Читать книгу Ich liebe dich, aber ich brauche dich nicht - Renate Georgy - Страница 17

Wir haben festgestellt, dass abhängige Liebe ihre Wurzel in unserer frühen Kindheit hat, in der wir tatsächlich ohnmächtig waren. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich gleichzeitig die Lösung: erwachsen werden.

Doch was heißt das praktisch?

Erwachsen zu sein bedeutet, für sich selbst sorgen zu können. Es heißt, sich selbst ernähren und schützen zu können, so wie es im Idealfall früher die Eltern für einen getan haben. Konnten wir diese Erfahrung nicht oder nur unvollkommen machen, können wir gleichwohl lernen, uns selbst heute so zu behandeln, wie wir es uns von guten Eltern gewünscht hätten. Wir sind nicht mehr hilflos unseren Erzeugern ausgeliefert, sondern in der Lage, die Elternrolle zu übernehmen und so auf die Bedürfnisse unseres inneren Kindes liebevoll einzugehen.

Wir können und sollten uns auch selbst bespaßen, also dafür sorgen, dass wir in unserem Leben genug zu lachen haben. Denn nicht nur Dreijährige lieben es, sich vor Freude zu kugeln, sondern auch Dreißig- und Siebzigjährige. Man ist nie zu alt, um albern zu sein.

Alle Menschen möchten Glück empfinden. Sie suchen nur manchmal an den falschen Orten danach.

Zum Erwachsensein gehört die Fähigkeit, sich selbst und allein glücklich machen zu können. Niemand kann das automatisch. Jede und jeder wird zwar hin und wieder spontan Freude erleben, doch diese bewusst herbeiführen zu können will gelernt und geübt sein.

Aller Anfang ist schwer, heißt es. Das gilt für sämtliche Fähigkeiten, also auch für die, selbst für sein Glück zu sorgen. Doch es ist eine essenzielle Fähigkeit. Wenn wir selbst für unser Glück sorgen können, suchen wir dieses nicht mehr im Außen, nicht mehr bei einer bestimmten Person und nie da, wo wir es garantiert nicht finden können.

Damit wir uns nicht missverstehen: Selbstverständlich erleben sehr viele von uns besonders glückliche Momente im Zusammenhang mit geliebten Menschen. Es geht nicht darum, daran etwas zu ändern. Worauf es mir ankommt, ist, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir niemanden brauchen, der uns glücklich macht, weil wir genau das selbst bewirken können. Und noch entscheidender: Nur wir selbst sind überhaupt in der Lage dazu. Dass dies so ist, beweisen alle Personen, die zwar geliebt werden, aber trotzdem kein Glück empfinden, weil sie entweder der Überzeugung sind, es handele sich nicht um die »richtige« Person, die sie liebt, oder nicht um die »richtige« Liebe.

Sich klarzumachen, dass das eigene Glück nicht von einem Partner oder einer Partnerin, sondern von einem selbst abhängt, ist eine der umwerfendsten Erkenntnisse, die man im Leben gewinnen kann. Sie praktisch umsetzen zu können ist eine der wesentlichen Fähigkeiten für ein zufriedenes Leben.