzählen. Er überlebte, um sich für mehr Selbstmordaufklärung und -prävention einzusetzen.7 Die zentrale Rolle, die seine Gedanken bei seinem Selbstmordversuch spielten, ist klar. Er war gefangen in einem falschen mentalen Narrativ der Hoffnungslosigkeit, das ihn beinahe das Leben gekostet hätte.

Natürlich ist es nicht immer so schlimm. Wir erleben Momente, in denen die Klaustrophobie des Monkey Minds abflaut und uns erlaubt, uns offener, wärmer und verbundener zu fühlen, und sogar transzendent. Wir kommen mit einer neuen Seite in uns in Kontakt, oftmals ohne es zu merken, wenn wir zum Beispiel einen wunderschönen Sonnenuntergang betrachten, wenn uns eine Darbietung rührt, wir Sport machen, kreativ werden oder uns einem Projekt widmen, bei dem alles zu fließen und zusammenzukommen scheint. Wir erleben diesen viel natürlicheren Zustand beim Orgasmus, wenn wir eine Aufgabe bewältigt haben oder aus ehrlichem Mitgefühl handeln – in all den Momenten also, in denen wir unser übliches Verständnis von uns selbst zurücklassen und in einer reinen, gegenwärtigen Erfahrung ankommen. Wir könnten sogar so weit gehen und sagen, dass wir unser wahres (oder immerhin wahrhaftigeres) Selbst in diesen Momenten erahnen können – ein Selbst, das leise, aber ganz begeistert gegenwärtig ist in wahrer Lebendigkeit. In diesen Momenten zeigen sich Fähigkeiten, die sonst hinter den lenkenden oder defensiven Modi unserer Person, hinter dem Autopilot-Modus, verborgen sind.

Es kann vielleicht so aussehen, als ob wir dieses Gefühl der Offenheit, Neuartigkeit, Freude, Erkenntnis oder Ruhe erst entwickeln müssten. Nach Ansicht der Buddhisten sind wir dieses Selbst jedoch bereits und sind es schon von Beginn an gewesen. Die Vorstellung, dass wir diese Ausdehnung an anderen Orten suchen, während sie doch darauf wartet, in unserem Inneren gefunden zu werden, ist schrecklich. Es ist nicht etwas, auf das wir aktiv zugehen, sondern etwas, das wir finden, wenn unser ganzes Gerenne nachlässt. Unser tiefstes Selbst ist das, was übrig bleibt, wenn wir endlich mit den andauernden Bemühungen aufhören, jemand sein zu wollen.

DAS ERSTE MAL AN SELBSTMORD DACHTE ICH mit acht Jahren und ab da praktisch täglich, bis ich im Jahr 2004, mit 28, endlich eine kompetente Behandlung bekam. Mein Vater hatte meine Familie mittlerweile schon zweimal verlassen, ich war gemobbt und öffentlich bloßgestellt und so schlimm körperlich misshandelt worden, dass ich eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt hatte, und ich hatte mehrere Todesfälle in meinem Umfeld erfahren (unter anderem den Tod meines Vaters, enger Freunde und einer Frau, die starb, als sie direkt neben mir schlief). Ich schrammte nur knapp an der Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung vorbei, als ich in Behandlung kam. Daran war nichts »verrückt«, es war nur die Art und Weise, wie mein Monkey Mind von Erlebnissen geprägt worden war, die ich nicht verschuldet hatte. Ich versuchte alles, um die Depression und Wut loszuwerden: LSD, Ecstasy, Special K, Trommelkreise, Hare Krishna, AMMA, Reiki, Christentum, Wicca, Wandern, Whiskey, Punk, Politik, Partys. Ich probierte es auch mit der herkömmlichen Methode, es an jeder Person in meinem Umfeld auszulassen, und hinterließ eine Spur aus Kummer. Mit jedem Versuch, endlich einen Ausweg zu finden, ließen die unaufhörlichen und schmerzlichen Gedanken, mit denen ich lebte, nur kurzzeitig nach, wenn überhaupt. Ich begann, alles und jeden zu hassen. Mich hasste ich am allermeisten. Ich stürzte ab und kam an einen Punkt, an dem eine tägliche 150-Dollar-Dosis Heroin und Kokain in meinen Venen die einzige Möglichkeit war, den Kampf in mir zu besänftigten.

Wie KEN BALDWIN hatte auch ich Glück. Außer Menschen in meinem Leben, die mich nicht aufgeben wollten, fand ich außerdem eine Klinik für Drogentherapie, Walden House, wo ich mich für sechs Monate behandeln lassen konnte, ohne etwas dafür zu zahlen.

Während dieser Zeit entdeckte ich die Achtsamkeitsmeditation für mich. Ich begann meine Praxis in einer Gruppe namens »Urban Dharma« (heute: »Against the Stream«), unter Leitung von VINNY FERRARO von der Organisation »Mindful Schools«. Meditation in Verbindung mit der Therapie in Walden House half mir, mein inneres Chaos zu entwirren. Hier war ich also, in diesem öffentlich geförderten Rehazentrum – einem Ort, an dem ich neben Männern schlief, die direkt aus dem Gefängnis kamen – und erfuhr zum ersten Mal in meinem Leben eine authentische, nachhaltige Transformation. Trotz meiner Erfahrungen mit geheimnisvollen Gurus und Ashrams begann mein ehrliches spirituelles Leben an meinem absoluten Tiefpunkt. Ich wachte auf, als ich am Boden lag, nicht, als ich auf dem Berggipfel stand. Die Geschichte darüber könnte ein weiteres Buch füllen, denn alles, was ich aus diesen sechs Monaten aus Walden House mitnehmen konnte, inspirierte mich dazu, die Person zu werden, die ich heute bin. Nach der Therapie zog ich nach New York, mit zwei Koffern, ein paar hundert Dollar, der Großzügigkeit einiger weniger Freunde, null Collegeabschlüssen und dem klaren Wunsch, der Welt das zurückzugeben, das mich gerettet hatte: Psychotherapie, Meditation und Yoga.8

Wenn wir uns anschauen, in welche Dilemmas uns unser denkendes Gehirn häufig steuert, erscheint es absolut gerechtfertigt, es als Feind zu betrachten. Aber das würde zu kurz greifen. Schließlich gehören unser Gehirn und unser Kopf mit zum höchst Entwickelten in diesem uns bekannten Universum. Sie sind komplexer und geheimnisvoller als Nebelflecke und Supernovas; und zu Leistungen fähig, die wir vor der Zeit bestimmter wissenschaftlicher Entdeckungen als Wunder bezeichnet hätten.

Stell dir dein Gehirn einmal als MARLON BRANDO in der ersten Szene von Der Pate vor, mit kratzender, flehender Stimme: »Was habe ich getan, dass du mich so respektlos behandelst?« Auch wenn unser Monkey Mind, der wilde und ungezähmte Teil unserer mentalen Erfahrung, manchmal wie der Star der Show erscheint, so ist er doch nur einer der Charaktere – ein Charakter, der deutlich mehr Mitgefühl und Rücksicht verdient, als er normalerweise bekommt.

Willkommen zum Leitprinzip dieses Buches: radikale Nicht-Pathologie – das Verständnis, dass bei keinem von uns etwas falsch ist. Das bedeutet, dass, wenn wir unserem Leben mitfühlende Aufmerksamkeit schenken, selbst an den dunkelsten Orten unseres Inneren versteckte Schichten voll befriedigender Weisheit, Spontaneität, Sinnhaftigkeit und transformativem Potential freigelegt werden. Radikale Nicht-Pathologie erkennt, dass diese versteckten Schichten von Anfang an vorhanden sind. Sie sind nie verloren, auch wenn wir unsere Verbindung zu ihnen verlieren können. Im ersten Teil dieses Buches werden wir verstehen lernen, dass unser Monkey Mind einen sehr guten Grund für seine Existenz hat. Er ist nicht nur zufällig da, ist nicht das Produkt der Grausamkeit des Lebens, ist kein Beweis dafür, dass wir Versager wären, und er existiert nicht im Vakuum. Im Gegenteil, unsere repetitiven Gedankenmuster sind nur eine Auswahl von vielen repetitiven Mustern in unserem Leben, die ineinander übergehen, einen klaren Ursprung haben und versuchen, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unser Monkey Mind ist viel mehr als bloße kognitive Erfahrung; er ist verknüpft mit unserer Evolution als Spezies und unserem Überleben – angefangen beim ganz Persönlichen bis hin zu einer globalen Ebene.

Ich werde den ersten Teil mit über lange Zeiträume getesteten, evidenzbasierten Übungen beginnen, die über das Konzept von Achtsamkeit hinausgehen, das normalerweise gelehrt wird, und aussagekräftige Methoden vorstellen, die die fundamentale Diskrepanz zwischen unserer Biologie und dem Leben, das wir leben, aufmerksam machen.

Im zweiten Teil dieses Buches werden wir diese Methoden vertiefen und werden auch darauf eingehen, warum es so viele frustrierte Meditierende gibt. Wir widmen uns der Frage, wie wir den Lärm in unserem Kopf überwinden können, ohne dabei feindselig gegen uns selbst zu werden. Wir beziehen uns dabei auch auf die Traumatheorie, da sie uns alle betrifft. Die Art und Weise, auf die wir unangenehme Erfahrungen verinnerlichen, hat Auswirkungen darauf, wie sich der Monkey Mind zeigt, und durch Einblicke in diese Abläufe vertiefen wir unser Verständnis von Meditation.

Teil drei bietet eine Erforschung der Schicht direkt unter unseren Gedanken, der recht unverschlüsselten Nachrichten also, die uns direkt ins Gesicht blicken, die wir aber selten wirklich sehen. Ich zeige Wege auf, wie du mit diesen Gedanken umgehen kannst, und zwar Wege, die, so hat die Wissenschaft herausgefunden, unser Wohlbefinden auf der körperlichen, emotionalen, kognitiven, sozialen und gesellschaftlichen Ebene steigern. In Teil drei beleuchten wir, was uns wahrscheinlich am meisten verwirrt: unsere starken Emotionen und das dynamische Netz, in das sie eingespannt sind. Hier werde ich eine einzigartige Zusammenstellung an westlichen psychotherapeutischen Ansätzen und östlichen Zugängen zur Meditation einführen, um dich möglichst unmittelbar erfahren zu lassen, worüber wir sprechen. Durch die Brillen der Evolutionspsychologie, Neurowissenschaften, Traumatheorie, radikal nicht-pathologischer westlicher Psychologie, des tibetischen Buddhismus und der Vernunft blickend werden wir uns hin zu einem neuen Verständnis unseres Selbst bewegen.

Es ist mein Ziel, dass die hinter jeder unserer Neurosen versteckte Intelligenz für dich sichtbar wird. Du magst vielleicht anfangs noch zweifeln, während du weitere Beweise dafür auf den Seiten dieses Buches und in deinem Inneren sammelst, aber ich will dir sagen, was mich meine beinah zwanzigjährige Reise gelehrt hat: Unser tiefstes Selbst hat den Affengeist als eine Art Botschafter geschickt – ein wunderbares Geschöpf, das uns nervt in der Hoffnung, dass wir endlich seine wahre Nachricht hören können.

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