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Kapitel 8

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Jakob tippte nervös mit dem Fuß auf den Boden. Die Neumanns hätten schon seit zwanzig Minuten hier sein sollen, und Ben hatte auf wiederholte SMS und zwei Anrufe nicht reagiert. Es musste einen Grund dafür geben, dass sie noch nicht da waren. Eine junge Sekretärin hinter einem schicken Schreibtisch aus Stahl und Glas wandte sich an ihn.

»Ms Abboud wüsste gern, ob Sie den Termin verschieben müssen.«

»Warten wir noch fünf Minuten.«

Jakob spielte in Gedanken alle Möglichkeiten durch, wie das Meeting sich entwickeln könnte. Sadie war ein zauberhaftes kleines Mädchen, das sofort alle Sympathien auf seiner Seite hatte, wenn sie nicht gerade wie gebannt an ihrem Tablet hing. Trotzdem würden Tablet und Ohrstöpsel vielleicht während des Gesprächs als Babysitter herhalten müssen. Weitere Minuten verstrichen.

»Mr Brodsky«, versuchte es die Sekretärin noch einmal. »Ich werde gern mit Ms Abboud nach einem neuen Termin suchen.«

»Nein!« Jakobs Widerspruch klang heftiger, als er beabsichtigt hatte.

In diesem Moment ging die Tür auf, und ein sichtlich abgehetzter Ben Neumann trat ein. An einer Hand hielt er Sadie.

»Fragen Sie nicht«, sagte er und streckte Jakob die andere Hand entgegen. »Ich hatte Sadie mit meinem Handy spielen lassen, bevor wir aufbrachen, und sie hat es in die Toilette geworfen. Momentan liegt es in einer Schüssel mit Reis. Dann ist etwas an der Kühlung meines neuen Autos kaputtgegangen, und der Motor überhitzte sich, als wir herfuhren. Ich konnte Ihnen nicht mitteilen, dass wir später kommen.«

»Oh, mit überhitzten Motoren habe ich auch meine Erfahrungen«, kommentierte Jakob und wandte sich dann an die Rezeptionistin. »Bitte lassen Sie Ms Abboud wissen, dass wir vollzählig sind.«

Ben ließ sich auf einen Stuhl sinken, und Sadie, die noch ihre Schuluniform trug, krabbelte ihrem Vater auf den Schoß und lehnte den Kopf an seine Brust.

»Sadie ist erschöpft«, sagte Ben und strich dem Mädchen über das schwarze Haar.

Hana Abboud betrat den Empfangsbereich. Sie streckte Jakob die Hand entgegen und wandte sich dann an Ben und Sadie. Ben stand auf, hielt dabei aber seine Tochter weiter im Arm. Jakob stellte sie gegenseitig vor. Sadie warf der arabischen Anwältin einen scheuen Blick zu.

»Sie hat schöne Haare, so wie ich«, wisperte Sadie ihrem Vater so laut ins Ohr, dass es sogar die Sekretärin noch hören konnte.

»Danke«, sagte Hana lächelnd. »Hier entlang, bitte.«

Statt des größeren Konferenzraums, wo das Treffen mit Lowenstein stattgefunden hatte, betraten sie einen kleineren Raum mit sechs Stühlen um einen Tisch aus Chrom und Glas. Die Außenwand war vollständig verglast und gab einen spektakulären Blick frei. Sadie befreite sich aus der Umarmung ihres Vaters und lief zu der durchsichtigen Wand. Hana trat zu ihr, kniete sich hin und fing an, ihr besondere Punkte der Aussicht zu erklären. Jakob und Ben sahen schweigend zu.

»Und dort drüben kannst du an klaren Tagen den Stone Mountain sehen«, sagte Hana und wies nach Osten. »Warst du schon einmal dort?«

»Ja«, antwortete Ben. »Vor ein paar Monaten.«

Sadie erinnerte sich vor allem höchst lebhaft an einen blauen eisgekühlten Drink.

»Es war der reinste Zucker, und ihre Zunge war danach bis zum nächsten Tag blau«, sagte Ben.

Jakob räusperte sich, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Doch Sadie beugte sich zu der Anwältin und legte ihr die Hand auf die Schulter.

Hana nahm ihr Gespräch mit Sadie wieder auf.

Dies ist ein Mandantengespräch der eher ungewöhnlichen Art, dachte Jakob, und es wurde mit jedem Moment seltsamer.

»Mr Neumann«, begann Hana.

»Bitte, nennen Sie mich Ben.«

»Und ich bin Hana.«

»Hana«, wiederholte Sadie mit der gleichen Betonung auf dem letzten »a«.

»Kinder sind so unglaublich gute Nachahmer«, sagte Hana lächelnd.

»Ja, das stimmt. Sie ist zwar noch keine sieben, aber ich glaube, Sadie wird einmal eine Vorliebe für Sprachen haben«, erwiderte Ben. »Sprachlich ist sie sehr begabt.«

»Wann beginnt sie mit einer zweiten Sprache?«, wollte Hana wissen.

»Sie lernt Hebräisch in der Schule, und nächstes Jahr in der zweiten Klasse kommt Spanisch dazu.«

»Sie geht auf eine jüdische Schule?«

»Ja.«

Hana sagte etwas zu dem Mädchen, das Jakob nicht verstand, und die Kleine antwortete sofort. Hana ließ einen längeren Satz folgen, und erhielt wiederum prompt eine Antwort. So ging es eine Weile hin und her.

»Sie haben recht«, sagte Hana. »Sie ist wirklich sprachbegabt.«

»Wie viele Sprachen sprechen Sie?«, erkundigte sich Ben.

»Arabisch, Hebräisch, Englisch und Französisch«, antwortete Hana und stand auf. »Und die habe ich alle gebraucht, als ich als Sicherheitsbeamtin am Ben-Gurion-Airport gearbeitet habe. Mein Französisch ist am schwächsten, aber es hat gereicht, um Fluggäste zu befragen, die aus französischsprachigen Ländern kamen.«

Hana setzte sich auf einen der Stühle. Anstatt zu ihrem Vater zu gehen, schickte Sadie sich an, auf Hanas Schoß zu klettern.

»Nein, Sadie«, rief Ben. »Komm lieber zu mir.«

»Das ist schon okay«, sagte Hana. »Es erinnert mich an meine Nichten in Israel, die auch immer auf meinem Schoß saßen. Ich vermisse sie sehr.«

Jakob hatte es aufgegeben, herauszufinden, in welche Richtung das Gespräch sich bewegen würde. Aber zumindest verlief es bisher positiv, und das freute ihn. Er verharrte schweigend und wartete ab.

»Welche Fragen haben Sie?«, wandte sich Hana an Ben.

Sadie drehte sich um, zog Hanas Gesicht zu sich herunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Hana lächelte.

»Was hat sie gesagt?«, wollte Ben wissen.

»Sag du es ihm«, forderte Hana das Mädchen auf. »Aber auf Englisch und nicht auf Hebräisch.«

»Ich habe gefragt, ob Hana mit uns Eis essen geht«, verkündete Sadie.

Ben lächelte. »Von mir aus gern.«

Hana strich dem Mädchen übers Haar. Die Kleine hatte sich angelehnt und die Augen geschlossen. Jakob fühlte sich, als hätte man ihn in eine Therapiesitzung katapultiert.

»Warum treffen wir uns mit Ihnen und nicht mit Mr Lowenstein?«, fragte Ben Hana.

»Die Teilhaber haben es mir überlassen, zu entscheiden, ob die Kanzlei in diesem Fall mit tätig wird. Bevor ich meine Empfehlung abgebe, wollte ich Sie und Sadie gern kennenlernen.«

Jakob war jetzt vollkommen verwirrt.

»Ich glaube, ich verstehe«, antwortete Ben langsam. »Aber sagen Sie mir bitte genau, warum Sie bereit wären, in diesen Fall einzusteigen. Nicht aus der Sicht der Kanzlei, sondern aus Ihrer persönlichen Sicht.«

»Ich bin Araberin, und ich bin Israelin. Was an jenem Tag in Jerusalem geschah, ist unentschuldbar und schrecklich. Keine noch so hohe Summe wird Sie und Sadie für Ihren Verlust entschädigen. Aber ich bin bereit, dafür zu arbeiten, dass hier Gerechtigkeit geschieht, auch wenn es vermutlich wenig Anklang finden wird, wenn ich das tue.« Hana legte Sadie die Hand auf den Kopf. »Vor allem möchte ich, dass Sadie erfährt, dass jemand wie ich bereit ist, zu helfen und sie zu segnen, statt zu verletzen und ihr zu schaden.«

»Das ist …«, begann Ben und hielt einen Moment inne, »… mehr als ich zu hoffen gewagt hätte.«

»Für mich in Ordnung«, unterbrach Jakob. Ihm ging es um Ergebnisse und nicht um Beweggründe.

»Erstaunlich«, begann Ben. »Erstaunlich, dass ich zwei Anwälte finde, Sie und Jakob, die mir nicht nur mit der Klage helfen wollen, sondern denen auch etwas an uns als Familie liegt. Das bedeutet mir viel. Und es hätte auch Gloria sehr gefreut.«

»Gloria ist meine Mama«, erklärte Sadie Hana. »Ein böser Mann hat sie getötet. Und mich hat er verletzt.«

»Ich weiß«, erwiderte Hana. »Aber ich denke, etwas von deiner Mama lebt jetzt in dir.«

»Das sagt meine Granny auch«, gab Sadie zurück.

Ben wandte sich an Jakob. »Ich habe sonst keine Fragen, wenn Sie keine mehr haben.«

Jakob starrte Hana an, die ihn aus tiefschwarzen Augen ansah, die ihm bis in die Seele zu dringen schienen. »Wir müssen Hana noch mitteilen, was wir im Hinblick auf Sadie vereinbart haben«, sagte er zu Ben.

»Was ist mit mir?« Sadie streckte sich und blickte ihren Vater an. »Willst du mich auf diese andere Schule schicken? Ich will aber meine Freunde nicht verlieren.«

»Nein, nein, keine Sorge«, beruhigte Ben sie.

»Ben möchte nicht, dass Sadie als Mitklägerin fungiert oder dass sie in diesen Fall überhaupt einbezogen wird«, erläuterte Jakob und versuchte, es so klingen zu lassen, als sei das eine unwichtige Kleinigkeit.

»Nun, das ist eine neue Entwicklung. Ich werde mit Mr Lowenstein darüber sprechen müssen.«

»Es geht nur um ihre Sicherheit«, warf Ben ein. »Ich kann es Ihnen später erklären, wenn Sie wollen.«

Hana nickte. »Ich verstehe. Aber das kann ich nicht allein entscheiden.«

Jakob spürte förmlich, wie eine Welle der Enttäuschung über ihn hinwegrollen wollte. Er wehrte sie ab, indem er das Thema wechselte. »Wir sind bereit, unseren Anteil an den Vorabkosten zu zahlen, sobald eine Gesamtvertretungsvereinbarung unterschrieben ist.«

»Mr Lowenstein hat mich davon vor unserem Treffen in Kenntnis gesetzt«, antwortete Hana. »Lassen Sie mich sehen, ob er gerade verfügbar ist, um den veränderten Klageumfang zu diskutieren. Ich würde Ihnen gern möglichst heute noch eine Antwort geben.«

Hana griff zum Telefon auf dem Seitentisch und wählte eine Nummer. »Ist Mr Lowenstein zu sprechen?«, fragte sie. »Es geht um den Fall Neumann.«

»Danke«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Ich bin sofort da.«

»Kann ich mitkommen?«, fragte Sadie.

»Diesmal nicht«, erwiderte Hana. »Ich muss mit meinem Chef reden.«

»Ich hoffe, der ist netter als Daddys Chef«, kommentierte Sadie. »Der will immer, dass Daddy arbeitet, auch wenn wir lieber zusammen etwas Schönes machen wollen.«


Von dem Augenblick an, als sie das kleine Mädchen im Empfangsbereich zum ersten Mal gesehen hatte, empfand Hana eine tiefe, zärtliche Zuneigung zu dem mutterlosen Kind. Das Gefühl war unglaublich beglückend und verstörend verwirrend. Aufgrund ihrer nächtlichen Erfahrung wusste sie, sie sollte Sadie treffen. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie so intensiv reagieren würde. Sie hatte jeden Funken Willenskraft aufwenden müssen, um nicht in Tränen auszubrechen.

Hana erreichte Mr Lowensteins Büro. Der Seniorpartner saß an seinem Schreibtisch, hatte die Krawatte gelockert, und sein Haar war etwas zerzaust. Bevor Hana etwas sagen konnte, ergriff er das Wort.

»Was haben Sie auf dem Herzen, Hana? Gladys sagte, es sei wichtig.«

Hana gab eine kurze Zusammenfassung ihres Gesprächs mit Jakob Brodsky und Ben Neumann, der Lowenstein mit gesenktem Kopf aufmerksam lauschte. Erst als sie erwähnte, dass Sadie aus dem Fall herausgehalten werden sollte, blickte er auf.

»Glauben Sie, es wäre das Beste, die Sache abzublasen, bevor wir angefangen haben?«

»Deswegen bin ich hier. Um Sie zu fragen.«

»Wessen Anspruch ist aussichtsreicher? Der des Vaters oder der des Kindes?«

Ben hatte eine Frau verloren. Sadie eine Mutter. Beide hatten seelische Narben davongetragen, aber Sadie auch noch eine äußere.

»Die Tochter«, sagte Hana.

»Der Meinung bin ich nicht.«

»Nicht?« Hana riss die Augen auf. »Und warum nicht?«

»Ben Neumann hat seine Frau verloren, was eine beträchtliche Schadensersatzforderung rechtfertigen wird. Und der gesunde Menschenverstand sagt, dass es klug ist, ein kleines Kind so wenig wie möglich einer Öffentlichkeit auszusetzen, wie dieser Fall sie mit sich bringen wird. Vergessen Sie nicht, ich habe selbst Enkeltöchter; ich verstehe also, was den Vater bewegt. Die Frage ist: Bleibt dann noch genug übrig, um ein Verfahren zu rechtfertigen.«

»Ich möchte es gern«, sagte Hana.

»Das habe ich schon in Ihrem Blick gelesen«, sagte Lowenstein. »Und wenn ich im Blick eines Anwalts eine solche Entschlossenheit sehe, dann bekommt das meine Aufmerksamkeit. Gehen wir den nächsten Schritt: Leiten wir eine Investigation ein. Brodsky und sein Mandant finanzieren diesen Teil des Verfahrens. Bis auf den Einsatz Ihrer Zeit geht die Kanzlei ein geringes Risiko ein.«

»Müssen die Teilhaber dem noch zustimmen?«

»Ich werde eine Notiz rumschicken, aber ich glaube, das geht problemlos durch. Also: Unterschreiben Sie die Vereinbarung über eine Gesamtvertretung.«

»Danke«, sagte Hana.

Lowenstein fuhr sich mit den Fingern durch das graue Haar. »Ich hoffe, das können Sie in einem Jahr auch noch sagen.«

Hana ging in den Konferenzraum zurück und überbrachte die gute Nachricht. Ben schien nicht überrascht, aber Jakob war offensichtlich schockiert.

»Was haben Sie gesagt, um ihn zu überzeugen?«, platzte er heraus.

»Er ist Großvater und hat zwei Enkeltöchter. Ich glaube, das war ebenso maßgeblich. Wenn Sie bereit sind, werde ich die Gesamtvertretungsvereinbarung anpassen und Ihnen dann zur Unterschrift vorlegen.«

Jakob und Ben sahen einander an und nickten. Hana wandte sich zur Tür.

»Ich will mitkommen«, erklärte Sadie. »Du kannst mir zeigen, wo du arbeitest.«

»Das liegt ganz bei Ihnen«, sagte Ben mit einer alles offenlassenden Geste zu Hana.

Hana drückte Sadies Hand und ging mit ihr den Korridor entlang. Das Kind schien ganz eins mit sich selbst. Sie erreichten Janets Schreibtisch.

»Janet, das ist Sadie Neumann«, stellte Hana ihre kleine Begleiterin vor.

»Hallo, Sadie«, erwiderte Janet und legte ihren Kopfhörer auf den Schreibtisch. »Sieht aus, als hättest du eine neue Freundin gefunden.«

Hana erklärte Janet, welche Änderungen in der Gesamtvertretungsvereinbarung gemacht werden mussten.

»Bin schon dabei«, sagte Janet, und Hana und Sadie steuerten Hanas Büro an. Dort lief das Mädchen um den Schreibtisch herum und kletterte in den modernen Schreibtischstuhl.

»Dreht der sich?«, fragte Sadie.

»Ja.« Hana wirbelte sie ein paarmal herum.

»Schneller, bitte«, forderte Sadie.

Hana drehte den Stuhl etwas schneller, und Sadie senkte den Kopf und schloss die Augen.

»Okay, das war’s«, verkündete Hana.

Sadie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und entdeckte ein Foto auf dem Schreibtisch. »Ist das dein kleines Mädchen?«; wollte sie wissen.

»Nein, das ist meine Nichte. Sie heißt Kadijah.«

Sadie wiederholte den Namen. Hana setzte auf Arabisch hinzu: »Sie ist meine Nichte«, und Sadie ahmte die Worte perfekt nach.

»Vielleicht solltest du nicht nur Hebräisch und Spanisch lernen, sondern auch Arabisch«, schlug Hana vor.

Janet erschien mit dem geänderten Dokument. »Das ließ sich rasch machen«, sagte die Assistentin und wandte sich dann an Sadie. »Du bist ein süßes Püppchen.«

»Nein, ich bin ein Mädchen«, protestierte das Kind.

»Das stimmt«, sagte Hana zu Janet gewandt. »Und ein kluges noch dazu.«

Sadie saß auf Hanas Schoß, während diese die Änderungen überprüfte. Dann gingen beide zurück in den Konferenzraum.

»So, hier ist die Vereinbarung«, sagte Hana und reichte Jakob das Dokument.

Sadie beanspruchte wieder ihren Platz auf Hanas Schoß, und Hana drehte den Stuhl so, dass das Kind währenddessen durch die Fensterwand hinausschauen konnte.

»Die Vereinbarung sieht gut aus«, sagte Jakob nach einer Weile.

Hana drehte sich mit ihrem Stuhl wieder um. »Hat noch jemand eine Frage?«

»Kommst du zu meiner Geburtstagsparty, Hana?«, fragte Sadie. »Ich schicke dir eine Einladung, wenn ich sie fertig ausgemalt habe. Daddy, zwei sind noch übrig von denen, die du mir gekauft hast.«

Jakob setzte seine Unterschrift unter das Dokument und schob es über den Tisch zu Hana. »Würden Sie mir bitte eine Kopie machen?«

»Natürlich.« Hana setzte Sadie sanft auf den Boden und verließ rasch den Raum. Mit tränenverschleiertem Blick unterzeichnete sie das Dokument auf einem Tischchen neben dem Kopierer, der am nächsten beim Konferenzraum stand. Kein Kind auf dieser Welt sollte Opfer von Terror sein, egal, was immer als Grund oder Rechtfertigung dafür angeführt wurde. Ohne die instinktive, opferbereite Liebe von Gloria Neumann hätte der Angriff leicht zwei Todesopfer fordern können.

Hana steckte die Kopien in zwei Briefumschläge, einen für Jakob und einen für Ben, und ihr Herz war schwer. Sadie stand für so viele andere Kinder, die in den letzten siebzig Jahren seit der Gründung des Staates Israel getötet, verstümmelt oder elternlos geworden waren. Jüdische, arabische, christliche, muslimische, drusische Kinder – Kinder, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren, als Kugeln abgeschossen wurden, Raketen einschlugen oder Bomben explodierten.

Kinder, die keine Schuld trugen, aber schwere Verluste erleiden mussten.

Sadie strahlte, als Hana wieder im Konferenzraum erschien. Hana brachte ein Lächeln zustande, aber ihr entging nicht, wie deutlich Sadies Lächeln abbrach, wenn es die Narbe in ihrem Mundwinkel erreichte. Es war das Lächeln einer Bezwingerin, die noch nicht ganz verstand, was sie zu bewältigen hatte.

Der Auftrag

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