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Inklusion Weg mit den Barrieren!

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Text: Mirijam Trunk @miritrunk

Wenn das Lämpchen am Kopfhörer grün leuchtet, sind alle dabei. Engländer verstehen perfekt Deutsch, Deutsche verstehen problemlos Englisch, fließend und fehlerfrei. Sprache ist kein Hindernis mehr auf der re:publica, auch nicht für Gehörlose. Jeder soll die Informationen bekommen können, die er braucht – unabhängig von Muttersprache, Kultur oder Handicaps.

Seit 2012 sorgt das Social Start-Up VerbaVoice dafür, dass Menschen mit Hörbehinderung ebenso von einem Dolmetscher unterstützt werden, wie Besucher aus dem Ausland. Per Live-Untertitel können bei der re:publica alle Besucher auf der Stage 1 mitlesen, was gesprochen wird. Gleichzeitig übersetzt ein Dolmetscher in Gebärdensprache. Wer zu weit hinten sitzt oder schlechte Sicht auf die Leinwand hat, kann Text und Gebärdensprache per App oder im Internet mitverfolgen. „Barrierefreiheit ist eine Frage des Angebots“, sagt Lukas Gnettner von VerbaVoice.

VerbaVoice will Technologien entwickeln, um die sprachliche Barrierefreiheit zu verbessern. Zum Beispiel in der Uni: Der Dozent bekommt ein Mikro, das mit dem Tablet oder Laptop des Studenten gekoppelt wird. Übers Internet laufen die Informationen der beiden Geräte auf einem Server zusammen. „Dort sitzt dann jemand, der das entweder live transkribiert oder durch einen Gebärdensprachendolmetscher übersetzt“, erklärt Gnettner. Die Dolmetscher sitzen teils in Europa, teils in den Bundesländern verteilt und werden über die Plattform in Paaren zusammengeschaltet. Online sprechen sie sich ab, wechseln nach Bedarf und kontrollieren sich gegenseitig. Gebucht und bezahlt wird nur so lange, wie der Dienst gebraucht wird – ohne Wartezeiten und ohne Kosten für Anreise oder Tagespauschalen.

„Wenn du in deiner Muttersprache übersetzt, ist die Leistung erheblich besser“, sagt Gnettner. Das Dolmetscher-Team besteht meistens aus einem gehörlosen Dolmetscher, der den transkribierten Text übersetzt und einem Muttersprachler. Bei englischsprachige Vorträgen schaltet sich also die Dolmetscherin aus London ein, bei deutschsprachigen ein Dolmetscher aus Deutschland.

VerbaVoice will in immer mehr Bereichen einen Zugang für Gehörlose schaffen. In drei deutschen Landtagen werden die Sitzungen übersetzt und per Internet übertragen. Gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund will VerbaVoice auch Fußballspiele kommentieren, beim Pokalfinale und beim Champions-League-Finale soll es per App Untertitel und Übersetzung in Gebärdensprache geben. In Zusammenarbeit mit Sony entwickelt VerbaVoice die „iCap“, eine Brille, die im Herbst 2015 auf den Markt kommen soll: „Das ist das Hörgeschädigten-Äquivalent zu Kopfhörern“, sagt Gnettner, „die Brille ist gekoppelt mit einem Smartphone und einer App, die wir entwickeln. Die Idee ist, dass ein Hörgeschädigter in einen Konferenzraum geht und dort mitbekommt, was ein Redner sagt, in dem ihm die Untertitel direkt vor seine Augen projiziert werden.“

Das Münchner Start-Up VerbaVoice ist dafür da, um „die Köpfe zu öffnen“, sagt Gnettner. „Es sollte nicht immer eine Frage der finanziellen Mittel sein, sondern einfach zur Verfügung gestellt werden. Der Bedarf wird sich dann zeigen, wenn das Angebot da ist.“

re:publica Reader 2015 – Sammelband

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