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Neun

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Carolin und Lemke sahen sich jetzt mehrmals die Woche. Mal kam er unter einem Vorwand angeblich später aus dem Büro. Mal müsste er in die Werbeagentur, mal in das Fitness-Studio. Es fiel seiner Frau nicht auf. Sie arbeitete halbtags in einer Apotheke und hatte mit den beiden Söhnen und dem Garten genug zu tun, um sich keine großen Gedanken zu machen.

Auch Carolin konnte sich Freiraum schaffen. An manchen Tagen gelang es ihr, ihre Arbeit frei einzuteilen und früher zu gehen. Oft fuhren sie aus der Stadt, um nicht gesehen zu werden. Sie mochten beide die Stille des Buchenwaldes, der sich bis zum Rand des nahen Dorfes erstreckte. Er liebte es, abseits der Wege durch das Unterholz zu laufen. Das Laub des letzten Jahres verdeckte die Unebenheiten des Waldbodens. Manchmal half er ihr, über einen Baumstamm zu klettern, nahm ihre Hand, hielt ihr Handgelenk dann länger als nötig fest. Sie schien es nicht zu bemerken. Er fragte sich, ob sie das auch mochte? Am Bach versuchte er, sie hinüber zu heben. Sie war leichter, als er gedacht hatte. Ihre Hände falteten sich hinter seinem Kopf, als er ihre Taille umfasste. Ihr Kopf drückte leicht gegen seinen Kopf. Noch nie waren sie sich so nahe gekommen. Wieder spürte er ihren leichten Duft, der ihm vertraut schien. Lemke war glücklich. Er sah Carolin an. Mit der Wange drehte er ihren Kopf zu sich und küsste sie. „Ich bin glücklich“, sagte Carolin. „Ich bin verliebt. Falls du es noch nicht weißt“, sagte er. „Das ist Glück. Und Freiheit.“

Lemke wollte Carolin. Zum ersten mal in seinem Leben wollte er nicht wieder warten. Aber was sollte er tun?

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