Читать книгу Mysteriöse Museumsschätze - Reinhard Habeck - Страница 20
Der Meteoritenirrtum
ОглавлениеIn der geowissenschaftlichen Sammlung des Schlossmuseums hätte der Wolfsegger Eisenfund eines der Prachtstücke sein können. Dann nämlich, wenn sich Adolf Gurlts Analyse über die kosmische Herkunft des Findlings bestätigen ließe. Bis heute wird auch im Internet das Gerücht verbreitet, der Wolfsegger Eisenklotz sei ein Meteorit. Mit absoluter Sicherheit ist er genau das nicht. Das wurde bereits im Jahre 1950 erkannt, als der Stein im Linzer Museum Francisco-Carolinum von Geologen genauer begutachtet wurde. Die Bestätigung gelang 1966 durch Wissenschaftler im Naturhistorischen Museum und der geologischen Bundesanstalt in Wien. Dabei wurde eine Probe aus dem Stück herausgeschnitten und mit der Mikrosonde eines Elektronenmikroskops analysiert.
1967 wurde ein Stück des Eisenbrockens für Untersuchungen herausgeschnitten.
Am 10. Jänner 1967 teilte der Leiter der Untersuchung, Dr. Grill, das Ergebnis mit: „Eisen mit wenig Mangan und Mangansulfiden, kein Nickel, kein Chrom, kein Kobalt, daher mit Sicherheit kein Meteorit.“ Der Befund lautet ernüchternd: „Reines Gusseisen!“ Der Wolfsegger Eisenklotz ist also ein gegossenes Kunstprodukt. Das bedeutet, es muss dazu das Modell einer Gießform aus weichem Material existiert haben, in Handarbeit hergestellt aus Ton oder Wachs. Derlei wurde nirgendwo entdeckt. Da der Eisenklotz aber in einer Gießerei gefunden wurde, liegt der Verdacht nahe, dass er dort erst im 19. Jahrhundert geformt wurde. Doch wozu?
Eine andere These lautet: Der Klumpen sei mit ähnlichen Brocken im Bergbau als Ballast bei einfachen Förder- und Bohrmaschinen zum Einsatz gekommen. Dabei sei er zufällig zwischen die Kohleplatten geraten. Wäre möglich. Was indes stutzig macht: Wenn das gusseiserne Gewicht lediglich ein unbedeutender Gegenstand war, der alltäglich im Bergbau genutzt wurde, warum hat ihn der Finder, ein Arbeiter namens Riedl, und auch sonst niemand als solchen erkannt? Und ist es nicht ebenso verwunderlich, dass das Wolfsegger Eisenrelikt weltweit das einzige erhaltene Unikat dieser Art ist? Wo sind die vielen Vergleichsgewichte aus den Kohlegruben geblieben?
Die Analyse zum Wolfsegger Eisenfund liegt ein halbes Jahrhundert hinter uns. Wir wissen heute, es ist kein Stahlwürfel und kein Meteorit, sondern ein künstlich angefertigtes Gebilde. Die Fundumstände und die Motive der Herstellung liegen weiter im Dunkeln. Mittlerweile gibt es fortschrittlichere Untersuchungsmethoden der modernen Forensik. Könnte ihre Anwendung neue Erkenntnisse bringen? Glück auf!