Читать книгу bye bye SPD - Reinhard Vieth - Страница 10

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Am Anfang steht das Licht der Welt

Als ich im Jahre 1946 auf die Welt kam, hatte Deutschland einen fürchterlichen, einen mörderischen Krieg verloren. Deutschland lag am Boden. Die Ideen der Siegermächte, wie nun mit Deutschland verfahren werden sollte, reichten von kommissarischer Verwaltung, ja, sogar bis zum Auslöschen der Nation. Schließlich einigte man sich auf der Potsdamer Konferenz darauf, Deutschland eine neue Chance geben zu wollen, wieder in die Völkergemeinschaft zurück zu kehren. Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland begann ihren Lauf im Mai 1945. Einige Jahre später, 1948 begann die Geschichte der sozialen Marktwirtschaft. Drei Jahre mussten die Bürger der Bundesrepublik jedoch auf die Einführung der neuen Mark warten. Drei Jahre war der Schwarzmarkt allgegenwärtig. Und auch in der Zeit, in der ich heranwuchs, hörte ich noch ab und zu, wenn die Erwachsenen über die „alten Zeiten“ sprachen. Da wurde dann berichtet, wie man Tabak gegen Fleisch oder Ananas gegen Fahrradschläuche, Teppiche gegen Milch und landwirtschaftliche Produkte gegen alle möglichen Produkte tauschte. Mein Großvater war Bäcker und der, wurde mir einmal erzählt, soll Brot für meine ersten Schuhe getauscht haben. Der Schwarzmarkt war so etwas wie der Urmarkt, ein Markt ohne Münze – Ware gegen Ware.

Das konnte natürlich in einer zivilisierten Gesellschaft nicht die Norm sein. Man wollte aber auch nicht wieder dominierende Wirtschaftsunternehmen haben, die marktbeherrschend sind oder werden würden. In der Montanunion wurden die ersten paritätischen Mitbestimmungsgesetze gesetzlich verankert. Die größte, in der Nazi-Zeit zu ungeheurer Blüte angewachsene Kapitalgesellschaft, die IG-Farben wurde politisch zerschlagen. Man wollte ganz bewusst, die Arbeitnehmer am Gesamtvermögen des Staatswesens und der Wirtschaft und somit am Volksvermögen beteiligen. Eine ungeheuer interessante und bewegende Zeit. Eine neue, bisher nie da gewesene Wirtschaftsform wurde geboren. Man wollte auch nicht mehr, dass die Stahlschmieden diesen infernalischen Einfluss auf die Politik erhalten.

Mit diesem zweifellos hehren Grundgedanken prägte der erste Wirtschaftsminister unserer damals jungen Republik, Ludwig Erhardt, als Wirtschaftsleitsatz den Begriff der „Soziale Marktwirtschaft“. Jedoch konnte die Neue Wirtschaft nicht mit der alten Reichsmark begonnen werden. Und so sinnierten die Parlamentarier im ersten Bundestag, wie sie den Markt in geordnete Bahnen lenken konnten. Um die Wirtschaft gleichgewichtig und unter gleichen Vorzeichen zu starten, war eine allseits akzeptierte Währung dringend erforderlich.

Alle Maschinen waren nach dem Krieg jedoch zerstört oder die intakten Maschinen wurden durch die Siegermächte abgebaut. Unsere junge Republik war gar nicht in der Lage, eine solche Mammutaufgabe, wie den Druck einer neuen Währung, zu erfüllen. Daher wurde unsere neue Währung, die Deutsche Mark, die später nur noch D-Mark genannt wurde, in den USA gedruckt. Anschließend wurde die neue Währung unter dem Code-Namen „Bird Dog“ in 20 000 Holzkisten über den Atlantik gebracht und hier unter strengster Abschirmung vor der Öffentlichkeit angelandet. Gleichzeitig wurden im April 1948 von führenden deutschen Geldexperten die Grundlagen für die Logistik der Währungsumstellung erarbeitet. Am 20. Juni 1948 wurde die Reichsmark gegen die „DMark“ ausgewechselt. Aber nicht 1 zu 1, jeder Deutsche erhielt gegen Einzahlung von 60 Reichsmark die sogenannte Kopfquote in Höhe von 40 D-Mark. Zwei Monate später wurden weitere 20 D-Mark ausgezahlt. Und mit der Einführung der „D-Mark“ nahm ein unvergleichbarer Wirtschaftsaufstieg seinen Anfang.

Währungsreformen waren und sind, wie kürzlich die EUROUmstellung nichts Neues in der Geschichte des Geldes. Schmerzlich war die Währungsreform von 1948 deshalb, weil die Währungsumstellung es mit sich brachte, dass die Guthaben der Sparer in einer Quote von 100 zu 6,5 geschrumpft wurden. Anders gesagt bedeutete das, wer 100,-- Reichsmark auf dem Konto, oder als Guthaben in einem Spar- oder Versicherungsvertrag hatte, für den blieben nach der Umstellung nur noch 6,50 D-Mark als Guthaben nach.

Aus meiner Kindheit erinnere ich mich noch daran, welche Verwerfungen die 100 zu 6,5 Lösung sogar in meinem direkten Umfeld brachte. Denn, bei einem Verwandtschaftsbesuch hörte ich, dass dort ein Versicherungsvertreter aufgetaucht sei, der meinem Onkel erklärt habe, dass aus seiner Lebensversicherung nicht mehr das erhoffte Kapital fließen würde. Mein Onkel soll sehr wütend geworden sein und als der Vertreter ihm dazu noch riet, das Geld nun doch irgendwie bei seiner Gesellschaft zu belassen und wieder anzulegen, so wurde berichtet, soll er den Mann unter bösen Drohungen vom Hof gejagt haben. Er war kein Kaufmann, hätte er auf den Versicherungsagenten gehört, hätte er seinen ersten Kapitalstock gebildet.

In diesem Zusammenhang führe man sich die Währungsumstellung nach der Wiedervereinigung mit der damaligen DDR vor Augen, die 1 zu 1 erfolgte. Ein Vergleich wäre dennoch fragwürdig, weil in dem Zusammenhang ganz andere Kriterien zugrunde lagen. Auch wenn man im Rückblick sagen kann, dass diese Umstellung für den Westen ein großes Zugeständnis war. Aber wenn man vor diesem Hintergrund um Prozente oder Stellen hinter dem Komma gefeilscht hätte, dann hätte dies sicher zu einem Gerechtigkeitsproblem und auch zu zwischenmenschlichen Problemen geführt. Wobei aber eindeutig zu sagen ist, dass die Menschen, die im anderen deutschen Staat aufgewachsen waren, trotz des Versuches Gerechtigkeit herstellen zu wollen immer, auch heute noch benachteiligt sind. Dennoch wäre es schwierig, die Benachteiligung beziffern zu wollen. Ohne näher darauf eingehen zu wollen, sind hier die Renten, die Arbeitslöhne und die Abwicklung über die Treuhand zu erwähnen. Ich will hiermit lediglich dem Leser verdeutlichen, was damals so ungefähr abgegangen sein muss.

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