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Heinrich IV. und Gregor VII.

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Eine neue Idee er­griff die Geis­ter, ein neu­es Schlag­wort er­klang und wirk­te: die Un­ab­hän­gig­keit der Kir­che von welt­li­cher Ge­walt. Es war eine ganz und gar be­rech­tig­te, selbst­ver­ständ­li­che Idee, die frü­her oder spä­ter zur Auf­leh­nung ge­gen Ein­grif­fe der Kai­ser in das kirch­li­che Ge­biet füh­ren muss­te. Nicht nur aber Be­vor­mun­dung von Sei­ten des Staa­tes muss­te die Kir­che ab­leh­nen; es lag ihr nah, ih­rer­seits eine sol­che über den Staat aus­üben zu wol­len. Mit dem Sitz in Rom war der An­spruch auf Herr­schaft so not­wen­dig ver­bun­den, dass, so­wie ein her­vor­ra­gen­der, zur Herrsch­sucht nei­gen­der Mann Papst wur­de, das Ge­fühl, Nach­fol­ger der Cäsa­ren zu sein, ihn er­griff. Dann ver­schmolz die Idee des rö­mi­schen Wel­treichs mit der Idee der christ­li­chen Welt­kir­che zu ei­nem Trach­ten nach Wel­t­herr­schaft von fürch­ter­li­cher Kraft. Der Papst war dann nicht nur das Ober­haupt der christ­li­chen Kir­che, der dem Kai­ser das welt­li­che Schwert zu füh­ren über­ließ, son­dern er war der rö­mi­sche Kai­ser rö­mi­scher Na­ti­on, der in dem rö­mi­schen Kai­ser deut­scher Na­ti­on einen bar­ba­ri­schen Usur­pa­tor sah. Das mach­te sich gel­tend, so­wie schwa­che Kai­ser die Re­gie­rung in­ne­hat­ten. Wäh­rend das Reich un­ter den Söh­nen und En­keln Karls des Gro­ßen zer­fiel, in der Mit­te des 9. Jahr­hun­derts, als man glaub­te, der Un­ter­gang der Welt ste­he be­vor, be­stieg den päpst­li­chen Stuhl Ni­ko­laus I., ein vor­neh­mer und ge­bil­de­ter Rö­mer, und er­griff die Zü­gel, die den er­schlaff­ten Hän­den der Ka­ro­lin­ger ent­fal­len wa­ren. Die rat­lo­se, rings von Bar­ba­ren­hor­den über­flu­te­te Chris­ten­heit klam­mer­te sich an den neu­en Eli­as, der in ei­ner zer­trüm­mer­ten Welt die ein­zi­ge, die ewi­ge Macht dar­stell­te. Die Gunst des Au­gen­blicks er­ken­nend, leg­te er mit si­che­rer Hand den Grund zur Herr­schaft: zog mög­lichst vie­le Streit­fäl­le vor ein schieds­rich­ter­li­ches Ur­teil, er­klär­te je­den für den Bann ver­fal­len, der die von den rö­mi­schen Bi­schö­fen er­las­se­nen De­kre­te und Ent­schei­dun­gen nicht an­er­ken­ne, such­te die Bi­schö­fe von sich ab­hän­gig zu ma­chen. Die­se wi­der­streb­ten: der Erz­bi­schof Gün­ther von Köln pro­tes­tier­te ge­gen die Ab­sicht des Paps­tes, die Welt zu be­herr­schen, fuhr fort, die Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on ver­ach­tend, in der Kir­che zu am­tie­ren, aber schließ­lich muss­te er sich doch un­ter­wer­fen. Die au­ßer­or­dent­li­chen Macht­an­sprü­che Ni­ko­laus I. konn­ten al­ler­dings von sei­nen Nach­fol­gern nicht durch­ge­setzt wer­den; ver­ges­sen und auf­ge­ge­ben wur­den sie nicht. Nur auf Au­gen­bli­cke konn­ten die bei­den Ge­wal­ten, die ge­mein­sam die Welt re­gie­ren soll­ten, im schwe­ben­den Gleich­ge­wicht er­hal­ten wer­den; zu sehr wa­ren die In­ter­es­sen der bei­den Völ­ker, de­nen sie an­ge­hör­ten, ver­schie­den, zu sehr die Kai­ser zu­gleich Kö­ni­ge der Deut­schen, zu sehr die Päps­te zu­gleich Her­ren von Rom, Cäsa­ren, Wel­t­herr­scher. Hät­te Hein­rich III. län­ger ge­lebt, so wäre der Kampf zwi­schen Kai­ser und Papst hin­aus­ge­scho­ben; er ent­brann­te, als sich nach sei­nem Tode ein über­mü­ti­ger, zucht­lo­ser jun­ger Mann und ein Dä­mon der Herrsch­sucht ge­gen­über­tra­ten.

In den Chro­ni­ken wird er­zählt, dass, wäh­rend Hein­rich III. sich in Rom auf­hielt, dort ei­nes Zim­mer­man­nes Söhn­chen bei der Ar­beits­stät­te sei­nes Va­ters mit Spä­nen spie­lend sie in der Form von Buch­sta­ben zu­sam­men­leg­te. Zu­fäl­lig kam ein Pries­ter vor­bei und las, dass die Buch­sta­ben den Satz bil­de­ten: Do­mi­na­bor a mari us­que ad ma­re – ich wer­de herr­schen von Meer zu Meer. Er schloss dar­aus, dass das Kind einst Papst wer­den wer­de und mach­te den Zim­mer­mann dar­auf auf­merk­sam, der es dar­auf­hin zur Schu­le schick­te. Es wur­de ge­lehrt und kam in die kai­ser­li­che Kanz­lei, wo des Kai­sers jun­ger Sohn ihn ken­nen­lern­te und zu ver­spot­ten pfleg­te. Da träum­te der Kai­ser ein­mal, dass dem Zim­mer­manns­sohn, der Hil­de­brand hieß, zwei Hör­ner bis an den Him­mel wuch­sen, mit de­nen er sei­nen Sohn er­fass­te und in den Dreck warf. Die Kai­se­rin leg­te den Traum so aus, dass Hil­de­brand Papst wer­den und ih­ren Sohn vom Thro­ne sto­ßen wer­de. Auch er­zähl­te man sich, dem gu­ten Bru­no von Toul, dem Papst Leo IX., sei Hil­de­brand im Traum in ei­nem flam­men­sprü­hen­den Ge­wand er­schie­nen, und in­dem er das Hil­de­brand er­zählt habe, habe er hin­zu­ge­fügt: »Wenn du je, was Gott ver­hü­te, den Apo­sto­li­schen Stuhl be­steigst, wirst du die gan­ze Welt in Ver­wir­rung brin­gen.« Si­cher­lich mach­te sich die be­deu­ten­de Per­sön­lich­keit des Mönchs schon früh be­merk­bar, sein Wil­le ge­bot in Rom, be­vor er selbst Papst wur­de. In sei­nem Sin­ne wur­de auf der be­rühm­ten Synode des Jah­res 1059 be­schlos­sen, dass die Papst­wahl künf­tig dem Kar­di­nals­kol­leg, Kle­rus und Volk, den Wäh­lern nach al­tem ka­no­ni­schen Recht, nur die for­mel­le Zu­stim­mung zu­ste­hen sol­le. Dem Kai­ser soll­te das Recht blei­ben, die Wahl zu be­stä­ti­gen, was aber auch nicht ei­gent­lich ein Recht, son­dern ein per­sön­li­ches Zu­ge­ständ­nis des Paps­tes sein soll­te. Da­durch war der Ein­fluss des Kai­sers auf die Be­set­zung des Päpst­li­chen Stuh­les aus­ge­schal­tet. Die Kir­che zu be­frei­en war ein großes und gu­tes Ziel; aber Hil­de­brand kam es nicht mehr nur auf Frei­heit, son­dern auf Herr­schaft an. Es scheint in der mensch­li­chen Na­tur be­grün­det zu sein, dass Frei­heit un­ter den Men­schen sich sel­ten ver­wirk­li­chen lässt, was Goe­the in den furcht­ba­ren Wor­ten aus­ge­drückt hat, man müs­se Am­boss oder Ham­mer sein. Die einen Druck ab­wer­fen wol­len, trach­ten ge­wöhn­lich da­nach, ihn selbst aus­zuü­ben; wer die an­de­ren nicht un­ter­wirft, muss fürch­ten, un­ter­wor­fen zu wer­den. Hil­de­brand, als Papst Gre­gor VII., er­klär­te förm­lich den An­spruch der Kir­che, den Staat zu be­herr­schen; er be­grün­de­te das mit der Stell­ver­tre­tung des all­mäch­ti­gen Got­tes durch den Papst. Es kam nun dar­auf an, den kai­ser­li­chen Ein­fluss auch auf die Wahl der Bi­schö­fe ab­zu­stel­len; das wur­de vor­be­rei­tet durch die Aus­deh­nung des Be­grif­fes der Si­mo­nie auf je­den Ein­griff von welt­li­cher Sei­te in die Be­set­zung kirch­li­cher Stel­len. Wä­ren die Bi­schö­fe nichts als Pries­ter ge­we­sen, hät­te man die­se Auf­fas­sung bil­li­gen müs­sen; da sie welt­li­che Fürs­ten wa­ren, konn­te der Kö­nig auf das Recht, sie zu er­nen­nen oder bei ih­rer Er­nen­nung mit­zu­wir­ken, nicht ver­zich­ten. Die Bi­schö­fe wa­ren seit der Zeit Ot­tos des Gro­ßen die Stüt­ze des Thro­nes ge­we­sen; ge­schick­ter und ge­fähr­li­cher konn­te der Papst den Kai­ser nicht an­grei­fen, als in­dem er sie ihm ent­zog, sie ihm im Zwei­fels­fal­le zu Geg­nern mach­te.

In dem Kamp­fe, den Hil­de­brand ent­zün­de­te, wa­ren zu­nächst für den Kai­ser die Aus­sich­ten nicht schlecht. Die Neue­run­gen, die der Papst ein­füh­ren woll­te, wa­ren zu ein­schnei­dend, zu um­wäl­zend, als dass sie nicht hät­ten er­schre­cken und ver­wir­ren sol­len. Der rö­mi­sche Adel, der durch die neu­en Be­stim­mun­gen von der Papst­wahl aus­ge­schlos­sen war, der nie­de­re Kle­rus, der sich der re­for­ma­to­ri­schen Stren­ge, be­son­ders dem Zö­li­bat wi­der­setz­te, vor al­len Din­gen die Bi­schö­fe selbst, so­wohl in Deutsch­land wie in der Lom­bar­dei, wa­ren na­tür­li­che Geg­ner des Paps­tes. Denn sei­ne Ab­sicht war, in der Kir­che, die bis­her ari­sto­kra­tisch ver­fasst war, ein mon­ar­chi­sches, wenn nicht des­po­ti­sches Re­gi­ment ein­zu­füh­ren, wo­durch die Bi­schö­fe päpst­li­che Be­am­te wür­den. Von der Na­tur schi­en der häss­li­che klei­ne Mönch nicht aus­ge­stat­tet, um an­zie­hend zu wir­ken; sei­ne fa­na­ti­sche Wut hat­te et­was zu­gleich so Im­po­nie­ren­des und Ab­sto­ßen­des, dass man ihn den hei­li­gen Sa­tan nann­te. Von sei­nem Na­men schlie­ßend, hat man ihm ger­ma­ni­sche Ab­kunft zu­ge­schrie­ben, auch die Mög­lich­keit, dass er jü­di­sches Blut ge­habt habe, ist er­wo­gen wor­den.

Zwei Um­stän­de aber gab es, die dem Papst zu­stat­ten ka­men: der Auf­stand der Sach­sen ge­gen den Kai­ser und des Kai­sers Per­sön­lich­keit. Zum ers­ten Male trat jetzt ver­häng­nis­voll her­vor, was so oft noch zu bit­te­ren Kämp­fen füh­ren soll­te, dass ein Riss durch das Reich ging, der den Nor­den vom Sü­den trenn­te. Es zeig­te sich, dass die Sach­sen nicht so mit den üb­ri­gen Stäm­men ver­schmol­zen wa­ren, wie man be­son­ders zu der Zeit hat­te glau­ben kön­nen, als Sach­sen un­ter den Ot­to­nen als Stamm­land der herr­schen­den Dy­nas­tie be­vor­zugt war. Auch die Sa­lier hiel­ten sich mit Vor­lie­be in Sach­sen auf; das wur­de nicht als will­kom­me­ne Gunst auf­ge­fasst, son­dern als Be­stre­ben, die säch­si­sche Frei­heit zu be­schrän­ken. Dem lag die Tat­sa­che zu­grun­de, dass die Sa­lier die Ver­min­de­rung des Kö­nigs­gu­tes durch Er­wer­bun­gen in Sach­sen aus­glei­chen woll­ten, ein be­rech­tig­tes Be­stre­ben, das aber die Sach­sen zum Wi­der­stand reiz­te. Zur­zeit Ot­tos des Gro­ßen wa­ren die Erz­gru­ben am Ra­ben­ber­ge bei Gos­lar ent­deckt wor­den; da al­les Berg­werk Re­gal war, den Kö­ni­gen zu­stand, be­kam die­ser Ort für sie eine be­son­de­re Wich­tig­keit. Hein­rich III. mach­te Gos­lar ge­ra­de­zu zum Mit­tel­punk­te sei­nes Rei­ches und gab ihm einen Teil des Reich­tums, den er sei­nem Ber­ge ver­dank­te, in Bau­ten von un­ver­gleich­li­cher Pracht wie­der. Er er­rich­te­te am Fuße des Ra­ben­ber­ges einen Palast, der das Vor­bild vie­ler kö­nig­li­cher und fürst­li­cher Pfal­zen wur­de, und nahe da­bei den viel­be­wun­der­ten Dom, von dem ein ein­zi­ges Por­tal üb­rig­ge­blie­ben ist. Hing Gos­lar den Kö­ni­gen treu an, so wur­den im All­ge­mei­nen ihre häu­fi­gen Be­su­che un­gern ge­se­hen, die, da die Herr­scher mit­samt ih­rem Ge­fol­ge von der Be­völ­ke­rung er­hal­ten wer­den muss­ten, teu­er zu ste­hen ka­men. Man emp­fand die Dy­nas­tie als Frem­de, und vollends als Ein­dring­lin­ge be­trach­te­te man die Süd­deut­schen, die sie mit­brach­ten. Hein­rich IV. wur­de vor­ge­wor­fen, dass er die Leu­te von nied­ri­ger Ge­burt und dass er Schwa­ben be­vor­zu­ge; da­mals kam die Rede auf, dass ein Sach­se sie­ben Schwa­ben wert sei. Das ge­bie­te­ri­sche Auf­tre­ten der Sa­lier, na­ment­lich das et­was hoch­tra­ben­de fei­er­li­che We­sen Hein­richs III., sein kirch­li­cher Ei­fer stie­ßen ab; im­mer­hin wird von ei­nem sehr stol­zen und un­ge­bär­di­gen Vol­ke eher noch ein stren­ger Ge­bie­ter er­tra­gen, der fol­ge­rich­tig kla­re Zie­le ver­folgt, als ein Un­be­re­chen­ba­rer, der bald des­po­ti­schen Ge­lüs­ten, bald sinn­li­chen An­trie­ben oder be­que­men Ratschlä­gen nach­gibt.

Es war ein Un­glück für Hein­rich IV., dass er sei­nen Va­ter mit sechs Jah­ren ver­lor, dass sei­ne Mut­ter ihn, wie es scheint, nicht lieb­te, dass man ihn mit ei­ner un­ge­lieb­ten Frau ver­hei­ra­te­te und bei ihr aus­zu­har­ren zwang; aber al­les das, wie auch der wech­seln­de Ein­fluss des bar­schen Anno von Köln und des ver­wöh­nen­den Adal­bert von Bre­men auf den Kna­ben, hät­te auf einen an­de­ren ganz an­ders wir­ken kön­nen. Es war au­gen­schein­lich et­was Zer­set­zen­des in sei­ne See­le ein­ge­bo­ren, was den Keim der Grö­ße sich nicht rein ent­fal­ten ließ. Es gibt eine merk­wür­di­ge Sage vom Gra­fen Wi­precht von Groitzsch, ei­nem Kriegs­hel­den, der in Hein­richs Schlach­ten kämpf­te und ihm na­ment­lich zu sei­nem letz­ten Sie­ge über Rom ver­half. Als einst in Ve­ro­na Wi­precht der tap­fers­te al­ler Re­cken ge­nannt wur­de, ge­bot der Kö­nig ihn her­bei­zu­ru­fen, er wol­le ihn auf die Pro­be stel­len. Wi­precht kam und wur­de in einen Hof ge­führt, wo den Ah­nungs­lo­sen ein Löwe an­fiel, den der Kö­nig vor­her dort­hin hat­te brin­gen las­sen. Der Held er­schrak nicht, son­dern pack­te das Tier und zwang es, sich zu sei­nen Fü­ßen nie­der­zu­le­gen; dann frag­te er den Kö­nig, warum er ihn ge­ru­fen und was das al­les zu be­deu­ten habe. Da der Kö­nig schließ­lich ge­stand, dass er sei­ne Mann­haf­tig­keit habe prü­fen wol­len, wur­de Wi­precht zor­nig und sag­te: »Ich habe als ers­ter die Al­pen über­schrit­ten, ich habe die Ehren und Sie­ge er­strit­ten, konn­te der An­blick mei­ner Ta­ten dir nicht ge­nü­gen? Du hast mich zu eit­ler Au­gen­wei­de ei­nem wil­den Ge­tier preis­ge­ge­ben; nun will ich dir nicht län­ger die­nen.« Da fing der Kö­nig an, sich zu fürch­ten, be­reu­te, was er ge­tan hat­te und ruh­te nicht, bis der Graf wie­der ver­söhnt war. Wie Hein­richs Cha­rak­ter in die­ser Sage sich dar­stellt, so war er viel­leicht wirk­lich: Man­gel an Re­spekt vor den Men­schen, Schwan­ken zwi­schen Über­mut und Furcht, Un­fä­hig­keit, die Gren­ze zwi­schen Zu­rück­hal­tung und Ver­trau­lich­keit zu be­ob­ach­ten, mö­gen ihm man­chen An­hän­ger ent­frem­det ha­ben. Eine edle Gabe je­doch wog vie­le Feh­ler auf, dass er im Le­ben lern­te, dass er Schwä­chen über­wand und sei­ne Kraft an Wi­der­stän­den stähl­te.

Als Gre­gor VII. im Jah­re 1076 den jun­gen Kai­ser mit dem Ban­ne be­droh­te, hat­te die­ser die auf­stän­di­schen Sach­sen un­ter­wor­fen und be­fand sich in ge­ho­be­ner Sie­ger­stim­mung; auf ei­ner Synode in Worms ver­ei­nig­ten sich die Bi­schö­fe, mit Aus­nah­me der säch­si­schen, mit ihm, um den Papst ab­zu­set­zen. Sie war­fen dem Papst ruch­lo­se Neue­run­gen vor, durch die er Zwie­tracht in der Kir­che ge­sät habe; er habe sich eine völ­lig neue und un­recht­mä­ßi­ge Ge­walt an­ge­maßt, in­dem er die Ge­recht­sa­me, die der ge­sam­ten Bru­der­schaft der Bi­schö­fe zu­kämen, an sich ge­ris­sen habe. Durch eine un­ter Ni­ko­laus II. ge­hal­te­ne Synode sei, von ihm selbst ver­an­lasst, fest­ge­setzt, dass nur der als Papst an­zu­er­ken­nen sei, der von den Kar­dinälen mit Zu­stim­mung des Vol­kes und Be­stä­ti­gung des Kö­nigs ge­wählt sei. Es wur­de un­ter­stellt, dass er, da die letz­te­re gar nicht nach­ge­sucht sei, nicht Papst sein kön­ne. In ei­nem be­son­de­ren Brie­fe be­ton­te der Kö­nig zu­nächst die An­ma­ßun­gen des Paps­tes ge­gen­über den Bi­schö­fen, dann erst, dass der Papst dem Kö­nig ge­droht habe, ihn der kö­nig­li­chen Ge­walt zu be­rau­ben, »als ob die Kö­nigs- oder Kai­ser­kro­ne in dei­ner und nicht in Got­tes Hand läge.« Er schloss den Brief mit dem pa­the­ti­schen Zu­ruf: »Stei­ge her­ab, stei­ge her­ab und ver­las­se den an­ge­maß­ten Stuhl des hei­li­gen Pe­trus.« Gre­gors Ant­wort war der Bann­strahl und die Auf­lö­sung des Treu­ei­des, mit dem die Un­ter­ta­nen an den Kö­nig ge­bun­den wa­ren. Hein­rich lud nun die Bi­schö­fe noch­mals zu ei­ner Synode durch ein Rund­schrei­ben, in dem er sag­te, Gre­gor habe sich das Kö­nig­tum und Pries­ter­tum zu­gleich an­ge­maßt und da­durch Got­tes Ord­nung ver­ach­tet, die nicht auf ei­nem, son­dern auf zwei Prin­zi­pi­en, Kö­nig­tum und Pries­ter­tum, be­ru­he.

In­zwi­schen hat­ten sich be­reits die Ver­hält­nis­se ge­gen den Kö­nig ge­wen­det: nicht nur, dass die Sach­sen sich von Neu­em em­pör­ten, die Schwa­ben schlos­sen sich ih­nen an, ja Her­zog Ru­dolf von Schwa­ben ließ sich von den Hein­rich feind­li­chen Fürs­ten be­we­gen, als Ge­gen­kö­nig auf­zu­tre­ten. Un­ter die­sen Um­stän­den fie­len auch die Bi­schö­fe, die eben noch mit dem Kö­nig zu­sam­men den Papst ab­ge­setzt hat­ten, vom Kö­nig ab und er­klär­ten dem Papst ihre Un­ter­wer­fung. Die ab­trün­ni­gen Fürs­ten for­der­ten Gre­gor auf, als Schieds­rich­ter über die Al­pen nach Augs­burg zu kom­men; den Kö­nig er­klär­ten sie für ab­ge­setzt, wenn er nicht bin­nen Jah­res­frist vom Ban­ne be­freit sei.

Von al­len ver­las­sen, au­ßer­stan­de, das Glück der Waf­fen zu ver­su­chen, fass­te Hein­rich den küh­nen Ent­schluss, über die Al­pen zu ge­hen und den Papst zur Zu­rück­nah­me des Ban­nes zu be­we­gen, um da­durch zu ver­hin­dern, dass der Ab­fall der Fürs­ten durch den Papst bün­dig ge­macht wer­de. Es war mit­ten im Win­ter und die Käl­te so groß, dass der Rhein vom No­vem­ber bis zum April zu­ge­fro­ren war; der Über­gang über den Ju­pi­ter­berg, wie der Mont Ce­nis im Mit­tel­al­ter ge­nannt wur­de, im­mer schwie­rig, war so ein Wa­g­nis und ein Schre­cken. Aber der Kö­nig er­reich­te sein Ziel und über­rasch­te den Papst, der, auf dem Wege nach Deutsch­land, als er die Nach­richt von Hein­richs An­kunft ver­nahm, un­ge­wiss, was sein Feind vor­ha­be, sich auf die fes­te Burg Ca­nos­sa zu­rück­ge­zo­gen hat­te. Die zahl­rei­chen Geg­ner Gre­gors in Ita­li­en hoff­ten, der Kö­nig kom­me, um den Papst ab­zu­set­zen; aber das glaub­te er auf eine ge­le­ge­ne­re Zeit ver­schie­ben zu müs­sen; im Au­gen­blick konn­te er sei­nem Fein­de eine Nie­der­la­ge nur bei­brin­gen, in­dem er sich ihm un­ter­warf. Die Voraus­set­zun­gen des Chris­ten­tums wa­ren so, dass der Papst ei­nem reui­gen Sün­der die Los­spre­chung vom Ban­ne nicht ver­sa­gen konn­te. Man sah ihm nicht ins Herz; es war die Kehr­sei­te der kirch­li­chen Äu­ßer­lich­keit, dass die fest­ge­setz­ten äu­ße­ren Zei­chen der Reue als sol­che gel­ten ge­las­sen wer­den muss­ten. In­dem Hein­rich als Bü­ßer er­schi­en, zwang er den Papst, ihn wie­der in den Schoß der Kir­che auf­zu­neh­men. Den Papst trös­te­te über das er­trotz­te Zu­ge­ständ­nis der in­ne­re Vor­be­halt, dass der Kö­nig zwar vom Ban­ne be­freit, aber nicht als Kö­nig wie­der ein­ge­setzt sei, wäh­rend der Kö­nig zu­frie­den war, die au­gen­blick­li­che Ge­fahr be­sei­tigt zu ha­ben. Nach­dem Gre­gor die Lö­sung vom Ban­ne aus­ge­spro­chen hat­te, ga­ben sich Papst und Kö­nig den Frie­dens­kuss.

Eine furcht­ba­re Pau­se starr­te zwi­schen den Ge­wit­ter­schlä­gen des Rie­sen­kamp­fes. Kö­nig und Papst, der ger­ma­ni­sche und der rö­mi­sche Wel­t­herr­scher, stan­den sich Auge in Auge ge­gen­über, die Brust voll Hass und Ra­che, aber ge­lähmt durch das Be­wusst­sein, un­trenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den zu sein. Sie wa­ren nicht zwei Herr­scher, von de­nen je­der des an­de­ren Reich be­sit­zen, von de­nen je­der den an­de­ren ver­nich­ten möch­te, sie wa­ren un­lös­lich mit­ein­an­der ver­wach­sen und in­ein­an­der ver­bis­sen, und im­mer wie­der ka­men Au­gen­bli­cke, wo ih­nen das klar wur­de. Der Papst be­grün­de­te sei­nen welt­li­chen Be­sitz auf Schen­kun­gen der Kai­ser, die Kai­ser emp­fin­gen ihre Kro­ne in Rom durch den Papst, die Völ­ker sa­hen zu ih­nen bei­den als zur Spit­ze der Chris­ten­heit auf; sie wa­ren auf­ein­an­der an­ge­wie­sen und konn­ten höchs­tens durch einen Per­so­nen­wech­sel vor­über­ge­hend zu ge­win­nen hof­fen. Bei­de wa­ren mäch­tig, wenn auch auf ver­schie­de­ne Wei­se: dem Papst ge­hör­te nur eine klei­ne Pro­vinz, aber er herrsch­te über die re­li­gi­ösen Ge­füh­le und Ge­dan­ken al­ler Chris­ten, und sein Thron stand auf den Trüm­mern der al­ten Welt­stadt Rom; der Kö­nig war der An­füh­rer der deut­schen Rit­ter, die an die Stel­le rö­mi­scher Le­gio­nen ge­tre­ten wa­ren, aber ihm ge­hör­te nur, was er sich durch ei­ge­ne Kraft un­ter­warf. Bei­de konn­ten sich ge­gen­ein­an­der ih­rer Macht nur so­weit be­die­nen, als sie nicht sich selbst da­durch ver­letz­ten.

Hein­rich, der sei­ne hohe Ge­stalt und sein blon­des Haupt vor dem häss­li­chen klei­nen Mönchs­papst ge­beugt hat­te, blieb im Her­zen un­beug­sam. Wäh­rend der Papst im ge­hei­men die Krö­nung des Ge­gen­kö­nigs be­trieb, trat er als recht­mä­ßi­ger Kö­nig auf und hoff­te auf einen Waf­fen­sieg über die Geg­ner. Ru­dolf fiel in der Schlacht und wur­de in Mer­se­burg be­gra­ben; schon vor­her hat­te Hein­rich einen treu­en An­hän­ger, den Gra­fen Fried­rich von Bü­ren, zum Her­zog von Schwa­ben er­ho­ben und dem bis da­hin in be­schei­de­nen Ver­hält­nis­sen le­ben­den jun­gen Mann sei­ne Toch­ter Ag­nes zur Frau ge­ge­ben. Nach­dem Gre­gor den Kö­nig von Neu­em ex­kom­mu­ni­ziert hat­te, er­klär­te Hein­rich auf ei­ner Synode in Bri­xen mit meh­re­ren Bi­schö­fen in maß­lo­ser Spra­che und un­ter un­ge­heu­ren Be­schul­di­gun­gen Gre­gor für ab­ge­setzt und Bi­schof Wi­bert von Ra­ven­na zum Papst. Dann zog er nach Ita­li­en, er­kämpf­te sich den Ein­zug in Rom, wo ein Teil der Be­völ­ke­rung ihm an­hing, und ließ sich von Wi­bert zum Kai­ser krö­nen. Gre­gor wäre ver­lo­ren ge­we­sen, hät­te er sich nicht den Bei­stand der Nor­man­nen ge­si­chert ge­habt, die in Un­ter­ita­li­en nach Ver­drän­gung der Grie­chen und Sa­ra­ze­nen ein Reich ge­bil­det und vom Papst zu Le­hen ge­nom­men hat­ten. Wie einst die Päps­te bei den Fran­ken Schutz ge­gen die Lan­go­bar­den ge­sucht hat­ten, so such­ten sie jetzt ge­gen die zu Nach­barn ge­wor­de­nen Deut­schen Schutz bei den neu ein­ge­drun­ge­nen Bar­ba­ren, die ihre Erobe­rung gern durch die Aner­ken­nung von sei­ten ei­ner recht­mä­ßi­gen Macht stütz­ten. Ob­wohl Hein­rich be­deu­ten­de Er­fol­ge er­run­gen hat­te, ging in Deutsch­land und in Ita­li­en der Kampf wei­ter. Die großen grund­sätz­li­chen Ge­gen­sät­ze, die aus­ge­spro­chen wa­ren, zo­gen wie weit­hin sicht­ba­re Fah­nen An­hän­ger an sich und zwan­gen je­den, Par­tei zu neh­men. Streit­schrif­ten wur­den ge­wech­selt, die zwar la­tei­nisch ver­fasst wa­ren, de­ren In­halt sich aber doch auch un­ter den Lai­en ver­brei­te­te.

Die ita­lie­ni­schen Bi­schö­fe wa­ren dem Kai­ser im All­ge­mei­nen an­häng­li­cher als die deut­schen. Vie­le von ih­nen wa­ren Deut­sche, al­lein der scharf­sin­nigs­te und fol­ge­rich­tigs­te un­ter ih­nen, Ben­zo von Alba, scheint ein Sü­dita­lie­ner, viel­leicht grie­chi­scher Ab­kunft ge­we­sen zu sein. Er brach­te die An­sich­ten der äl­te­ren Bi­schö­fe, die nicht dar­an zwei­fel­ten, dass der Kö­nig das recht habe, die Bi­schö­fe ein­zu­set­zen, in eine zu­sam­men­hän­gen­de Theo­rie. Da die Bi­schö­fe vom Kö­ni­ge welt­li­che Le­hen emp­fin­gen, schul­de­ten sie ihm Ge­hor­sam, be­glei­te­ten sie ihn doch auch wie an­de­re Va­sal­len auf sei­nen Feld­zü­gen als An­füh­rer der Kriegs­leu­te, die sie ihm zu stel­len hät­ten. Da nun alle Bi­schö­fe ein­an­der gleich sei­en, sag­te Ben­zo, ste­he auch der Papst un­ter dem Kai­ser, und wenn er den Papst nicht ein­set­ze, so dür­fe doch we­nigs­tens ohne sei­ne Zu­stim­mung kein Papst kon­se­kriert wer­den. Über dem Kai­ser ste­he nur Gott, ver­gli­chen mit dem Kai­ser wä­ren alle Kö­ni­ge der Erde nur klei­ne Pro­vinz­kö­ni­ge. Da­mit die­se mys­ti­sche Kö­nigs­macht eine ir­disch si­che­re Grund­la­ge be­kom­me, mach­te Ben­zo den merk­wür­di­gen Vor­schlag, eine all­ge­mei­ne Steu­er zu er­he­ben, die den Kai­ser in den Stand set­zen wür­de, Be­am­te an­zu­stel­len und Söld­ner zu un­ter­hal­ten, so­dass er von sei­nen Le­hens­leu­ten un­ab­hän­gig wür­de. Das Bei­spiel für eine sol­che Ein­rich­tung fand er in Un­ter­ita­li­en, wo ähn­li­che Ein­rich­tun­gen aus der rö­mi­schen Zeit sich er­hal­ten hat­ten. Kaum hät­te ein der­ar­ti­ger Vor­schlag in Deutsch­land un­ter Deut­schen ge­macht wer­den kön­nen, die jede Auf­la­ge von Steu­ern als einen un­er­träg­li­chen An­griff auf die Rech­te des frei­en Man­nes be­trach­te­ten. Vi­el­leicht er­klärt sich auch dar­aus, dass die Idee des zen­tra­li­sier­ten Staa­tes sich in Ita­li­en er­hal­ten hat­te, die An­häng­lich­keit der ita­lie­ni­schen Bi­schö­fe an den Kai­ser.

Ei­ner der nam­haf­tes­ten Ver­fech­ter des Kai­ser­rech­tes in Deutsch­land, Wal­ram von Naum­burg, such­te auch dem Papst ge­recht zu wer­den. Ei­nig­keit zwi­schen Kai­ser und Papst müs­se herr­schen, sag­te er, da bei­de über das Reich ge­setzt wä­ren, in die welt­li­che Herr­schaft aber habe der Papst sich nicht zu mi­schen. Der Kai­ser sei un­ab­setz­bar, dem Papst be­stritt er das Recht, die Un­ter­ta­nen vom Treu­eid zu lö­sen und da­durch eine Spal­tung her­bei­zu­füh­ren. Die Be­stim­mung des Paps­tes, der Nach­fol­ger Chris­ti zu sein, wur­de her­an­ge­zo­gen, um ihm das Ent­zün­den von Krie­gen zum Vor­wurf zu ma­chen.

Die An­hän­ger des Paps­tes be­rie­fen sich auf das Recht des Vol­kes, den Kö­nig zu wäh­len, was das Recht, ihn ab­zu­set­zen, in sich schlie­ße. Der Chor­herr Ma­ne­gold von Lau­ten­bach be­leuch­te­te das Ver­nunft­ge­mä­ße die­ses Rech­tes, in­dem er dar­auf hin­wies, dass je­der Ver­stän­di­ge einen Schwei­ne­hir­ten, der die Her­de nicht hü­te­te, son­dern ver­kom­men lie­ße, mit Schimpf und Schan­de da­von­ja­gen wür­de; wie viel mehr müs­se man mit ei­nem un­taug­li­chen Kö­nig auf­räu­men. Gera­de für das Kö­nig­reich dür­fe man nicht einen be­lie­bi­gen Ty­ran­nen oder Schuft be­stel­len, son­dern einen, der durch Adel und in­ne­ren Wert her­vor­ra­ge. Durch Ty­ran­nei bre­che der Kö­nig den Ver­trag, der für sei­ne Ein­set­zung maß­ge­bend ge­we­sen sei, das Volk sei ihm kei­ne Treue mehr schul­dig.

Ty­ran­nei und Will­kür war­fen an­de­re Bi­schö­fe dem Papst vor, wenn auch die meis­ten nicht so weit gin­gen, den Pri­mat des Paps­tes zu leug­nen. Sie hiel­ten es aber für eine un­er­hör­te Neue­rung, dass der Papst sich in die bi­schöf­li­chen Di­öze­s­an­rech­te ein­mi­schen und sie wie Knech­te ein- und ab­set­zen wol­le, wie sie über­haupt Gre­gors Theo­rie, dass der Papst durch sein Amt hei­lig und un­fehl­bar wer­de, ab­lehn­ten. In ei­ner von Hein­richs Schlach­ten kämpf­ten sech­zehn Bi­schö­fe auf sei­ner Sei­te.

Das Selt­sa­me und Ent­schei­den­de ist nun aber, dass auch die treu­en An­hän­ger des Kai­sers vor ih­rem Tode den Frie­den mit der Kir­che such­ten, so­weit sie sich nicht schon frü­her be­kehrt hat­ten. Gera­de über die Deut­schen hat­te die Kir­che mehr Macht als der Staat. Wohl war auch die Per­son des Kö­nigs in mys­ti­sche Vor­stel­lun­gen ein­ge­taucht und über die Ebe­ne des Ir­di­schen er­ho­ben; aber sein Wal­ten ver­knüpf­te sich doch nicht so mit dem See­len­le­ben der Men­schen wie das der Kir­che, die das Kind tauf­te, dem Er­wach­se­nen das Abend­mahl, dem Ster­ben­den die letz­te Weg­zeh­rung reich­te und mit ihm be­te­te. Alle Ge­dan­ken und Ge­füh­le, die über das Ir­di­sche und All­täg­li­che hin­weg der ewi­gen Hei­mat zu­streb­ten, wa­ren mit der Kir­che ver­bun­den; die blieb un­an­ge­tas­tet, was für Vor­wür­fe auch ge­gen die Pfaf­fen er­ho­ben wer­den moch­ten. Dach­te doch der Kai­ser selbst nie­mals dar­an, das Papst­tum als sol­ches an­zu­grei­fen, war er doch viel­mehr im­mer ge­neigt, wo sich die Mög­lich­keit der Ver­söh­nung zeig­te, die Hand dazu zu bie­ten, und nie war er zu stolz, um sich vor dem rö­mi­schen Bi­schof wie vor Gott in den Staub zu wer­fen. Ob­wohl die Kai­ser sich im ein­zel­nen Fal­le das Recht nah­men, den Papst ab­zu­set­zen, strit­ten sie ihm grund­sätz­lich nie das Recht ab, von ih­nen die Ehr­furcht zu ver­lan­gen, die der Sohn dem Va­ter schul­dig ist.

Der Tod Gre­gors VII., der fern von Rom im Schutz der Nor­man­nen starb, be­deu­te­te für Hein­rich IV. kei­ne Er­leich­te­rung; denn Gre­gors Nach­fol­ger tra­ten in sei­nen Ide­en­kreis ein, und die Bi­schof­sein­set­zung blieb eine un­lös­ba­re Streit­fra­ge. Dass es der Ku­rie ge­lang, die bei­den Söh­ne des Kö­nigs, Kon­rad und Hein­rich, nach­ein­an­der ge­gen den al­tern­den Va­ter auf­zu­het­zen, of­fen­bart die Zer­rüt­tung des sa­li­schen Hau­ses, das sei­nem Ende zu­ging. Von sei­nem Soh­ne be­kämpft und ent­thront starb der erst 55­jäh­ri­ge Kai­ser in Lüt­tich, vom dor­ti­gen Bi­schof und dem Her­zog von Loth­rin­gen mit Lie­be auf­ge­nom­men.

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