Читать книгу Jane Austens Ratgeber für moderne Lebenskrisen - Rebecca Smith - Страница 22
|34|MEIN FREUND KAUFT MIR STÄNDIG DINGE, DIE ICH NICHT AUSSTEHEN KANN. WIE LENKE ICH IHN IN DIE RICHTIGE RICHTUNG?
ОглавлениеF DEIN NEUER MANN IST EIN UNVERBESSERLICHER ROMANTIKER. BEI JEDER GELEGENHEIT VEREHRT ER DIR KLEINE ZEICHEN SEINER ZUNEIGUNG, WORÜBER DU DICH NUN KAUM BEKLAGEN KANNST, AUßER … NUN JA, IN DEM FALL SCHON, DENN ER KAUFT DIR DIE ABSCHEULICHSTEN, NUTZLOSESTEN DINGE. ZWAR IST ES DER GEDANKE, DER ZÄHLT, ABER ES IST FRUSTRIEREND, DASS ER NICHT EIN KLEIN WENIG MEHR GEDANKEN DARAUF VERWENDET, WAS ER DIR KAUFT. KANNST DU IHM AUF CHARMANTE WEISE ZU VERSTEHEN GEBEN, DASS DIE GESCHENKE UNNÖTIG SIND, ODER BESSER NOCH, IHM EINEN DEZENTEN HINWEIS AUF DINGE GEBEN, DIE DU TATSÄCHLICH MAGST?
… denn trotz aller Bemühungen wollte die eine, die sie von Miss Crawford bekommen hatte, unter keinen Umständen durch die Öse am Kreuz gehen. Sie hatte sie Edmund zuliebe tragen wollen – aber sie war für ihre Zwecke zu dick. Nun musste sie seine tragen und nachdem sie frohen Herzens die Kette und das Kreuz – jene Erinnerungsstücke an die zwei, die ihr am nächsten standen, jene allerkostbarsten Zeichen wirklicher und gedachter Zusammengehörigkeit – miteinander verbunden und sich um den Hals gelegt und gesehen und gespürt hatte, wie beredt sie von Edmund und William kündeten, konnte sie sich mühelos dazu entschließen, auch Miss Crawfords Halsband zu tragen.
MANSFIELD PARK
|35|ADas ist etwas knifflig. Als Empfängerin eines Geschenks solltest du natürlich dankbar sein, aber ich frage mich, ob diese Geschenke nicht vielleicht ein Zeichen dafür sind, dass ihr beiden nicht besonders harmoniert. Es ist an der Zeit, sich die Beziehung insgesamt anzusehen. Sind es witzig gemeinte kleine Mitbringsel? Vielleicht habt ihr einfach nicht denselben Sinn für Humor. Oder sind es eher durchdachte Einkäufe? Vielleicht macht er sich darüber fürchterlich viele Gedanken, aber ihr habt einfach eine völlig falsche Vorstellung voneinander. Ebenso wie er vielleicht nicht der Richtige für dich ist, bist du vielleicht nicht die Richtige für ihn. Andrerseits: Könnte es sein, dass du einfach eine grässliche und undankbare Person bist und er mit einer anderen besser dran wäre?
Willoughby zeigt, was für ein gedankenloser und impulsiver Mensch er ist, als er versucht, Marianne Dashwood ein Pferd zu schenken. Die arme Marianne – sie vermisst bestimmt ihr bezauberndes altes Heim und das es umgebende wundervolle Land – aber in ihren neuerdings eingeschränkteren Lebensumständen könnten es sich die Dashwoods unmöglich leisten, ein Pferd zu halten und jemanden zu engagieren, der sich darum kümmert. Lieber kein Pferd angeboten bekommen als „nein, danke“ sagen zu müssen. Es ist Elinor, die darauf hinweist, dass das Geschenk nicht sehr durchdacht ist. Sie getraut sich, „zu bezweifeln, ob es angemessen ist, dass sie [Marianne] ein derartiges Geschenk von einem Mann entgegennimmt, den sie noch so wenig, oder zumindest erst seit Kurzem kennt“.19 Erst als Elinor auf die Opfer hinweist, die ihre Mutter bringen müsste, um für alles aufzukommen, gelangt Marianne zur Besinnung. Ein Mensch kann gleichzeitig großzügig und gedankenlos sein.
|36|Jane Fairfax erhält in Emma ein Überraschungsgeschenk, und obschon sie wohl angetan war davon, ein wunderschönes Klavier zu bekommen, stehen die Spekulationen und Peinlichkeiten, die damit verbunden sind, auf einem ganz anderen Blatt. Stell dir die Szene vor, als ein Klavier unangekündigt in der kleinen Wohnung ihrer Tante auftaucht.
Mr. Knightley drückt es klar und vernünftig aus: „‚Aber sie hätten gut daran getan, sie vorher davon in Kenntnis zu setzen. Überraschungen sind dumme Angelegenheiten. Die Freude wird dadurch nicht befördert und die Umstände sind oft beträchtlich.‘“20
Fanny Price erhält in Mansfield Park eine wunderbare und willkommene Überraschung. Sorgsam ausgewählt von ihrem Bruder William, ist es „der beinahe einzige Schmuck in ihrem Besitz, ein sehr schönes Bernsteinkreuz“ aus Sizilien.† Jane und Cassandra Austen erhielten Topas-Kreuze (auch sie willkommene Überraschungen) von ihrem zur See fahrenden Bruder, Charles. Jane liebte ihres ganz eindeutig und es hat einen Gastauftritt in ihrem schriftstellerischen Werk. William Price kann sich noch keine Kette zu dem Kreuz leisten und die arme Fanny wird in fürchterliche Verwirrung gestürzt, als sie denkt, sie müsse sich entscheiden, entweder eine zu tragen, die ihr Mary Crawford gibt (ein Halsband, das offenbar mit allerhand emotionalen Banden daherkommt), oder eine von ihrem geliebten Cousin, Edmund. Zu guter Letzt ist die Crawford’sche Kette zu dick, um das Kreuz daran zu befestigen, und so kann sie die verwenden, die sie eigentlich verwenden möchte, und die andere zusätzlich tragen. Die von Edmund ist die Richtige – sie sind füreinander bestimmt – er ist jemand, der das perfekte Geschenk für sie wählt. Natürlich liebt Fanny ihren Bruder nicht weniger, weil er sich keine Goldkette zu dem Kreuz für sie leisten kann. Überdeutlich allerdings fühlt sie das zusätzliche Gewicht, das mit dem Crawford-Geschenk einhergeht.
Marianne erzählte ihr hocherfreut, Willoughby habe ihr ein Pferd geschenkt, eines, das er selbst auf seinem Gut in Somersetshire gezüchtet habe und das bestens dazu geeignet sei, eine Frau zu tragen. Sie hatte das Geschenk angenommen und ihrer Schwester voll Entzücken davon erzählt. „Er will sofort seinen Reitknecht nach Somersetshire schicken und es holen lassen“, fuhr sie fort, „und sobald es hier ist, reiten wir jeden Tag zusammen aus. Du kannst es auch mit benutzen. Stell dir doch vor, liebe Elinor, wie herrlich es sein muss, über diese Berge zu galoppieren!“
VERSTAND UND GEFÜHL
|37|„Ach, ist die schön! Genau das, was ich mir immer gewünscht hatte! Das ist der einzige Schmuck, nach dem es mich jemals verlangt hat. Sie passt vorzüglich zu meinem Kreuz. Sie müssen und sollen zusammen getragen werden. Obendrein kommt sie genau im rechten Moment. Ach, Cousin, du weißt gar nicht, wie recht sie kommt!“
MANSFIELD PARK
Sei so vernünftig wie Elinor und bitte deinen Freund (so höflich wie eine Fanny Price), dir keine Überraschungen mehr zu bereiten und schau, was passiert. In der Zwischenzeit solltest du darüber nachdenken, was du und er einander wirklich geben und was ihr voneinander annehmen wollt.