Читать книгу Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 34

2.

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Kurze Zeit später wurde Don Juan de Alcazar hereingeführt. Ketten umschlossen seine Beine und Handgelenke.

Er grüßte bei seinem Eintritt kühl und war auch keinesfalls irritiert, daß sich Old Donegal und der Generalkapitän so gut verstanden. In seinem Gesicht war keine Regung zu erkennen.

Der Generalkapitän grinste boshaft.

„Ah, mein lieber Don Juan“, sagte er gehässig. „Ich wollte Ihnen noch ein paar Fragen stellen. In welchem Land sind Sie eigentlich an Bord der Schebecke gegangen?“

„In Italien“, sagte der Spanier ausdruckslos.

„Sind Sie sicher?“

Don Juan gab keine Antwort.

„Die Schebecke hatte Capitán Senona in Italien aber noch nicht“, sagte Don Miguel gehässig. „Das beweist mir einwandfrei, daß Sie lügen. Ich glaube Ihnen kein Wort. Mir wurde berichtet, Sie seien in Frankreich zugestiegen, unter falschem Namen.“

„Warum fragen Sie denn, wenn Sie alles schon wissen?“

„Ich will nur Ihre Unglaubwürdigkeit untermauern. Was haben Sie in Frankreich getan? Sie hatten doch von der Krone und der Casa de la Contratación einen ganz anderen Auftrag, und aufgrund dieses Auftrages sollten Sie sich im karibischen Raum aufhalten, wo man Sie auf diesen Killigrew angesetzt hatte.“

„Ich glaube nicht, daß Sie über meinen Auftrag genau informiert sind“, sagte Don Juan kühl.

„O doch, mein Lieber, sehr genau sogar. Sie haben sich mit diesem Mann verbündet, um der Krone Schaden zuzufügen. Warum haben Sie das getan? Der Grund würde mich interessieren, denn es ist doch recht ungewöhnlich, daß sich ein Mann in Ihrer Position mit einem Todfeind der spanischen Krone verbündet.“

„Sie haben mich doch und werden mich der Gerichtsbarkeit überstellen“, sagte Don Juan mit einem kleinen Lächeln. „Dann warten Sie doch das Ergebnis der Untersuchung ab, bei der Sie alles erfahren werden.“

Don Miguel schnaufte ärgerlich.

„Sie haben mir Rede und Antwort zu stehen“, sagte er.

„Sie erscheinen mir dafür nicht kompetent“, erwiderte der große, schlanke Mann kühl.

Don Miguel schluckte seinen Ärger herunter, obwohl ihm das schwerfiel.

„Nun gut“, knurrte er. „Ich werde Sie diesmal zur Abwechslung in die Vorpiek bringen lassen. Dort können Sie überlegen und über Ihre verwerflichen Schandtaten nachdenken.“

Don Miguel wandte sich an Old O’Flynn, der zurückgelehnt gerade einen kleinen Schluck des Rotweins genoß und im übrigen so tat, als ginge ihn das alles nichts an.

„Wo würden Sie diesen Kerl aburteilen lassen, Don Alonso?“

Old Donegal stellte das Glas auf den Tisch zurück. Einen kurzen Augenblick musterte er Don Juan, der in Ketten ganz in seiner Nähe stand.

„Madrid halte ich nicht für sinnvoll, Don Miguel. Die Gründe dafür nannte ich Ihnen bereits. In Sevilla verfährt man bekanntlicherweise etwas großzügiger, denn da gibt es ein paar Richter, die … Na, Sie wissen schon, was ich meine.“

„Bestechung?“ fragte der Generalkapitän leise.

„Korruption“, flüsterte Old Donegal geheimnisvoll. „Mir ist da einiges zu Ohren gekommen. Lassen Sie ihn nach Cádiz schaffen. Dieser Kerl bringt es sicherlich fertig, die Richter in Sevilla zu beeindrucken. In Cádiz kenne ich einige der ehrenwerten Señores persönlich. Die werden dafür sorgen, daß er seiner gerechten Strafe zugeführt wird.“

Der Generalkapitän nickte nachdenklich.

„Ein guter Vorschlag, Don Alonso“, sagte er und rieb sich die Hände. „Sie sind also zu keinen weiteren Aussagen bereit, de Alcazar?“ wandte er sich dann an Don Juan.

„Nicht Ihnen gegenüber, de Salamanca“, erwiderte der Spanier.

„Hinaus mit dem Kerl!“ zischte der Generalkapitän wütend. „Schließt ihn in der Vorpiek in Eisen!“

Als sie Don Juan abführten, da sah Hasard, daß es in seinen schiefergrauen Augen aufblitzte. Don Juan deutete eine leichte Verbeugung an.

„Ich hoffe, Sie werden keine weiteren Schwierigkeiten wegen mir haben, Capitán Senona. Entschuldigen Sie bitte die Ungelegenheiten, die ich Ihnen bereitete. Sie kennen die Zusammenhänge nicht.“

„Mir ist bisher alles sehr rätselhaft“, erwiderte der Seewolf zweideutig. Er verkniff es sich, Don Juan zuzublinzeln.

Als er draußen war, griff Don Miguel zum Weinglas und trank einen langen Schluck. Die Verärgerung wich nur langsam von ihm.

„Verräter“, sagte er verächtlich. Dann erhob er sich und ging ein paar Schritte auf und ab. Die Hände hielt er dabei auf dem Rücken verschränkt.

„Ich möchte Sie bitten, noch auf ein halbes Stündchen mein Gast zu sein, Don Alonso“, sagte er. „Ihrer Weiterreise steht natürlich nichts mehr im Wege, aber ich würde gern noch ein wenig mit Ihnen unter vier Augen plaudern.“

Old Donegal horchte in sich hinein, doch da war nichts, was sein Mißtrauen hervorrief. Don Miguel hatte sich beeindrucken und durch sein sicheres Auftreten völlig überrumpeln lassen.

„Aber gern, Don Miguel.“

Hasard fühlte, daß die beiden „Adligen“ gern unter sich sein wollten. Er war in der erlauchten Runde also überflüssig. Für den Generalkapitän war er nur ein kleiner Seemann, ein Mann vom Schlage der Gewöhnlichen, denn er hatte keinen Titel vorzuweisen.

Der Seewolf erhob sich ebenfalls.

„Dann darf ich mich zurückziehen, Señores?“

Der Generalkapitän erlaubte es gnädigerweise. Er wußte und ahnte nicht, welch einmalige Gelegenheit er soeben verpaßte, den berüchtigten El Lobo del Mar zu fangen.

„Sobald Don Alonso an Bord ist, können Sie weitersegeln“, sagte er.

„Verbindlichen Dank, Señor Generalkapitän.“

Nur zwei Läufer begleiteten den Seewolf bis zur Stelling. Sie drehten sich nicht einmal um, als er über die Pier ging.

Hasard hätte sich kranklachen können, als er über die Stelling an Bord der Schebecke ging.

Die Augen aller Arwenacks waren gespannt auf ihn gerichtet.

„Gibt es Ärger?“ fragte Ben Brighton besorgt.

„Nicht den geringsten. Wir sind im besten Einvernehmen auseinandergegangen. Sobald Don Alonso an Bord ist, steht unserer Weiterfahrt nichts mehr im Wege.“

„Wie bitte?“ Ben glaubte, sich verhört zu haben. „Was tut er denn dort noch?“

„Der Generalkapitän hat ihn noch zu einem Plauderstündchen eingeladen. Die Señores wollten unter sich sein, wie das bei erlauchten Herren so üblich ist. Da stört der Pöbel nur, und so hat man mich huldvoll entlassen.“

Ben Brighton schluckte sichtbar. Dan O’Flynn riß überrascht die Augen auf.

„Es hat alles geklappt, niemand ist mißtrauisch geworden?“

„Nicht im geringsten“, erwiderte Hasard. „Ich bin selbst verblüfft und erstaunt. Donegal hat sich mit einer Selbstverständlichkeit und Frechheit durchgesetzt, daß es mir glatt die Sprache verschlug.“

Er wollte noch etwas hinzufügen, doch da erschien auf der Pier ein anderer Teniente, der zielstrebig auf den Corporal zuging, dessen Kerle das Schiff bewachten.

Die beiden redeten gestenreich miteinander, wobei der Teniente ein paarmal auf die Schebecke zeigte.

„Die ziehen die Bewacher ab“, meinte Big Old Shane.

Er behielt recht mit seiner Vermutung. Der Corporal salutierte und blaffte seine Kerle an.

„Kommando zurück an Bord!“ brüllte er.

Die Musketen wurden geschultert, der Corporal stellte sich an die Spitze der Seesoldaten und marschierte los. Die anderen folgten ihm im Gleichschritt. Das Kommando kehrte an Bord des Flaggschiffes zurück und verschwand.

„Das ist ja ein Ding“, sagte Hasard andächtig. „In der Höhle des Löwen ist man wahrhaftig am sichersten aufgehoben.“

„Mir ist das alles nicht geheuer“, knurrte der Profos. „Das geht zu glatt und zu einfach. Ich habe dauernd das Gefühl, daß wir gleich in die nächste Falle Segeln.“

„Glaube ich nicht, Ed“, sagte Hasard. „Wenn sie auch nur den leisesten Verdacht hätten, dann wäre hier längst die Hölle los. Mich hätte man sofort in Ketten weggebracht – und euch ebenfalls. Nein, nein, dieser Don hat sich von Donegal ganz einfach übertölpeln lassen. Frechheit siegt ja bekanntlich.“

Carberry sah sich immer wieder unbehaglich um und blickte auch zu den Kriegsgaleonen mit ihren schweren Stücken. Dort tat sich jedoch absolut nichts. Nur ein paar spanische Seesoldaten gingen Wache.

„So langsam glaube ich es auch“, murmelte er. „Sollen wir das Schiff inzwischen seeklar machen, Sir?“

„Ja, denn sobald Donegal an Bord ist, segeln wir los, aber nicht in auffallender Eile, sondern ganz gemütlich. Ich bin selbst froh, wenn wir diese kleine Armada hinter uns gelassen haben. Sehr wohl fühle ich mich in meiner Haut auch nicht.“

Hasard berichtete kurz, was sich in der Kapitänskammer des Don Miguel zugetragen hatte.

„Man wird Juan also vermutlich nach Cádiz bringen“, sagte Dan, nachdem Hasard geendet hatte. „Fragt sich nur, ob die Kriegsgaleonen ihm Geleit geben. Sie können ihn ja auch auf dem Landweg dorthin bringen.“

„Mal sehen, was Donegal erfahren hat. Der hat dem Kerl das Blaue vom Himmel herabgelogen, ohne rot zu werden. Madrid sei zu gefährlich, sagte er, und vor Sevilla warnte er ausdrücklich, weil es da angeblich bestechliche Richter gäbe. Der alte Bursche hat sofort erkannt, daß Cádiz der beste Ort ist, um Juan zu helfen.“

„Diese Rolle habe ich meinem Alten gar nicht zugetraut“, sagte Dan. „Sonst baut er doch meistens Mist.“

„Diesmal ist er über sich selbst hinausgewachsen.“

„Was ist denn jetzt schon wieder los?“ fragte Ben. „Wollen die etwa zu uns? Kleiner Freundschaftsbesuch, wie?“

Vom Flaggschiff enterten sechs Seesoldaten ab. Jeder von ihnen trug eine größere Holzkiste.

„Die wollen wirklich zu uns“, sagte Hasard grinsend. „Donegal hat dem Generalkapitän ein paar Flaschen erlesenen Wein abgeluchst. Ich nehme an, der wird jetzt an Bord gebracht.“

„Ein Wunder, daß er ihm nicht auch noch das Flaggschiff abgeschwatzt hat“, meinte der Profos verblüfft. „Dieser Generalkapitän scheint total bescheuert zu sein.“

„Er ist kein Dummkopf“, widersprach Hasard. „Er war nur von Donegal unglaublich beeindruckt und fiel auf seine adligen Titel herein.“

Der Corporal, der vorhin mit seinen Kerlen die Schebecke bewacht hatte, ging dem Trupp voraus. Vor der Stelling blieb er stehen und nahm Haltung an.

„Melde, daß der ehrenwerte Señor Generalkapitän, Don Miguel de Salamanca, den Auftrag gegeben hat, diese sechs Kisten zu überbringen. Sie sind für den hochlöblichen Sohn des Herzogs von Alba bestimmt. Ich habe die Ehre, Señor.“

„Ich bedanke mich im Namen von Don Alonso Alvarez de Toledo“, sagte der Seewolf ernst und feierlich. „Bitte, bringen Sie die Kisten an Bord.“

„Kisten an Bord bringen!“ befahl der Corporal wichtigtuerisch. „Auf den Planken absetzen.“

„Wo denn sonst“, raunte der Profos Smoky zu. „Auf dem Flaggenstock ist ja zuwenig Platz.“

„Vorsichtig, verdammt!“ brüllte der Corporal, obwohl die Kerle die Kisten ohnehin schon wie rohe Eier behandelten.

Die Kisten wurden abgesetzt. Die Seesoldaten salutierten und verschwanden. Der Corporal marschierte mit aufgeblähtem Brustkorb voraus.

„Einer der besten und süffigsten Weine, die es in Spanien gibt“, erklärte Hasard. „Das Beste vom Besten, aber für meinen persönlichen Geschmack zu süß und zu schwer.“

„Das läßt sich sehr einfach feststellen“, meinte der Profos. „Wir brauchen nur mal eine Buddel zu entkorken.“

„Untersteh dich, Ed, dich am Wein des Don Alonso zu vergreifen! Das käme einem Frevel gleich.“

„Er muß später sowieso ein paar Buddeln rausrücken“, sagte der Profos grinsend. „Dafür werde ich schon sorgen.“

Inzwischen wurde alles zum Auslaufen vorbereitet. Hasard ließ die Weinkisten unter Deck bringen und in Old Donegals Kammer verfrachten, was der Profos lebhaft bedauerte.

Dann warteten sie und warteten.

Eine volle Stunde verging, eine weitere halbe, und von Old Donegal war immer noch nichts zu sehen.

Der Seewolf wurde langsam ungeduldig. Bens Gesicht hatte sich umschattet. Er sah ernst aus.

„Das gefällt mir ganz und gar nicht“, murmelte er. „Fast könnte ich jetzt das Mißtrauen von Ed teilen, Sir. Donegal kann sich doch nicht stundenlang mit dem Kerl unterhalten. Die werden doch wohl nicht einen zwitschern? Das kann sich der Befehlshaber einer Kriegsgaleone doch gar nicht leisten. Da steckt etwas anderes dahinter.“

„Da steckt gar nichts dahinter“, sagte Hasard gelassen. „Eben war ich auch noch beunruhigt, aber Donegal kriegt es fertig und tischt dem ehrenwerten Señor faustdicke Lügen auf. Außerdem habe ich schon mehr als einen besoffenen Generalkapitän gesehen. Donegal wird ihm Schauermärchen erzählen, vermutlich von den Heldentaten seines angeblichen Vaters.“

Inzwischen war es längst Nachmittag geworden. Sie hätten schon ein paar Meilen zwischen sich und die Kriegsflotte bringen können, aber Old O’Flynn mußte natürlich wieder mal aus der Reihe tanzen.

Dann erschien er doch noch.

„Der alte Zausel hat sich einen angekümmelt“, stellte der Profos neidvoll fest, „aber unsereins muß ja nüchtern bleiben.“

Old O’Flynn wurde von einen Teniente, einem Corporal und zwei Seesoldaten eskortiert, obwohl eskortieren nicht der richtige Ausdruck war.

Die vier Spanier stützten ihn unauffällig, damit Old O’Flynn nicht über die Stelling kippte. Auf der Stelling blieb er stehen und hob den linken Arm zum Gruß. Dieser Gruß galt Don Miguel, der sich jetzt auf dem Achterdeck seines Schiffes befand und am Schanzkleid lehnte. Auch er hatte wohl etwas zu tief ins Glas gesehen, aber er verbarg das sehr geschickt.

Die beiden winkten sich zu und grinsten verschwörerisch.

Dann wurde Old O’Flynn in die vor der Stelling stehende Sänfte geleitet und nahm Platz, indem er einfach hineinplumpste.

„Auch das noch“, sagte Hasard ergeben. „Aber es sei ihm diesmal verziehen. Er hat schließlich viel für uns getan.“

Die Sänfte wurde angehoben. Unter dem heimlichen Grinsen der Arwenacks ging es über die Pier. Dicht vor der Schebecke setzten die vier Spanier die Sänfte ab. Sie taten es sehr behutsam.

Old O’Flynn rülpste leicht und schlug sich vor die Brust, als er etwas steifbeinig herauskletterte. Sein Schädel wackelte ein bißchen, als er die Träger mit einer gnädigen Handbewegung entließ.

Ein paar Augenblicke stand er so da, sich ganz der Würde eines spanischen Granden bewußt. Er fummelte an seiner Halskrause herum, zupfte an seinem Wams und gab sich einen Ruck.

„Bringt ihn an Bord“, sagte Hasard. „Schließlich verdient ein spanischer Edelmann ein Geleit.“

Carberry und Smoky übernahmen das. Sie flankierten ihn von links und rechts und benahmen sich so, als sei er tatsächlich ein vornehmer Adliger.

Old Donegal rülpste ein zweites Mal laut und ungeniert.

„Mußt du hier unbedingt rumquaken wie ein alter Ochsenfrosch?“ begann der Profos zu motzen. „Vollsaufen und rumtönen, was, wie? Reiß dich zusammen, Herzöglein.“

„Wenn du meine Rolle gespielt hättest, wären wir jetzt schon alle in der Hölle. Aber ich, Don Alonso, habe euch vor einem grausigen Schicksal bewahrt. Ich bin ein Held.“

„Klar, das streitet ja auch keiner ab. Aber nun bewege dich mal an Bord, du Held.“

Auf der Laufplanke blieb Old Donegal wieder stehen. Er spitzte die Lippen, führte zwei Finger an den Mund und warf Don Miguel Kußhändchen zu, die auch prompt erwidert wurden.

„Mein Freund“, verkündete Old Donegal stolz. „Er hat mir Wein geschickt und ein Medaillon verehrt. Hier ist es.“

Er holte das Medaillon hervor. Es war aus einem ovalen Goldrahmen und zeigte das Miniaturporträt des Generalkapitäns. Der Maler hatte sich redliche Mühe gegeben und aus dem roten groben Gesicht des Don Miguel alles das herausgelassen, was ihn wie einen Eisenfresser aussehen ließ. Selbst das Boshafte in seinen Augen hatte er durch einen freundlichen Blick kaschiert. Daher hatte das Bild nur noch sehr geringe Ähnlichkeit mit dem ehrenwerten Don Miguel de Salamanca.

„Sehr schön“, sagte Carberry, „ich nehme an, du wirst es dir über die Koje nageln, damit dir der freundliche Señor morgens beim Erwachen immer zulächelt.“

„Er ist wirklich sehr freundlich“, murmelte der Alte.

„Gebt Ihr auch einen aus, Edler von Toledo?“ erkundigte sich Carberry. „Du hast doch jede Menge zu saufen abgesahnt.“

„Aber sicher doch. Doch erst müssen wir hier einmal verschwinden. Das alles ist mir selbst sogar unheimlich geworden. Ich werde euch später von Don Miguel erzählen.“

Als Old O’Flynn an Bord war, ließ Hasard noch ein paar Minuten verstreichen, damit die Abreise nicht so überhastet wirkte.

Dann wurden die Leinen gelöst und die Segel gesetzt.

Niemand behelligte sie. Nur ein paar behelmte Seesoldaten sahen neugierig herüber – und Don Miguel, der auf dem Achterkastell seines Schiffes wie festgenagelt an der Balustrade lehnte.

Als die Segel gesetzt waren, grüßte er ein letztes Mal.

Die Schebecke glitt langsam aus dem Hafen.

Die Arwenacks atmeten erleichtert auf, als sich das Gluckern des Wassers an den Bordwänden verstärkte, als der Wind die Segel immer praller füllte und die Schebecke rasch an Fahrt gewann.

Die Dons sahen ihnen nach. Keiner ahnte, daß Spaniens größter Feind grinsend aus dem Hafen von Gibraltar segelte.

Sie hatten ihre Chance verpaßt, eine einmalige Chance vielleicht, denn es wäre den Dons wahrhaftig nicht schwergefallen, den Seewolf und seine Mannschaft zu fangen.

Als sie den Hafen verlassen hatten, begann bei den Arwenacks erst einmal das große Grinsen.

Seewölfe Paket 30

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