Читать книгу Die Suche - Robert Korn - Страница 16
Allein
Оглавление„Hilfst du mir? Die Aufgabe hier ist einfach zu schwer für mich.“
„Ich kann dir leider erst heute Abend helfen.“
„Dann bin ich zu müde.“
„Versuch es doch noch einmal selber“, sagte sie jetzt zu ihrem Sohn.
„Mir raucht schon der Kopf“, erwiderte er darauf.
Einen Augenblick lang wusste die Mutter nicht mehr weiter. Dann aber hellte sich ihr Gesicht mit ein Mal auf. „Warum rufst du nicht deinen Freund an?“
„Er ist gerade“, sagte das Kind, „mit seinem Vater in der Stadt.“
„Also gut“, gab sich die Mutter geschlagen.
Leicht missmutig schob sie das Fläschchen Nagellack zur Seite und blies noch einmal auf ihre kurz vorher angemalten Fingernägel. Danach ergriff sie das Heft ihres Sohnes und schaute sich die Mathe-Aufgabe an.
Doch noch bevor sie sich in sie hineingedacht hatte, klingelte plötzlich ihr Handy.
„Tut mit leid, Schatz“, sagte sie nach dem Anruf in einem aufgeregtem Ton. „Gerd kommt schon früher!“
Sofort sprang sie hoch und lief in ihr Schlafzimmer und wenig später in das Bad. Als sie wieder in der Küche erschien, trug sie ein elegantes Kleid und große Ohrringe. „In drei Stunden bin ich wieder zurück“, sagte sie und eilte zum Fenster. „Er ist schon da!“, rief sie, gab ihrem Sohn noch schnell einen Kuss und rannte hinaus.
Eine Zeitlang blieb das Kind unschlüssig vor dem Küchentisch sitzen. Dann erhob es sich und verließ die Wohnung.
Vor einem Garten in einer ruhig gelegenen Straße pfiff es auf zwei Fingern. Kurz darauf streckte es seine rechte Hand durch die Masche eines Zauns und streichelte einen großen, struppigen Hund. Das Kind wusste, dass dieser häufig den ganzen Tag sich selbst überlassen war.
Als es viele Male ein Stöckchen über den Zaun geworfen hatte, leckte der Hund ihm dankbar die Hand.
Da, plötzlich, fand das Kind zu seinem großen Erstaunen die Lösung seines Mathe-Problems. Seit die Mutter zu ihrem neuen Freund geeilt war, hatte es nicht mehr an die Mathe-Aufgabe gedacht.
Wieder zu Hause, sah es schon von der Küchentür aus, dass auf dem Tisch ein handgeschriebener Zettel lag. Stehend las es: „Mein Schatz! Habe meinen Lippenstift vergessen. Kann leider erst später kommen. Iss etwas zu Abend und geh rechtzeitig schlafen!
Tausend Küsse!
Deine Mama“
„Deine Mama!“, wiederholte das Kind mit lauter Stimme. Es zerknüllte den Zettel und schleuderte ihn zu Boden.
Erst am nächsten Morgen stellte es fest: die Lösung der Mathe-Aufgabe war ihm wieder entfallen.