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Briefwechsel

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Unerwartet erhielt sie ein schmales Päckchen. Es enthielt als Geschenk eine Platte aus seiner Sammlung. „Tausend Dank für den wunderschönen Abend!“ stand am Anfang des beigelegten Briefs.

Während sie ihn las, spürte sie: als geschriebene wirkten seine Worte geradezu doppelt schön.

Sie hatten nach dem Ende eines von ihnen gemeinsam besuchten Fortbildungskurses noch bei einer Flasche Wein zusammengesessen. Dabei hatte sich herausgestellt, dass sie beide jeweils Schallplatten sammelten.

Schnell entwickelte sich zwischen ihnen ein Briefwechsel. Als sie sich schon mehrere Male geschrieben hatten, lud sie ihn zu einer Party bei sich zu Hause ein.

Leider, schrieb er ihr, könne er im Augenblick nicht zu ihr kommen. Seine Mutter sei ernstlich erkrankt. Der übrige Teil seines Briefes kam fast einer Liebeserklärung gleich.

Sollte sie ihn jetzt nicht anrufen? „Nein!“, sagte sie laut zu sich selbst. Sie befürchtete, ein Anruf von ihr käme ihm im Moment ungelegen.

Es wäre sehr schön, teilte sie ihm wenig später brieflich mit, wenn sie sich gleich nach der Genesung seiner Mutter einmal wiedersehen könnten. Sie wunderte sich, dass er in seinem Antwortbrief auf den von ihr geäußerten Wunsch mit keinem Wort einging.

Einige Wochen später bekam sie eine Einladung zur Kommunion ihres Patenkindes. Es wohnte ungefähr eine halbe Autostunde von ihm entfernt. Sie schlug vor, sich dort in einem Café zu einer Tasse Kaffee zu treffen.

Drei Tage danach wurde ihr an ihrer Wohnungstür ein großer Strauß roter Rosen überreicht, den er ihr durch einen Blumenversand hatte zustellen lassen. Wie sie bereits vermutet hatte, enthielt der beigefügte Brief wieder eine Absage. Sofort beschloss sie, ihm noch am selben Tag zu schreiben.

Seine Briefe, begann sie, seien wunderschön. Doch auf Dauer könnten sie eine echte Beziehung nicht ersetzen. Er solle ihr deshalb nur noch schreiben, wenn er ihr einen Termin für ein Treffen nennen könne.

Kaum hatte sie den Brief eingeworfen, kamen ihr auch schon Zweifel. Verhielt sie sich nicht eigensüchtig? Vielleicht war seine Mutter ja wirklich schwer erkrankt?

Als er ihr nach einem Monat immer noch nicht geschrieben hatte, nahm sie eines Abends den Karton mit der Platte und seinen Briefen und brachte ihn in den Keller. Nunmehr erleichtert, ging sie wieder zurück in ihre Wohnung.

Beim nächsten Fortbildungskurs hörte sie, er habe sich eine Prostituierte auf sein Hotelzimmer bestellt. Sie war darüber nicht im Geringsten erstaunt und achtete fortan noch mehr darauf, ihn möglichst zu meiden.

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