Читать книгу Alkohol und Drogen in der Familie - Regina Kostrzewa - Страница 8
Einleitung
ОглавлениеRauchen und Alkoholkonsum sind ein Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Kinder und Jugendliche sehen im Alltag viele Menschen, die in den unterschiedlichsten Situationen Substanzen konsumieren und deren Wirkungen miterleben. Eltern haben die Aufgabe, ihren Kindern schon früh einen kritischen Blick auf den Konsum zu vermitteln und ihnen ein gutes Vorbild zu sein. Da stellt sich schnell die Frage, wie kann es gelingen, ein gutes Vorbild zu sein, wenn man selbst raucht und Alkohol trinkt?
Diese Frage erfordert eine komplexe Antwort, da sie individuell abhängig von der Lebenswelt des Einzelnen beantwortet werden muss. Grundsätzlich lässt sich hier schon einmal festhalten, dass es einen selbstkritischen Blick auf das eigene Verhalten erfordert, was nicht immer einfach und angenehm ist. Eher im Gegenteil! Die meisten Menschen empfinden es als schwierig, sich dieser Aufgabe zu stellen und nach einer individuellen Antwort zu suchen. Ehrlich gesagt, ist das auch nicht verwunderlich, denn der oft lockere gesellschaftliche Umgang mit Alkohol und Drogen macht es Eltern auch nicht leicht, eine gute Orientierung zu erlangen. Nahezu in allen Lebensbereichen wird z. B. Alkohol konsumiert! Insbesondere bei allen Feierlichkeiten: von der Taufe über die Konfirmation, die Abschlussprüfungen, die Hochzeit, das Jubiläum bis zur Beerdigung. Insofern kann man festhalten: »Eltern sind nicht allein verantwortlich« für das Bild, das unsere Kinder vom Alkoholkonsum haben, was ja auch beruhigend für Eltern sein kann und im ersten Kapitel genauer erläutert wird ( Kap. 1).
Die Vermittlung eines angemessenen Umgangs mit Alkohol und Drogen in der Familie stellt sich als große Herausforderung dar. Genau genommen kann diese Herausforderung als ein Teil des Elternseins betrachtet werden, der ein umsichtiges Vorgehen erfordert im Sinne von »Erziehung ist die beste Prävention«, wie es im zweiten Kapitel heißt. Hier werden insbesondere Eltern von ganz kleinen Kindern angeregt, ihr eigenes Konsumverhalten unter die Lupe zu nehmen. Denn schon im Säuglings- und Kleinkindalter werden Grundlagen gelegt, die ein positives Heranwachsen fördern können. In diesem Kapitel wird auch der Blick auf das Bindungsverhalten der Eltern zum Kind gerichtet und herausgearbeitet, welche Auswirkungen frühe Einflüsse auf die Kindesentwicklung haben. Das Erlernen von Kompensationsverhalten bei unangenehmen Gefühlen sowie das Kommunikationsverhalten zwischen Eltern und Kind sind hier auch in den Fokus genommen, um praxisorientierte Hinweise abzuleiten ( Kap. 2).
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf das Thema »Eltern als Vorbild« und geht dabei insbesondere auf Kinder im Grundschulalter ein. In diesem Alter übernehmen die Eltern eine zentrale Vorbildfunktion, was das Konsumverhalten ihrer Kinder anbelangt. Beispielhaft wird der Tabakkonsum fokussiert, und es werden Möglichkeiten vorgestellt, wie sich Familienregeln aufstellen und Gespräche mit den Kindern führen lassen ( Kap. 3).
Das darauffolgende Kapitel konzentriert sich auf elterliche Regeln zum Konsumverhalten ihrer pubertierenden Kinder. Nach dem Motto »Weniger Alkohol – mehr Genuss« werden kreative Wege vorgestellt, wie der Genuss durch Mäßigung oder Verzicht gefördert werden kann. Ziel ist es, die Eltern dabei zu unterstützen, mit ihren jugendlichen Kindern gemeinsam Vereinbarungen zu treffen, Positives zu loben und eine gelungene Gesprächsführung bei Regelverstößen zu erreichen ( Kap. 4).
Die Lebensphase der späten Pubertät ist häufig begleitet von riskantem Substanzkonsum. Auf den Umgang damit wird im fünften Kapitel eingegangen. Eine entwicklungspsychologische Betrachtung ermöglicht dem_der Leser_in die Funktionen des Substanzkonsums nachzuvollziehen und die Entwicklungsaufgaben der Heranwachsenden zu verstehen, die von Identitätsfindung über das Knüpfen sozialer Beziehungen bis hin zur Zukunftsplanung reichen. Die Herausforderungen für die älteren Jugendlichen erhöhen auch den Bedarf an Gesprächskompetenz bei den Eltern, um Entwicklungsprobleme zu erkennen, Konsumverhalten auszuhandeln und Problemsituationen zu bewältigen ( Kap. 5).
Das sechste Kapitel richtet den Fokus von außen auf die Familie, in der Suchtbelastungen vorliegen. Es werden Strategien für Angehörige vermittelt, die suchtbelastete Familien unterstützen wollen. Über das Wissen der Entwicklungsphasen und Folgen hinaus werden Beispiele von Motivierender Gesprächsführung einbezogen, die die Vermeidung sozialer Ausgrenzung erläutern. Darüber hinaus werden professionelle Beratungsangebote wie auch Selbsthilfegruppen vorgestellt ( Kap. 6).
Daran anknüpfend folgt ein Kapitel, das sich an betroffene Eltern richtet, die erfolgreich ihre Suchterkrankung überwunden haben und Möglichkeiten des Umgangs suchen, um innerhalb ihrer Familie mit ihren Kindern abstinent leben zu können. Es bieten sich Chancen für neue Wege, die gemeinsam im Alltag umgesetzt werden können ( Kap. 7).
Insgesamt wird der Fokus hauptsächlich auf den Umgang mit Alkohol gelegt, weil er gesamtgesellschaftlich betrachtet das größte Problem darstellt. Allerdings lassen sich die Empfehlungen und die Gesprächsführungsregeln weitestgehend auf andere Substanzen übertragen.
Das achte Kapitel richtet sich an pädagogische Fachkräfte, die mit Eltern und Kindern im Kontext von »Erziehung zwischen Rausch und Risiko« arbeiten. Hier werden entsprechend der Entwicklungsphasen vom Kleinkind, Grundschulkind, Jugendlichen bis zum Heranwachsenden bzw. für die Elternarbeit selbst Handlungsempfehlungen und praktische Methoden zur konkreten Umsetzung im Arbeitsalltag sowie Best-Practice-Projekte vorgestellt ( Kap. 8).
Das letzte Kapitel enthält Schlussworte, die fünf Regeln für eine Erziehung zur Konsumkompetenz einbeziehen ( Kap. 9).