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Finding Europe Das Internet - ein ideales Sprachrohr für Rechte
ОглавлениеJohannes Kirchmeier @jokirchmeier
Pegida - patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Dieser Name spaltet die Nation. Neben erbitterten Gegnern mobilisierte die Bewegung an Montagabenden mehrere Zehntausend Menschen - von Facebook aus. Knapp 160.000 Likes hat die Seite inzwischen.
Pegida ist der Höhepunkt rechter Hetze im Netz - aber kein Einzelfall. Bereits seit den 1990er Jahren ist das Internet für rechte Gruppen ein wichtiges Medium für Mobilisierung und Rekrutierung. “Zudem ist es auch ein Sprachrohr für rechte Gesinnung und Anschauungen”, sagt die Politikwissenschaftlerin Julia Schramm.
Oft nähern sich Pegida und andere rechte Seiten ihren potenziellen Anhängern mit sehr weichen Themen. Tierschutz, Heimatschutz und der Schutz von Frauen vor Vergewaltigungen spielen eine Rolle. Schlachtrufe wie “Zurück zur D-Mark” oder Fackelläufe sollen die gewonnene Bindung verstärken. Und Pegida wurde nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa zu einem Schlager. Zumindest im Netz.
Unmittelbarkeit, Anonymität und versteckte Foren im Internet befeuern rechte Parolen. Oft tarnen sich Rechte hinter Ironie und Satire. “Dabei werden nach Aussagen gegen Minderheiten einfach ‘Zwinkersmileys’ eingebaut“, sagt Schramm. Die Auslassungen treffen trotzdem.
Neben Pegida sorgte im vergangenen Oktober die Gruppierung HoGeSa (“Hooligans gegen Salafisten”) für Schlagzeilen. Die verwüstete die Kölner Innenstadt, die Polizei bekam den Mob nicht in den Griff. Organisiert hat sich auch diese Gruppe auf Facebook. Inzwischen hat sie weitere Märsche veranstaltet, bis sie sich im Januar spaltete: “Die Hooligans gehen nicht mehr auf die Straße, sondern zurück ins Stadion”, sagt Laura Piotrowski, Redakteurin bei der Internet-Plattform “Fussball-gegen-Nazis.de”, und fügt an: “Was jetzt kommt, wird eine spannende Frage.”
Piotrowski und Schramm mahnen zur Vorsicht im Netz und empfehlen, bei den sozialen Medien Facebook und Twitter rechte Accounts zu melden. Dann sei ein erster Schritt gegen rechte Hetze im Netz getan.