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Bischöfe

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Wäh­rend der Krie­ge Karls des Gro­ßen mit den Sach­sen schick­te die alt­bri­ti­sche Kir­che Mis­sio­na­re an die deut­sche Küs­te; ei­ner von ih­nen war Wil­le­had, den Karl der Gro­ße im Jah­re 787 in Worms zum Bi­schof mach­te. Zu sei­nem Wohn­sitz wähl­te er ein Dorf, das Bre­men hieß, wo er auch, als er zwei Jah­re spä­ter starb, be­stat­tet wur­de. Erst sein Nach­fol­ger Wil­le­rich er­hielt zum Bi­schofs­ti­tel ein Bis­tum, das dem Erz­bi­schof von Köln un­ter­stellt wur­de. In Nor­dal­bin­gi­en, dem Nie­de­rel­be­land, gab es da­mals zwei Kir­chen, die eine war in Ham­burg und ge­hör­te zu Bre­men, die an­de­re war in Mel­dorf im Dith­mar­schen und ge­hör­te zu Ver­den. Sehr, sehr lang­sam be­fes­tig­te sich bei den Sach­sen und Frie­sen, die die Ge­gend der un­te­ren We­ser und Elbe be­wohn­ten, das Chris­ten­tum; an eine wei­te­re Aus­brei­tung des­sel­ben nach dem skan­di­na­vi­schen Nor­den konn­te erst nach dem Tode Karls des Gro­ßen ge­dacht wer­den. Der An­lass dazu ging von Dä­ne­mark aus, da Kö­nig Ha­rald sich mit sei­nem Ge­fol­ge in Mainz tau­fen ließ; Kai­ser Lud­wig selbst war sein Tauf­pa­te. Als er den Wunsch äu­ßer­te, einen Geist­li­chen mit­zu­neh­men, der den Got­tes­dienst aus­übe und das Volk be­keh­re, und nach ei­nem Man­ne ge­sucht wur­de, der sich dazu eig­ne­te und be­reit er­klär­te, mel­de­te sich der, den man an ers­ter Stel­le nen­nen muss, wenn man von großen Bi­schö­fen er­zäh­len will, Ans­gar, da­mals Mönch im Klos­ter Kor­vey. Schon in dem Kin­de, das der Va­ter dem Klos­ter Cor­bie dar­ge­bracht hat­te, wirk­te das Feu­er ge­nia­ler Be­ga­bung. Jun­gen­haf­te Aus­ge­las­sen­heit wech­sel­te ab mit schmerz­li­cher Sehn­sucht nach der früh ver­lo­re­nen Mut­ter. Ein­mal er­schi­en ihm die Hei­li­ge Jung­frau und zeig­te ihm die Ge­lieb­te im Chor der Se­li­gen wan­delnd; wenn er nicht flei­ßig und fromm wer­de wie sie, sag­te sie, wer­de er nicht zu ihr kom­men. In sei­nem 13. Jah­re er­fuhr er eine star­ke Er­schüt­te­rung durch den Tod Karls des Gro­ßen. So mäch­tig war die Zau­ber­kraft, die der große Kai­ser aus­strahl­te, dass für den im Klos­ter auf­ge­wach­se­nen Kna­ben die Erde zu be­ben schi­en, die der He­ros ver­las­sen hat­te. Aus der schwan­ken­den See­le des Kna­ben stie­gen wie­der Vi­sio­nen auf: Pe­trus und Jo­han­nes tra­ten zu ihm und führ­ten ihn in das himm­li­sche Licht und dann in die un­durch­dring­li­che Fins­ter­nis des Fe­ge­feu­ers, wo er drei Tage blieb, die wie drei Jahr­tau­sen­de wa­ren. Dann wie­der in ein Meer un­end­li­chen Glan­zes, das die Chö­re der Se­li­gen er­füll­ten. »Ihn aber sah ich nicht. Und doch war Er in al­len und alle in Ihm. Er um­gab alle äu­ßer­lich. Er lenk­te alle in­ner­lich. Er stütz­te alle von oben her und stütz­te sie von un­ten. Da er­ging zu mir eine süße Stim­me, sü­ßer denn ir­gend­ein denk­ba­rer Klang, die schi­en das All der Welt zu er­fül­len, und sprach zu mir: Gehe hin, und mit der Mär­tyr­kro­ne wirst du wie­der­keh­ren.« Aus die­sem in­ne­ren Aufruhr ging Ans­gar reif, mit dem Be­wusst­sein ei­nes ho­hen Zie­les her­vor. Bald dar­auf wur­de durch Adal­hard, den Abt von Cor­bie, der als Sohn ei­ner säch­si­schen Mut­ter das Chris­ten­tum in Sach­sen zu ver­brei­ten such­te, das Klos­ter Kor­vey in der We­ser­ge­gend ge­grün­det. Adal­hard selbst be­gab sich im Jah­re 823 mit ei­ni­gen Mön­chen, un­ter de­nen Ans­gar war, in die ent­le­ge­ne Wald­wild­nis. Trotz sei­ner Ju­gend wur­de Ans­gar bald Vor­ste­her der Schu­le und Pre­di­ger der Ge­mein­de, das heißt, dass er in der Lan­des­s­pra­che pre­dig­te.

Als die Fra­ge der Mis­si­on in Dä­ne­mark sich er­hob, führ­te man Ans­gar nach In­gel­heim, wo der Kai­ser sich auf­hielt, und gab ihm zu be­den­ken, mit wel­chen Ge­fah­ren die Be­keh­rung des heid­nischen, bar­ba­ri­schen Vol­kes ver­bun­den sei. Wäh­rend er al­lein in sich ver­sun­ken sein Schick­sal be­dach­te, mö­gen ihn ab­wech­selnd Bil­der des lieb­ge­won­ne­nen Le­bens im Klos­ter und er­ha­be­ne Ge­sich­te be­drängt ha­ben, die ihm jen­seits der Wol­ken die Mär­tyr­kro­ne zeig­ten. Nun sie sich auf ihn her­ab­senk­te, sah er die blu­ti­gen Dor­nen, und es grau­te ihn. Er hat­te sich eben ent­schlos­sen, als Ant­bert, ein Freund aus dem Klos­ter Cor­bie, zu ihm trat, ein vor­neh­mer jun­ger Mann, der zum Nach­fol­ger des Ab­tes aus­er­se­hen war, und sag­te: Wenn du gehst, gehe ich mit dir. Ant­bert er­trug die Stra­pa­zen der Rei­se nicht, er­krank­te, wur­de nach Kor­vey ge­bracht und starb dort. Nach­dem Ans­gar in Schles­wig eine Schu­le er­rich­tet hat­te, wur­de ihm die Mis­si­on in Schwe­den auf­ge­tra­gen, wo er das alt­be­rühm­te Sig­tu­na am Mälar­see, den von Odin be­grün­de­ten Ur­sitz der schwe­di­schen Kö­ni­ge, und den hei­li­gen Hain und gol­de­nen Tem­pel von Upp­sa­la mit den Bil­dern der Göt­ter Odin, Tor und Freyr ken­nen­lern­te. Er hat­te das Glück, dass der Orts­vor­ste­her der eine Ta­ge­rei­se von Upp­sa­la ent­fern­ten großen Han­dels­stadt Bir­ka sich zum Chris­ten­tum be­keh­ren ließ und auf sei­nem Gut eine Kir­che bau­te und dass die­ser Mann, der wirk­lich im Her­zen für die neue Leh­re ge­won­nen war, auch nach Ans­gars Abrei­se an ihr fest­hielt.

Zum Zwe­cke der Be­keh­rung der nor­di­schen Län­der wur­de nun­mehr, im Jah­re 831, ein Erz­bis­tum ge­grün­det und Ans­gar über­tra­gen, des­sen Sitz Ham­burg sein soll­te, und des­sen Aus­stat­tung da­durch zu­stan­de kam, dass die Erz­bi­schö­fe von Bre­men und Ver­den auf einen Teil ih­rer nordal­bin­gi­schen Di­öze­se ver­zich­te­ten. Erz­bi­schof Dra­go von Reims, ein na­tür­li­cher Sohn Karls des Gro­ßen, weih­te Ans­gar zum ers­ten Erz­bi­schof von Ham­burg. Die Ver­bin­dung Ham­burgs mit Bre­men ver­an­lass­te 14 Jah­re spä­ter ein Über­fall der Wi­kin­ger, der Ham­burg gänz­lich zer­stör­te. Es war zur Stun­de der Abend­däm­merung, als 600 Schif­fe bei der wehr­lo­sen Stadt lan­de­ten; denn der Graf des Gaus, zu dem Ham­burg ge­hör­te, war ab­we­send. Ans­gar rief wohl zu­sam­men, was an waf­fen­fä­hi­gen Män­nern da war; aber es war zu spät, um mehr als das Le­ben und ei­ni­ge Re­li­qui­en zu ret­ten. Die wohl ganz aus Holz ge­bau­te Stadt lag in Asche, als der Sturm vor­über­ge­braust war.

Es war nicht so, dass die Dä­nen und Schwe­den durch Ans­gars Pre­digt Chris­ten ge­wor­den wä­ren; aber alle, die mit ihm in Berüh­rung ka­men, ge­wan­nen den Ein­druck ei­nes großen und gu­ten Men­schen. Man glaub­te leich­ter an den all­mäch­ti­gen Va­ter im Him­mel, wenn ein Mann ihn ver­kün­de­te, auf des­sen Ant­litz, wie es von Ans­gar heißt, Adel und Ho­heit leuch­te­ten, der den Gro­ßen Ehr­furcht, den Nied­ri­gen Ver­trau­en, den Bö­sen Scheu ein­flö­ßte. Be­son­ders be­mer­kens­wert war sei­ne Tä­tig­keit un­ter Ar­men und Kran­ken; es wird her­vor­ge­ho­ben, dass er, wo er Not­lei­den­de traf, nicht nur half, son­dern so­fort half. Dem Feh­ler des Hoch­muts, in den er zu­wei­len zu ver­fal­len fürch­te­te, wirk­te er durch Hand­ar­beit ent­ge­gen, na­ment­lich be­schäf­tig­te er sich mit dem Stri­cken von Net­zen. Über­haupt ver­lang­te er von den missio­nie­ren­den Pries­tern, dass sie sich Klei­dung und Nah­rung durch Hand­ar­beit selbst ver­dien­ten. Wenn er ge­le­gent­lich ei­ner Kran­ken­hei­lung, da das Volk ihn als Wun­der­tä­ter ver­ehr­te, sag­te, Gott möge ihn des einen Wun­ders wür­di­gen, einen gu­ten Men­schen aus ihm zu ma­chen, be­kann­te er sich zu der Auf­fas­sung, dass erst die Güte des großen Man­nes Vollen­dung aus­ma­che. Ans­gar starb im Jah­re 865.

Den hei­li­gen Ul­rich von Augs­burg hat haupt­säch­lich sein hel­den­haf­tes Ver­hal­ten beim Ein­fall der Un­garn be­rühmt ge­macht. Als die ge­fürch­te­ten Wil­den in großen Mas­sen her­an­zo­gen und Augs­burg be­la­ger­ten, das da­mals ganz un­ge­nü­gend durch nied­ri­ge Mau­ern be­fes­tigt war, woll­ten die Rit­ter, sei­ne Va­sal­len, die er in der Stadt ver­sam­melt hat­te, dem Fein­de ent­ge­gen­gehn; Ul­rich ver­bot das und ließ die Tore gut ver­ram­meln. Das Glück der Be­la­ger­ten woll­te, dass ein Füh­rer der Un­garn fiel, wor­auf sie sich kla­gend ins La­ger zu­rück­zo­gen. Die da­durch ge­won­ne­ne Zeit be­nutz­te der Bi­schof, wäh­rend der Nacht die Mau­er ver­stär­ken zu las­sen und Ge­be­te an­zu­ord­nen. Nach kur­z­em Schlaf er­hob er sich bei Ta­ges­grau­en, fei­er­te die Mes­se und reich­te al­len das Abend­mahl. Noch hat­te der Sturm nicht be­gon­nen, als der her­an­na­hen­de Ent­satz durch den Kö­nig ge­mel­det wur­de. Wäh­rend des Kamp­fes war Ul­rich mit­ten im Ge­tüm­mel, hoch zu Ross, un­ge­rüs­tet, mit der Sto­la be­klei­det.

Bi­schof Ben­no von Os­na­brück, ein Schwa­be, stamm­te, eine be­mer­kens­wer­te Aus­nah­me, von nichtad­li­gen El­tern ab; be­gü­tert aber wa­ren sie, denn sie pil­ger­ten, um ih­rer Kin­der­lo­sig­keit ab­zu­hel­fen, nach Rom und op­fer­ten am Gra­be des Apos­tels ein sil­ber­nes Kind, wor­auf ih­nen ein Kna­be ge­schenkt wur­de. Er wur­de in Straß­burg und in der Rei­chenau er­zo­gen und lern­te auf sei­nen Wan­de­run­gen vie­le Tei­le Deutsch­lands und vie­le Men­schen ken­nen; sei­ne man­nig­fa­che Be­ga­bung und un­ge­wöhn­li­che Per­sön­lich­keit mach­ten auf ihn auf­merk­sam. Beim Bau des Do­mes von Spey­er tat er sich durch sei­ne Kennt­nis­se her­vor: er ließ den Dom, der zu nah am Rhei­ne ge­baut war, auf eine neue und schwie­ri­ge Art durch Mau­ern ge­gen Un­ter­spü­lung si­che­ren. Eben­so war er Lei­ter beim Bau der Bur­gen, durch wel­che die sa­li­schen Kö­ni­ge das Sach­sen­land un­ter­wer­fen woll­ten. Als Leh­rer an der Dom­schu­le von Hil­des­heim glänz­te er in der Wis­sen­schaft, auf ei­nem Kriegs­zu­ge ge­gen die Un­garn sorg­te er er­fin­de­risch für die Ver­pfle­gung des Hee­res, in der Land­wirt­schaft und Vieh­zucht be­saß er un­ge­wöhn­li­che Kennt­nis­se, als Bi­schof von Os­na­brück stell­te er durch Ent­sump­fung brauch­ba­re Wege her. In der auf­ge­wühl­ten Zeit Hein­richs IV. war er un­ent­wegt dem Kai­ser treu, ohne sich des­we­gen ge­gen den Papst zu er­klä­ren. Es wird er­zählt, dass er auf der Synode von Bri­xen, wo die kö­nig­li­chen Bi­schö­fe den Papst ab­setz­ten, sich un­ter dem kö­nigs­treu­en Al­tar ver­steck­te, um sich nicht ge­gen einen Akt aus­zu­spre­chen, an dem er sich nicht be­tei­li­gen woll­te. Dass we­der Kai­ser noch Papst ihm sei­ne Hal­tung übel­nah­men, be­weist, wie hoch sie ihn schätz­ten, und dass sie ihn für ehr­lich hiel­ten. Lan­ge Zeit war er von den Sach­sen aus sei­nem Bis­tum ver­trie­ben und muss­te sich oft durch Ver­klei­dung vor Nach­stel­lun­gen schüt­zen. Ben­no selbst hat­te zu­wei­len das Ge­fühl, zu welt­lich zu sein, um einen rech­ten Bi­schof ab­zu­ge­ben; je­den­falls hin­der­te ihn sei­ne geis­ti­ge Über­le­gen­heit, das kirch­li­che Ze­re­mo­ni­ell all­zu ernst zu neh­men. Nicht sel­ten be­frei­te er Lai­en ge­gen Geld vom Fas­ten­ge­bot; er gab das Geld den Ar­men und sag­te, es sei Gott lie­ber, als wenn ei­ner den gan­zen Tag einen lee­ren Bauch spa­zie­ren­tra­ge, umso mehr, als der Fröm­mig­keit da­durch kein Ab­bruch ge­sch­ehe. Als er auf dem Ster­be­bett lag, bat eine vor­neh­me Wit­we, na­mens Azela, ihn be­su­chen zu dür­fen. Er lehn­te ab mit der Be­grün­dung, er wol­le sie lie­ber im an­de­ren Le­ben wie­der­se­hen, wo sie sich ge­gen­sei­tig ih­res An­blicks er­freu­en könn­ten, nach­dem sie sich auf Er­den rein und keusch ge­liebt hät­ten. Dort wer­de kei­ne To­des­angst ihre Lie­be trü­ben.

We­ni­ger durch Be­ga­bung als durch Cha­rak­ter zeich­ne­te sich Bi­schof Mein­werk von Pa­der­born aus. Ihm lag das Los der Ar­men be­son­ders am Her­zen; es ge­nüg­te ihm nicht, in der üb­li­chen Art Al­mo­sen zu spen­den, er über­wach­te die Mei­er und Vög­te, von de­nen die Hö­ri­gen ab­hin­gen, un­ter­such­te die Ver­hält­nis­se selbst, und da­mit er nicht be­tro­gen wür­de, zog er als Kauf­mann ver­klei­det im Spren­gel her­um. Er ge­bot den Mei­ern, die Hö­ri­gen zur Ern­te­zeit mit Spei­se und Trank zu ver­sor­gen, was vor­her au­gen­schein­lich nicht üb­lich war, und als er ein­mal zu­fäl­lig eine Wirt­schaf­te­rin schimp­fen hör­te, dass man die Ar­bei­ter mit Mehl­sup­pe ab­spei­se, ver­ord­ne­te er, sie soll­ten noch ei­ni­ge Schin­ken au­ßer de­nen er­hal­ten, die die Mei­er oh­ne­hin ih­nen zu stel­len ver­pflich­tet wa­ren. Wenn er auf Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten stieß, wur­de er leicht zor­nig, mach­te aber die Schlä­ge, die er dann etwa aus­teil­te, her­nach in groß­mü­ti­ger Wei­se gut. Zur­zeit ei­ner Hun­gers­not kauf­te er in Köln Ge­trei­de auf und ließ es durch sei­ne Mei­er so ver­tei­len, dass ein Teil dem ei­ge­nen Be­darf, ein Teil den Leu­ten, ein Teil als Sa­men­ge­trei­de und ein Teil den Bett­lern diente. Wo die Be­völ­ke­rung ei­ner Pfar­rei sehr wei­te Wege zur Kir­che hat­te, teil­te er sie ent­we­der oder bau­te eine neue Ka­pel­le in­ner­halb der Pfar­rei.

Er war ein na­her Ver­wand­ter Hein­richs II. und stand mit ihm auf dem Fuße hu­mo­ris­ti­scher Ne­cke­rei. Als der Kai­ser be­schlos­sen hat­te, ihn zum Bi­schof zu ma­chen, ließ er ihn kom­men und über­reich­te ihm lä­chelnd einen Hand­schuh. Was das zu be­deu­ten habe? frag­te Mein­werk. »Das Bis­tum Pa­der­born«, ant­wor­te­te der Kai­ser. Mit Be­zug dar­auf, dass dies Bis­tum als sehr arm be­kannt war, ent­geg­ne­te Mein­werk: »Was soll mir dies Bis­tum, da ich mit mei­nen ei­ge­nen Gü­tern ein viel statt­li­che­res zu grün­den ver­möch­te.« Eben dar­um, sag­te der Kai­ser, weil Mein­werk reich sei, sol­le er sich der Ar­mut des Pa­der­bor­ner Spren­gels er­bar­men. Es scheint, dass die­se Wor­te die tat­kräf­ti­ge Men­sch­lich­keit Mein­werks ent­zün­de­ten oder doch sie in be­glücken­der Wei­se auf eine große Auf­ga­be lenk­ten. Er warf sich so stür­misch dar­auf, dass er drei Tage nach sei­ner An­kunft in Pa­der­born die be­schei­de­ne und un­ge­nü­gen­de Haupt­kir­che nie­der­rei­ßen ließ und mit großem Auf­wand einen neu­en Dom zu er­rich­ten be­gann. Nicht ge­nug, dass er un­auf­hör­lich aus sei­nem ei­ge­nen Be­sitz spen­de­te, er ver­an­lass­te auch den Kai­ser zu Schen­kun­gen, wo­bei es den Spaß ver­mehr­te, dass die­ser sich sei­ne Ga­ben ab­lis­ten oder ab­trot­zen ließ. Ein­mal schick­te er dem Bi­schof einen Trunk ed­len Weins in ei­nem gold­nen Be­cher. Un­ter ei­nem Vor­wand be­hielt Mein­werk den Be­cher über Nacht, ließ ihn durch einen Gold­schmied in einen Kelch ver­wan­deln und am an­de­ren Tage wäh­rend der Weih­nachts­mes­se in Ge­gen­wart des Kai­sers ge­brau­chen. Der Kai­ser schalt ihn zwar einen Dieb, füg­te sich aber. Da es be­kannt war, dass Mein­werk kein Ge­lehr­ter und nicht si­cher im La­tei­ni­schen war, ließ Hein­rich ein­mal in Mein­werks Mess­buch bei der Ge­bets­for­mel für die Ver­stor­be­nen in den Wor­ten fa­mu­lis et fa­mu­la­bus die Sil­be fa aus­ra­die­ren, so­dass der Bi­schof, als der Kai­ser ihn bat, die See­len­mes­se für sei­ne El­tern zu le­sen, für Maulesel und Maulese­lin­nen be­te­te. Der Be­richt­er­stat­ter fügt hin­zu, dass der Bi­schof zwar zu le­sen an­ge­fan­gen, dann aber doch den Ulk be­merkt habe. Ein­mal trieb der Kai­ser das Hän­seln so weit, dass er auf Per­ga­ment­strei­fen die Wor­te schrei­ben ließ: »Bi­schof Mein­werk, be­stel­le dein Haus, in fünf Ta­gen musst du ster­ben«, und sie in der Um­ge­bung des Bi­schofs ver­streu­en ließ. Für das Ver­hält­nis der Men­schen je­ner Zeit zum Tode ist es be­zeich­nend, mit wel­cher Ruhe und Um­ständ­lich­keit der Bi­schof sich auf sei­ne Ab­be­ru­fung vor­be­rei­te­te, über sein Hab und Gut ver­füg­te, be­te­te, fas­te­te und schließ­lich der Vor­schrift ge­mäß auf dem Bo­den der Kryp­ta aus­ge­streckt das Ende er­war­te­te. Da der Tod aus­blieb, er­riet er den Ver­an­stal­ter des bru­ta­len Scher­zes oder soll­te er ab­sicht­lich auf ihn ein­ge­gan­gen sein? – und be­leg­te den Schul­di­gen und sei­ne Ge­hil­fen mit dem Bann, aus dem sie erst ge­löst wur­den, als der Kai­ser öf­fent­lich Buße ge­tan und zu Fü­ßen des Bi­schofs Ver­zei­hung er­fleht hat­te.

Ein an­de­rer Ver­wand­ter Kai­ser Hein­richs II., mit dem er gleich­falls gern Ne­cke­rei­en trieb, und der noch mehr An­lass dazu bot als Mein­werk, war Bi­schof Me­gin­gaud von Eich­stätt. Er war ein fröh­li­cher Ze­cher und lieb­te es nicht, sich die Es­sens­zeit durch das vor­ge­schrie­be­ne Psal­men­sin­gen und Be­ten ver­kür­zen zu las­sen. Wenn er ein Klos­ter be­such­te und man ihn, wie üb­lich, mit Ge­sän­gen be­grü­ßen woll­te, stell­te er sie durch einen Wink ab, um de­sto eher zu Tisch ge­hen zu kön­nen. Wenn er das Hochamt hielt, kam es vor, dass er sich är­ger­lich die Se­quenz ver­bat und gleich zum Evan­ge­li­um über­ging: »Die Nar­ren las­sen mich mit ih­rem Ge­sang vor Hun­ger und Durst ster­ben«, sag­te er. Er wur­de leicht hef­tig und fluch­te gern; mit den hun­dert Flü­chen, für die er ein­mal die Er­laub­nis er­hielt, war er im Um­se­hen fer­tig. Wenn die üb­ri­gen Bi­schö­fe sich vor dem Kai­ser er­ho­ben, blieb er sit­zen, weil er der äl­te­re sei, und die Bi­bel ge­bie­te, den Äl­te­ren zu eh­ren. Trotz sei­ner Hef­tig­keit und Form­lo­sig­keit wur­de er ge­liebt. Sein Bio­graf füg­te dem Be­richt, dass Me­gin­gaud die Pries­ter zu­wei­len, um schnell da­mit fer­tig zu wer­den, im Wal­de ge­weiht habe, die Be­mer­kung hin­zu, dass Gott die­se form­lo­se Pries­ter­wei­he im Wal­de viel­leicht lie­ber ge­we­sen sei als die von man­chem Bi­schof in der Kir­che voll­zo­ge­ne; denn Me­gin­gaud sei ohne Falsch ge­we­sen.

Eine große po­li­ti­sche Rol­le spiel­te Wil­le­gis, wozu ihn schon sei­ne Stel­lung zu­erst als Kanz­ler Ot­tos I., dann als Erz­bi­schof von Mainz und Erz­kanz­ler be­rief. Er hat zur­zeit der bei­den letz­ten Ot­to­nen die Ein­heit des Rei­ches ge­wahrt und dem tüch­ti­gen Her­zog von Bay­ern, Hein­rich II., die Kro­ne zu­ge­wen­det. Wil­le­gis war ein Sach­se, wie man an­nimmt in Schö­nin­gen ge­bo­ren; dass er nie­de­ren Her­kom­mens, etwa gar ein Hö­ri­ger ge­we­sen sei, wird neu­er­dings be­zwei­felt, aber ge­wiss ist, dass er in den Krei­sen des ho­hen Adels nicht be­liebt war. Für die Ar­men sorg­te er durch Al­mo­sen­spen­den und Spei­sun­gen, wo­bei er sich per­sön­lich be­tei­lig­te; er selbst aß erst, nach­dem er die Ar­men be­dient hat­te. Eben­so war er streng in der Beo­b­ach­tung der Ge­bets­stun­den, aber auf grund­sätz­li­che mön­chi­sche As­ke­se leg­te er kei­nen Wert; auf Got­tes­furcht kom­me es an, pfleg­te er zu sa­gen, ein Ka­no­ni­ker, ja ein Laie kön­ne Gott eben­so an­ge­nehm sein wie ein Mönch. Von der klu­nia­zen­si­schen Re­form woll­te er nichts wis­sen. Mit viel Ver­ständ­nis ord­ne­te er das Schul­we­sen und sorg­te da­für, dass die ar­men Schü­ler nicht zu­rück­ge­setzt wur­den. Sei­ne Bautä­tig­keit war au­ßer­or­dent­lich. Ein selt­sa­mes Ge­schick woll­te, dass sein Dom am sel­ben Tage, wo er ihn ge­weiht hat­te, durch Feu­er zer­stört wur­de; nur ein Teil der Fun­da­men­te ist in der Pracht­ge­stalt des heu­ti­gen Do­mes er­hal­ten. Am Markt­por­tal des­sel­ben be­fin­den sich die Erz­tü­ren mit den Lö­wen­köp­fen, die Wil­le­gis in Nach­ah­mung der Tü­ren des Aa­che­ner Doms für die wäh­rend der Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on zer­stör­te Lieb­frau­en­kir­che gie­ßen ließ.

Wil­le­gis dank­te sei­nen Auf­stieg ei­nem Geist­li­chen na­mens Vol­kold, der ihn un­ter­rich­te­te, er­zog und dem Kö­ni­ge emp­fahl. Die Ver­trei­bung Vol­kolds, der spä­ter Bi­schof von Mei­ßen wur­de, durch die auf­rüh­re­ri­schen Tsche­chen gab Wil­le­gis Ge­le­gen­heit, sei­ne Dank­bar­keit zu er­wei­sen: er nahm den Pfle­ge­va­ter herz­lich auf und be­rei­te­te ihm in Er­furt eine Hei­mat. Sei­ner­seits brach­te Wil­le­gis durch sei­ne Emp­feh­lung einen tüch­ti­gen Mann auf den Bi­schofs­stuhl zu Worms, Burchard, der als ers­ter ein ge­schrie­be­nes Recht für sei­ne Fa­mi­lie, näm­lich die auf dem Stifts­ge­biet an­säs­si­gen, der Kir­che und ih­rer Ge­richts­bar­keit un­ter­ge­be­nen Leu­te, ver­fass­te. »We­gen der un­abläs­si­gen Kla­gen der Ar­men«, so be­ginnt das be­rühm­te Ho­frecht, »und der zahl­rei­chen Ge­walt­ta­ten vie­ler Per­so­nen, die wie Hun­de die Fa­mi­lie des hei­li­gen Pe­trus zer­fleisch­ten, in­dem sie den die­ser Fa­mi­lie Zu­ge­hö­ri­gen alle mög­li­chen Ge­set­ze auf­bür­de­ten und die Schwa­chen durch ihre Ur­tei­le un­ter­drück­ten, habe ich, Bi­schof Burchard, un­ter dem Bei­rat mei­nes Kle­rus, mei­ner Va­sal­len und der gan­zen Fa­mi­lie die­se Ge­set­ze auf­zeich­nen las­sen, da­mit kein Stifts­vogt, Viz­tum, Mi­nis­te­ri­al oder sonst eine recht­wei­sen­de Per­son der ge­nann­ten Fa­mi­lie et­was Neu­es auf­er­le­gen kön­ne, son­dern dass reich wie arm ein und das­sel­be Ge­setz vor Au­gen ge­stellt wer­de und al­len ge­mein­sam sei.« Der mäch­ti­ge Bi­schof er­ließ kein Ge­setz ohne die Mit­wir­kung und Zu­stim­mung nicht nur des Kle­rus und sei­ner Va­sal­len, son­dern auch sei­ner Un­ter­ge­be­nen.

Burchard zeig­te sich als ge­schick­ter Po­li­ti­ker, in­dem er die sa­li­schen Her­zö­ge zum Ver­las­sen der Stadt Worms zu be­we­gen wuss­te und da­durch ihr al­lei­ni­ger Herr wur­de. Als sol­cher hat er sie in fünf­und­zwan­zig­jäh­ri­ger Re­gie­rung in­ner­lich und äu­ßer­lich ge­pflegt und ge­ho­ben. Wil­le­gis nach­ei­fernd bau­te er den Dom auf ei­ner al­ten Kult­stät­te, wo eine früh­christ­li­che Ba­si­li­ka ge­stan­den hat­te, die vom Blitz ver­nich­tet und noch nicht wie­der auf­ge­baut war. Das herr­li­che Ge­bäu­de ist wohl mehr­fach ver­än­dert, aber in der Grund­an­lage er­hal­ten ge­blie­ben; die Fes­tig­keit sei­ner Mau­ern hat im Jah­re 1689 der sys­te­ma­ti­schen Zer­stö­rungs­wut der Fran­zo­sen ge­trotzt. Bis zur Vollen­dung des Doms von Spey­er war der Dom von Worms die Be­gräb­nis­stät­te der Sa­lier; hier ruht Her­zog Kon­rad der Rote, der Schwie­ger­sohn Otto I., der in der großen Un­garschlacht fiel. Jetzt ist der Dom fast das ein­zi­ge Denk­mal aus Worms’ großen Ta­gen.

Ein großer Bau­herr war Burchards Zeit­ge­nos­se, Erz­bi­schof Pop­po von Tri­er. Von ei­ner Rei­se nach Je­ru­sa­lem brach­te er den Ein­sied­ler Si­me­on mit, der sich in der Por­ta Ni­gra ein­nis­te­te und dort sein Ere­mi­ten­da­sein wei­ter­führ­te. Als er ge­stor­ben und hei­lig­ge­spro­chen war, wan­del­te Pop­po das Hei­den­tor in eine christ­li­che Dop­pel­kir­che um, so­dass das zwei­te Stock­werk des­sel­ben die un­te­re, das drit­te die Ober­kir­che wur­de; die Wehr­gän­ge des Tors bil­de­ten die Sei­ten­schif­fe. Als ein Wahr­zei­chen des tri­um­phie­ren­den Chris­ten­tums über­wuchs Sankt Si­me­on fan­tas­tisch die Rie­sen­spur der rö­mi­schen Kai­ser­macht. Den An­lass zu Pop­pos Pil­ger­fahrt nach Je­ru­sa­lem soll ge­ge­ben ha­ben, dass er das alte, in der Mero­win­ger­zeit ge­grün­de­te Klos­ter Pfal­zel auf­ge­ho­ben hat­te, des­sen In­sas­sen den An­sprü­chen der Re­form­zeit nicht ge­nüg­ten; eine Non­ne ging so weit, sich in den Erz­bi­schof zu ver­lie­ben und ihm einen Lie­bes­zau­ber in die Schu­he zu nä­hen. Den aus der letz­ten rö­mi­schen Zeit stam­men­den Dom ließ Pop­po zu ei­nem drei­schif­fi­gen Hal­len­bau mit zwei Tür­men um­bau­en. Als er im Jah­re 1047 auf dem Bau­platz den Ar­bei­tern zu­sah, er­eil­te den Mäch­ti­gen der Tod durch einen Son­nen­stich. Er war ein Sohn des Mark­gra­fen Leo­pold I. von Ös­ter­reich.

Sein Na­mens­vet­ter, Pa­tri­arch Pop­po von Aqui­le­ja, der un­ge­fähr gleich­zei­tig re­gier­te, ist der Er­bau­er des Do­mes von Aqui­le­ja und des Palas­tes, von dem nichts mehr als zwei Säu­len üb­rig­ge­blie­ben sind. Von der Höhe des Cam­pa­ni­le, den kräch­zen­de Doh­len um­schwär­men, sieht man im Nor­den die Häup­ter der Al­pen, Tri­glav und Krn und Mon­te Ma­ta­jur, im Sü­den die La­gu­nen und das Meer, im Wes­ten die grü­ne flim­mern­de Ebe­ne des Fri­aul, da­mals ein dem Pa­tri­ar­chat un­ter­wor­fe­nes Ge­biet. Der Pa­tri­arch Pop­po war ein Günst­ling der Kai­ser Hein­rich II. und Kon­rad II., de­ren Schen­kun­gen ihn zu ei­nem der reichs­ten Fürs­ten sei­ner Zeit mach­ten. Wie alle da­ma­li­gen Bi­schö­fe, um­gab er sich mit Mi­nis­te­ria­len und Va­sal­len und rich­te­te Ho­fäm­ter nach dem Mus­ter der Kai­ser­li­chen ein. Eben­so be­deu­tend als Kriegs­mann wie als Staats­mann be­sieg­te er die Un­garn, die in Krain ein­fie­len.

Bi­schof Pil­grim von Passau fass­te den küh­nen Plan, das be­nach­bar­te Un­garn in sei­ne Di­öze­se ein­zu­be­zie­hen, sein Bis­tum zum Mit­tel­punkt der un­ga­ri­schen Kir­che, sich selbst zum Erz­bi­schof von Un­garn zu ma­chen. Zu die­sem Zweck woll­te er durch ge­fälsch­te Ur­kun­den glaub­haft ma­chen, dass das alte Lau­ria­kum an der Mün­dung der Enns in die Do­nau in frü­he­rer Zeit ein Erz­bis­tum ge­we­sen sei, mit dem Passau zu­sam­men­ge­han­gen habe, und er­such­te den Papst, das un­ter­ge­gan­ge­ne wie­der­her­zu­stel­len. Da­durch wäre Passau von Salz­burg un­ab­hän­gig ge­wor­den, eine Ver­än­de­rung, der der Erz­bi­schof von Salz­burg sich na­tür­lich wi­der­setzt hät­te. We­der Papst noch Kai­ser hat­ten für den groß­ar­ti­gen, fol­gen­rei­chen Plan Ver­ständ­nis. Otto III. un­ter­stütz­te viel­mehr das Be­stre­ben der Her­zö­ge Gei­sa und Ste­phan von Un­garn, ihr Land zu ei­nem selbst­stän­di­gen Staat zu ma­chen, und stand ih­nen bei, das Erz­bis­tum Gne­sen für Un­garn zu grün­den, wo­mit die Mög­lich­keit schwand, das Land, das bis­her po­li­tisch und kul­tu­rell vom deut­schen Rei­che ab­hän­gig ge­we­sen war, kirch­lich an Deutsch­land zu bin­den. Das selt­sa­me Auftau­chen von Pil­grims Na­men im Ni­be­lun­gen­lie­de hat zu der An­nah­me ge­führt, das größ­te Epos der Deut­schen sei an sei­nem Hofe, viel­leicht un­ter sei­nem Ein­fluss ent­stan­den. Da wo die Do­nau sich der Ost­mark zu­wen­det, mö­gen sich wohl die Lie­der von der bur­gun­di­schen Kö­nigs­toch­ter, die vom Rhei­ne her, un­ge­sät­tig­te Ra­che im Her­zen, den schil­fum­ra­schel­ten Strom hin­un­ter zu tra­gi­scher Hoch­zeit fuhr, im Ge­dächt­nis des Vol­kes er­hal­ten ha­ben.

Ein Freund der al­ten Volks­ge­sän­ge war der schö­ne Bi­schof Gün­ther von Bam­berg, der auf ei­ner Pil­ger­fahrt ins Hei­li­ge Land mehr­mals für den Kö­nig ge­hal­ten wur­de, was wohl mit sei­ner Schön­heit und stol­zen Hal­tung zu­sam­men­hing. Bei den vie­len Aben­teu­ern, die die Pil­ger, un­ter de­nen noch an­de­re Kir­chen­fürs­ten und meh­re­re Gra­fen und Her­ren wa­ren, zu be­ste­hen hat­ten, ging Gün­ther al­len an un­er­schüt­ter­li­chem Mut vor­an. Kurz vor Je­ru­sa­lem wur­den sie von Ara­bern über­fal­len; ein Teil wur­de er­mor­det, ein an­de­rer warf sich un­ter Gün­thers Füh­rung in einen fes­ten Turm und ver­tei­dig­te sich dort. Nach­dem ein Waf­fen­still­stand ge­schlos­sen war, wur­den meh­re­re Ara­ber­fürs­ten ein­ge­las­sen, um über den Preis der Be­frei­ung zu ver­han­deln. Ei­ner von die­sen be­droh­te Bi­schof Gün­ther, den er für den höchs­ten von al­len hielt, in ro­hen Wor­ten mit dem Tode. Kaum hat­te Gün­ther durch den Dol­met­scher er­fah­ren, was der Mann ge­sagt hat­te, als er, nicht im Ge­rings­ten be­un­ru­higt, den Feind mit ei­nem Faust­schlag zu Bo­den streck­te und ihm mit dem Fuße die Keh­le zu­drück­te. Ei­ni­ge Wo­chen spä­ter konn­ten die An­däch­ti­gen am Hei­li­gen Gra­be ihre Ge­be­te ver­rich­ten. Als die Pil­ger auf der Rück­rei­se die Do­nau er­reicht hat­ten, knie­te Gün­ther nie­der und küss­te die Erde; gleich dar­auf er­krank­te er und starb, noch jung, ohne sein ge­lieb­tes Bam­berg wie­der­ge­se­hen zu ha­ben. Von ihm sagt der zeit­ge­nös­si­sche Chro­nist, er habe sich nicht mit Au­gus­tin oder Gre­gor, son­dern mit Et­zel, Ama­lung und ähn­li­chen Un­ge­heu­ern be­schäf­tigt, und habe die Schnei­dig­keit des Schwer­tes für ein bes­se­res Be­weis­mit­tel ge­hal­ten als die Spitz­fin­dig­keit ge­lehr­ter Un­ter­su­chun­gen.

Im We­sen vie­ler die­ser Kir­chen­män­ner wa­ren Hoch­mut mit De­mut, Aus­ge­las­sen­heit, Wild­heit, Aben­teu­er­lust und Pracht­lie­be mit Gott­er­ge­ben­heit und As­ke­se wun­der­lich ge­mischt. Die eben noch mit Be­geis­te­rung Hie­be aus­ge­teilt oder an reich­be­setz­ter Ta­fel ge­schwelgt hat­ten, über­schwemm­ten bald dar­auf den Bo­den der Kir­che mit Trä­nen.

Groß war aber auch die Zahl de­rer, die ihr Le­ben in staats­män­ni­scher Ar­beit ver­zehr­ten und da­ne­ben das Bei­spiel der Sit­ten­rein­heit und pries­ter­li­chen Fröm­mig­keit ga­ben.

Deutsche Geschichte

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