Читать книгу IM AUGE DES FEUERS - Robert Blake Whitehill - Страница 17

KAPITEL 12

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Malthys fand, dass Pardue als Partner durchaus einen zweiten Blick wert war. Auch wenn es vielleicht nicht funktionierte, wollte er doch sein Möglichstes tun, die Situation in den Griff zu bekommen, falls die Sache aus dem Ruder lief. Es war durchaus möglich, dass der ehemalige Sheriff perfekt war, so wie er gerade in der Wildnis schmollte. Grandioses Selbstmitleid konnte nämlich nützlich sein, solange er damit Malthys Kontrolle seiner eigenen Anhänger nicht überschattete. Aber was trieb der alte Mann da mit dieser Ausschussware aus der Armee? Pardues sonstige Campingausrüstung hatte ausgesehen, als wenn sie direkt aus einem Outdoorladen stammte.

Alles, was Malthys wollte, war die Freiheit, sich der amerikanisch-mexikanischen Grenze nähern zu können, ohne eine Schießbudenfigur für Rancher zu werden. Pardues Situation war deshalb ein Geschenk des Himmels. Dressler, Cutlip und Congreve waren ganz wild darauf, eine Art Amt für ihn zu kreieren. Im Übrigen lag das Gelände des Pure Nation Comitatus einfach zu weit nördlich in Cochise County, um für sein derzeitiges Unterfangen nützlich zu sein. Doch das Land war so billig gewesen und die Rancher an der Grenze hatten einfach nicht verkaufen wollen, egal, wie sehr sie auch über die Mexikaner schimpften. Nun hatte er dank seiner vielen Arbeitskräfte schon beinah eine schriftliche Einladung zum unbefugten Betreten erhalten. Das war cool.

Die Gratisarbeitskräfte, bestehend aus unzufriedenen Männern, Frauen und sogar Kindern, die in Scharen zu Malthys Grundstück strömten, hatten ausgereicht, um seine Operation starten zu können. Er hatte extra nur Weiße aufgenommen, um seinem Gefolge die entsprechende arisch-rassistische Note zu geben. Seine ersten Anhänger hatten ohne mit der Wimper zu zucken ihre Konten geleert, als ob das erwartet würde … ein Teil der Übung, um aus der Mehrheitsgesellschaft aussteigen und seinem Kult beitreten zu können. Das Problem war nur, dass die neuesten Anwärter alle pleite waren, dafür unterwarfen sie sich allerdings bereitwillig seiner Doktrin, solange er ihnen drei Mahlzeiten und ein Bett bot.

Malthys hatte gehört, dass viele Bedürftige sich im Neuengland des 19. Jahrhunderts mit dem Eintreten der ersten Novemberkälte plötzlich zu der gastfreundlichen Glaubensgemeinschaft der Shaker hingezogen gefühlt hatten. Mit dem Schnee schwand dann allerdings auch der Glauben der sogenannten Winter-Shaker. Zum Frühling hin waren sie dann schließlich so frustriert und enttäuscht von der Sekte gewesen, die sie durch die kalte Jahreszeit hindurch ernährt und beherbergt hatte, dass sie wieder zurück in die Welt wanderten, wo ein besseres Verständnis für Sex und Alkohol herrschte. Bei Pure Nation Comitatus gab es hingegen keine zeitlich beschränkten Mitglieder.

Zurück auf dem Gelände des PNC versuchte Malthys, sich an die verblassten Buchstaben auf Pardues Army-Container zu erinnern. Er hätte es sich aufschreiben sollen. Er war sich ziemlich sicher, dass es M-388V gewesen war. Nach einer kurzen entsprechenden Internetsuche konnte er nur noch erstaunt fluchen. Das fünfzig Jahre alte Ding konnte auf keinen Fall noch funktionstüchtig sein. Er fragte sich, ob Pardue wusste, was er da besaß. Das machte ihm einen interessanten Strich durch die Rechnung.

Er griff nach dem Mikrofon für die Lautsprecheranlage und schaltete es ein. Die alten Lautsprecher knackten wie Gewehrschüsse über das Gelände. Er gab seinen Anhängern zwei Minuten, um ihre Hintern in die große Halle zu befördern, damit er seinen Ruf zu den Waffen verkünden konnte.

Die Botschaft war recht simpel. Am Morgen sollten die Männer zur Grenze in den Süden fahren, um dort das menschgewordene Böse zu bekämpfen. Er würde genug entsprechende Bibelverse in seine Hetzrede einstreuen, um sie angemessen zu motivieren. Epheser 6:11 sollte sie in Wallung bringen. Ziehet an den Harnisch Gottes, dass ihr bestehen könnet gegen die listigen Anläufe des Teufels. Vielleicht auch eine Prise Jesaja 9:5. Denn alle Rüstungen derer, die sich mit Ungestüm rüsten, und die blutigen Kleider werden verbrannt und mit Feuer verzehrt werden. Im Fall von Ablehnung, was allerdings höchst unwahrscheinlich war, so gelangweilt die Männer waren und so bereit, für ihre Sache zu kämpfen, würde anschließend die Apostelgeschichte an der Reihe sein. Er aber sprach zu ihnen: Es gebührt euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat. Jeder, der seine rechtschaffene Pflicht scheute, nach all dem Essen und der Munition, die Malthys ihnen gegeben hatte, würde zum Exempel statuiert und aus dem PNC verbannt werden. Eine einsame, unzufriedene Stimme oder zwei, die um Medieninteresse eiferten, konnten zwar ein kleines PR-Problem verursachen, aber die Nachrichtensender würden sich vermutlich eher auf die beteiligten Rancher konzentrieren. Die Frauen des PNC wären in dieser Zeit an ihren Computern im SozMed-Schuppen der Anlage damit beschäftigt, jegliche Wahrheiten, die empordrangen, unter einer Flut von Mitteilungen auf Twitter und Facebook zu begraben. Bei Gott, sobald sie in den Süden unterwegs waren, sollte es keine Reporter unter den PNC-Mitgliedern geben.

Sein Kryptovox-Telefon auf dem Schreibtisch neben ihm begann plötzlich zu surren. Er nahm das Gespräch mit einem schroffen Was? an.

Der Anrufer war sich offenbar darüber bewusst, dass die Leitung sicher war, den er sagte: »Nyqvist. Scheint so, als ob der Neue vor ein paar Tagen unterwegs rumgeprahlt hat. Hat etwas Aufsehen erregt. War vielleicht doch keine gute Idee, getrennt zu fahren.«

»Willst du mich verarschen? Haben sie ihn etwa gekriegt?« Malthys stand auf und durchschritt sein Büro. Sein langes, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenes Haar peitschte bei jeder Drehung, die er machte, umher.

»Nein. Er ist in Richmond kurz ausgestiegen, um eine zu rauchen. Die Cops sind dann urplötzlich mit hundert Stundenkilometern aus dem Bahnhof gestürmt, direkt auf den Bus zu. Er hat Schiss gekriegt und hat sich schleunigst aus dem Staub gemacht.«

»Woher will er denn dann wissen, dass die Cops hinter ihm her waren?«

Nyqvist schwieg daraufhin einen Moment. »Hat er sich zusammengereimt, nachdem er im Bus nach Richmond vor seinem Sitznachbarn den Dicken markiert hat. Als der Junge wach geworden ist, war der Typ auf einmal weg. Aber dieser Typ wollte eh umsteigen, vielleicht hatte er also gar nichts damit zu tun.«

»Was zum Teufel hat er ihm denn gesagt? Warum hat er überhaupt was erzählt?« Malthys war fassungslos.

»Er ist ein guter Junge. Er wollte wohl nur ein bisschen angeben«, meinte Nyqvist.

»Ist er jetzt bei dir?«

»Oh ja. Ich lasse ihn nicht mehr aus den Augen. Das Problem ist allerdings, dass er nicht nur geplappert hat. Weißt du noch, das Bild, das wir dir geschickt haben?«

Malthys’ Herz blieb beinahe stehen. »Was ist damit?«

»Er hat’s dem Kerl auf sein Handy geschickt.«

»Was zur Hölle sollte das?«

Nyqvist wurde nun kleinlaut. »Der Typ hat ihm erzählt, dass man bei den SEALs die Bilder von seinem Ersten mit seinen Kumpels teilt, oder irgend so ein Quatsch.«

»Gott im Himmel. Hat der Neue dir das gerade erzählt?«

»Er ist das Handy schon losgeworden, falls du dir deshalb Sorgen machst. Und nein, ich musste es aus ihm herausquetschen.«

Malthys war nun ganz im Schadenskontrollmodus. »Ist er noch reisefähig?«

»Nichts an ihm zu sehen, was Kleidung nicht verdecken könnte.«

»Okay, dann bringe ihn her. Wer war das Arschloch, mit dem er gesprochen hat?«

Nyqvist sagte: »Ein gewisser Ben Blackshaw. Oh, und er weiß auch von Bisbee und von dir.«

IM AUGE DES FEUERS

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