Читать книгу Monkey Mind - Ralph De La Rosa - Страница 8
VORWORT
ОглавлениеES IST GROSSARTIG, DASS MEDITATION so viel Aufmerksamkeit für das bekommt, was sie erwiesenermaßen alles bei uns bewirkt: Meditation reguliert unseren Blutdruck, reduziert das Stresshormon Cortisol, hilft bei chronischen Schmerzen, Schlaflosigkeit oder Depression und kann sogar mehr Raum schaffen für die positiven Regionen im Gehirn und den Platz für die negativen schrumpfen lassen. Kurz gesagt, ist es wissenschaftlich bewiesen, dass Meditation eine großartige Sache ist.
Das ist toll, birgt aber auch ein Risiko. Wer Meditation nur wegen der nachgewiesenen Wirkungen praktiziert, der hat den Sinn von Meditation nicht verstanden. Natürlich ist Meditation auch eine sehr wirkungsvolle Medizin (mein Freund und Kollege JONATHAN FOUST sagt, dass wohl jeder eine Meditationspille nehmen würde, wenn es eine gäbe), aber sie ist noch so viel mehr als das. Meditation ist kein Lifehack. Sie ist spirituelle Praxis.
Auf den Seiten dieses Buches zeigt uns RALPH DE LA ROSA immer wieder, dass Meditation einen Weg darstellt, doch nicht hin zur Verbesserung des Selbst, sondern zur Befreiung. Wir sind bereits auf unserem Lebensweg, sagt RALPH, und wir sind alle schon vollständig, wertvoll und wundervoll. Als westliche Meditationslehrer begegnen wir immer wieder drei großen Missverständnissen über die Meditationspraxis, und alle werden in Monkey Mind aufgelöst.
Das größte Missverständnis sollte als Erstes aus dem Weg geräumt werden. Es besagt, dass wir aufhören müssten zu denken, um zu meditieren. Unser Affengeist, Monkey Mind, wird da als unser Feind gesehen, den wir entwaffnen müssen. Aber woher kommt dieser Anspruch, dass wir während einer Meditation unseren Geist von den Gedanken befreien müssten? Der Geist existiert, um zu denken, so wie unsere Augen zum Sehen da sind und unsere Ohren zum Hören. Zu versuchen, mit dem Denken aufzuhören, wäre so, als würdest du versuchen, deinen Augen das Sehen und deinen Ohren das Hören abzugewöhnen. Verrückt! Und selbst wenn es dir gelingen sollte, was dann? Das würde dir und deinen Mitmenschen überhaupt nichts nutzen. Jeder Versuch, mit dem Denken aufzuhören, ist letztendlich nur ein Kampf gegen dich selbst, bei dem ein Teil von dir einem anderen Teil von dir befiehlt, die Klappe zu halten.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich in dem riesigen Kanon buddhistischer Weisheiten über die Meditationspraxis keine einzige Anweisung findet, die da lautet: »Halt’s Maul!« Anstatt den Monkey Mind zum Stillhalten zu mahnen, so raten uns die großen Meister, sollten wir ihm Raum geben, damit er sich genau so zeigen kann, wie er ist. Wenn wir das tun, erleben wir unsere endlosen Gedanken einfach als Teil unseres Inneren und stellen fest, dass es gar keinen Grund gibt, sie zu verscheuchen. Dann begegnen wir dem Affen wie einem Freund, der Weisheiten mit uns teilen will – und nicht mehr wie einem Feind, den wir bezwingen müssen.
Das zweite Missverständnis über Meditation ist, dass sie eine Art Selbsthilfe sei. Okay, sie hilft. Sie kann sehr wirkungsvoll in verschiedenen therapeutischen Situationen eingesetzt werden. Aber Meditation ist kein Tool zur Selbstoptimierung, so wie eine Diät oder der Vorsatz, mehr Sport zu treiben. Sie ist viel radikaler als das – sie ist eine Methode, mit der du diesem Hamsterrad der Selbstoptimierung entkommen kannst und stattdessen die Ganzheit und Vollkommenheit erkennen kannst, mit der wir geboren werden. Meditation ist eine Reise, keine Taktik. Und die Reise geht los, wenn wir uns von all unseren Vorstellungen gelöst haben. Das ist recht radikal und, für mich jedenfalls, schwer vorstellbar. Aufhören, ein Ziel anzustreben? Alle Strategien sein lassen? Keine Selbstvorwürfe mehr, weil ich nicht so toll bin, wie ich es gerne wäre? Das war doch bisher meine Hauptbeschäftigung! Wenn ich also meditiere, weil ich meine bisherigen, alltäglichen Ziele damit besser erreichen will, dann verhindere ich damit das, was Meditation noch zu bieten hat: die ganzen Glück bringenden Effekte. Wenn ich mich stattdessen aber von meinen bisherigen Vorstellungen löse und dem Prozess hingebe, erfahre ich das, was Praktizierende seit Jahrtausenden erfahren: Meditation ist das Tor zu den drei Eigenschaften des erleuchteten Geistes – Weisheit, Mitgefühl und Kraft. Diese Eigenschaften sind viel größer als meine herkömmlichen Bestrebungen oder Sorgen. Wenn ich mir selbst erlaube, so zu sein, wie ich bin, erfahre ich den Affen als eine Quelle der Liebe.
Das dritte Missverständnis, unzähligen Bildern von glückseligen in Yogahosen Meditierenden zum Trotz: Meditation schenke dir Frieden. (Sorry!) Tatsächlich ist Meditation um einiges spannender! Anstatt dich zu lehren, wie du das riesige Spektrum menschlicher Emotionen auf einen Nenner bringst, führt sie dich zur Weisheit, die bereits in deiner Erfahrung gegenwärtig ist. Alle Gefühle sind dazu eingeladen. Wenn du meditierst, konzentrierst du dich auf den Atem und erlaubst dir dann einfach, so zu sein, wie du bist. Punkt. Das ist die gesamte Praxis. Ob du nun ruhig, verärgert, böse, glücklich, gelangweilt oder frustriert bist – alles ist erlaubt. Du hörst damit auf, dich in irgendeine Vorstellung von dir zwängen zu wollen, sondern bist ganz frei. Du wirst sanfter dir selbst gegenüber. Die Kraft und die Auswirkung dieser Haltung sind immens. Eine unsichtbare Wand beginnt zu bröckeln und du hast keine Angst mehr vor deinem Leben. Es ist ziemlich erstaunlich. Du siehst, wer du wirklich bist, und weil du nicht mehr alles wie durch eine Brille der Hoffnung oder Angst betrachtest, kannst du auch klarer in die Herzen und Köpfe deiner Mitmenschen sehen. Dein Leben berührt dich, weil du es tatsächlich lebst. Alles ist plötzlich intensiviert: Freude, Trauer, Liebe, das ganze Paket deiner Gefühle. Das ist nicht unbedingt das Rezept für ein friedvolles Leben – aber der Weg zu etwas Besserem: Authentizität. So wird der Affe eine Quelle des Mutes.
Monkey Mind vereint RALPHS Arbeit als Therapeut, buddhistischer Lehrer und perfekt imperfekter Mensch zu einem facettenreichen Blick auf diese machtvolle, transformative, magische und außergewöhnlich gewöhnliche Praxis. Es ist ein dringend benötigter Zugang für die westliche Literatur zu dieser geheimnisvollen Praxis, der ihre Vergangenheit würdigt und sie in die Gegenwart weiterträgt.
Susan Piver