Читать книгу Jane Austens Ratgeber für moderne Lebenskrisen - Rebecca Smith - Страница 25
|42|WAS SOLLTE ICH IN EINEM MANN SUCHEN?
ОглавлениеFVIELE MÄDCHEN TRÄUMEN VON MUTIGEN, GUTAUSSEHENDEN, SCHLOSSBESITZENDEN RITTERN IN GLÄNZENDER RÜSTUNG, DIE AUFTAUCHEN, UM SIE VOR DRACHEN, HARTER ARBEIT ODER TRISTESSE ZU ERRETTEN. IN DEM MASSE JEDOCH, WIE DU ÄLTER WIRST, WIRD DIR KLAR, DASS DU MANCHE EIGENSCHAFTEN ZUUNGUNSTEN ANDERER WÄHLEN MUSST. DU WILLST LIEBE, SCHÄTZT ABER FINANZIELLE SICHERHEIT UND MÖCHTEST IHN KÖRPERLICH SO ATTRAKTIV FINDEN WIE GEISTIG. IST ES BESSER, SICH NACH EINEM PRAKTISCH VERANLAGTEN PARTNER UMZUSEHEN, ODER SOLLTEST DU ALLE VORSICHT VERGESSEN UND DICH MIT DEM FINANZIELL KLAMMEN, ABER KNACKIGEN RETTUNGSSCHWIMMER VERABREDEN?
Und nun, meine liebe Fanny, werde ich, da ich so viel zu der einen Seite der Frage geschrieben habe, eine Kehrtwendung vollziehen und Dich inständig bitten, Dich nicht weiter an ihn zu binden und nicht zu erwägen, ihn zu erhören, wenn Du ihn nicht wirklich gern hast. Alles ist einer Ehe ohne Neigung vorzuziehen oder besser auszuhalten als eine solche …
BRIEF AN FANNY KNIGHT, LONDON, 18. NOVEMBER 1814
A Jane Austens emphatischer Rat an ihre Nichte gibt eine perfekte Eröffnung ab. Wir sehen in Janes Romanen immer wieder die Folgen von I Ehen, die aus den falschen Gründen geschlossen werden; denk nur an die unglückliche Situation der Bennets, der Palmers und der Prices. Das Prinzip ist klar – heirate nicht ohne Gefühl, sonst wirst du es ein Leben lang bereuen.
|43|Dieser Rat scheint uns heute offensichtlich, aber die Wahlmöglichkeiten für Frauen zu Janes Zeiten waren so eingeschränkt, dass selbst der Heiratsantrag eines abscheulichen Speichelleckers wie Mr. Collins in Betracht gezogen werden musste. Für Jane oder ihre Heldinnen ist die Antwort immer „nein“, aber die Alternative konnte durchaus ein Leben in Armut oder in Abhängigkeit von Almosen der Verwandtschaft sein. Als sich Jane entschied, Harris Bigg-Wither, den seltsamen jungen Bruder ihrer lebenslangen Freundinnen Alethea und Catherine Bigg, abzuweisen, wies sie damit gleichzeitig finanzielle Sicherheit für sich wie ihre Mutter und Schwester von sich. Sie konnte keinen Mann akzeptieren, wenn sie ihn nicht liebte und nicht dachte, dass sie wirklich miteinander harmonieren würden und er ihr intellektuell ebenbürtig wäre.
Mit den ersten Hinweis, dass Frank Churchill ganz und gar nicht ist, was er vorgibt, erhalten wir, als er für einen Tag nach London fährt und behauptet, er wolle sich dort die Haare schneiden lassen: „‚Hmm!‘, sagt Mr. Knightley, ‚genau der belanglose, dümmliche Mensch, für den ich ihn gehalten habe.‘“23 Frank ist auf geheimer Mission, aber zuzulassen, dass er derart oberflächlich erscheint, zeugt von einer gravierenden Unzulänglichkeit, die auch Mr. Woodhouse trotz seiner liebenswürdigen Art spürt.
Verabrede dich mit dem klammen, aber knackigen Rettungsschwimmer, wenn er dich will, aber erwarte nicht, dass du ewig glücklich sein wirst, es sei denn, ihr habt genügend zu reden. Wenn eine Beziehung nur auf Sinneslust aufbaut, wird das Glück nicht von Dauer sein. Maria Bertram und Henry Crawford haben einander am Ende gründlich satt und Lizzy Bennet zweifelt an der gemeinsamen Zukunft von Wickham und Lydia: „Wie wenig Glück war für ein Paar zu erwarten, das nur zueinander gefunden hatte, weil Leidenschaften über die Tugend gesiegt hatten.“†
Jane hätte nie „ihre Hand ohne ihr Herz“‡ gegeben, aber es verschenkt auch keine ihrer Heldinnen ihr Herz, ehe nicht auch ihr Kopf damit in Einklang ist, auch entbehrt keine finanzieller Sicherheiten. Ein Happy End à la Austen erfordert das Komplettpaket und Jane blieb lieber ledig, weil dies nicht erreichbar schien. Du wirst wissen, wenn dir der Richtige begegnet. Fühlt es sich wie ein Kompromiss an, ist es falsch.
1 Brief an Cassandra, Steventon, 9. Januar 1796.
† Brief an Cassandra, Steventon, 14. Januar 1796
2 NA, Kap. 1.
† Ibid.
3 S&V, Kap. 6.
† Brief an Cassandra, Chawton, 29. Januar 1813
4 S&V, Kap. 25
5 Brief an Fanny Knight, Chawton, 20. Februar 1817.
† Brief an Fanny Knight, Chawton, 18. November 1814
‡ Brief an Fanny Knight, London, 30. November 1814
6 Brief an Fanny Knight, Chawton, 18. November 1814.
† Brief an Fanny Knight, London, 30. November 1814
7 Brief an Fanny Knight, London, 30. November 1814
8 S&V, Kap. 47
9 Die Autorin, Mary Russell Mitford, schrieb 1815 in einem Brief an Sir William Elford, dies sei die Art, wie ihre Mutter die junge Jane Austen erinnere. Mary war im Übrigen ein Fan von Janes Werk. Die Briefe werden zitiert in Austen-Leigh, W. und Austen-Leigh, R., Jane Austen – A Family Record, überarbeitet von Le Faye, D. (1989).
10 MP, Kap. 47
11 Laut Währungsrechner der National Archives entsprechen 531 £ im Jahr 1817 heute etwa 20.000 £ (ca. 28 500 €) und 50 £ etwa 2000 £ (ca.2 850 €), aber Kaufkraftschwankungen und solche im relativen Wert von Grundstücksbesitz etc. machen einen Vergleich schwierig.
12 S&V, Kap. 6
13 E, Kap. 30
14 S&V, Kap. 49.
† S&V, Kap. 50
15 S&V, Kap. 6
16 V&G, Kap. 8.
† V&G, Kap. 50
17 Ü, Kap. 8
18 Ü, Kap. 4.
† Ü, Kap. 8
19 V&G, Kap. 12
20 E, Kap. 26.
† MP, Kap. 26
21 S&V, Kap. 59.
† Ibid.
‡ E, Kap. 42
22 V&G, Kap. 10.
† Ibid.
‡ V&G, Kap. 46
23 E, Kap. 25.
† S&V, Kap. 50.
‡ MP, Kap. 5