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Mehr Demokratie wagen

Zu Zeiten der Kanzlerschaft Willy Brandts, 1968, bin ich in die SPD eingetreten. „Mehr Demokratie wagen“ war sein Credo. Er war es wirklich, der den abgehobenen Muff der Adenauerschen Politik endlich durchbrach und die Politik auch für die Menschen verständlich machte. Die soziale Demokratie ist sicher ein erstrebenswertes Ziel, wenngleich kaum erreichbar. Mein mein Weltbild, mein Bild der politischen Geschichte und der Beginn einer sozialen Demokratie begann mit Willy Brandt, mit Woodstock, den 68ern und den Hippies, mit der Freiheit oder dem Freiheitsgedanken, der auf einmal eine ganze Generation erfasste, zu leben. Ein Aufbruch begann. Ich trat also in die SPD ein.

Gerade vor der heutigen Entwicklung der Partei, die sich jetzt quasi diametral zu ihrer eigenen Geschichte wandelt, darf man die wechselvolle Geschichte der Partei nicht außer Acht lassen. In den 150 Jahren, die sie nunmehr bereits durchlebt hat, gab es immer und immer wieder auch so genannte Flügelkämpfe. Diese Partei hat ständig versucht, den Spagat zwischen den Interessen der Arbeitnehmerschaft und der nötigen Staatsräson zu vollbringen. Ihr tragisches Schicksal ist es jedoch, dass sie in der Neuzeit, seitdem sie Regierungsverantwortung trägt oder mitträgt, eigentlich immer die sozialen Versäumnisse einer Vorgängerregierung auslöffeln musste. Der von Willy Brandt aus tiefster Überzeugung geäußerte Satz, „mehr Demokratie wagen,“ fiel in eine Zeit der Befreiung, Hippies, Haschisch, freie Liebe und so weiter. Hier drohten die Welten des Bürgertums und der sich befreienden Jugend, die Gesellschaft zu zerreißen. So musste Brandt das alles mit Rücksicht auf die politischen Hintergründe, die mit der Entwicklung gar nicht Schritt halten konnten, wieder einfangen. Unter einer sozialdemokratischen Regierung wurde der Radikalenerlass und damit einhergehend Berufsverbote erlassen.

Auch die Regierung Gerhard Schröders war im Grunde ein Ausputzer für die Vorgängerregierung. Denn mit der Verabschiedung der erwähnten Hartz IV-Gesetzgebung mussten im Grunde die Versäumnisse der Kohl-Regierung aufgefangen werden.

Mit diesem Buch will ich jedoch keine Historienarbeit vorlegen, das würde viel zu trocken werden. Ich will und darf zwar die Entwicklung nicht außer Acht lassen, aber ich werde den Weg der Partei anhand meiner Beziehungen zur SPD und zur Gewerkschaftsbewegung berichten. Ich will meinen Blickwinkel von erlebten 40 Jahren Parteigeschichte aus der erlebten Partei von unten darstellen. Dabei soll die traditionelle Entwicklung der beiden – manchmal und in letzter Zeit immer häufiger – widerstrebenden Lager, Gewerkschaften und SPD, nicht außer Acht gelassen werden. Mein politisches Interesse begann im Grunde mit meinem Eintritt ins Berufsleben und damit einhergehend auch dem Eintritt die Gewerkschaft, damals die DAG (Deutsche Angestellten-Gewerkschaft) die heute in ver.di aufgegangen ist.

bye bye SPD

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