Читать книгу Blutdorf - Rolf Eversheim - Страница 14
Оглавление8. Kapitel
Die frische Abendluft half Mülenberk, sich an den Fakten zu orientieren. Auf seinem Weg zum Auto fasst er die Erkenntnisse aus dem Treffen im Haus von Kassiopeia zusammen: Er hatte nach über dreißig Jahren seinen alten Freund und Bundesbruder Jupp Boergaard wiedergesehen – und nicht nur das: Es schien so, als ob die Jahre ihrer Freundschaft zwar Patina verliehen hatten, sie aber darunter strahlte wie früher. Mit der Einschätzung von Kassiopeia tat er sich viel schwerer, hielt sie gar für unmöglich, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt. Ihre mystische Aura und dieselben grünen Augen wie Esthers zogen ihn einerseits auf eine ihm bisher nicht bekannte Art und Weise an, aber andererseits verunsicherte, ja erschreckten ihn ihre offensichtlichen Gaben und Befähigungen. Sie fanden noch keinen Platz in seinem Weltbild, das durch die naturwissenschaftliche Ausrichtung seines Studiums geprägt war.
Deshalb konnte er die Geschichte mit dem Wolf auch nicht nachvollziehen. Klar war der Wolf ein Thema in der Region; nicht nur unter Jägern. Es gab viele Fragen um seine Existenzberechtigung in der dicht besiedelten Kulturlandschaft, die hoch emotional und kontrovers diskutiert wurden. Aber ihm Hinweise auf ein Blutdorf zuzuschreiben, was auch immer sich auch hinter diesem martialischen Begriff verbergen mochte, erschien Mülenberk alles andere als seriös. Okay, das Dorf war ihm immer schon merkwürdig vorgekommen und die Bemerkungen seines Jagdfreundes Karsten Schober, der die dörfliche Jagd seit fast neun Jahren gepachtet hatte, konnte er jetzt besser verstehen, nachdem er das Dorf zu Fuß erkundet hatte: Das Dorf und seine Bewohner waren aus einem anderen Holz geschnitzt als die anderen in der Eifel.
Er tat das, was er immer tat, wenn die Lage unübersichtlich war: Fakten zusammentragen und dann auswerten. Angeblich hatte ein Wolf ein Schaf dieser Wanderschäferin gerissen. Als Erstes würde er mit ihr reden. Er hatte bei der Fahrt eine Schafherde direkt bei Königsfeld gesehen. Da würde die Schäferin ja nicht weit entfernt sein. Danach würde er Karsten Schober anrufen.