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Kapitel 13

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Ein weiterer Alarm heulte in der Kabine des Global Hawk auf, lauter und dringlicher als zuvor, falls das überhaupt möglich war. Die Meldekonsole blinkte, nur ein Wort in Rot. EJECT. Ein leises ›Oh Scheiße‹ ging Ben durch den Kopf. Sein Gurt zog sich automatisch fester um seine Oberschenkel, Becken und Brust, was ihm fast den Atem raubte. Obwohl er durch seine HALO- und HAHO-Fallschirmsprünge bereits viel mehr Starts als Landungen in Flugzeugen erlebt hatte, gab es nicht genug Zeit, sich auf das vorzubereiten, was gleich passieren sollte. Er hatte sich bisher immer freiwillig von seinen Flugzeugen getrennt.

Das bequeme Polstermaterial unter Bens Hintern verhärtete sich plötzlich auf elektrochemische Weise und wurde so fest wie Metall. Am Anfang der Entwicklung des Schleudersitzes fand man heraus, dass weichere Sitzkissen sich nach der Auslösung zusammenstauchten, was es dem Sitz erlaubte, unterhalb des Piloten nach oben zu beschleunigen, bevor dessen Körper begann, sich zu bewegen. Selbst zwei Zentimeter Aufwärtsbewegung verursachten einen Ruck, der schon manchem Piloten die Wirbel zerbrochen hatte. Die Materialien im Sitz der Kabine sorgten für einen cleveren Kompromiss; die meiste Zeit bequem – stahlhart, wenn nötig. Als die Sprengeinrichtung im Global Hawk auslöste, fühlte es sich so an, als wäre eine Bombe unter Bens Sitz gezündet worden. Obwohl die Wucht ihm nicht den Rücken brach, zerrten brutale Beschleunigungskräfte seinen Kopf nach vorn. Seine Sicht wurde trüb und verengte sich, als das Blut aus seinem Schädel gedrückt wurde und sein Gehirn sich leerte wie ein Schwamm im Griff eines Gottes. Er spannte jeden Muskel an, den er derart kurzfristig zu spüren bekam, atmete, so tief er konnte, und sagte: »Hick«, um seine Stimmritze zu schließen, sein Brustvolumen zu maximieren und um mit aller Kraft so viel Blut viel möglich nördlich seiner Ohren zu behalten. Es war seine beste Imitation des Anti-G-Belastungsmanövers. Er hätte damit und mit dem richtigen Atemmuster beginnen sollen, als die EJECT-Warnung zu blinken anfing, aber das passte auch irgendwie zu dem Tag, den er hatte.

Die Kapsel kippte und trudelte durch die Luft, als die kleinen Raketentriebwerke die Kabine vom Rumpf des Global Hawks wegkatapultierten. Einen Moment später donnerte eine weitere Explosion hinter ihm. Ein Rettungsfallschirmsystem breitete in weniger als einer Sekunde meterweise Fallschirmleinen in voller Länge aus. Als Nächstes wurde die Fallschirmkappe selbst aus ihrem Container gezogen. Innerhalb weniger Sekunden verschwanden die positiven g-Kräfte und ließen Ben mit dem Schwerelosigkeitsgefühl einer Achterbahn zurück, das in seinem Magen rumorte. Dann blühte der Fallschirm auf, begleitet von milderen Beschleunigungskräften. Er spannte wieder alle Muskeln an und hickste erneut, um auf der sicheren Seite zu sein.

Winnie hatte erzählt, dass dem Vize eine GPS/fernlenkbare Fallschirmkappe zustand, wie sie heutzutage bei großen Militärlastenabwürfen verwendet wurden. Ben lauschte, so gut er konnte und tatsächlich hörte er das Surren von Servomotoren hinter sich, welche die Steuerseile auf- oder abrollten und damit seinen Flug ins Ungewisse korrigierten.

Es war vermutlich kein älterer, klassischer Rundkappenfallschirm, obwohl deren Auslösung am zuverlässigsten war. Aller Wahrscheinlichkeit nach baumelte Ben unter einem riesigen Flächenfallschirm, gelenkt von den Überwachern seines Flugs oder einem codierten Programm, direkt in Richtung einer netten, weichen Landung. Sie sollte zumindest weich sein, solange das Lenksystem die Sinkrate brach und die Vorwärtsbewegung der Fallschirmkappe abbremste. Sonst käme er hart und hässlich auf.

Mit Schrecken dachte Ben an den Tag, an dem er gesehen hatte, wie ein großer Lastenfallschirm im Irak mit spektakulärem Ergebnis versagt hatte. Der Bradley Linebacker, eine Flugabwehr-Version des gepanzerten Mannschaftstransporters, war aus einer Höhe von sechstausend Fuß aus einer C141 geschubst worden. Der Schirm öffnete sich und konnte die Last entsprechend lenken, aber das System war nicht imstande, den Schub abzufangen. Das zweiunddreißig Tonnen schwere Kampffahrzeug prallte mit einer Fallgeschwindigkeit von sechzig Knoten auf den Boden. Da die Abwurfpalette zerstört war, stürzte der Bradley kopfüber durch eine Begrenzungsmauer aus Lehmziegeln und in ein Gebäude hinein, als einer der hochexplosiven Stinger-Sprengköpfe in die Luft ging und die anderen neun an Bord in kurzem Abstand zur Explosion brachte. Aus diesem Unglück wurde Glück, als sich herausstellte, dass das betroffene Gebäude zwölf Aufständische beherbergte, alle angeblich im Kampf während des Holocausts gefallen. Dieses Happy Ends ungeachtet war Ben wenig zuversichtlich bezüglich seiner eigenen Zukunft.

Er wühlte durch die Notfallausrüstung in der Kabine und fand die Rettungsweste vorhersehbarerweise unter dem Sitz. Ein paar in Plastik geschweißte Rationen und eine Feldflasche voller Wasser waren abgesehen von einer kümmerlichen Erste-Hilfe-Ausrüstung das ganze Ausmaß seiner Vorräte. Mullbinden, zwei Okklusivverbände. Nicht zu vergleichen mit dem richtigen Notfallversorgungspack eines Soldaten. Es war offensichtlich, dass wo immer ein Vizepräsident auch landete, all seine Bedürfnisse von der Bodenunterstützung erfüllt würden – und zwar schnell. Er checkte das Messer an seiner rechten Wade. Irgendwie war es selbst nach dieser Karussellfahrt noch immer an seinem Platz. Ben bezweifelte, dass ein hilfsbereites Empfangskomitee auf ihn wartete.

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