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Lebewohl

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"Du arbeitest zu viel!", sagte einer der Kollegen zu ihm. Er tat so, als sei er in eine Akte vertieft. Als alle das Büro verlassen hatten, stand er auf und ging zum Aufzug.

In einem Abstellraum griff er nach seinem Handy. Auf dem Display sah er plötzlich die Umrisse eines Briefes. Kaum hatte er ihn mit klopfendem Herzen geöffnet, da fühlte er sich wieder schmerzlich enttäuscht. Auch diesmal hatte er die von ihm so sehr gewünschte Nachricht nicht erhalten.

Mit einer heftigen Bewegung stieß er seinen Oberkörper gegen die Lehne des Drehstuhls. Darauf schaute er zum Fenster hinaus. „Wie zum Hohn!“, dachte er. Keine Wolke trübte den strahlend blauen Himmel.

„Ich rufe dich an“, hörte er sie erneut mit ihrer dunklen Stimme sagen. Kurz bevor sie sich vor zwei Tagen voneinander verabschiedet hatten, hatte er ihr seine Visitenkarte gegeben. Kennengelernt hatte er sie auf der Party eines Bekannten.

Nach der Mittagspause schaute er im Büro eine Weile mit abwesendem Blick auf die vor ihm liegende Akte. Abermals sah er die Frau vor sich. Zu ihren langen, blonden Haaren hatte sie zwei glänzende, goldene Ohrringe getragen.

Dann, plötzlich, griff er nach seinem Handy. Doch wieder hatte ihn seine Hoffnung getrogen. Nicht sein Handy hatte geklingelt, sondern das seines Arbeitskollegen vor ihm.

Er sah, dass sich am strahlend blauen Himmel immer noch keine Wolke zeigte. „Er verhöhnt mich also immer noch“, dachte er und öffnete endlich die Akte. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte sie kaum lesen. In einem fort verschwammen ihm die Buchstaben vor den Augen.

Sich schließlich von der Akte abwendend, bemerkte er, dass eine Fliege reglos an der Scheibe hing. Auf der Fensterbank darunter entdeckte er noch eine weitere. Tot auf dem Rücken liegend, waren ihre vielen Beinchen ineinander verhakt. Eine Zeitlang konnte er den Blick davon nicht lösen.

Dann jedoch erhob er sich von seinem Platz und fing die noch lebende Fliege behutsam ein. Als er sie nach draußen geworfen hatte, sah er, wie sie immer tiefer hinabfiel. Doch kaum hatte sie sich schließlich gefangen, schraubte sie sich rasch ein Stück weit hoch und flog mit einer wellenförmigen Bewegung davon.

Wieder an seinem Schreibtisch, fasste er plötzlich einen Entschluss. „Lebewohl!“ hämmerte er aufs Display seines Handys und freute sich. Er konnte die Buchstaben wieder gut lesen.

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