Читать книгу Seewölfe Paket 18 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 43
3.
ОглавлениеDon José Isidoro drehte mit einem Lächeln der Genugtuung seine Barthaare zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Er beobachtete das hektische Geschehen mit dem befriedigenden Wissen, daß er es war, der dies alles auslöste. Und kein anderer als er würde auch das weitere Geschehen bestimmen. Die Britenbastarde und die dreimal verfluchten Hundesöhne von Indianern sollten ab sofort keine Chance mehr haben, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Auf der „Santa Teresa“ überschrien sich die Männer gegenseitig mit den Kommandos, die das Reglement zur Gefechtsbereitschaft vorsah. Der Zweite und der Dritte Offizier überwachten den Ablauf von der Schmuckbalustrade des Achterkastells aus. Die Männer an den Geschützen schufteten wie die Kesselflicker, jede Geschützmannschaft wetteiferte darum, die schnellere zu sein. Für Don José war es eine Freude, zu sehen, wie sie sich alle ins Zeug legten. Nun, da war immerhin die Neunschwänzige des Zuchtmeisters, mit der keiner von ihnen gern Bekanntschaft schloß.
Die beiderseitige Überraschung war überwunden. Auch auf dem britischen Dreimaster herrschte Betriebsamkeit. Isidoro hatte nur einmal mit dem Spektiv hinzusehen brauchen, um zu begreifen, daß auch die Engländer ihr Gefechtshandwerk beherrschten. Und sie war prächtig armiert, diese verteufelt schlanke Galeone. Keine leicht zu knackende Nuß, darüber war sich jeder an Bord der „Santa Teresa“ im klaren.
„Haben Sie gesehen, wie sie ihr Schiff nennen?“ fragte der Erste Offizier, ein schlanker Mann mit gepflegtem Oberlippenbart, der seinem Gesicht etwas Blasiertes verlieh.
Don José nickte und stieß einen grimmigen Knurrlaut aus.
„Isabella. Allein das ist eine Unverschämtheit, eine Herausforderung für jeden spanischen Ehrenmann. Sich am guten Namen der Isabella von Kastilien zu vergreifen und ein englisches Schiff damit zu schmücken! Unglaublich!“
Der Erste Offizier grinste süffisant.
„Nun, Señor Capitán, ich denke, diese Unverschämtheit wird unser Auge nicht mehr lange beleidigen.“
„Ich bin ganz Ihrer Meinung.“ Isidoro lachte kurz und trocken. „Wir werden keinerlei Schwierigkeiten haben, das Wettrennen zu gewinnen.“
Der Erste Offizier zog die Stirn in Falten, was ihn noch blasierter aussehen ließ.
„Wenn wir es mit den Briten allein zu tun hätten, wäre ich nicht so sicher, Señor Capitán. Mit Verlaub, dieses Schiff sieht so aus, als ob es uns glatt davonlaufen kann.“
„Das würden sie wahrscheinlich am liebsten tun, diese britischen Hunde“, entgegnete Isidoro lachend, „den Schwanz einziehen und sich verdrücken – das entspricht doch ihrer Mentalität. Aber sie wollen ihre Indianerfreunde nicht im Stich lassen, und das behindert sie. Haben Sie gesehen, was für ein Zustand auf der ‚San Donato‘ herrscht? Diese Rothäute haben doch nur linke Hände.“
„Aber sie haben ein paar fachkundige Verbündete.“
„Verräterpack“, sagte Isidoro zähneknirschend, „für diese Abtrünnigen wird es keine Gnade geben.“
„Ich verstehe nicht“, sagte der Erste kopfschüttelnd, „warum sich die Engländer auf die Seite dieser indianischen Kreaturen schlagen.“
„Das verstehen Sie nicht?“ Isidoro blies die Luft durch die Nase. „Nichts ist erklärlicher als das. Natürlich planen sie eine großangelegte Verschwörung gegen die spanische Krone. Die Rebellion in der Waccasassa-Bucht war immerhin schon ein deutlicher Anfang. Die Britenhunde wiegeln die Indianer gegen uns auf, und sie hoffen, daß wir dann bald mit den Schwierigkeiten nicht mehr fertigwerden. Aber diese Rechnung wird nicht aufgehen. Wir werden ein Zeichen setzen, das sie so bald nicht vergessen.“
Der Erste Offizier nickte. Alles in allem hatte Don José Isidoro recht. Im Verbund mit der lahmen „San Donato“ sah es für die Briten in der Tat schlecht aus. Und bei den jetzigen Windverhältnissen würde es höchstens zwei Stunden dauern, bis sie die „Isabella“ eingeholt hatten und ihr die erste Breitseite verpassen konnten.
Shawano, der alte Mann, wurde von seinem Volk für weise gehalten. Sie hatten ihn zu ihrem Häuptling gewählt, und sie erwarteten von ihm, daß er auf jede Frage eine Antwort wußte. Seit die Fieberepidemie ausgebrochen war, hatte er begriffen, daß seiner Weisheit Grenzen gesetzt waren.
Doch das Seltsame war: Je bedrohlicher die Lage wurde, desto mehr klammerte sich sein Volk an ihn und erwartete von ihm ein Allheilmittel für jedes quälende Problem.
Mit dem Fieber hatte es begonnen. Jetzt aber, auf den Planken dieses großen fremden Schiffes, spürte Shawano seine Grenzen um ein Vielfaches deutlicher. Er erkannte, daß die Welt der Timucua eine enge Welt gewesen war. Wie er hier so auf dem Achterdeck stand, fühlte er sich wie ein billiger Imitator.
War es denn nicht vermessen von ihm, diesen Platz einzunehmen? Einen Platz, den nur Männer von der Art eines Philip Hasard Killigrew wirklich ausfüllen konnten. Er, Shawano, hatte im Grunde kein Recht, sich mit diesem großen Schiff zu schmücken, von dessen Funktion er weniger verstand als die Männer seines Volkes. Gewiß, sie hatten dieses Schiff gebaut und kannten alle Einzelteile, aus denen es zusammengefügt war. Aber mit gutem Grund hatten ihnen die spanischen Unterdrücker nicht mehr erklärt als unbedingt notwendig. Niemals sollten sie den weißen Eroberern ebenbürtig werden.
Shawano wußte in der Tiefe seines Herzens, daß es weder den Timucua noch irgendeinem anderen indianischen Volk jemals gelingen konnte, die Eroberer zu verjagen. Immer würde es so sein, wie es die Timucua in dieser schicksalsschweren Stunde erlebten. Sie würden sich auf der Flucht befinden, mit wachsender Verzweiflung nach immer neuen Lebensräumen suchen und dann doch nur wieder vertrieben werden.
Gewiß, dem Mann, den seine Freunde den Seewolf nannten, konnte es gelingen, sein Versprechen zu erfüllen. Aber waren die Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellten, nicht unüberwindbar? Shawano wußte, daß seine Leute – die Gesunden ebenso wie die Kranken – dem Seewolf nur hinderlich waren. Ihrer Unbeholfenheit wegen begab er sich in größte Gefahr. Die „San Donato“ wurde zur verwundbaren Stelle für die stolze „Isabella“, die es unter normalen Umständen niemals nötig gehabt hätte, den Spaniern davonzulaufen.
Shawano brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, daß die spanische Kriegsgaleone zügig aufholte. Die wachsende Bedrohung war fast körperlich spürbar.
Mit brennenden Augen beobachtete der weißhaarige alte Mann das niederschmetternde Geschehen an Bord der „San Donato“.
Rafael, Domingo, José und Mariano, die vier Freunde von Marcos, waren in den zurückliegenden Stunden unermüdlich gewesen. Geduldig hatten sie den Timucua-Männern all das erklärt, was man wissen mußte, um ein so mächtiges Schiff wie diese Galeone zu manövrieren. Anfangs hatte es so ausgesehen, als seien die Schwierigkeiten unüberwindbar. Nach und nach hatten Shawanos Männer aber begriffen, mit der verwirrenden Vielfalt des Tauwerks umzugehen.
Jetzt jedoch, nach dem Kurswechsel, gab es erneut Probleme. Die Spanier wollten sich mit der Stellung der Segel nicht zufriedengeben und schickten die Timucua immer wieder an jene Taue, die sie Brassen und Schoten nannten. Shawano sah, daß seine Männer aufzumucken begannen. Nach der stundenlangen ungewohnten Schinderei waren sie gereizt und müde.
Marcos selbst bediente jenes hölzerne Ding, das sie Kolderstock nannten und mit dem man bestimmen konnte, welchen Weg das Schiff nahm. Shawano hatte indes gelernt, daß für diesen Zweck nicht allein das Steuer maßgebend war. Immer war ein solches Schiff abhängig von der Windrichtung. Je nachdem, wie die Segelstellung war, neigte es sich mehr oder weniger bedrohlich zur einen oder anderen Seite. Der Häuptling hatte gesehen, wie sich seine Leute furchtsam festklammerten, und sie alle hatten begriffen, daß sie sich auf einem wahren Wunderwerk befanden.
Ja, die Errungenschaften des weißen Mannes entstammten einer fernen, unbekannten Welt. Shawano empfand Unbehagen bei dem Gedanken an all das, was sein Volk zu lernen hatte. Sein eigenes Leben war nicht mehr lang genug, das wußte er. Aber den jungen Timucua blieb genug Zeit, um sich das Rüstzeug für eine bessere Zukunft zu verschaffen.
Seit die spanische Galeone aus dem Nebel aufgetaucht war, hatte sich die Stimmung auf der „San Donato“ verschlechtert. Die wachsende Gefahr ließ die Männer unbeherrscht werden. Auf jedes Wort ihrer spanischen Lehrmeister reagierten die jungen Timucua bissig und angriffslustig. Immer lauter wurden die Worte, immer erregter die Gesten.
Shawano begriff nicht, was vor sich ging. Er sah nur, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis ein handfester Streit ausbrach. Woran sich die Gemüter erhitzten, vermochte er jedoch nicht festzustellen. Ihm fehlte die Kenntnis jener Dinge, die die Spanier den jungen Männern seines Stammes so mühevoll beigebracht hatten.
Mit besorgter Miene trat der Häuptling auf den Rudergänger zu. Marcos wandte nur kurz den Kopf, richtete dann den Blick wieder aufmerksam nach vorn.
„Sie werden eingreifen müssen, Shawano“, sagte Marcos, „meine Freunde verlieren die Kontrolle über Ihre jungen Hitzköpfe.“
„Aber warum?“ entgegnete der weißhaarige alte Mann stirnrunzelnd.
„Es gibt mehrere Probleme“, antwortete Marcos in der Sprache der Timucua, „Rafael und die anderen wollen sich darauf konzentrieren, das Schiff auf Kurs zu halten. Das ist jetzt nicht mehr so einfach, weil wir nicht mehr platt vor dem Wind liegen. Bei raumem Wind über Steuerbordbug zu segeln ist normalerweise auch keine Schwierigkeit – wenn man gute Decksleute hat. Außerdem frischt der Wind noch immer auf. Die Männer an Deck werden bald keine ruhige Minute mehr haben.“
Shawano schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ich begreife nicht, warum sie sich dagegen auflehnen. Jeder von uns muß einsehen, daß wir unsere Freunde auf der ‚Isabella‘ sowenig wie möglich behindern dürfen.“
„Richtig“, sagte Marcos und nickte, „aber anscheinend haben sich Ihre jungen Leute in den Kopf gesetzt, zu kämpfen. Und das wäre nun wirklich das Letzte, was wir uns leisten können.“
Wie zur Bestätigung seiner Worte schwollen die Stimmen auf der Kuhl unvermittelt zu erregtem Geschrei an. Heftig gestikulierend drang eine Gruppe von fast einem Dutzend junger Timucua auf die vier Spanier ein, die sich zum Steuerbordschanzkleid zurückzogen.
Shawano eilte an die Schmuckbalustrade des Achterkastells.
„Aufhören!“ rief er mit schneidender Stimme. „Seid ihr denn von Sinnen!“
Es wirkte. Die Timucua zuckten zurück, wandten sich um, und Verlegenheit war in ihren Mienen zu erkennen. Ein kurzes Gemurmel entstand, dann löste sich einer von ihnen aus der Gruppe und trat auf den Niedergang zum Achterkastell zu. Die anderen hatten ihn zum Wortführer ausersehen. Er blickte respektvoll zu Shawano auf.
„Sprich“, forderte der Häuptling.
„Wir glauben, daß die Spanier uns verraten wollen, Shawano. Sie wollen, daß wir keinen Widerstand leisten, damit wir ihren Verbündeten in die Hände fallen.“ Der junge Timucua deutete in die Richtung, in der er die spanische Galeone auf Verfolgerkurs wußte.
„Haben sie das zugegeben?“ sagte der Häuptling mit einem Blick auf Rafael und die drei anderen, die noch immer am Schanzkleid ausharrten.
„Nicht mit Worten. Aber ihre Taten sind mehr als ein Geständnis.“
„Was für Taten?“ Beginnendes Mißfallen klang aus Shawanos Stimme.
„Sie wollen uns nicht erlauben, die großen Feuerrohre zu laden und damit auf den Feind zu schießen.“
„Dann müssen sie euch einen Grund dafür genannt haben.“
„Alle Spanier reden mit gespaltener Zunge, Shawano. Solange sie keine Hoffnung sahen, taten sie, als seien sie unsere Freunde. Jetzt aber, da das spanische Schiff uns folgt, haben sich ihre Sinne gewandelt. Sie wollen uns daran hindern, die Feuerrohre zu laden, damit die Feinde uns leicht bezwingen können.“ Der Wortführer der Timucua-Männer hatte sich in Zorn geredet. Ruckartig streckte er den rechten Arm aus und zeigte anklagend auf die vier Spanier am Schanzkleid. „Was sie tun, tun sie nicht für uns, sondern gegen uns.“
„Shawano!“ rief Marcos, der von seinem Platz am Ruder jedes Wort mitgehört hatte. „Das ist ein furchtbares Mißverständnis. Ich bitte Sie, hören Sie Rafael oder einen der anderen an, damit er sich in unser aller Namen rechtfertigen kann.“
Der Häuptling nickte nur.
„Rafael!“ rief er energisch, und mit einer knappen Geste winkte er den Spanier herbei.
Die Timucua ließen ihn bereitwillig durch, denn gegen einen Befehl Shawanos mochte sich keiner von ihnen auflehnen. Auch der Wortführer wagte keinen Protest, er zog den Kopf zwischen die Schultern, als ducke er sich unter einem imaginären Hieb.
Mit einer knappen Verbeugung trat Rafael neben den Indianer am Niedergang. Dann blickte er respektvoll zu Shawano auf.
„Du hast gehört, was die Männer meines Stammes dir und deinen Landsleuten vorwerfen“, sagte der Häuptling, „ich will aus deinem Munde hören, ob diese Vorwürfe gerechtfertigt sind.“
Rafael nickte. Auch er beherrschte die Sprache der Timucua fließend.
„Meine Freunde und ich haben ehrliche Absichten“, sagte er mit fester Stimme, „wir fürchten uns vor einem Gefecht genauso wie die Leute Ihres Stammes, Shawano. Der Kapitän der Galeone, die uns verfolgt, ist Don José Isidoro. Er wird genauso wenig Rücksicht auf unser Leben nehmen, wie es Don Bruno Spadaro tat, der Kapitän der ‚Galicia‘. Wir können nur immer wieder versichern, daß wir mit unseren Landsleuten nichts mehr im Sinn haben. Natürlich wissen wir, daß es schwerfällt, uns zu glauben. Aber Sie sind ein weiser Mann, Shawano. Wenn ich mit gespaltener Zunge reden würde, dann müßten Sie es erkennen.“
Ein kaum merkliches Lächeln kerbte sich in die Gesichtszüge des weißhaarigen alten Mannes.
„Nun gut“, erwiderte er, „warum hindert ihr dann meine Männer daran, die großen Feuerrohre zu benutzen?“
„Ich verstehe“, sagte Rafael mit einem Nicken, „diese Heißsporne glauben, sie können alles schaffen. Dabei sind sie noch nicht einmal in der Lage, alle Segelkommandos richtig auszuführen. Wenn man aber ein Schiffsgeschütz bedienen will, muß man jeden Handgriff im Schlaf beherrschen. Außerdem muß jede Geschützmannschaft perfekt aufeinander eingespielt sein. Ist das nicht der Fall, kann der winzigste Fehler zur Katastrophe führen. Falsche Ladungen, falsch gesetzte Geschosse oder unvorsichtiges Hantieren mit der Lunte können dazu führen, daß so ein Bronzerohr explodiert und uns um die Ohren fliegt. Aber selbst wenn sie die Geschütze bedienen könnten, dann müßten die Männer in der Lage sein, das Schiff absolut sicher zu manövrieren. Das ist nämlich die Voraussetzung dafür, um überhaupt in Schußposition zu gelangen.“ Rafael hielt inne und holte Luft. Er wollte weiterreden, aber Shawano ließ ihn mit einer Handbewegung schweigen.
Der Häuptling wandte sich dem Wortführer der Timucua zu.
„Hast du das verstanden?“
„Ja, Shawano, jedes Wort.“
„Rafael sagt die Wahrheit. Warum glaubst du ihm nicht?“
Der junge Timucua atmete tief durch.
„Wir können mit den kleinen Feuerrohren umgehen. Dann werden wir es auch mit den großen schaffen.“
„Aber das ist es doch gerade!“ rief Rafael empört. „Zwischen einer Muskete und einer Culverine besteht ein himmelweiter Unterschied.“
„Genug“, sagte Shawano energisch, „ihr werdet jetzt aufhören, zu streiten. Rafael hat recht, keiner wird die großen Feuerrohre anfassen. Wichtig ist nur, daß wir dieses Schiff auf … wie nennt man das, Rafael?“
„Auf Kurs halten.“
Der Häuptling lächelte.
„Auch ein Mann meines Alters darf nicht aufhören, zu lernen. Also, es ist wichtig, daß wir das Schiff auf Kurs halten und die ‚Isabella‘ so wenig wie möglich behindern. Sonst werden wir gegen die Verfolger niemals bestehen können.“ Er sah den jungen Timucua eindringlich an. „Ich will, daß ihr das versteht und euch daran haltet. Daß mein Volk einmal ein Volk von Dummköpfen sein könnte, habe ich nie erwartet.“
Der Wortführer und auch die anderen, die alles mitgehört hatten, senkten den Kopf. Keiner von ihnen würde jemals wagen, sich gegen Shawanos Autorität aufzulehnen.
„Geht zurück an eure Arbeit“, sagte der weißhaarige alte Mann und wandte sich ab.
Marcos blickte ihm mit leuchtenden Augen entgegen.
„Ich danke Ihnen, Shawano. Das werden meine Freunde und ich nie vergessen.“
Shawano nickte nur, ging an Marcos vorbei und trat an die Heckbalustrade der „San Donato“. Er sah Philip Hasard Killigrew auf dem Achterdeck der „Isabella“, die Statur des großen, breitschultrigen Mannes aus dem fernen England war unverwechselbar.
Der Seewolf hielt ein Rohr aus Messing in seinen Händen. Shawano wußte, daß man damit entfernte Dinge sehr nahe sehen konnte. Der Seewolf hatte also beobachtet, was sich auf der „San Donato“ abgespielt hatte. Folglich wußte er jetzt, daß es keine weiteren Schwierigkeiten geben würde, daß Marcos und seine Freunde es mit ihren Absichten ernst meinten, dem Stamm der Timucua zu helfen.
Die fremde spanische Galeone hielt ihren Verfolgerkurs unbeirrt bei. Ihre Segel standen straff im Dämmerlicht des frühen Abends und zeichneten sich scharf umrissen vor der düsteren Wetterwand im Süden ab.
Der Wind zerrte heftiger an Shawanos Kleidung und fächerte sein langes weißes Haar.