Читать книгу bye bye SPD - Reinhard Vieth - Страница 16
ОглавлениеWir gründen eine Familie
Nicht unbedingt lange, dann verlobten wir uns. Meine Eltern fielen aus allen Wolken. Irgendwann nahm ich meine Verlobte mit nach Hildesheim, um sie meinen Eltern vorzustellen. Meine Mutter, obercool, mein Vater etwas zugänglicher, aber im Grunde für uns ein Hindernislauf. Wir hatten es überstanden und schon bald verkündeten wir unseren Altvorderen, dass wir heiraten wollen. Die Mutter meiner Auserwählten war alleinstehend. Sie war eine ungeheuer liberale Frau, die sich zwar kein X für ein U vormachen ließ, die man aber getrost als offen und ehrlich bezeichnen konnte. Also stand unserer Vermählung von ihrer Seite nichts im Wege. Ich hatte als Grundlage vorgerechnet, wie sehr sich mein Sold nach oben entwickeln würde und dass ich als verheirateter Soldat wesentlich mehr Freiheiten genießen könnte. Und wenn sich alles so positiv entwickeln würde und wir Beide das auch wollten, dann wollte sie diesem Vorhaben nicht im Wege stehen. Meine Eltern empörten sich regelrecht und schrieben einen bitterbösen Brief, der damit schloss, dass sie uns einen Stall voller Kindern vorhersagten und dass sie uns klipp und klar sagten: „und rechnet nie auf einen Pfennig von uns.“ Damals hatten wir noch Mark und Pfennige.
Im März 1968 heirateten wir und wir fanden auch recht schnell eine Wohnung. Allerdings eine fürchterliche Wohnung, aus der wir sobald wie möglich wieder ausziehen wollten. Unsere Wohnung hatte zwei Zimmer, war schimmelig und die Toilette war auf dem Flur und wenn man nachts mal einen Toilettengang machte, dann konnte man in aller Regel auf kleine graue Mitbewohner treffen, die sich dort alleine wähnten. Aber auch so waren nachts diese kleinen grauen Mitbewohner durchaus zu hören, weil sie auf dem Boden, über unseren Köpfen herumtobten, also es war schon grenzwertig. Als meine Gattin trotz widriger Wohnumstände schwanger wurde, hatten wir Anspruch auf Familienfürsorge der Bundeswehr und damit Anspruch auf eine vom Bund geförderte Wohnung. Diese Wohnungen gehörten zwar Privatleuten standen aber unter dem Zugriff der Bundeswehr. Ich ging also zum Arzt, um ein Attest zu holen, mit dem bescheinigt wurde, dass die Gesundheit von Frau und späterem Kind sehr gefährdet wären, wenn wir in dieser Wohnung blieben. Schon vier Wochen später musste ich zur Standortverwaltung und erhielt dort die Nachricht, dass man eine Wohnung für uns habe. Die Standortverwaltung war die zivile Verwaltung der Bundeswehr. Die Liegenschaften also die Kasernen, aber auch der Verpflegungsnachschub, auch die Bekleidung und vieles mehr, heutzutage würde man sagen das Randequipment, wurde zivil verwaltet.
Bei dieser Standortverwaltung, so hieß die zivile Verwaltung der Bundeswehr, gab es auch eine Fürsorgestelle die Wohnungen für Soldaten und deren Familien bereithielt. Diese Wohnungen sind damals mit Bundesdarlehen gebaut worden und standen daher unter dem Erstzugriff der Bundeswehr, erst wenn die Wohnung nicht vermietet wurde, konnte der Vermieter, der eben zum Bau günstige Mittel erhalten hatte, eine solche Wohnung frei vermieten. Da diese Wohnungen ziemlich beliebt waren, weil sie auch in der Miete erschwinglich waren, gab es dafür eine Wartezeit, aber mit zu erwartendem Kind ging alles ganz schnell. Wir zogen also in eine reine Bundeswehrsiedlung. Morgens, wenn man aus dem Haus kam, konnte man praktisch die Hand an die Mütze tackern, um die ganzen Bootsmänner, Leutnants und Hauptfeldwebel zu grüßen. Aber das sah schlimmer aus, als es war, hier reichte es, wenn man:“ Moin oder Moin, Moin!“ zueinander sagte. Ich fuhr von da aus auch wechselweise mit einem Oberbootsmann und einem Obermaaten zum Dienst und das war, solange wir uns außerhalb der Kaserne bewegten, eine ganz von militärischen Zwängen befreite Gemeinschaft. Jeder von uns wusste aber, dass der militärische Rang des anderen eben im militärischen Umfeld eine andere Achtung zu erfahren hatte, als daheim, im privaten Leben.