Читать книгу IM AUGE DES FEUERS - Robert Blake Whitehill - Страница 12

KAPITEL 7

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Blackshaw kochte innerlich vor Zorn, als Colquette das Foto wegsteckte, auf das er offenbar so stolz war. Hätte der Bus in diesem Moment irgendwo angehalten, hätte Blackshaw seine Reise in Richtung Westen vielleicht vorzeitig abgebrochen und stattdessen einen Passagier mit fatalen Halsproblemen zurückgelassen. Blackshaw atmete langsam und tief durch und versuchte die Galle, die ihm hochgekommen war, zu unterdrücken.

»Das ist doch mal was«, sagte er.

»Mein Erster«, sagte Colquette stolz, wie ein Junge, der seine Unschuld durch eine Vergewaltigung verloren hatte.

»Ziemlich mutig. Ich muss zugeben, ich bin überrascht, dass du’s mir gezeigt hast.«

»Du bist immerhin ‘n SEAL. Ich kann dir ansehen, dass du auch schon Blut vergossen hast. Jetzt weißt du, dass ich’s auch kann. Ich hab’ schließlich den Beweis.«

»Das stimmt. Weißt du, bei den Marines hatten wir ‘ne besondere Tradition.«

Colquette war ganz Ohr, halb gespannt und halb fürchtend, von einem erniedrigenden Einführungsritual zu erfahren, das er bewältigen müsste, um dazuzugehören und seine Stärke und Dominanz zu beweisen.

»Kann ich dir denn wirklich trauen?«, fragte Blackshaw mit besorgtem Tonfall.

»Teufel ja, vertrau mir. Wir sind schließlich Waffenbrüder, oder nicht? Was ist das denn für ’ne Tradition?« Colquette hatte ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, vielleicht war es sogar ein Kriegsverbrechen. Er würde garantiert alles tun, um dazuzugehören.

Blackshaw holte tief Luft und fuhr dann fort: »Es war Brauch, Fotos von unseren ersten Opfern mit unseren Kumpels zu teilen. Damals waren es natürlich noch richtige Fotos. Wir hatten sogar unsere eigenen geheimen Dunkelkammern, um die Bilder selbst entwickeln zu können, damit sie nicht in falsche Hände fielen. Du weißt schon … Leute, die unsere Bemühungen nicht zu schätzen wussten.«

»Klar, versteh’ ich.« Colquette klang so weltgewandt, als verstünde er all die Missverstandenen.

»Hast du den Brauch mit deinen Freunden fortgeführt? Wie du schon sagtest«, fuhr Blackshaw fort, »es ist der Beweis. Dadurch weiß jeder, der dir begegnet, automatisch, dass du der wahre Jakob bist. Eine eiskalte Killermaschine.«

Colquette war offenbar erleichtert und ermutigt. Er hatte getötet. Er hatte Zeugen. Er hatte getan, was sich nun als der Weg eines wahren Kriegers herausstellte. Er zählte deshalb die Beweiskette an seinen Fingern ab. »Nyqvist hat das Bild, weil er’s mit seinem Handy gemacht hat. Er hat’s mir dann geschickt. Oren hat’s auch. Denn er, Nyqvist und der Major haben mir beim Fallenstellen geholfen, also hat der Major es natürlich auch bekommen. Nyqvist hat es sogar sofort an Ort und Stelle rumgeschickt, noch bevor ich dem Scheißer überhaupt die Kehle aufgeschlitzt hab.«

»Der Major ist der Kurze? Ist er sowas wie dein Kommandant?«, fragte Blackshaw.

Colquette bekam große Augen. »Woher weißt du das?«

»Wie du schon sagtest, Rufus: Man kann es ihm ansehen. Die Führungsqualität, die Größe. Du hast das auch.«

Colquette lächelte stolz. Niemals in seinem kurzen Leben voller Demütigungen hatte man ihm so etwas zugestanden. »Ach ja, Nyqvist hat das Bild sogar ans Hauptquartier geschickt, an Malthys höchstpersönlich.«

»Die wissen Bescheid an der Spitze, da bin ich mir sicher«, bestätigte Blackshaw.

»Da draußen im Westen kennt man meinen Namen. Die wissen, wer ich bin.«

»Sogar draußen im Westen?« Blackshaw gab sich Mühe, beeindruckt zu klingen.

»So ist es. In ganz Arizona.«

»Du bist also der King in Tucson.«

»Bisbee.«

»Es ist klar, dass die was Großes mit dir vorhaben«, entgegnete Blackshaw.

Colquette sagte: »Verdammt richtig.«

»Ziemlich bald werd’ ich sagen können: Ich kannte ihn schon damals. Natürlich …«, und an der Stelle setzte er ein frustriertes Gesicht auf, »… wird mir dann keiner glauben, dass ich mal mit Rufus Colquette im Bus gesessen hab’.«

Colquette platzte nun fast vor Stolz und einer ungesunden Menge an Größenwahn. »Und ob sie das werden. Willst du das Bild haben, Ben? Ich kann’s dir gleich rüberschicken.«

Blackshaw hielt sein Gesicht neutral; zufrieden, dass seine List funktioniert hatte. »Würdest du das echt tun? Ich meine, es wäre mir eine Ehre, Rufus. Ja, eine richtige Ehre von einem Ritter und Freund wie dir.«

Colquette gab daraufhin die Nummer von Blackshaws Wegwerf-Handy ein und ein paar Augenblicke später summte das Gerät.

»Danke, Rufus. Wirklich cool von dir«, meinte Blackshaw und bestätigte, dass das Bild angekommen war.

Und da war es, Rufus Colquettes Grinsen, das er schon von dem Foto kannte, quer über sein Gesicht und keinen halben Meter von Blackshaws geballter Faust entfernt. Los Angeles würde wohl doch warten müssen. Denn er hatte offenbar eine neue Mission und Tod war das Ziel.

IM AUGE DES FEUERS

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