Читать книгу Alkohol und Drogen in der Familie - Regina Kostrzewa - Страница 21
3.1 Elterliche Regeln zum Konsumverhalten bei Kindern im Grundschulalter
ОглавлениеBevor die elterlichen Regeln in den Mittelpunkt gerückt werden, soll der Begriff Konsumverhalten genauer betrachtet werden. Mit Konsum wird alles bezeichnet, was Menschen im Alltag verbrauchen. Im Kontext des vorliegenden Buches konzentrieren wir uns auf den Konsum von Genuss- und Suchtmitteln. Infolgedessen ist mit Konsumverhalten das Verbraucher_innenverhalten insbesondere bezogen auf Alkohol und Tabak gemeint. Beispielhaft werden auch die Erkenntnisse bezüglich Lebensmitteln aufgenommen, da das früh erlernte Ernährungsverhalten häufig Einfluss auf sonstige Kompensationsverhaltensweisen nehmen kann. Ein gesundes Konsumverhalten verlangt die Entwicklung von Konsumkompetenz und wird immer von Rahmenbedingungen beeinflusst. Insofern haben die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auch immer eine kollektive Mitverantwortung, da Familien sich mit ihren Kindern gesellschaftlichen Einflüssen wie z. B. Trends oder Werbung nicht gänzlich entziehen können. »Konsumkompetenz wird als Ressource gesehen, die zur Bewältigung von Konsumentscheidungen in Alltagssituationen dient und zu einer Aufgabe lebenslangen Lernens gehört« (Kostrzewa, 2019, S. 282).
Bezogen auf den Umgang mit bestimmten Substanzen und Verhaltensweisen, wird die Konsumkompetenz als ein Bündel von Kompetenzen gesehen und in drei verschiedene Konsumhaltungen unterteilt: vollständige Abstinenz, genussorientierter Konsum und kontrollierter Risikokonsum (ebd.). Bei Kindern im Grundschulalter verlangt die erzieherische Intention selbstverständlich die vollständige Abstinenz von Tabak und Alkohol.
Es stellt sich die Frage, wie Eltern die vollständige Abstinenz glaubwürdig vermitteln können, wenn sie selbst konsumieren. Häufig verlangt ein vorbildliches elterliches Verhalten ein Umdenken und eine Änderung der Haltung den Kindern gegenüber. Mit Kindern im Grundschulalter sollten Verhaltensregeln gemeinsam aufgestellt werden und in dem Zuge die entscheidenden Argumente besprochen werden, damit das Kind die Regeln nachvollziehen kann und es demzufolge auch sinnvoll findet sie umzusetzen. Studien belegen, dass ein Wertewandel in der Erziehung stattgefunden hat, von Erziehungswerten, die auf Anpassung ausgerichtet waren, zugunsten jener, die auf Selbstständigkeit und Mündigkeit abzielen. Diese vorherrschende Grundhaltung in unserer Gesellschaft spiegelt sich in Regeln, die auf ein Aushandeln und Freiräume geben ausgerichtet sind. Im Sinne des autoritativen Erziehungsstils ist es ebenfalls erforderlich, entsprechend der ausgehandelten Regeln Grenzen zu setzen und durch eine moderate elterliche Kontrolle ein konsistentes Erziehungsverhalten umzusetzen.
Es empfiehlt sich, schon früh damit zu starten, die Kinder in einen Aushandlungsprozess bezüglich des Konsumverhaltens einzubeziehen. Das eignet sich sogar schon im späten Kitaalter zu Themen wie Medienkonsum oder auch dem Konsum von Süßigkeiten. Als Faustformel lässt sich festhalten: Mit zunehmendem Alter der Kinder nimmt ihr Einfluss auf das Regelwerk zu! Kinder können so schon früh zu eigenverantwortlichem Verhalten erzogen werden, und durch das ›Begegnen auf Augenhöhe‹ kann sich Selbstvertrauen entwickeln – nachweislich ein wichtiger Schutzfaktor vor süchtigem Verhalten.