Читать книгу Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis - Rolf Michael, Alfred Bekker, Frank Rehfeld - Страница 10

Kapitel 3: Im Reich der Verdammten

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Robert ließ den Computer erneut hochfahren und startete das Spiel. In der Beschreibung sah er nach, wie man den Modus für zwei Personen einstellte.

Brenda hatte sich inzwischen den zweiten Stuhl in Roberts Zimmer passend zurechtgestellt. „Na, dann mal los“, sagte sie und lachte ihn an. Grübchen entstanden dabei auf ihren Wangen.

Auf dem Bildschirm erschien wieder das flammende Höllentor, das von einem Zombie mit scharfer Sense bewacht wurde.

„Und das soll gruselig sein?“, fragte Brenda.

„Warte es ab.“

„Das ist zum Gähnen!“

„Ich sagte: Warte ab!“

„Eine moderne Version der Addams Family. Aber nichts, wovor man sich fürchten müsste.“

„Dann amüsier dich meinetwegen, wenn du es so witzig findest.“

„Ach, Robert!“

„Willkommen am Tor zur Hölle!“, sagte der Zombie mit verrotteter Kleidung und glühenden Augen. Er deutete wieder mit seiner Sense auf das flammende Tor. „Wenn ihr dieses Tor durchschreitet, seid ihr im Reich der Verdammten und es gibt dann kein Zurück mehr. Click hier, wenn ihr dem Satan eure Seelen überantworten wollt – denn nur dann könnt ihr Zutritt ins Höllenreich erhalten.“

„Es ist wirklich zu blöd, Robert!“

„Etwas Geduld, Brenda!“

„Dann schalte die Lautstärke etwas herunter.“

„Wieso?“

„Na, deine Eltern denken doch, dass wir hier fleißig lernen!“

„Click jetzt! Na, los!“

Sie seufzte. „Meinetwegen. Und jetzt du!“ Im nächsten Augenblick erfasste sie beide der unheimliche Sog, den Robert bereits einmal gespürt hatte. Ein Sog, dem man nicht widerstehen konnte. Alles drehte sich vor den Augen und sie schienen in einen bunten Strudel aus Farben und Formen zu stürzen.

Dann wurde es für kurze Zeit dunkel.

Im nächsten Moment fanden sie sich in jener bizarren, tief gefrorenen Welt wieder, die den Hintergrund für einen Horrorfilm hätte abgeben können - der fahle Mond, der helle Schnee, die verwachsenen Bäume und die tierischen Schreie namenloser Kreaturen, die immer wieder die gespenstische Stille unterbrachen.

In der Ferne lag – erhaben und Furcht einflößend – das Schloss, aus dem die riesenhafte Vampirfledermaus gekommen war.

Robert musterte Brenda. Sie sah sich um, machte einen Schritt nach vorn und stellte fest, dass ihre Füße tatsächlich ein Stück in den Schnee einsanken.

„Das ist…“

Sie sprach nicht weiter und hatte offenbar keine Worte für das, was sich ihr darbot.

„Das ist cool, oder?“, meinte Robert. „Gib es zu, so was hättest du nicht erwartet!“

Sie schüttelte den Kopf. „Okay, ich gebe zu, dass dies wirklich ein ganz außergewöhnliches Spiel sein muss!“

„Habe ich es dir doch gesagt!“

„Wie kommen wir hier her? Wie haben die das gemacht?“

„Keine Ahnung, Brenda. Ich weiß nur, dass ich noch nie ein Spiel gespielt habe, das auch nur annähernd an diesen Effekt herankam!“

Brenda trat ein paar Schritte vor und pflückte einen Eiszapfen von einem erstarrten Strauch.

Wenig später ließ sie ihn fallen.

„Der ist ja wirklich kalt!“, stellte sie fest.

„Na klar, was denkst denn?“

„Was ist mit der Verwundung an deiner Hand? Kommt die auch...“, Brenda zögerte, ehe sie weiter sprach, „...von hier?“

Robert nickte. „Ja. Du musst bei den Schwertern aufpassen.

Die sind scharf wie Rasierklingen – und zwar auf beiden Seiten.“

„Was für Schwerter?“

„Wirst du gleich sehen. Eigentlich wundert es mich, dass wir noch keine Waffen zur Auswahl bekommen haben.“ Sie rieb sie die Hände und sagte dann: „Robert, wir sollten jetzt damit aufhören. Wie kommen wir wieder zurück?“

„Aber wir sind doch gerade erst hier!“

„Vergiss nicht, dass wir lernen wollten!“ In diesem Augenblick ertönte eine Stimme.

„Wählt eure Waffen – und versucht zu überleben. Im Schloss wartet der Herr des Bösen auf euch und freut sich, euer Blut kosten zu dürfen. Eure Seelen hingegen, wird ein anderer bekommen, dessen Namen ich nicht auszusprechen wage.“ Im nächsten Moment erschienen nacheinander verschiedene Waffen. Sie schwebten genau wie beim ersten Mal einfach in der Luft, nur war diesmal das zur Verfügung stehende Arsenal etwas größer.

Es gab neben Streitäxten, Schwertern und einer Armbrust auch noch verschiedene Dolche und Rapiers sowie einen Langbogen.

„Jetzt haben wir die Qual der Wahl“, sagte Robert. „Also eins weiß ich, diesmal werde ich mich etwas besser ausrüsten als beim letzten Mal. Ich würde dir dasselbe empfehlen Brenda, sonst hast du nämlich gegen die Monster keine Chance.“

„Quatsch, wir gehen jetzt zurück!“, beharrte Brenda. „Das reicht mir. Vor allem ist mir schrecklich kalt. Auf einen Schiurlaub war ich nämlich nicht so richtig eingestellt!“ Die Stimme meldete sich wieder.

„Wählt die Waffen und überlebt! Aber bedenkt, dass ihr Verdammte seid. Verdammt zu sterben, verdammt eure Seelen und euer Blut zu geben...“

Ein Gelächter ertönte.

„Schluss jetzt mit dem Gequatsche!“, sagte Brenda entschieden und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich will jetzt zurück! Definitiv!“

„Wählt die Waffen!“, beharrte die stark verhallte Stimme, deren Kathedralen-Akustik einen eigentümlichen Kontrast zu der Schnee gedämpften Stille dieser gefrorenen Landschaft stand.

Brenda wandte sich an Robert. „Hör mal, was soll das denn?

Gibt es hier keine Escape-Funktion?“

„Anscheinend nicht in diesem Menue“, murmelte Robert.

„Wählt die Waffen oder ihr werdet den Mächten des Bösen ein leichtes Opfer werden. Aber den Jägern des Blutes macht es keine Freude, ihre Beute ohne Kampf zu erjagen!“, verkündete die Stimme. Ein gehässiges Kichern ertönte. Dazu ein schauriger Chor von schrillen Stimmen, die wie ein Singsang zwei Wörter wiederholten.

„Blut!“

„Durst!“

„Blut!“

„Durst!“

„Ich würde sagen, wir bringen es hinter uns!“, sagte Robert.

„Du willst jetzt hier eine Runde spielen, oder was?“

„Klar! Wir hauen ein Monster tot und dann gibt es sicher einen Zugang zur Escape-Funktion!“

„Das ist nicht dein Ernst, Robert! Wir wollen lernen!“

„Das geht bestimmt ganz schnell. Bei jedem Spiel kann man aussteigen, wann man will, nur muss man gegebenenfalls in einem tieferen Level wieder anfangen.“

„Tja, aber hier scheint das anders zu sein, Robert!“

„Besser wir wählen jetzt die Waffen, sonst sind sie weg!“, schlug Robert vor.

Er wählte ein Schwert, das dazugehörige Futteral, um es sich auf den Rücken zu schnallen, die Armbrust mit Holzpflöcken, einen Dolch und ein Rapier.

Zur Armbrust gehörte auch noch eine Ledertasche für die Holzpflöcke.

Als er auch noch die Axt nehmen wollte, wurde diese plötzlich transparent.

„Du hast keine Waffenpunkte mehr!“, sagte die hallende Stimme.

Brenda wählte auch.

Sie nahm ein Schwert, einen Dolch und den Bogen mit einem Köcher voller Pfeile.

Sie besaßen keine Metallspitzen, sondern waren aus Holz.

„Ist doch logisch!“, fand Robert, als Brenda sich darüber wunderte. „Vampire tötet man durch Holzpflöcke. Noch wie was von Dracula gehört?“

„Da gab’s bestimmt im Eingangsmenue eine Funktion für Fragen und Erklärungen“, erwiderte sie.

„Die haben wir wohl übersehen. Aber darauf kommt es auch nicht so an. Wir wollten doch nur kurz mal in dieses Game hinein schnuppern und dann lernen.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Oder?“

Brenda schien die ganze Situation gar nicht mehr komisch zu finden. „Das ist kein normales Spiel, Robert!“

„Was sag ich denn die ganze Zeit!“

„Was war das denn für ein Typ, der dir Hellgate verkauft hat?“

„Sah aus wie Morpheus aus Matrix. Langer Ledermantel, kahler Kopf und ein schwarzer Knebelbart. Außerdem roch er nach Leichenöl.“

Brenda runzelte die Stirn. „Wie bitte?“

„Ja, damit schmieren sich doch Grufties ein, um ihrem Outfit gemäß zu riechen. Wusstest du das nicht?“

„Also mein Fall ist das nicht! Ein klassisches Deo tut’s doch auch, finde ich.“

„Ich sage dir, der hatte sich damit so doll einbalsamiert wie eine ganze Gruftbelegschaft. Aber seine Preise waren cool. Fünf Dollar und meine Seele wollte er haben. Also so gut wie nichts.“

Eine Pause entstand. In der Ferne krächzte eine Krähe und der Wind heulte um die Mauern des fernen Schlosses auf der Anhöhe.

„Robert…“

„Ja?“

„An deiner Stelle würde ich von meiner Seele nicht als ‚so gut wie nichts’ sprechen.“

„Na ja…“

„Und außerdem kannst du wetten, dass mit dem Typ und seiner Ware was nicht in Ordnung war. Geklaut, kopiert oder sonst was.“

„Ist doch egal!“

Sie rieb sich die Arme.

„Mir ist verdammt kalt und ich hätte gerne etwas Wärmeres zum Anziehen, wenn wir hier länger bleiben. Und danach sieht es ja leider aus.“

Robert zuckte die Schultern. „Warum rufen wir nicht einfach die Stimme?“ Er stapfte ein paar Schritte durch den Schnee. „Heh, Stimme? Wir brauchen Kleider! Es ist verdammt kalt hier!“

Keine Reaktion.

Robert versuchte es noch einmal, wieder gab es keine Antwort.

Plötzlich knackten Zweige im nahen Unterholz. Robert schob die Armbrust, die ihm an einem Riemen über der Schulter hing etwas weiter nach hinten und riss das Schwert aus dem Rückenfutteral.

„Pass auf, dass du nicht schneidest!“, sorgte sich Brenda.

„Keine Sorge, das habe ich jetzt im Griff!“

„Lass uns einfach nur einen Weg finden, der möglich schnell hier herausführt, Robert!“

„Sicher!“

Wieder knackte es im Unterholz eines nahen Waldstücks.

Nebelschwaden waberten über den Boden, sodass man kaum etwas davon sehen konnte, was dort geschah. Krähen wurden aufgescheucht. Der Schlag ihrer dunklen Schwingen erzeugte ein raschelndes Geräusch.

Aus dem Unterholz kam eine Gestalt, kaum größer als einen Meter und fast genauso breit.

Ein Gnom mit einem Kopf, der fast ein Drittel seines Körpers ausmachte und der ein tierhaftes, mit spitzen Zähnen bewehrtes Maul besaß. Die Beine waren kurz und stämmig. Die Arme so dick und kräftig, wie die Oberschenkel eines ausgewachsenen Mannes - und so lang, dass sie über den Boden schlürten, wenn er sie nicht verschränkte.

Robert senkte das Schwert.

„Gegen Zwerge kämpfe ich nicht, das ist unfair!“

„Sag das nicht!“, stieß Brenda hervor. „Der sieht ziemlich böse aus!“

Der Gnom näherte sich. „Ich bin Karashlon, der dienstbare Dämon. Für den Schlossherrn das Blut! Für den Herrn der Hölle die Seelen!“ Er kicherte wie irre. „Wer schreit da um einen ungerechtfertigten Bonus?“

Brenda und Robert wechselten irritierten Blick.

„Uns ist kalt“, sagte Brenda schließlich. „Wir brauchen Kleidung. Aber genau genommen wollen wir eigentlich auf dem schnellsten Weg hier raus und zurück...“

„Zurück?“, echote der Gnom und kicherte erneut. „Zurück?

Habe ich das richtig verstanden? Ihr wollt zurück, obwohl die Bewohner des Dorfes dort hinten ihre verzweifelte Hoffnung darauf setzen, dass ihr das schafft, was niemand zuvor schaffte? Nämlich den Mächten des Bösen die Stirn zu bieten und sie von immerwährenden Qualen zu erlösen? Wollt ihr die Verdammten enttäuschen und davonlaufen wie Feiglinge? Und wollt Ihr außerdem den Mächten des Bösen das Vergnügen rauben, euer Blut wie guten Wein zu schlürfen und eure Seele zu einer Sklavenseele zu machen? Diese Mächte wollen euch kämpfen sehen. Sie wollen miterleben, wie ihr euch vergeblich bemüht und letztlich scheitert. Ich rate es euch, ihnen nicht diese Freude zu nehmen, denn ihre Rache dafür würde furchtbar sein.“

„Jetzt ist der Spaß vorbei!“, bestimmte Robert. „Wir wollen hier raus. Wo ist die Escape-Funktion?“ Brenda registrierte sehr genau die Veränderung in Roberts Tonfall. Wenn er jetzt schon genug von der Sache hat, dann ist wohl tatsächlich nicht alles in Ordnung.

„Spaß?“, echote der Gnom. „Hast du wirklich Spaß gesagt?

Ihr seid im Reich der Verdammten, da ist der Begriff Spaß wohl völlig fehl am Platz! Und was die Escape-Funktion angeht...“ Er kicherte gehässig. „Die ist hier nicht vorgesehen!“

„Wie bitte?“, fragte Robert. Sein Gesicht war jetzt kreideweiß geworden – genau wie das von Brenda. „Das ist doch ein Scherz, oder?“

„Habt ihr angeklickt, dass ihr eure Seelen dem Herrn der Hölle überantwortet oder nicht?“, fragte der Gnom. Er wartete die Antwort gar nicht erst ab. „Na also! Worüber beklagt ihr euch? Es gibt kein Zurück, es sei denn...“

„Was?“, fragte Robert.

„Es sei denn, dass Programm hängt sich auf oder ihr schafft es, den Endgegner der letzten Ebene zu besiegen.

Aber, ich kann euch versichern, dass dies noch niemandem gelang.“

Schrille, durchdringende Schreie drangen jetzt vom Schloss her. Mehrere der Fledermausmonster zogen dort ihre Kreise.

Das fahle Mondlicht tauchte sie in ein geisterhaftes Licht.

Robert vermochte bereits Gedankenstimmen zu hören – wenn das dafür überhaupt das richtige Wort war.

Euer Blut ist unser. Wie schlürfen es wie Wein und weiden uns ans eurer Furcht, auf dass auch ihr Kreaturen der Finsternis werdet!

„Was war das?“, fragte Brenda.

Sie hatte es offenbar auch wahrgenommen.

„Und jetzt wehrt euch! Fürchtet euch und macht den Mächten des Bösen Freude durch eure Angst und euren Schrecken!“, tönte der Gnom. „Und was die Kleider angeht, die ihr verlangt habt, so verdient sie euch doch! Wenn ihr es schafft, ein paar Angreifer abzuwehren, bin ich vielleicht bereit, euch behilflich zu sein.“ Er lachte schallend und trommelte dabei auf seinen vorgewölbten Bauch.

Unterdessen wurden die Kreise, die die Fledermausmonster zogen, immer enger. Sie näherten sich, obwohl sie auf Robert einen nicht besonders zielstrebigen Eindruck machten.

Wir wollen eure Angst etwas länger genießen! , war eine Gedankenstimme zu hören. Wenn wir euch zu schnell töten, dann ist das Vergnügen für unsere Oberen zu rasch vorbei... Und wer wollte so missgünstig sein, ihnen zu verwehren, was den Mächten des Bösen gebührt?

„Bitte hilf uns hier heraus!“, flehte Brenda an den Gnom gewandt. „Das ganze ist ein Irrtum gewesen.“ Der Gnom runzelte die Stirn.

„Ein Irrtum? Nein, das glaube ich kaum. Ihr bekommt, was ihr gewollt habt und verdient.“ Er schüttelte seinen Kopf und fletschte grimmig die Zähne. „Wie gerne würde ich selbst euch zerfleischen und euer Blut in meinen Hals rinnen lassen, aber das lasse ich lieber, denn dann bekomme ich Ärger.

Schließlich bin ich ja nur ein Diener-Dämon.“

„Dann diene auch und lass uns hier raus oder gib uns wenigstens warme Kleider!“, forderte Robert.

„Du hast die Bezeichnung Diener-Dämon vielleicht etwas missverstanden, junger Mann“, antwortete der Gnom. „Tut mir leid, das ist vielleicht meine Schuld, schließlich habe ich euch recht großzügig mit Waffen ausgestattet, sodass ihr vielleicht auf die irrige Idee kommen konntet, ich sei in diesem Spiel, um euch zu dienen. Aber das ist nicht der Fall.

Ich diene den Mächten des Bösen, zu deren Vergnügen ihr hier seid!“

Inzwischen wurde klar, dass die Fledermausmonster noch auf zwei weitere ihrer Art gewartet hatten, bevor sie zum Angriff aufbrechen wollten. Sechs dieser monströsen Mischgeschöpfe aus Mensch und Riesenfledermaus schwebten jetzt am Himmel.

Sie nahmen eine v-förmige Formation ein und flogen auf Brenda und Robert zu.

„Ich schlage vor, wir verschwinden hier!“, sagte Robert.

„Ich dachte, das ist alles nur ein cooles Spiel!“, rief Brenda.

„War offensichtlich ein Irrtum!“

„Na, toll!“

„Komm jetzt!“

Robert steckte das Schwert wieder ins Rückenfutteral. „Da vorne im Wald dürften wir etwas mehr Schutz haben. Sollen sich die Biester an den Ästen die Flughäute aufreißen!“ Wie gebannt stand Brenda da und starrte die herannahenden Monstren an. Das dämonische Leuchten in den Augen dieser Nachtkreaturen hatte eine beinahe hypnotische Wirkung auf sie.

Robert nahm sie bei der Hand und riss sie mit sich.

„Los jetzt, sonst können sie auf offenem Feld angreifen.“ Sie rannten zum Waldrand.

Der Gnom war inzwischen verschwunden. Von einem Augenblick zum anderen war er nicht mehr da gewesen. Aber über seinen Verbleib machten sich die beiden jetzt am allerwenigsten Gedanken.

Sie rannten auf den Nebel verhangenen Wald zu, der aus seltsam verwachsenen Bäumen bestand. Dazwischen war dichtes Unterholz. Hier da fanden sich auch Nadelbäume, von denen Eiszapfen hingen.

Der Schnee wurde hier allerdings plötzlich tiefer. Bis zu den Knien sanken sie ein und kamen kaum noch vorwärts.

So leicht macht ihr es uns? Welch ein Enttäuschung!, nahmen sie beide die Gedankenstimme eines ihrer Verfolger wahr. Ein Chor aus kreischendem Gelächter erscholl.

Robert spürte, wie ihn etwas im Rücken berührte und einen Schlag versetzte, der ihn in den Schnee taumeln ließ.

Er drehte sich am Boden um die eigene Achse, riss das Rapier heraus, aber sein Handgelenk wurde von der Klauenhand der Nachtkreatur gepackt und zur Seite gebogen. Ein Griff wie ein Schraubstock, gegen den Robert nichts tun konnte.

Eine namenlose, unfassbare Kälte ging von dieser Berührung aus. Die Kälte dieser Winterlandschaft war nichts dagegen.

Eine zweite Klauenhand griff nach Roberts Hals.

Das tierhafte Maul des Monstrums öffnete sich und ein fauliger, übel riechender Atem betäubte Roberts Sinne. Das dämonische Leuchten hypnotisierte ihn. Er spürt, wie sein Willem zum Widerstand erlahmte und ihm langsam, aber sicher alles gleichgültig wurde.

Der bleiche, an einen Halbaffen erinnernde Kopf senkte sich nieder und schon berührten die spitzen Reißzähne Roberts Haut.

Die triumphierende Äußerung der Gedankenstimme erreichte ihn noch.

Schwächling! Es war schnell zu Ende mit dir!

Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis

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