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Nicht noch einmal

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„Warum nur schicken sie uns keine Busse? Entlassen sollte man sie!“, rief sie und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden.

„Auch die Straßen sind vereist“, versuchte ich sie zu beschwichtigen. Einen kurzen Augenblick lang sah sie mich böse an. Erst dann begann sie wieder, zu mir zu sprechen. Doch genau in dem Moment klingelte plötzlich ihr Handy.

„Sehr gut!“, jubelte sie nach dem Anruf und schüttelte hierbei ihr langes, dunkles Haar. „Sie haben die Präsentation der Werbeaktion verschoben! Auch ihre“, fügte sie noch hinzu und meinte damit die ihrer Konkurrentin.

Sichtlich erleichtert, ließ sie sich in ihren Zugsitz zurückfallen.

Darauf geschah plötzlich dies: Sie lächelte mich mit einem Mal derart freundlich an, dass ich ihr das bisher von ihr gezeigte Verhalten sofort verzieh.

Unser Zug konnte wegen vereister Oberleitungen nicht mehr weiterfahren. Die versprochene Ankunft einer Diesellok hatte sich bislang immer wieder verzögert. Während dieser Zeit war sie fast nicht zu ertragen gewesen.

Am nächsten Abend wartete ich in einem Restaurant auf sie. Ich fragte mich, wie alt sie wohl sein könnte. “Nicht über dreißig”, vermutete ich.

Als sie nach fünfzehn Minuten immer noch nicht erschienen war, warf ich noch einmal einen Blick in meinen Kalender. Ich hatte mich in der Uhrzeit offensichtlich nicht geirrt.

Nach weiteren fünfzehn Minuten fing ich an, mir ernstlich Sorgen zu machen. Wie, wenn sie den Auftrag nicht erhalten hatte? Zum Glück hatte sie mir gegenüber einmal den Namen des von ihr gebuchten Hotels erwähnt.

Auf ihrem Zimmer sei sie nicht, eine Nachricht von ihr liege auch nicht vor, erfuhr ich am Telefon von einem Angestellten des Hotels.

Ich erinnerte mich ebenfalls, wie die Firma hieß, bei der sie heute Morgen ihre Vorschläge präsentiert hatte. Doch dort anzurufen erübrigte sich.

Denn plötzlich sah ich, wie sie gerade das Restaurant betrat. Sie trug jetzt keinen Hosenanzug mehr, sondern einen engen, schwarzen Rock. Mit einer großen, vollen Einkaufstasche kam sie direkt auf mich zu. Ihr Gesicht strahlte.

„Ich hab den Auftrag bekommen!“, rief sie mir schon von weitem zu. Einige der Gäste drehten sich daraufhin verwundert nach ihr um.

„Meine Präsentation war einfach besser!“, sagte sie, als wir uns setzten. Sie sollte es während des Essens noch oft wiederholen.

Ich war froh, als wir uns schließlich wieder trennten. Das freundliche Lächeln war nicht noch einmal auf ihrem Gesicht erschienen.

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