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KAPITEL 9

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Blackshaw stieg in Richmond aus dem Bus in eine warme Nacht hinaus und ließ einen unruhig schlafenden Rufus Colquette zurück. Bevor er den klotzigen Busbahnhof betrat, fiel ihm das Stadion auf der anderen Straßenseite auf. Drinnen brauchte er nur einen Augenblick, um die Person ausmachen zu können, die er suchte.

Der schwarze Polizeibeamte plauschte gerade mit seinem weißen Partner neben dem Eingang einer schäbigen Videospielhalle. Blackshaw wartete kurz und zog sich in der Zeit ein Snickers aus einem der vielen Automaten, die die Wand säumten.

Irgendwann stellte der weiße Polizist endlich sein Getränk ab und schlenderte auf die Herrentoilette zu. Vielleicht musste der andere Polizist auch gehen, aber um den Bahnhof im Auge behalten zu können, musste immer einer von ihnen vor Ort bleiben. Der weiße Cop ging zuerst. Blackshaw versuchte allerdings nicht zu viel in diese Reihenfolge hineinzulesen. Er begann, auf den schwarzen Beamten zuzugehen, bevor der andere in der Toilette verschwand.

Mit aufgesetzter Besorgnis sprach er nun den Officer an: »Sir, da im Bus von D.C. sitzt ein Mann, der sagt, dass er sterben will. Der ist offenbar lebensmüde. Ist ziemlich weggetreten. Sagte, sein Name wär Rufus Colquette. Ich glaube, er hat Tabletten genommen.«

Der Polizist setzte sich bereits in Bewegung in Richtung des Busparkplatzes. »Welche Parkbucht?«

»Sechzehn«, sagte Blackshaw. Der Beamte beschleunigte zu einem Laufschritt, als Blackshaw rief: »Warten Sie! Er hat mir außerdem ein Bild gezeigt, auf seinem Handy. Schauen Sie mal. Ist ziemlich übel. Ich dachte, das sollten sie sehen.«

Officer Keene nahm das Telefon, das Ben ihm entgegenhielt, widerwillig zur Hand, als ob das nicht wirklich warten könnte … dann sah er das Bild. »Jesus im Himmel! Das hat er Ihnen gezeigt?«

Blackshaw identifizierte Colquette daraufhin auf dem Foto. »Ich glaube, deswegen ist er so fertig. Sein Gewissen macht ihm wohl zu schaffen«, sagte Blackshaw. »Linke Seite, zweite Bushälfte am Fenster.«

Keene rannte zur Tür, während er über Funk nach seinem Partner rief. Einen Augenblick später schoss der andere Polizist aus der Herrentoilette, die Finger noch am Reißverschluss seiner Hose. Bevor Keene die Halle verließ, sah Blackshaw, wie dessen Hand nach seiner Dienstwaffe griff. Rufus Colquette würde garantiert eine interessante Nacht haben.

Blackshaw saß auf dem Rücksitz des ersten Taxis in der Reihe, noch bevor der Fahrer richtig wach geworden war. »Hauptbahnhof, bitte.«

Der Fahrer, ein angegrauter, älterer Mann, dessen enorme Ausmaße mit dem Sitz verschmolzen zu sein schienen, fragte: »Main Street oder Staples Mill?«

»Union Station in D.C.«

»Das sind aber ‘n paar Stunden Fahrt und nicht gerade billig. Gleich da drüben fahren Busse … und dann hätten wir auch noch Züge in diese Richtung.«

Blackshaw zog eine Menge Bargeld aus seiner Cargotasche. »Weiß den Tipp zu schätzen. Ich würde jetzt aber gern losfahren.«

Der Fahrer sah das Geld und sagte: »Hör mal, Kumpel, ich krieg’ garantiert keine Gäste für die Rückfahrt. Nicht vom Bahnhof in D.C. nach hier, okay? Das reißt mir den ganzen Abend auseinander.«

Blackshaw sah den Fahrer einen Augenblick lang an und sagte dann: »Mach‘ den Taxameter an und fahr los. Die Summe kannst du verdoppeln, wenn wir ankommen.«

Als Blackshaw über seine Schulter aus dem schmierigen Heckfenster schaute, setzte sich das Taxi endlich in Bewegung. Er konnte gerade noch hören, wie sich die Sirenen der Polizei und vielleicht auch eines Krankenwagens dem Bus-Terminal näherten.

Dann sah er, wie Officer Keene und sein Partner aus der Busbahnhofshalle rannten und sich eilig auf dem Fußweg und dem North Boulevard umschauten. Wo war Rufus Colquette? Die Cops sollten ihn doch schon längst in Verwahrung haben, doch sie standen offenbar mit leeren Händen da. Sie konnten Colquette doch unmöglich verfehlt haben.

Blackshaw hatte Keene sogar sein Wegwerf-Handy überlassen, nachdem er zuvor die kurze Anrufliste gelöscht und das Gerät sorgfältig abgewischt hatte. Vielleicht hätte er auch Colquettes Handy mitnehmen sollen, aber der Junge hätte aufwachen und ihn dabei erwischen können. Blackshaw hatte sein Mobiltelefon aus einer Drogerie in D.C. Es würde also nicht zu ihm zurückzuführen zu sein. Aber wie hatten Keene und sein Partner diese Verhaftung nur vermasseln können? Es hätte ein Kinderspiel sein sollen und nun standen diese Cops auf der Straße und reckten ihre Hälse auf der Suche nach dem Typen, der mit ihnen gesprochen hatte. Sie suchten nach Blackshaw. Nicht zum ersten Mal, an diesem Abend, kam ihm der Gedanke, dass er sich auf seine eigene Art und Weise um Colquette hätte kümmern sollen. Oder, dass er sich besser einfach um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert hätte.

Der Taxifahrer entdeckte die Polizisten nun auch im Rückspiegel, bremste ab und sagte: »Oh man. Das ist aber viel Polizei. Vielleicht sollte ich anhalten und fragen, was da los ist und ob ich vielleicht helfen kann.«

»Sie haben schon ‘nen Fahrgast hier hinten.«

»Vielleicht vervierfachen wir dann einfach den Fahrpreis.«

Blackshaw las den Namen des Fahrers auf dessen Ausweis, lehnte sich nach vorn und sprach leise: »Wir verdoppeln, Thomas Jacobs, so wie vereinbart. Das ist doch ziemlich gut, oder nicht? Du nimmst dein Geld, bedankst dich bei mir, hältst den Mund und brauchst dich dafür auch nicht für den Rest deines Lebens fragen, wann ich dich besuchen kommen werde.«

»Man, immer mit der Ruhe!«

»Oder ich könnte dein Taxi auch selbst fahren und du darfst in der Zwischenzeit im Kofferraum liegen, bis sie die Karre irgendwann aus dem Potomac ziehen.«

Jacob riss vor Schreck die Augen auf. »Ach du Scheiße, man!«

»So viele Möglichkeiten, TJ.« Dann, aus dem Nichts heraus, hörte sich Blackshaw plötzlich schreien: »ICH MUSS SOFORT NACH DC!«

Das Taxi beschleunigte und für den Rest der Fahrt gab es keine weiteren Diskussionen mehr über Geld, den Tod oder Sonstiges.

IM AUGE DES FEUERS

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