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2.1 Konsumverhalten: Die Familie im Säuglings- und Kleinkindalter

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Im ersten Lebensjahr, bevor Kinder erlernt haben sich mit Worten zu verständigen, steht die nonverbale Kommunikation im Vordergrund. Nicht nur die Eltern beobachten die Signale des Kindes, sondern der Säugling beobachtet sehr intensiv alle nonverbalen Kommunikationsformen der Bezugsperson. Minimale Veränderungen der Mundwinkel oder Augenbrauen lassen das Kind Stimmungen der Erwachsenen erahnen. Durch Versuch und Irrtum gewinnt der Säugling eine untrügliche Sicherheit im Lesen der nonverbalen Signale. Sie lernen, dass die Körpersprache ein verlässlicherer Ausdruck der Stimmung der Eltern ist als die verbale Kommunikation (Kessler, 2005, S. 33). Ein Baby spürt die Gefühle der Mutter auch schon durch den Körperkontakt, d. h., fühlt sich die Mutter oder der Vater z. B. ausgeglichen, überträgt sich diese entspannte Stimmung auf das Kind. Demzufolge können beispielsweise Stressempfindungen der Mutter beim Kind zur Nervosität führen.

Gerade in den ersten Lebensmonaten ist ein intensiver Körperkontakt fürs Baby sehr wichtig, und kann auch nie zu viel sein im Sinne von Verwöhnen. Durch die Haut kann sich der Tastsinn durch Berührungen weiterentwickeln und gleichzeitig zum Wohlbefinden des Babys beitragen und beim Ausbau des Urvertrauens mitwirken. Genauso verhält es sich auch mit dem Blickkontakt zwischen der Bezugsperson und dem Säugling. Nach einigen Lebenswochen gelingt es dem Baby, den Eltern ein erstes Lächeln zu schenken, der Beginn einer positiven Wechselbeziehung zur Steigerung des Wohlbefindens und der Geborgenheit. Gleichzeitig ist es der Beginn der Kooperation zwischen Eltern und Kind. Z. B. kann ein Baby durch ein leichtes Wegdrehen des Kopfes beim Stillen signalisieren, dass es satt ist. Von den Eltern ist also volle Aufmerksamkeit gefordert, um die feinen Botschaften des Babys zu verstehen. Genauso können geringfügige Veränderungen in der Gestik und Mimik, in der Körperhaltung oder im Tonfall vonseiten der Eltern in Verbindung mit den einzelnen Worten vom Kind richtig gedeutet werden. So überrascht es auch nicht, dass schon Säuglinge und Kleinkinder z. B. den Sog der digitalen Medien, der auf die Eltern ausgeübt wird, wahrnehmen und nach kürzester Zeit bestimmte Handbewegungen wie das Wischen auf dem Handy imitieren. Da liegt es nahe, dass jegliche Konsumverhaltensweisen der Eltern vom Kind genau beobachtet und erlernt werden. Zeigt sich dem Kind wiederkehrend beispielsweise in Stresssituationen, dass seine Eltern ein bestimmtes Konsumverhalten anwenden und regelmäßig darauf mit Entspannung reagieren, kann das Kind dieses Reiz-Reaktions-Verhalten unbewusst abspeichern. Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass Eltern bewusst darauf achten, das Baby nicht in Situationen durch Nahrungsaufnahme zu beruhigen, in denen es aufgrund anderer Unruhezustände stressvolle Äußerungen gemacht hat. Nach Brisch können Fehlinterpretationen der Bezugsperson in Form von Füttern zwar zur Reduktion der Erregung beim Baby führen, aber aufgrund wiederholter Fehlinterpretationen kann früh ein sogenanntes »Suchtgedächtnis« aktiviert werden (Brisch, 2015, S. 280). Das Kind lernt, dass jegliche Unwohlzustände durch das Zuführen von Ersatzstoffen überwunden werden können. Gerade im Bereich der Nahrungsaufnahme ist besondere Aufmerksamkeit geboten, um von Anfang an den präventiven Gedanken ins Familienleben zu integrieren. Jegliche Formen problematischen Essverhaltens werden in der Regel früh gelegt. Essen dient der Nahrungsaufnahme und dem Genuss, sollte aber nicht zum Trost oder als Belohnung eingesetzt werden.

Alkohol und Drogen in der Familie

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