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Sechs
ОглавлениеDie Holstein-Residenz war umgeben von einer gepflegten Parkanlage. Eine breite Auffahrt führte zu dem hotelähnlichen Eingangsportal. Lemke hatte mehrere Senioren-Wohnanlagen besucht, um die seiner Meinung geeignete zu finden. Ausschlaggebend für sein Vorhaben war die Struktur der Bewohnerschaft. Nach den statistischen Unterlagen waren wenige der Bewohner über 70. Für seine Untersuchung dürften die Bewohner nicht zu alt sein. Sie sollten noch mobil sein, sozial aktiv. In anderen Anlagen lag das Alter oft bedeutend höher. So könnte es sein, dass nicht genug engere soziale Kontakte zustande kamen. Dazu kam, dass er sich mit der Pflegedienst-Leiterin, Frau Brotkorb, auf Anhieb gut verstand. Sie war eine attraktive Frau in den besten Jahren, wie er seinem Marketingleiter berichtete. Bei ihr versprach er sich Verständnis für sein sehr besonderes Projekt.
Lemke hatte den Gästeparkplatz gewählt und fragte beim Empfang nach Frau Brotkorb. Im großzügigen Eingangsbereich saßen ältere Menschen. Manche waren in Begleitung von bedeutend Jüngeren, vielleicht Besuchern. Manche hatten sich in die Sonne gesetzt und genossen den Nachmittag. Einige unterhielten sich leise. Oder lasen. Oder warteten, schweigend.
Lemke gefiel die Atmosphäre. Er war jetzt Mitte dreißig und weit davon entfernt, sich selbst einen solchen Aufenthalt vorzustellen. Für viele der Bewohner war es der gewollte letzte Wohnort, bequem und angenehm, aber eben doch endgültig.
Würde seine Mutter ihre letzte Lebensphase so verbringen können, falls sie dafür genug Geld hätte? Er wusste recht wenig über die finanziellen Möglichkeiten seiner Mutter. Aber vielleicht war sie von ihrem geschiedenen Mann, seinem Vater, ausreichend versorgt worden. „Ich muss mich wirklich darum kümmern“, dachte er. Aber sie war auch noch nicht in dem Alter, in dem er meinte, sich Gedanken machen zu müssen.
Frau Brotkorb, erwartete ihn in ihrem Büro. „Hallo Herr Lemke. Was haben Sie denn nun genau vor mit unseren Gästen“. Sie schloss die Bürotür hinter sich.
Gäste, so nannte sie die Bewohner, die in der Holstein-Residenz noch einige schöne Jahre in Ruhe verbringen wollten. Und dafür monatlich einige tausend Euro von ihrem Konto abbuchen ließen.
„Frau Brotkorb, wir haben neulich schon mal darüber gesprochen“, fing Lemke an.
„Jaja“, unterbrach sie ihn. „Ich weiß, sie wollen so eine neue Lustcreme testen und haben sich dazu unsere Gäste ausgesucht“.
„Liebe Frau Brotkorb, dieser Begriff Lustcreme ist etwas despektierlich gegenüber der Forschung unseres Labors“. Er versuchte, ironisch zu sein. „Sie haben vielleicht auch davon gehört dass Spaß an der Freude, so nenne ich das jetzt mal, nicht im Alter aufhört. Nicht mit 60, auch nicht mit 70. Es geht aber eben nicht mehr so reibungslos, wenn Sie mir dieses kleine Wortspiel erlauben. Unsere Studien besagen, dass 73 % aller über 70-jährigen weiterhin den Wunsch nach körperlicher Nähe haben. Nach Wärme, und auch nach etwas mehr als nur Hautkontakt. Im Alter ist das aber alles etwas komplizierter. Sie sind ja noch jünger und ich auch. Bei uns ist das noch nicht so ein Problem“.
Der letzte Satz war eher ein misslungenes Kompliment. Lemke sollte bald darauf feststellen, wie unvorsichtig diese Bemerkung war.
„Ich habe Ihnen Produktmuster für den Test mitgebracht. Ausreichend, auch wenn jemand noch ein Mal eine weitere Tube haben möchte. Außerdem eine Kurzbeschreibung, für Sie persönlich.“
Sie überflog die Beschreibung. Sie enthielt nichts Neues für sie. Gleitgele gab es genug im Markt, das wusste sie. Neu war, dass es ein rein biologisches Produkt war mit sehr guter Verträglichkeit. Und neu war die außerordentliche Wirkung. Einer der Chemiker der Permedical hatte bei der Arbeit mit pflanzlichen Wirkstoffen eine Entdeckung gemacht. Der Extrakt aus einer in Ägypten angebauten Pflanze war dort seit Jahrhunderten bekannt für eine stimulierende Wirkung. Diese kam sehr genau einem bestimmten männlichen Körperteil zugute. Die Versuche im Labor führten zu überraschenden Ergebnissen. Die Verwendung des Wirkstoffes in dem Gleitgel half, dass ein Mann länger und öfter Geschlechtsverkehr haben konnte, auch in einem höheren Alter. Zweimal, dreimal oder mehr nach kurzen Pausen war möglich. Dazu kam, dass die Intensität für beide Partner gesteigert wurde.
„Möchten Sie einen Kaffee“, sagte Frau Brotkorb.
Ohne die Antwort abzuwarten stand sie auf und ging zur Kaffeemaschine am Fenster. Sie war etwa Anfang 50. Unter einer offenen, weißen Kostümjacke trug sie eine türkisfarbene Bluse. An einer dünnen Kette hing ein kleines Kreuz, das sich beim Vorbeugen in ihrer Bluse versteckte, um dann beim Aufrichten wieder aus der Tiefe zu erscheinen. Lemke konnte die deutlichen Rundungen ihrer Oberweite nicht übersehen. Sie hatte sich auch nicht bemüht diese zu verbergen, schien ihm.
„Unser neues Produkt bereichert auch ein Eheleben“. Lemke wollte damit etwas unbeholfen seine vorherige Aussage neutralisieren, wie jung sie beide noch wären. „Ich bin auch verheiratet“, sagte er etwas ungeschickt. Als ob das mit seinen vorherigen Ausführungen etwas zu tun hätte. Er merkte, wie stieselig er sich mal wieder anstellte.
„Ich auch, ich bin auch verheiratet“, sagte sie. „Wir leben aber seit langem getrennt. Ich trage meinen Ehering, weil die Geschäftsleitung der Residenz es ganz gern sieht, dass ich verheiratet bin und dies auch zeige.“
Sie stellte ihm den Kaffee auf den Tisch, nicht ohne seine Schulter leicht zu streifen.
„Noch einmal kurz zu unserem Produkt, das wir mit Ihrer Hilfe nochmal abschließend testen möchten.“
„Ist das denn ein Produkt nur für Ältere? Oder für jedermann“, unterbrach sie ihn.
„Ich sagte doch, das Gleitgel ist selbstverständlich auch für Jüngere nützlich. Das ist eine Revolution im Schlafzimmer.“
„Das klingt spannend, lieber Herr Lemke. Ich bin persönlich ganz angetan von der Beschreibung, die Sie mir geben. Wie soll der Test denn ablaufen?“.
Während sie Lemkes Tasse vom Tisch räumte, streifte sie erneut seine Schulter, diesmal mit ihrem ganzen Oberkörper. Nicht unangenehm, dachte Lemke. Sie verbreitete einen leichten, angenehmen Duft. Anzeichen dafür, dass ihr Gespräch sie anregte. Frau Brotkorb hatte schon bei ihren ersten Vorgesprächen etwas mehr als Sympathie für diesen sportlichen Herrn Lemke entwickelt.
„Wir sind doch jung, wie Sie eben feststellten“, sagte sie. Er spürte ihre warme Haut, als sie beim Abräumen wie versehentlich seine Hand berührte. Ein erneuter Kontakt in sehr kurzer Zeit. Wie sollte er sich verhalten? Lemke war auf ihre positive Mitarbeit angewiesen. Sich jetzt übermäßig prüde zu verhalten könnte den ganzen Test gefährden. Aber warum sollte er sich prüde verhalten? Zuhause mit Britta erwarteten ihn seit Monaten keine aufregenden Momente. Und ob mit Carolin jemals etwas klappt? Unsicher.
Was gäbe er darum, mit Carolin eine Beziehung zu haben. Seine Party damals, ein Glückstag. Carolin Brix hatte Lemke die Hand zur Begrüßung gegeben. Er war so überrascht gewesen, dass dieser Brix diese attraktive Schwester hatte. Er erinnerte ihre schlanke Hand, ihre unlackierten Fingernägel und ein sehr dezentes Make-up. Ihr blasser Lippenstift ließ ihre vollen Lippen weich erscheinen. Die langen Haare fielen mit einer Spange gebündelt mehr links als rechts über ihre beiden Schultern. Das ärmellose, die Knie nicht ganz bedeckende Kleid passte farblich zu den dunkelbraunen Haaren. Und dieser leichte Duft. An diesen Duft wollte er sich gern gewöhnen, dachte er.
„Ich bin Ralf Lemke,“ hatte er gesagt. „Ich muss aufpassen. Nämlich, dass ich durch zu spannende Erzählungen meinem Freund und Rivalen Christof meinen Job nicht zu schmackhaft mache. Denn dann will er den haben“, hatte Lemke sich nicht weniger kokett vorgestellt.
Carolin Brix hatte amüsiert gelächelt.„Mein Bruder ist doch ein ganz Netter“.
So hatte es angefangen. Aber ob jemals etwas daraus würde? Lemkes Gedanken waren für einen kurzen Moment auf seiner Gartenparty gewesen. Und dann bei dem Abend in Boostedt. Doch jetzt gab es diese auch nicht ganz unattraktive Frau.
„Sie haben hier ja einen schönen Ausblick ins Grüne“, sagte Lemke zu Frau Brotkorb. Er war zum Fenster gegangen. Er drehte sich um, als er bemerkte, dass die Frau dicht vor ihm stand. Sie lächelte. Sie nahm seine Hände, führte sie wie versehentlich nach oben an ihre Brüste, öffnete ihre Bluse und strich über ihren BH, der ihre dicken Brustwarzen deutlich betonte. Sie fingerte an seinem Gürtel. Es gelang ihr nicht sofort, ihn zu öffnen. Sie fing deshalb an, an seinem Reißverschluss zu nesteln. Ihm wurde warm. Oder war es ein geiler Schauder, der über seinen Rücken lief? Er liebte es, wenn eine Frau die Initiative ergriff. „Aber wenn jetzt jemand in das Zimmer kommt?“ dachte er.