Читать книгу IM FADENKREUZ - Robert Blake Whitehill - Страница 12

Kapitel 6

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Die Überraschung für den Henker wartete in der blinden E-Mail-Dropbox. Noch immer am Münchner Flughafen, nach nicht mal der Hälfte der indirekten Flüge, Züge und einer letzten Bootsfahrt heimwärts, und es gab bereits einen neuen Auftrag. Interessant. Das Tempo zog definitiv an.

Das E-Mail-Konto war abgemeldet und würde nie wieder benutzt werden. Es gab ein paar Reisevorbereitungen unter einer neuen Identität zu treffen, was nur ein paar Minuten dauerte. Dann rutschte der kleine Laptop in die Reisetasche und ein weiterer Pass mit einem anderen Namen kam heraus.

Leider würde der aufgegebene Koffer nicht zum neuen Reiseziel umgeleitet werden, wenn der Passagier nicht an Bord der Maschine war. Der Koffer würde letztendlich von der Fluggesellschaft eingesammelt, kurz gelagert und dann untersucht und entsorgt werden. Vorbei die Zeiten, in denen das Gepäck ohne weitere Fragen nach Hause geschickt wurde. Es war eine bedeutungslose Angelegenheit. Das Gepäck war sauber. Der Agent reiste mit leichtem Gepäck, dachte aber immer noch, dass aufgegebene Koffer einen Hauch von Normalität verliehen; das harmlose, menschliche Bedürfnis, eine Reihe von Dingen mitzuführen, um sich wie daheim zu fühlen. Der Assassine hätte den Koffer mit an Bord nehmen können. Mit anderen Reisenden am Gepäckkarussell herumzuschlendern gab diesem Fremden das Gefühl, beinahe normal zu sein.

Eine Waffe sollte sich an der neuen Arbeitsstätte besorgen lassen oder würde von verschwiegenen Büchsenmacher-Meistern in Taiwan eingeschmuggelt, falls etwas Besonderes benötigt wurde. Der tödliche Artikel würde als dringend benötigte medizinische Güter dokumentiert und getarnt. Nur Spenderorgane gingen schneller durch den Zoll als die maßgeschneiderte Ausrüstung des Killers. Jahre der Übung, Erfahrung und gut bezahlter Beziehungen machten die Neuausrichtung für neue Aufträge einfach, selbst auf dem Sprung. Es war vor dem Flug noch genug Zeit am neuen Gate. Zeit, um zu überlegen, was die neue Gelegenheit bedeutete. Oberflächlich gesehen würde es eine große Finanzspritze geben, eine Sofortzahlung der zu erbringenden Leistung. Die Hälfte im Voraus, zu bestätigen am Flughafen, wenn die nächste Maschine in Tel Aviv landete.

Der Killer war nicht alt, aber alt genug, um zu wissen, wie drahtlose Internetverbindungen an jedem Gate so viele Aspekte dieser makabren Praxis so wunderbar einfach machten, verglichen mit den längst vergangenen Tagen, als eine menschliche Stimme über Festnetzleitungen gefolgt von tatsächlichen Unterschriften auf Papier für so ziemlich alles nötig waren.

Selbstständige Agenten genossen nun die technologischen Annehmlichkeiten, die einst für internationale Großkonzerne reserviert waren. Dies war das goldene Zeitalter des Auftragsmords.

Der tödliche Fremdling schätzte Folgeaufträge von jedem Klienten, aber dieser neue Job, so kurz nach dem Letzten, ließ nur wenig Zeit für Reflexion, die gewohnte Betrachtung, die nicht nur wichtig für die Qualitätskontrolle war, sondern auch den Genuss gut gemachter Arbeit brachte. Eine Zeitung half bei Letzterem. Wie so oft wurden die hochkarätigeren Ziele in den postumen Presseberichten weitaus besser beleuchtet als in den kurzen Abrissen der Klienten oder den eigenen Nachforschungen vor Ort.

Der plötzliche Zuwachs neuer Aufträge warf einen Schatten und auch Fragen auf. Verlor der Klient Kontrolle über seine Agenda? Stimmte etwas nicht mit den Projekten des Klienten, dass nicht-tödliche Lösungen keine Verwendung fanden? Die Ziele des Klienten schossen auf der ganzen Welt aus dem Boden, der Auftragsagent unterstützte also eindeutig keinen nationalen Coup d'état. Diese waren unbedeutenden Diktatoren in spe vorbehalten, die genügend Truppen aufbrachten, um den gewünschten Regierungswechsel innerhalb von Stunden oder Tagen herbeizuführen. Dauerte es länger, wurden aus diesen Angelegenheiten unstrukturierte Zermürbungskriege. Eine einzige Kugel durch den richtigen Hirnstamm konnte die entscheidende Wende bringen. Es war eine Frage der Vorstellungskraft, und wenn dieser Füller von Gruften irgendetwas war, dann kreativ.

Vielleicht war diese zusätzliche Arbeit genau das Engagement, das alles beenden würde; der Köder, der in eine Falle führte, schnurstracks ins Verderben für den getreuen und geschätzten Agenten, dessen Nützlichkeit sich aufgrund zu hoher Exponiertheit leider erschöpft hatte, oder genauso schlimm: wegen zu hoher Rechnungen. Die Antennen des Killers waren ausgefahren. Der nächste Job würde besondere Vorsicht erfordern. Vielleicht, und nicht zum ersten Mal, wäre es schlauer, den Klienten auszuschalten, bevor er auf dumme Ideen kam. Vielleicht sollte diese goldene Gans zu Foie gras gemacht werden. Mit diesem Gedanken erhob sich der tödlichste Mensch der Welt von seinem Stuhl am Gate und schlenderte auf der Suche nach einer Zwischenmahlzeit davon.

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