Читать книгу Gute Laune glänzt und glitzert - Ross Antony - Страница 16

LEBENSLANGES LERNEN

Оглавление

Noch etwas ist mir in den letzten paar Jahren aufgefallen, da ich mich ganz allmählich der „Mitte des Lebens“ nähere. Viele Leute in meinem Umfeld mit Ende 40 oder Anfang 50 und in ähnlicher Lebensphase wie ich lassen ihr Leben stagnieren. Sie argumentieren, die Hälfte des Lebens sei nun ja sowieso vorbei – und jetzt noch was ändern oder dazulernen? Wie soll denn das gehen? Wer so redet, mit dem muss ich aber ganz streng ins Gericht gehen! Man kann immer lernen. In jedem Alter. Selbst wenn ich 90 oder 100 Jahre bin. Lernen hört nie auf. Und für mich gehört auch Dazulernen zur Selbstfürsorge.

Ein großes Dilemma für diese alternden Zweifler: Je höher das eigene Lebensalter klettert, umso mehr Menschen sind logischerweise jünger als man selbst. Doch von einem jungen Hüpfer etwas lernen, wenn man schon so alt und weise ist? Niemals!, denken die „weisen“ Alten. Was kann das junge Gemüse uns denn schon beibringen?! – Ich hingegen denke: Sehr viel ...


Schon in der Schule - hier 1986 in der Mit telschule - war ich immer neugierig und wissbegierig.

Nicht wenige Leute haben aber leider ein Problem damit, von Jüngeren etwas zu lernen. Dabei gibt es doch kaum etwas Erfrischenderes. Wenn ich sehe, dass jemand einen guten Gedanken hat und erst 21 Jahre ist, dann ist das doch toll. Gerne nehme ich die frischen Ideen an. Ich finde sogar, dass diese Generation ausgesprochen wichtig für uns in der Mitte des Lebens ist. So schrecklich schnell, wie die Welt sich verändert und sich immer wieder neu entwirft, so schnell kann ich ihr gar nicht folgen. Es gibt unglaublich vieles, wo ich merke, dass ich da nicht mehr wirklich schnell hinterherkomme. Kein Zweifel, die Kompetenz der jungen Menschen ist nun ganz klar gefragt. Wer sonst bringt mich denn weiter, wenn nicht all diese jungen Köpfe? Auch das ist ein Grund, warum ich zusehe, dass ich bei Instagram und Facebook auf dem Laufenden bleibe und mitmische. Was auch immer man in Gänze von den sozialen Medien halten mag, nicht alles ist schlecht daran; es lohnt sich immer, darüber ein wenig Bescheid zu wissen, und sei es nur deshalb, um den Anschluss zu halten und mitzubekommen, was läuft. Und so schaue ich mir natürlich regelmäßig bei Instagram und Facebook an, was die neue Generation da macht und wie sie es macht. Es ist wichtig, von ihr zu lernen.

Jetzt, da ich dieses Buch schreibe, habe ich die Mittvierziger auch längst hinter mir gelassen, und es dauert nicht mehr sehr lange, dann bin auch ich 50. Wie hat sich doch die Welt verändert, in die ich damals geboren wurde. Bedenklich und sehr schade finde ich, wie schnelllebig die Welt geworden ist. Wenn ich allein daran denke, dass meine Nichte und mein Neffe vor 15 Jahren schon als Achtjährige ein Handy hatten!

Als ich ein Kind war, gab es keine Handys, und wir hatten auch keinen PC. Wir spielten viel draußen an der frischen Luft und im Matsch mit anderen Kindern, sammelten Eier auf dem Bauernhof und kamen stinkend nach Hause, weil wir uns im Kuhfladen gewälzt hatten. So spielten wir früher, und es hat mir wirklich unglaublich gutgetan. Dieses schöne Leben damals hat mich sehr geprägt, und es hat sicher auch dazu beigetragen, dass ich auf den Zug der Digitalisierung niemals so richtig aufspringen wollte. Was das betrifft, bin ich komplett anders als Paul. Paul kennt sich bis ins Detail aus mit neuen Technologien. Klar, es hat natürlich auch Vorteile sich auszukennen, denn wenn bei uns im Haus irgendwas kaputtgeht – Paul kann es retten. Ich kann nur dabeistehen, mit den Schultern zucken und dummes Zeug reden. Ich weiß nicht, wie oft Paul mich schon kopfschüttelnd gefragt hat, wozu ich so ein teures Handy habe, wenn ich sowieso nur Nachrichten und Mails damit verschicke oder Fotos mache. Da hat er natürlich recht. Womit ich dann das moderne Handy rechtfertige, ist eigentlich eine traurige Tatsache, die sehr nachdenklich machen sollte: Man kann leider, wenn man kein Handy der aktuellen Version hat, irgendwann keine Updates mehr machen, sprich, es funktioniert nicht mehr hundertprozentig. Wie viel unnötiger Elektroschrott dadurch produziert wird, nur damit immer wieder neue Handys „konsumiert“ werden! Das ist ganz und gar nicht akzeptabel.

Und ebenso ist es für mich nicht akzeptabel, nur noch vor Displays und Bildschirmen zu hocken. Ich gehöre zum Glück einer Generation an, die beide Lebensentwürfe wirklich beurteilen kann und erfahren hat: das freie Spielen mit Freunden draußen in der Natur und das Parken des Nachwuchses vorm Fernseher, Computer, Gameboy oder eben heute vorm Smartphone. Meine Generation ist auch diejenige, die eigentlich die größte Sensibilität dafür haben müsste, dass man mehr aus dem Leben machen muss, als es vor einem Bildschirm zu parken. Ich weiß, wie wichtig Kreativität, Fantasie und Bewegung sind, denn ich bin damit aufgewachsen. Und gleichzeitig habe ich erlebt, wie vieles davon durch die neuen Technologien bereits verloren ging.

Und nicht nur das. Ich merke auch, wie häufig die Konzentration nachlässt, weil kaum jemand heutzutage mehr in Ruhe einen langen Text liest – beispielsweise wie ihr jetzt erfreulicherweise gerade dieses Buch lest. :-) Man wird zappelig und unruhig, bewegt sich weniger als früher, geht nicht oft genug raus in die Natur und schaltet einfach nicht mehr richtig ab. Die neuen Technologien haben ja durchaus ihren Sinn und sind hilfreich, zum Beispiel um Distanzen zu lieben Menschen zu überwinden. Doch manchmal ist es sinnvoll, auch mal auf Abstand zu all diesen neuen Technologien zu gehen, um uns und unsere Gesundheit zu schützen.

Ich fühle mich meist glücklicher, wenn ich in Bewegung bin und mich beschäftige. Dies führt von ganz allein dazu, dass ich nicht so oft vorm Fernseher zu finden bin, auch wenn ich selbst für das und mit dem Fernsehen arbeite. Klar schauen wir uns auch mit der Familie etwas im Fernsehen an, am liebsten Serien. Sich regelmäßig zum gemeinsamen Genuss einer Episode zu treffen, macht Spaß und hat etwas Verbindendes. Doch sollte so etwas nicht in Binge-Watching ausarten, wo man den ganzen Tag auf dem Sofa vergammelt – eine Episode reicht voll und ganz. Kinder können so etwas auch gar nicht verarbeiten, sie werden schnell zappelig und unzufrieden. Wenn ich dann noch sehe, wie viel Quatsch es heutzutage im Fernsehen gibt. In meiner Kindheit gab es fünf Kanäle. Und davon blieb meistens einer übrig, den man zum Favoriten erklärte. Für das Programm hatten wir seltene und feste Zeiten, in denen wir ausgewählte Sendungen schauen durften. Das war sehr einfach damals, und es war für uns vor allem auch noch etwas ganz Besonderes. Heute wird man total überwältigt von den ganzen Fernsehprogrammen plus Netflix, iTunes, Sky und was es sonst noch alles gibt. Mich überfordert dieses ganze Angebot, es fühlt sich nicht wirklich gut an.

Und natürlich darf man auch nicht unterschätzen, wozu diese andauernde Medienberieselung physisch und psychisch führt. Man denke nur an all die inzwischen längst bekannten Zivilisationsschäden wie Bewegungsmangel, Augenleiden, Übergewicht, soziale Verarmung und viele weitere Folgen dieses übermäßigen Konsums. Neulich las ich, dass laut einer im Online-Portal der Ärzte Zeitung genannten Studie langjährig hoher Fernsehkonsum sogar das Hirnvolumen killt und die grauen Zellen schrumpfen lässt. Mir wird ein wenig mulmig zumute, wenn ich an die Schäden denke, die hier bereits entstanden sind.

Gute Laune glänzt und glitzert

Подняться наверх