Читать книгу IM AUGE DES FEUERS - Robert Blake Whitehill - Страница 18
KAPITEL 13
ОглавлениеÜber die Weiten des Weltalls gelangte Blackshaw schließlich in die Weiten des Internets, mittels eines Modems in seinem Satfon, das sein Signal durch ein diskretes Kommunikationsnetzwerk der Regierung schleuste.
Dafür hatte er allerdings weder die Erlaubnis noch die Genehmigung. Er war ein elektronischer Eindringling, ein Surfer auf den privaten Wellenlängen, alles dank seines Hackerfreunds Michael Craig.
Auch wenn ein Dunst in der nächtlichen Luft außerhalb seines Hotelfensters lag, brachte Blackshaws erste Suche nach einem gewissen Malthus in Arizona etwas Klarheit in die Angelegenheit. Die Schreibweise, die er ausprobierte, ergab nämlich enthält Ergebnisse für Malthys Arizona. Da die bisherige Schreibweise nichts Auffälliges ergeben hatte, folgte er deshalb diesem Vorschlag.
Zeitungsartikel und Polizeiticker erwähnten Malthys und seinen Klan im Zusammenhang mit Belästigung und kleineren Ordnungswidrigkeiten. Der Pure Nation Comitatus hielt seine kollektiven Hände offenbar einigermaßen sauber, verglichen mit den Branch-Davidian-Verrückten von Waco, Texas. Angefangen beim Namen bestand kein Zweifel daran, dass diese Gruppe arisch-rassistisch organisiert war. Interessant daran war allerdings, dass Rufus Colquette Bisbee in Arizona erwähnt hatte. Alle Treffer im Netz ordneten Malthys und seine Anhänger nämlich um Catalina herum ein, was sich nördlich von Tucson befand. Colquette hatte vielleicht irgendetwas aufgeschnappt. Seine Mordsfreunde, Nyqvist, Oren und der Major hatten vielleicht etwas fallengelassen, auch wenn die Enthüllung wichtiger Missionsdetails äußerst unklug erschien.
Blackshaw machte sich frisch, rüstete sich aus und ging dann die Treppe zur Lobby hinunter, wo der Empfangsmitarbeiter, der ihn eingecheckt hatte, dank eines fünfzig Dollar Trinkgelds immer noch strahlte. Blackshaw hatte drei falsche Identitäten und eine Reihe entsprechender Kreditkarten, die automatisch monatlich beglichen wurden, also war der Mitarbeiter wegen seines großzügigen Gastes nicht im Geringsten beunruhigt. Das war leider nicht immer der Fall gewesen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Blackshaw noch mit nichts weiter als Bargeld seinen Weg in eine Unterkunft in LA erkämpfen müssen.
Sein Ausweis bewies sich ein weiteres Mal, als er einen Jeep bei einer der größeren Autovermietungsketten etwas weiter die Straße hinauf mietete. Blackshaw warf sein Gepäck auf den Rücksitz, sprang ins Auto, ließ den Motor an und fuhr dann in Richtung Norden, um zu sehen, wie Malthys Vorstellung einer reinen Nation aussah.
Nachdem er die Highways rund um Tucson befahren hatte, fühlte sich das Wüstenhochland direkt angenehm an, als es dem Santa-Catalina-Gebirge zu Blackshaws Rechten wich.
Eine Meile, bevor das Navi es vorsah, bog er von der Bundesstraße 77 ab und nach einer halben Meile Schotterweg versteckte er den Jeep in einer Schlucht. Abgesehen von einer Blitzflut konnte dem Wagen nun nichts mehr zustoßen.
Die zwei Meilen lange Tour durch das Gelände fühlte sich gut an. Er hörte sogar ein Rudel Kojoten im Dunkeln bellen. Die Leuchtkraft der Sterne in dieser Höhenlage, bei der frischen, klaren Luft war fantastisch und beinahe überwältigend. Die Tiefe des Raums über ihm ließ ihn an seine eigene Bedeutungslosigkeit angesichts des großen Universums denken, aber er konnte sein Pflichtbewusstsein bezüglich seiner Mission dennoch nicht ausblenden; den Drang, eine bösartige Kraft zu finden und diese zu zerstören, blieb weiterhin stark. Vom Boden aus hinaus in das Universum zu blicken oder Malthys in seinem geistigen Fadenkreuz zu halten, war die beste Art, ihn davon abzuhalten, zu sehr in sein Inneres zu schauen. Eine kleine Gruppe von Nabelschweinen links von ihm witterte ihn offenbar, den sie trottete grunzend davon. In jeder anderen Nacht hätte er sie verfolgt und neben einem einsamen Lagerfeuer gut gegessen. Doch heute Nacht hielt er weiterhin Kurs auf den Pure Nation Comitatus.
Da er die körperliche Anstrengung nicht mehr gewohnt war, sorgte sogar dieser Marsch durch die Wildnis schon für eine seltene Erschöpfung, die bei ihm aber eher entspannend wirkte. Er sah den Schein der Straßenlaternen hinter der nächsten Hügelkette und blieb stehen. Dann hockte er sich hin und prüfte noch einmal das WSS-Wintores Threadcutter Scharfschützengewehr. Die russische Waffe verfügte über einen eingebauten Schalldämpfer und konnte gepaart mit panzerbrechenden 9 x 39 mm SP-6 Torpedoheckgeschossen still und leise sogar einen Cadillac zur Strecke bringen. Blackshaw hatte außerdem drei 20-Schuss-Magazine auf seinen Spaziergang mitgebracht. Damit konnte er es mit einem ganzen Autohaus aufnehmen. Heute Nacht hatte er allerdings nichts gegen Autos … Menschen waren hingegen eine ganz andere Sache.
Er suchte nun mithilfe des NSPUM-3 (1PN75) Nachtvisiers der Waffe die Kammlinie nach Wachposten ab. Seine sorgfältige Suche blieb zwar erfolglos, doch das hieß noch lange nicht, dass niemand irgendwo auf der Lauer lag. Mit dem entsprechenden Kleingeld konnte Malthys das umliegende Gelände sogar mit Vibrationssensoren überwachen, doch Ben glaubte nicht, dass dieser das tat. Der ständige falsche Alarm wegen der ganzen Tiere, die nachts hier herumfleuchten, würden die Wachen wohl ziemlich auf Trab halten.
Blackshaw arbeitete sich nun langsam den Hügel hinauf. Vom Kamm aus scannte er das vor ihm liegende Gelände. Es war in Flutlicht getaucht, was ihm die Sache einfacher machte. Scheunenartige Gebäude, vermutlich Schlafsäle für PNC-Anhänger, waren zu einem Rechteck angeordnet. Ein Flaggenmast stand genau in der Mitte des Innenhofs und zeigte zwei Flaggen. Die Obere war eine umgedrehte amerikanische Flagge, ein Zeichen der Not. Darunter wehte eine größtenteils rote Flagge mit einem Symbol, das Blackshaw nicht erkennen konnte. Die nächtliche Brise war nämlich zu lau, um das Banner in all seiner Pracht auszubreiten. Ben hielt es für unwahrscheinlich, Malthys selbst dort unten zu sehen. Das Visier war genau genug, um das Ziel erkennen und bestätigen zu können. Laut der Bilder, die Ben im Internet gefunden hatte, und davon gab es mehr als genug, hatte Malthys seine bärtige Messias-Erscheinung schon seit Jahren nicht mehr verändert. Es wurde nun schnell klar, wieso. Jeder Mann auf dem Gelände, der alt genug war, sich einen Bart wachsen zu lassen, hatte das getan, vielleicht als Hommage an ihren Anführer, vielleicht auch in Erinnerung an die Mentalität des neunzehnten Jahrhunderts.
Der Fuhrpark des Pure Nation Comitatus bestand aus einem Unimog und diversen anderen Pick-up-Trucks mit Allradantrieb in allen Stadien des Zerfalls. Es gab Reihen von Männern und Frauen, die gerade mit Boxen und Bündeln von Ausrüstungsgegenständen zu den Wagen strömten. Da wurde offenbar gerade eine Expedition vorbereitet.
Ben hörte nun, wie sich ein Mann von Osten her seiner Position näherte. Offenbar ein Wachposten. Allerdings viel zu laut, um seine Aufgabe wirklich ernst zu nehmen. Blackshaw wartete, bis der Wachmann in Sicht kam, und wechselte dann seine Position, um den Weg des Mannes zu kreuzen. Langsam stand Ben auf und machte sich hinter einem uralten Saguaro-Kaktus bereit, dessen Arme weit ausgebreitet nach oben zeigten. Er ließ sein Gewehr am Fuß des Kaktus stehen und verlagerte vorsichtig und lautlos seine Position, um die gewaltige Pflanze zwischen sich und der Wache zu halten.
Kurz nachdem der Wachposten den Kaktus passiert hatte, hatte Blackshaw ihn schon mit dem Gesicht nach unten auf den Boden geworfen und seine Hände mit Kabelbindern zusammengeschnürt. Der verdutzte Wachmann schnaubte und rang mühsam nach Luft durch die massive Hand auf seinem bärtigen Gesicht, während eine andere Hand ihm ein Messer an seine Kehle drückte.
Blackshaw flüsterte dem erschrockenen Mann direkt ins Ohr: »Beruhig dich, sonst gibt’s ‘ne Rasur.«
Das wehrhafte Zucken hörte sofort auf.
»Guter Junge. Du hättest bestimmt gern wieder etwas Luft, das versteh ich durchaus. Wenn du versprichst, höflich zu bleiben, darfst du deine Zunge vielleicht behalten. Nicke, wenn du einverstanden bist. Schüttele den Kopf und du sägst dir die Kehle bis zum Knochen auf.«
Der Wachmann nickte panisch. Blackshaw lockerte daraufhin seinen Griff um das Gesicht des Mannes. Die Wache holte jetzt tief Luft, wie ein Freitaucher, der zurück an die Wasseroberfläche kam. Doch das war alles, was er bekam, denn Blackshaw presste seine Hand sofort wieder auf das Gesicht.
»Wie heißt du, Wollkopf?« Blackshaw gab dem Mann gerade genug Luft, um zu antworten.
»Lukas Malthys.«
»Heißen alle da unten Malthys mit Nachnamen?« Das erinnerte Blackshaw an die MOVE-Sekte, die 1985 in Philadelphia bombardiert worden war. Denn alle MOVE-Anhänger hatten damals den Nachnamen Africa angenommen.
Der Wachmann wartete auf eine Chance, Luft zu holen und zu antworten, aber Blackshaw gab ihm keine. Er nickte daraufhin wieder und Blackshaw ließ ihn kurz Luft schnappen.
»Griffig«, sagte Blackshaw. »Muss ja ‘ne Menge von sich halten der Kerl. Wohin wollen die denn gerade alle?«
Blackshaw lockerte seinen Griff für eine halbe Sekunde, in der Lukas Malthys japste: »Bisbee.«
»Wohin in Bisbee?«
»Grenze«, flüsterte Lukas und rang nach Luft.
»Okay, Lukas Malthys. War ein nettes Gespräch. Gute Nacht.« Blackshaw nahm den Wachposten nun in den Schwitzkasten. Lukas’ wehrte sich, verlor dann aber schnell das Bewusstsein, als mehrere Motoren des Fuhrparks unter ihnen zum Leben erwachten.
Ben schaute zu, wie elf Pick-ups einen Konvoi bildeten und dem Unimog folgend das Gelände verließen. Er sammelte daraufhin sein Gewehr ein und machte sich auf den Weg zu seinem Jeep, wobei es ihm ziemlich egal war, ob Lukas Malthys wieder aufwachte, bevor die Kojoten ihm an den Kragen gingen. Nach ein paar Minuten wurde ihm klar, dass Lukas Malthys in Sicherheit war, denn das Rudel Kojoten folgte Blackshaw.