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Vorwort

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Mein ganzes Berufsleben wurde vom Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf überschattet … Als junge Frau erfuhr ich von einem älteren Vorstandsmitglied meiner Frauenzentrale, dass das kein Thema sei, sie hätte schliesslich auch zwischen Beruf und Familie wählen müssen! Es sei nur normal, dass auch junge Frauen eine Wahl treffen müssten …

30 Jahre hat es gedauert, bis das Dogma der Unvereinbarkeit dem Ziel der Vereinbarkeit gewichen ist.

Zu viele Mütter verzichteten auf die Option Beruf, viele unter Inkaufnahme empfindlicher finanzieller Nachteile, manche aus Bequemlichkeit und einige, weil sie sich als Vollzeit-Mütter definierten.

Dass dabei das Kindesinteresse – von Ausnahmen abgesehen – kaum gewahrt wurde, schien nicht der Rede wert.

Was, bitte schön, ist an der Tatsache sozial, wenn manche Mütter zu Hause mit einem warmen Mittagessen aufwarten, während sich Schlüsselkinder mit halbwegs aufgetauter Tiefkühlkost zufriedengeben müssen?

Einige Kinder haben in einer zweistündigen Mittagpause einen Weg von einer Stunde hinter sich zu bringen, nicht immer vom Verkehr geschützt, andere sind in fünf Minuten zuhause, finden noch Zeit für ein Nickerchen oder ihr Lieblingsspiel. Gerecht?

Allen Kindern falle es, so ist von der Seite der Lehrpersonen zu hören, schwer, sich nach der auswärtigen Mittagspause wieder in den Schulbetrieb einzufinden. Für viele Lehrerinnen und Lehrer ein unnötiger Zeit- und Kraftverschleiss.

Der Mittagstisch bietet mancher Lehrperson die Gelegenheit, in privaten Gesprächen das Vertrauen zu den Schülern zu vertiefen und solchermassen heiklen Themen wie etwa den «Daheimnissen» (Geheimnisse in der Familie), Mobbing und anderem Schülerstress auf die Spur zu kommen.

Und die nachschulische Betreuung ermöglicht es der Lehrerschaft, sich auf individuelle Lerndefizite ihrer Schülerinnen und Schüler zu konzentrieren; sie erhöht damit die Chancengleichheit auf der Bildungsebene.

Die Tagesschule garantiert fast jeder Familie sich finanziell mithilfe des Frauenlohns über Wasser halten zu können.

Kurzum: Die Tagesschule, die schulergänzende Bildung und Betreuung, ist zweifellos die sozialste, die gerechteste und die bildungsfreundlichste Form der Schule.

Wer das erkannt hat, wird sich dafür einsetzen müssen, dass die Struktur und damit das Gelingen der Tagesschule garantiert wird. Und da scheint es mir selbstverständlich zu sein, dass die Arbeitsbedingungen der Schülerbetreuung optimiert werden müssen, sodass diese zum Gelingen des Projekts Ganztagesschule beitragen wird.

Nach 30 Jahren Ringen um Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden wir es wohl noch schaffen, die Arbeitsmodalitäten des dafür notwendigen Personals richtig hinzukriegen, nicht wahr?

Dieses Buch schafft dafür eine Grundlage, indem es die Anstellungs- und Arbeitsbedingungen des Personals darstellt und Handlungsfelder identifiziert für die weitere Entwicklung.

Dr. Ellen Ringier, Präsidentin Stiftung Elternsein und Herausgeberin von «Das Schweizer Elternmagazin Fritz+Fränzi»

Februar 2020

Arbeitsplatz Tagesschule (E-Book)

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