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Die Antwort liegt zwischen den Zeilen

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WENN WIR AN UNS SELBST ARBEITEN, werden wir häufig hören, dass wir »zwischen den Zeilen lesen« sollen. Und das lohnt sich wirklich! Im Zusammenhang mit dem Thema dieses Buches kann »zwischen den Zeilen« ein Schlüssel gefunden werden. Er entschlüsselt für dich das Geheimnis, wie du den Geist erfahren kannst, und es dir sogar möglich sein kann, ihn unter deine Fittiche zu nehmen. »Zwischen den Zeilen« wird manchmal sogar das »dritte Ding« genannt. Wir wissen, dass es für eine Erfahrung immer zwei Dinge, nämlich ein Subjekt und ein Objekt braucht (zum Beispiel ich und LED ZEPPELINS III). Das Dritte aber liegt zwischen dem Subjekt und dem Objekt – es bestimmt ihre Beziehung (in diesem Fall, meine unsterbliche Verehrung für diese Platte). Es kann natürlich viel subtiler sein als das, so subtil, dass wir es kaum bemerken (wie es so oft der Fall ist mit uns und unseren Gefühlen). Aber wir haben eine Beziehung zu allem, was wir erleben, und die Qualität dieser Beziehungen ist ausschlaggebend für die Beschaffenheit unserer Gefühle, Gedanken, Aussagen, Handlungen und Erkenntnisse.

Stellen wir uns vor, du besuchst mit einem Freund einen Workshop. Dein Freund freut sich sehr, dass du die Workshopleiterin endlich kennenlernen wirst. Er hat bereits viele ihrer Kurse besucht und dir schon oft davon erzählt, wie großartig sie ist und wie sich dank ihr sein Leben verändert hat. Du setzt dich auf deinen Platz, und sobald die Workshopleiterin den Mund aufmacht, ist dir klar: Du kennst sie aus der Schulzeit. Sie hat damals einen deiner besten Freunde ziemlich übel gemobbt. Das triggert dich ganz schön, du spürst Wut, Verbitterung. Du versuchst, dir einzureden, dass diese Frau sich geändert haben könnte, aber es gelingt dir nicht. Du ärgerst dich weiter. Jedes ihrer Worte wirkt auf dich wie das Kratzen von Fingernägeln über eine Tafel. Am liebsten würdest du die Veranstaltung verlassen, aber es gibt keine Möglichkeit, sich unbemerkt hinauszuschleichen. Nach etwa der Hälfte des Vortrags lässt du vor deinem inneren Auge Szenen deiner Lieblingsserie ablaufen, um dich zu beruhigen. Am Ende des Workshops dreht sich dein Freund zu dir um und schwärmt: »Das war wieder so aufschlussreich! Ich glaube, ich werde mich zum Vertiefungsseminar anmelden.« Du kannst seine Begeisterung nicht nachvollziehen und versuchst mit weiteren Erinnerungsbildern deiner Lieblingsserie, deine Wut und Verbitterung abzuschwächen.

Du und dein Freund habt am gleichen Workshop teilgenommen, die exakt gleichen Ideen, die exakt gleichen Worte gehört, aber eure Wahrnehmungen hätten verschiedener nicht sein können. Es gab allerdings einen Unterschied: eure Beziehung zur Lehrerin.

Stell dir nun vor, du gehst nach Hause und informierst dich im Internet über sie. Du schreibst ihr eine E-Mail, in der du klipp und klar darlegst, was während des Vortrags in dir vorgegangen ist. Zu deiner Überraschung bekommst du bereits nach einer Stunde eine Antwort, in der sie sich vielmals entschuldigt und dich fragt, ob ihr euch auf einen Kaffee treffen könnt. Du stimmst zu. Bei eurem Treffen entschuldigt sie sich erneut für ihr damaliges Verhalten. Sie erzählt dir von dem Missbrauch, dem sie in ihrem Zuhause ausgesetzt war, und wie sie diesen Schmerz und ihre Verwirrung an deinem Freund ausgelassen hat.

Sie weiß, dass sie Fehler gemacht hat, und erzählt, dass sie sich seitdem auf ihre Heilung konzentriert und ihr Leben radikal verändert hat. Deshalb arbeitet sie heute als Lehrerin (das ist nicht autobiografisch, ich schwöre es!). Sie fragt dich, ob du die Kontaktdaten des Freundes von damals hast, weil sie sich persönlich bei ihm entschuldigen möchte. Jetzt verstehst du, weshalb diese Frau wirklich außergewöhnlich ist. Eure Beziehung hat sich verändert, und du wünschst dir, du hättest dich mehr in das Seminar eingebracht. Unter Umständen meldest du dich sogar für das nächste an.

Ich glaube, die Beziehung zu deinem eigenen Geist ist der Beziehung zu anderen Menschen ziemlich ähnlich. Was wäre, wenn die Areale deines Monkey Minds genauso sind wie die Lehrerin in der Geschichte? Verschiedene Aspekte unseres Charakters haben uns verletzt, und am liebsten würden wir sie dafür bestrafen oder sie für alles Mögliche verantwortlich machen, nehmen uns aber nicht die Zeit, in diesem Moment eine Beziehung mit unseren Gedanken aufzubauen. Wenn wir die Motivation einer Person verstehen und erkennen, was sie durchgemacht hat, wirkt sie oft viel menschlicher auf uns, und es fällt uns schwer, sie zu verurteilen. Unseren Monkey Mind können wir auf eine ähnliche Art und Weise kennenlernen. Gleiches gilt für die Ängste, die Zwänge, die Rachegelüste, die Missverständnisse, die Sorgen, das Verlangen und die Sehnsüchte, die uns antreiben – etwas, das wir im Laufe dieses Buches noch intensiver und genauer betrachten werden.

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