Читать книгу IM AUGE DES FEUERS - Robert Blake Whitehill - Страница 13

KAPITEL 8

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Pardues Lagerplatz war nicht groß genug, aber das war in Ordnung. Es war wenigstens sicher dort. Es waren auch nicht die paar extra Leute, die ihm Sorgen bereiteten, es gab durchaus genug Platz für ein Schwätzchen. Falls allerdings Adele Congreve involviert war, würde sie aller Wahrscheinlichkeit nach einen ganz großen Auftritt hinlegen wollen. Aus diesem Grund hatte er Pepper angepflockt, sein Zelt aufgestellt und ein absichtlich qualmendes Feuer gemacht, das etwa hundert Meter von einer Fläche entfernt war, die als Hubschrauberlandeplatz dienen konnte.

Er mochte den Geschmack von Klapperschlange eigentlich nicht besonders, es erinnerte ihn an Fisch, der irgendwo auf dem Weg vom Wasser zum Teller zu nass geworden war. Seine Chilischoten und das langsame Anschwitzen würden allerdings wieder etwas Pep in die Mahlzeit bringen.

Pardue war gerade am Abschmecken, als das Surren der Rotoren und Winseln der Turbinen an sein Ohr drang. Es war aber nicht das unverkennbare Wummern eines zweiblättrigen Rotors eines Huey Iroquois, der von vielen Brandbekämpfungseinheiten genutzt wurde und die Grenzschutzpatrouille hatte 2011 ihre Flotte aus Hughes OH-6 Cayuse wegen der schnelleren Datenverarbeitung und besseren Kameraausstattung gegen die Eurocopter AS350 ausgetauscht.

Pardue grinste. Congreve war so berechenbar. Ihr Cayuse schwebte ein paar Minuten lang über der Gegend, in der Wimble Pardue aufgespürt hatte, dann wechselte der Hubschrauber wieder in den Flugmodus und schlug den kürzesten Weg zu der Rauchsäule ein, die von seinem Lagerfeuer aufstieg.

Adele Congreve navigierte ihren Helikopter gekonnt zu der Stelle, die Pardue ausgekundschaftet hatte, und legte kurz darauf eine Landung mit halsbrecherischem Schwung hin. Wie vorhergesehen ließ der Abwind nach, bevor sein Zeltplatz unter Staub begraben werden konnte. Pepper war von dem Ganzen nicht im Geringsten beeindruckt.

Die Turbine des Cayuse wurde nun heruntergefahren und bald darauf sah Pardue schon Congreves blonde Mähne durch die Büsche blitzen, als sie auf das Camp zuwanderte. Kurz danach konnte er drei Männer erkennen, die ihr dicht folgten.

»Hey Timon«, rief Adele.

»Miss Adele.« Pardue stand auf und gab ihr die Hand. Sie zerrte ihn in eine Umarmung, die allerdings von ihren Brustimplantaten gebremst wurde.

Als Pardue zurücktrat, stellte Congreve ihm die beiden Rancher vor, die er vom Sehen und Hörensagen aus der Gegend kannte. Sie wies auf einen großen, schlaksigen Mann Mitte sechzig und sagte: »Farrell Cutlip, das ist Sheriff Timon Pardue, der sich im Ruhestand befindet.«

Cutlip lächelte. »Ich habe für Sie gestimmt, Sir. Jedes Mal.«

»Letztes Mal hat’s wohl nichts genützt, aber danke. Flying-K-Ranch, richtig?«, fragte Pardue. »Guter Boden und gutes Wasser.«

Congreve ging zum nächsten Rancher, einem gebräunten Bullen von einem Mann, mit dichtstehenden Augen, aber keinerlei erkennbarem Hals. »Du hast bestimmt schon von Merton Dressler gehört.«

»Mr. Pardue.« Dressler hatte ein unterkühltes Lächeln und sein Handschlag zeugte von unterschwelliger Aggression.

Pardue sagte freundlich: »Nennen Sie mich doch Timon, bitte. Ich glaube, Ihr Vorarbeiter hat letztes Jahr das Tucson-Rodeo gewonnen.«

Dressler antwortete mit einem knappen, zufriedenen Nicken. »Vor zwei Jahren.«

Der dritte Mann wartete, bis Dressler zur Seite trat. Der Überschwang verschwand nun spontan aus Congreves Stimme und wich einem Flüstern, als sie einen hageren, langhaarigen Mann Mitte dreißig vorstellte. Pardue erkannte ihn sofort, nicht nur, weil er wie eine Mischung aus Rasputin und Postkarten-Jesus aussah. »Timon, das ist Malthys. Seine Ranch befindet sich ein paar Meilen die Straße hinauf.«

Pardue sagte: »Nett, Sie kennen zu lernen.« Keiner der beiden Männer machte Anstalten, die Hand auszustrecken.

»Ebenso«, grummelte Malthys.

Malthys Gelände eine Ranch zu nennen, war mehr als großzügig und grenzte schon an Irrsinn. Malthys war nämlich der Anführer des Pure Nation Comitatus, der seinen Sitz in mehreren Wohnhäusern auf einem vierzig Hektar großen Grundstück im nördlichen Cochise County hatte. Es gab sogar Gerüchte, dass dort Polygamie gang und gäbe war, aber wenigstens nicht mit Minderjährigen, zumindest bisher nicht. Die Zäune des PNC wurden von bewaffneten Wachen patrouilliert, was die benachbarten Rancher natürlich beunruhigte, ganz zu schweigen von den regelmäßigen Zielübungen mit echter Munition auf dem Schießübungsplatz des PNC. Pardue war selbst einige Male aufgrund von Beschwerden wegen zu lauter Musik zu dem Gelände gefahren, aber es hatte sich jedes Mal als ein Live-Konzert herausgestellt, bei dem die Texte zwar auf beängstigende, aber ansonsten unverständliche Art und Weise gebrüllt wurden. Die Genehmigungen für die Veranstaltungen waren immer in Ordnung gewesen und so hatte Pardue das Gelände jedes Mal mit der obligatorischen, aber nutzlosen Bitte, die Bands mögen doch bitte etwas leiser spielen, verlassen. Ein schlechter Nachbar zu sein, verstieß schließlich nicht gegen das Gesetz.

Pardue setzte seinen Gästen daraufhin das Essen vor und alle meinten, dass die Chili-Schlange ziemlich gut wäre, abgesehen von Malthys, der kein Lob äußerte, aber trotzdem alles aufaß.

»Wimble konnte wohl nicht?«, fragte Pardue.

»Oh Timon, du weißt doch, er und Fliegen …«, erwiderte Adele Congreve.

Pardue wusste, dass Wimble Fliegen überhaupt nichts ausmachte, noch nicht einmal in Leichtflugzeugen. Es waren eher Adeles Flugkünste, denen der frühere Deputy nicht traute. Leider hatte Pardues Erwähnung von Wimble nicht den gewünschten Effekt, dass seine Gäste endlich zur Sache kamen.

Niemand lehnte den Jack Daniels ab, was die Unterhaltung hoffentlich voranbringen würde. Anders als der Rest der Gesellschaft nippte Malthys allerdings nur an seinem ersten Drink, während die anderen schon ihre Dritten herunterstürzten. Er war offensichtlich gelangweilt von den endlosen Gesprächen über Fleischpreise, Benzinpreise, Futterpreise und sämtlichen Klatsch, der Dressler, Cutlip und Congreve einfiel, bevor sie den Grund des Besuches ansprachen. Pardue hatte nichts gegen Gesellschaft, aber das ständige Räuspern von Malthys ging ihm so langsam gehörig auf die Nerven.

Als Pardue nach einer eingehenden Analyse der toten Kuh, die mal einen Slot-Canyon blockiert hatte, und der vielen Wanderer, die sich wegen des Gestanks beschwert hatten, wieder zur Besinnung kam, bemerkte er, dass Malthys auf den M-388VT-Kanister und die militärische Ausrüstung neben seinen sonstigen Sachen starrte. Womöglich hatte der hagere Fremde erkannt, was Pardue da genau gefunden hatte.

Schließlich sagte Pardue: »Ihr habt aber einen ganz schön weiten Weg auf euch genommen.«

Adele Congreve schnatterte einfach weiter: »Und du bist so ein guter Gastgeber, Timon. Ich brauche unbedingt das Rezept für die Chili-Schlange. Aber ja, hier sind wir nun.«

Farrell Cutlip räusperte sich. »Timon, wir sind empört darüber, was dir passiert ist, und auch, dass du jetzt hier draußen in der Wildnis schläfst. Dir geht’s wahrscheinlich ähnlich.«

»Ich brauchte einfach mal ‘ne Auszeit nach der ganzen Geschichte«, erklärte Pardue.

Dressler warf ein: »Wir sind nicht allein. Mein Sohn hat dich bei Twitter gefunden.«

»Mit dem Kram geb‘ ich mich nicht ab«, meinte Pardue.

»Wer tut das schon?«, sagte Cutlip.

»Genug Leute«, erklärte Adele Congreve.

»Timon«, fuhr Dressler fort, »mein Sohn sagt, du trendest

»Was, bitte? Ich bin doch die ganze Zeit hier draußen gewesen.« Pardue war sich nicht sicher, was Trenden war, aber ihm gefiel der schicke, neumodische und weibische Klang überhaupt nicht.

Nun meldete sich Malthys zu Wort. »Mr. Pardue, Sie sind genau jetzt, genau hier, beliebter als nach Ihrer allerersten Wahl, Sir. Es gibt mindestens acht falsche Twitter-Accounts in Ihrem Namen, die alle behaupten, Sie zu zitieren oder zu repräsentieren, und die spekulieren, wo sie gerade sind und was ihre Meinung ist, vor allem zu den Bohnenfressern. Ein paar der Accounts sind sogar aus dem Ausland. Sie werden hier, in Frankreich und in Deutschland von gewissen Gruppen gefeiert, weil die alle Bescheid wissen, über die Ausländer, die einfach hier reinmarschieren und sich breit machen, wo sie nicht hingehören.«

»Gott im Himmel«, murmelte Pardue.

Cutlip sagte: »Die Frage ist nur, ob du bereit bist, diese Popularität einzusetzen, um etwas damit zu bewirken.«

»Ihr habt doch gesehen, was passiert ist, als ich versucht habe, etwas wegen des Problems zu unternehmen«, murrte Pardue.

»Vielleicht, wenn man den offiziellen Amtsweg geht, dann ja«, sagte Congreve, kokett und verführerisch.

»Wir reden hier aber nicht vom offiziellen Weg.« Malthys Augen begannen zu funkeln, als er weitersprach. »Sie sind jetzt ein freier Staatsbürger, Mr. Pardue. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, dass die Regierung, der sie zu dienen versucht haben, Ihnen, uns oder Ihren Anhängern wirklich irgendetwas vorzuschreiben hat. Washington ist doch auch nur noch voll gottloser Korruption. Die Grenzschutzbehörde verschleudert Unmengen von Geld, wussten Sie das? Sie geben es mit vollen Händen aus für Helikopter oder schicken einen Haufen Knarren über die Grenze und verlieren diese dann kurzerhand. Und die nennen sich Gesetzeshüter? Wenn das CBP mal ein Jahr nicht ihr gesamtes Budget verbrät, selbst, wenn es gar nichts erreicht, dann gibt’s in Zukunft eben weniger. Da geht’s doch nur ums Geldausgeben und nicht darum, das Problem zu lösen. Reine Selbsterhaltung. In einem Monat sind’s schon Schwärme von Ankerbabys …«

Cutlip unterbrach ihn: »Mein Hund hat letzten Monat sogar menschliche Plazenta angeschleppt.«

»Um Himmels willen«, sagte Congreve angewidert.

Malthys ignorierte Cutlip. »Nächstes Mal sind’s dann schon Zehntausende von Kindern ohne Begleitung. Das nennt man dann humanitäre Krise, anstatt zu sagen, was es wirklich ist. Eine sorgfältig geplante Invasion unseres Grund und Bodens.«

»Ich hab’ getan, was ich konnte«, erwiderte Pardue mit einem künstlichen Lächeln.

»Du hast getan, was ein einzelner Mann tun konnte«, sagte Dressler. »Du bist aber nicht länger mehr ein Mann.«

»Sie sind ein Anführer, Sir, zu Höherem bestimmt und kurz davor, wahre Größe zu erlangen. Sie sind ein General, dem Legionen unterstehen sollten.« Daraufhin stand Malthys auf, zog sein Kampfmesser und hielt es an seine Brust. »Und ich werde Ihnen den ganzen Weg folgen.«

»Den ganzen Weg wohin?«, fragte Pardue, berauscht vom Whiskey und den hochgestochenen Volksreden.

Malthys kniete sich neben den früheren Sheriff, senkte seinen Kopf und hielt Pardue sein Messer mit beiden Händen entgegen … eine abgeschmackte Bezeugung von Unterwürfigkeit, Loyalität und Ehrerbietung.

Dann sagte Malthys mit emotionaler Stimme: »Zur Grenze, Mr. Pardue, zur Grenze.«

Merton Dressler, Farrell Cutlip und Adele Congreve taten es ihm gleich, indem sie sich auf ihre alten Knie quälten, die nach dem langen Sitzen und Trinken derart knackten und knirschten, dass sie es mit dem knisternden Feuer aufnehmen konnten. Dann reckten sie ihre Klingen Pardue entgegen.

Pardue wurde rot, war überwältigt von Unbeholfenheit, und wusste nicht, was er in so einem wichtigen Moment tun oder sagen sollte. Die Messer nehmen? Diesen Waffennarren mit seiner eigenen Klinge auf die Schultern tippen und sie auffordern, sich wieder zu erheben? Seine angeborene praktische Seite gewann am Ende die Oberhand.

»Würdet ihr euch bitte alle mal wieder entspannen? Malthys, wenn Sie Legionen sagen, von wie vielen reden wir da eigentlich genau?«

IM AUGE DES FEUERS

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